La Paz, bolivianische Grossstadt und mit 3200 bis 4100 M.u.M. hoechster Regierungssitz der Welt. Obwohl ich einen schlechten Start in der La Paz hatte, gefaellt mir die Stadt. Die farbigen Maerkte, der ziemlich chaotische Strassenverkehr und die einmalige Lage im Canyon des Rio Chokeyapu. Die Stadt ist voller Leben. Ich mag La Paz. Am zweiten Tag mache ich mich auf die Suche nach einem neuen Kamera-Akku und einer Stirnlampe. Die letztere finde ich schnell in einem Campingshop, den ersteren suche ich laengere Zeit. Schliesslich finde ich im „Elektronikviertel“ Eloy Salmon einen, zwar kein Original, aber er funktioniert. Ich schaue mir die Plaza Murillo mit der Kathedrale und dem Regierungsgebaeude an und laufe am Parque Central vorbei, einer Gruenflaeche fuer Jogger und Ballspieler aller Art. Ansonsten warte ich hier nun auf meine Fahrradersatzteile, die Mitte des Monats ankommen sollten.
Am naechsten Tag stehe ich um 7 Uhr im Cafe, Cristian ist schon da. Ich wasche ein bisschen ab, um 8 Uhr macht Cristian den Laden wieder zu. Wir laufen zum Haus seines Bruders, die 3 Jungs, die da wohnten, fahren heute weiter. Dann fahren wir zu Luisas Haus. Ich arbeite eine Weile im Garten, dann gibt es Fruehstueck. Laura und Winty werden heute auch aufbrechen, Luisa wird sie zum Terminal fahren. Ich fahre mit Cristian wieder ins Zentrum, wir kaufen auf dem Markt fuer ein BBQ ein. Wir holen noch mein Gepaeck im Cafe, dann gehts wieder zu Luisas Haus. Unterdessen sind Monika und Florian angekommen. Es sind noch weitere Freunde von Cristian und Luisa da. Diese grillen das Fleisch und die Wuerste, wir schlemmen schon einmal Salat, Kartoffeln und Maiskolben. Sehr lecker.
Ich darf nun auch im Haus von Luisa und Cristian wohnen. Dafuer arbeite ich wie erwaehnt im Cafe Chuquiago, wann immer ich Zeit dafuer finde. Das Cafe ist auch Treffpunkt der Radler, man trifft dort immer wieder interessante Gesichter und es ergeben sich einige Plauderstunden. So mache ich auch die Bekanntschaft von Janine und Tom, zwei schweizer Radlern. Ebenfalls helfen wir Cristian, als es darum geht, die Ausstellung seines Vaters aufzuraeumen.
Cristians Vater war Kuenstler und seine Bilder und Skulpturen wurden gerade in einer Galerie in San Miguel, einem noblen Vieltel von La Paz ausgestellt. Die Ausstellung ist nun zu Ende und wir helfen Cristian, die Stuecke an die urspruenglichen Orte zurueckzutransportieren. Kurz vor 9 Uhr holt er uns im Haus ab, mit dabei Ian, der britisch-kanadische Radler, der am Tag zuvor eingetroffen war. Wir fahren aus der Stadt raus und in das Valle de la Luna hinein. Hier gibt es Steinformationen, die etwas an uebergrosse Termitenhuegel erinnern. Hier liegt Mallasa, wo sich das Atelier von Cristians Vater befindet. Ein schoener Flecken Erde, mit Blick auf die Felsen und in der Ferne La Paz. Doch Cristian muss nochmals in die Stadt, er hat den Schluessel des VW Busses vergessen. Ian fahert mit. Wir schauen uns derweil in Garten und Atelier um. Das dreistoeckige Haus ist erst 15 Jahre alt, sieht aber schon recht zerfallen aus. Drinnen haengen ueberall Bilder und stehen Skulptueren. Juan Conitzer muss eine sehr ideenreicher Mann gewesen sein. Das Rumlaufen auf den oberen 2 Stockwerken fuehlt sich recht unsicher an, die Holzlatten sind duenn und wackelig.
Cristian und Ian sind zurueck, inklusive Schluessel. Nun heisst es, den alten VW Bus zum Laufen zu bringen. Der parkt seit einem Jahr ungebraucht und gemuetlich vor sich hin. Cristian nimmt die Batterie aus seinem Jeep, mit der soll der VW belebt werden. Nach einigen Ueberbrueckungsversuchen laeuft der Motor, doch kaum sind die Kabel weg, verreckt er wieder. Mit Ians Hilfe gehts dann aber doch, der Motor laueft mit alter Batterie. Ian faehrt ihn auf die Strasse. Der Motor verreckt wieder, wir schieben. Wir schieben weiter, um eine Kurve rum, direkt auf eine befahrene Strasse zu. Der Motor springt nicht an. Natuerlich hat der Wagen auch kein Benzin mehr. Mit einem Taxi fahren Moni und ich zu einer Tankstelle. Mit vollem Benzinkanister kommen wir zurueck. Dann noch einmal tuechtig anschieben und der Bus laeuft. Wir fahren zur Galerie und tragen einige Sachen raus. Das Problem beginnt erst beim Einladen in den Bus. Nicht so einfach. Die Bilder auf dem Dach werden mit einem Band befestigt, dass eher an einen Geschenkbaendel erinnert. Ob das wohl haelt? Auf dem Weg zurueck zum Atelier muss ein Karton wieder befestigt werden, sonst geht alles gut. Ausladen, dann wieder zur Galerie. Diesmal laden wir Drahtskulpturen in Menschenform ein. Damit fahren wir zum Haus von Cristians Tante, einem sehr noblen Haus. Wir laden die Skulpturen aus und werden zum Mittagessen eingeladen. An der edlen Tafel gibts zuerst Suppe, dann einen Fleisch-Kartoffelgratin und zum Dessert selbstgemachtes Erdbeereis. Sehr fein. Wir verabschieden uns und fahren zurueck in die Stadt. Wir wollen nach neuen Rueckspiegeln suchen, doch finden nichts passendes.
Ganz touristisch haben wir fuer den naechsten Tag eine Radtour bei einem Anbieter gebucht. In die subtropischne Yungas nach Coroico. Auf der beruechtigten „Death Road“. Eine frueher sehr gefaehrliche, enge Strasse mit steilen Abhaengen. Heute geht der Hauptverkehr ueber die neue Asphaltstrasse, was die „Death Road“ etwas ruhiger macht. Die Tour ist nicht ganz 08/15, wir drei werden allein mit Guia unterwegs sein. Wir hatten ausgemacht, dass uns Eric, der Fahrer um 7.30 Uhr abholt. Mit mehr als einer Stunde Verspaetung fahert er schliesslich vor. Wir fahren hoch nach La Cumbre auf 4600 M.u.M., dem hoechsten Punkt und Ausgangspunkt. Dort hat es einen See und bis auf die grasenden Alpakas gleicht die kahle Landschaft ein bisschen dem Fluela-Pass. Dort laden Eric und Edwin, unser Guia, die Bikes vom Dach, danach basteln sie mehr als eine halbe Stunde an einem der Bikes rum. Wir laufen inzwischen zum Aussichtspunkt und warten. Dann ist das Bike repariert, angeblich. Doch die hydraulische Bremse funktioniert immer noch nicht, wie Moni spaeter feststellen muss. Wir fahren los. Normalerweise fahren diese Touren zuerst die Asphaltstrasse hinunter. Doch da wir „erfahrene“ Biker sind, duerfen wir auf die alte Schotterstrasse. Wir muessen ein paar richtige Downhill-Einlagen leisten, es geht ueber Steine, durch Baeche und steile Trampelpfade hinunter. Doch mit den vollgefederten Bikes macht dies ganz schoen Spass, man spuert die Erhebungen kaum. Etwas gewoehnugsbeduerftig ist einzig die tiefe Sitzpositiuon. Wir fahren ruter und runter, vorbei an kleinen Doerfchen. Einmal verfaehrt sich unser Guia noch. Das Tal ist steil und eng. Weiter vorne haengen Wolken an den stielen Bergflanken und es wird langsam gruener und waermer. Und plotzlich hat es Blumen. Ich habe schon lange keine mehr gesehen… Irgendwann stellt Moni fest, dass ihr Hinterrad platt ist. Ein weiterer Vorteil dieser Tour, sie muss den Platten nicht selbst flicken, dies uebernehmen Eric und Edwin. Wir essen derweil etwas und ich fotografiere die ueppige Blumenwelt hier. Als der Platten behoben ist, werden die Bikes auf Auto verladen. Es geht rauf auf die Asphaltstrasse, zurueck nach Unduavi, wir bezahlen die Nationalparkgebuehr, Eric und Edwin essen etwas. Dann weiter auf der Asphaltstrasse, bis zu einem Abzweig auf eine andere Schotterstrasse. Nach einer Weile haelt Eric, die Bikes werden runtergeladen.
Dies ist nun der Anfang der Death Road, der Todesstrasse. Bevor es die Asphaltstrasse gab, war dieser Weg die einzige Verbindung in den bolivianischen Amazonas-Regenwald, die Yungas. Und die Abhaenge sind tief, teilweise 300 bis 400 Meter. Da ist schon manch einer zu Tode gekommen, wovon die vielen Kreuze am Wegrand zeugen. Es ist neblig, was der Strasse nochmals eine gewisse Stimmung gibt. Der Nebel lichtet sich ein bisschen, wir erhaschen einen Blick in den Abgrund und die gegenueberliegende Strasse, die sich am Hang entlangschlaengelt, dann verhuellt der Nebel wieder alles. Wir fahren los. Die Strasse ist in recht gutem Zustand, besser als erwartet, der rechte Strassenrand bewachsen mit Farnen und anderem, dichten Gruen. Teilweise hat es hohe Wasserfaelle direkt uber der Strasse. Diese ist matschig und aufgeweicht. Es ist jetzt Trockenzeit, man stelle sich den Weg zur Regenzeit vor… Wir fahren weiter, teilweise mit spektakulaeren, teilweise mit mystisch, nebligen Aussichten. Und dann sehen wir einen Radler am Wegrand stehen. Steve, der Walliser, etwas langsamer unterwegs mit dem bepackten Tourenrad. Wir schwatzen eine Weile, er ist ebenfalls auf dem Weg nach Coroico. Vielleicht treffen wir ihn da wieder. Wir fahren weiter, schnell sind wir unterwegs. Immer noch runter und runter, bis wir die Asphaltstrasse erreichen. Wir sind nun auf ca. 1300 M.u.M. Es ist richtig warm hier. Ganze 3300 Hoehenmeter sind wir rutergefetzt und durch fast alle Klimazonen gefahren. Mit dem Jeep gehts wieder 500 Meter rauf nach Coroico. Doch dort oben ist es wieder kuehl. Eigentlich wollten wir ja in die Yungas, weil es dort schoen warm ist… Wir beziehen ein Zimmer in einem Hostel und dann suchen wir ein Restaurant. Moni und Flo wollen schon wieder in einer Pizzeria essen. Es hat eine, die Portionen sind klein, sauteuer und es zieht heftig. Auf dem Heimweg treffen wir nochmals auf Steve, noch ein laengerer Schwatz, dann gehts zureuck ins Hostal.
Am naechsten Tag spazieren wir etwas im Dorf herum, es ist angenehm warm. Spaeter laufen wir zu einem Aussichtspunkt hoch, da wird es sogar richtig heiss. Dann gehts wieder runter ins Dorf, nochmals etwas Sonne tanken auf der Plaza und dann bringt uns ein Minibus ueber die neue Asphaltstrasse wieder hoch nach La Paz.
Wir unternehmen von La Paz aus einen weiteren Bustrip nach Copacabana und Puno am Lago Titicaca. Wir stehen um 6.30 Uhr auf und machen uns bereit, als gerade Cristian die Treppe runter kommt. Er faehrt ins Zentrum und kann uns mitnehmen. Mit dem VW Bus. Dieser springt uebrigens mittlerweile ohne Schieben an. Wir wollen zum Cementerio, dort sollen Busse nach Copacabana abfahren. Wir passieren das Zentrum, dann gehts hoch, immer weiter hoch. Einmal ist die Strasse so steil, dass der Bus stekcenbleibt, der Motor verrrecht im Hang. Rueckwarts runter, da springt der Bus wieder an. Cristian faehrt ein bisschen rum, wir denken, er weiss nicht genau wo der Cementerio ist. So ist es. Er laesst uns irgendwann raus und wir laufen dahin. Nach ein paar mal fragen finden wir auch den Bushalt. Ich sehe einen Bus mit der Aufschrift „Copacabana“, da werden wir auch schon bestuermt. Der Bus fahert in 5 Minuten los. Im Gehen bekommen wir ein Ticket, kaum sitzen wir im Bus, faehrt dieser auch schon los. Das ging rassig. Der Bus faehrt weiter hoch. Nun bekomme auch ich die tolle Aussicht auf die Stadt zu sehen. Bei meiner ersten Einfahrt nach La Paz war der Vorhang zu. La Paz liegt in einem Talkessel, doch die Haeuser sind an die ganzen Haenge bis nach oben gebaut. Die Wohnlage weist eine deutliche Uebereinstimmung mit dem sozialen Status auf: je hoeher die Lage, desto aermer die Bewohner. Ganz oben auf dem Altiplano liegt die Stadt El Alto, die mit ca. 950’000 Einwohnern mittlerweile groesser als La Paz ist. El Alto zieht sich in die Laenge, dann tut sich die Ebene des Altiplano auf. Bald schon sehe ich auf der linken Seite zum ersten Mal den Lago Titicaca. Er verschwindet, um bald wieder zum Vorschein zu kommen. Die Strasse fuehrt zum See runter, wir erreichen San Pablo de Tiquina. Hier ueberquert der Bus den See per Faehre. Wir auch, jedoch in einer anderen, kleineren. Auf der anderen Seite, in San Pedro der Tiquina warten wir auf unseren Bus. Dann geht die Fahrt weiter. Es geht wieder den Berg hoch. Der Lago ist mal links, mal rechts, mal auf beiden Seiten zu sehen. An den Berghaengen sind aus Steinen erstellte Terrassen zu erkennen. Die Inkas muessen hier viel Ackerbau betrieben haben. Dann faehrt der Bus in Copacabana ein, wir suchen das von Ian empfohlene Hostal „Elenita“. Wir beziehen ein Zimmer mit toller Aussicht auf den See, dann gehen wir in die Stadt und schauen uns die wunderschoene Basilika an. Copacabana ist ein bedeutender Wallfahrtsort, in der Basilika befindet sich die Figur der „Dunklen Jungfrau“ oder der „Virgen Morena“. Sie wird als Schutzheilige des Lago Titicaca verehrt. Dann laufen wir auf den nahen Aussichtshuegel. Dort sitzen wir eine ganze Weile und geniessen Sonne und Aussicht.
Fuer den heutigen Tag haben wir eine Schiffahrt auf die Isla del Sol gebucht. Dort wollen wir eine Nacht verbringen. Um 8.30 Uhr legt das Boot im Hafen von Copacabana ab, nach 1,5 Stunden erreichen wir das Suedende der Insel, nach einer weiteren halben Stunden das Nordende. Wir laufen ein bisschen herum und bezahlen 10 Bolivianos fuer das kleine Museum, in dem einige Stuecke aus der Prae-Inkakultur gezeigt werden, und eine Inselfuehrung. Im Museum wartet bereits ein Guia. Wir schauen uns das Museum an, der Guia laueft bereits voraus. Er scheint es eilig zu haben. Mit einigen Fotostops koennen wir ihm kaum folgen. Wir laufen vorbei an Terrassenfeldern und Haeuschen. Wir holen den Guia doch noch auf und er gibt uns einige Informationen ueber den Lago Titicaca. Der Lago Titicaca ist das hoechstgelegene, schiffbare Gewaesser der Erde, an der tiefsten Stelle knapp 300 Meter tief und in der Trockenzeit kann der Wasserspiegel bis zu 20 Meter sinken. Dann lauen wir weiter. Zu einer Opferstelle der Inkas, mit Altartisch, Tempellabyrinth und heiligem Felsen. In einigen Tagen, am 21. Juni, der Sonnenwende, wird hier ein grosses Fest stattfinden. Der Neujahrsbeginn der Aymara, einem der indigenen Voelkern. Auf einem 8 km langen Wanderweg erreichen wir den Sueden der Insel. Vorbei an weiteren Terrassenfeldern, die auch heute noch landwirtschftlich genutzt werden. Links haben wir einen tollen Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Cordilliera Real. Am spaeten Nachmittag erreichen wir Yumani am Suedende. Hier gibt es viele Hotels und Hostels. Wir finden ein billiges ohne fliessend Wasser und mit grauenhaft schlechten Betten. Dann laufen wir ins Dorf hinunter, woher Blasmusik ertoent. Vor der Kirche tanzen Maener und Fauen. Es ist die Fiesta de San Antonio. Die Frauen tragen die edlen Trachten, die Maenner eher komische Kostueme.
Nach einer schlaflosen Nacht auf den Bettlatten tut mein Ruecken weh. Wir laufen zum Hafen runter und wollen ein Boot nach Copacabana nehmen. Die Tickets kosten 20 Bolivianos, das ist doppelt so teuer wie die Hinfahrt. Auf Monikas Frage wieso, meint der Herr ziemlicht betupft, dass in Copacabana Konkurrenz zwischen den Anbietern herrsche und hier eben nicht. Nun gut. Mit einiger Verspaetung legt das Boot ab und gegen Mittag erreichen wir Copacabana. Dort steigen wir in den Bus nach Puno. Fuer einmal ist dieser voll mit Gringos. Der Grenzuebertritt nach Peru verlaeuft ohne Probleme. Die Landschaft aendert sich die ganze Fahrt ueber nicht: Felder, Vieh, an den Haengen Terrassenfelser und der See. Das ganze Ufer ist dicht besiedelt. Im Bus bekommen wir von Giovanni ein Hostal angeboten. Wir sagen zu, dann muessen wir nicht mehr suchen. Gegen 16.30 Uhr kommen wir in Puno an. Wir fahren mit Giovanni zum Hostal, dann sehen wir uns die Stadt an. Puno ist nicht sehr aufregend, nur die Bilder- und Kleiderverkaeufer sind um einiges penetranter als in Bolivien. Fuer den naechsten Tag buchen wir bei Giovanni einen Trip zu den Islas Flotantes, den schwimmenden Inseln.
Mit etwas Verspaetung wird das Fruehstuck im Zimmer serviert. Dann werden wir von einem Minibus abgeholt, fahren zum Hafen und besteigen ein Boot. Dort werden wir mit Live-Panfloetenmusik unterhalten, was natuerlich berappt werden soll. Das Boot legt ab, wir sind nur zu fuenft. Wir fahren zu den schwimmenden Inseln der Uros. Auf 50 Inseln leben ca. 2000 Menschen. Diese leben vom Fischfang, jagen Voegel und sammeln Eier. Allerdings haben sie den Tourismus als groesste Einnahmequelle entdeckt. Wir legen an der Insel Manco Capac an, die Bewohnrer warten schon. Die Inseln entstehen nicht natuerlich, sondern werden gebaut. Wir bekommen eine Express-Vorfuerhrung im Inselbau aus dem Tortora-Schilf. Dieses dient nicht nur dem Inselbau, sondern kann auch gegessen werden. Wir duerfen einen Blick ein ein Schilfhaus werfen, dort schlafen 4 Personen in einem Bett, dann werden wir fast zum Souvenirkauf gezwungen. Mit einem Schilfboot, kostet natuerlich extra, fahren wir zur Hauptinsel. Zwei Maenner rudern, ein kleines Uros-Maedchen sorgt fuer Unterhaltung. Auf der Hauptinsel gibt es eine Post, ein Hotel und Restaurants. Dann gehts zurueck nach Puno, wo wir einen Bus nach La Paz nehmen. Wir fahren in die Nacht hinein. Nach 6 Stunden Fahrt erreichen wir El Alto. Auch bei Nacht ist die Abfahrt von El Alto nach La Paz faszinierend. Mit einem Minibus fahren wir „nach Hause“, Janine und Tom sind immer noch da, zudem erwartet uns eine schlechte Nachricht. Ian wurde auf dem Weg nach Coroico von einem Auto angefahren und liegt verletzt im Spital. Es wurde von einer Blutung im Gehirn gesprochen, was alle beunruhigte.
Am nachsten Tag besuchen wir Ian im Spital. Die Wunden an seinem Kopf wurden gerade genaeht, er sieht nicht gerade gut aus, ist aber bei klarem Verstand. Er fuhr auf der neuen Asphaltstrasse Richtung Unduavi, als er wegen Hunden abbremste. Ein nachfolgendes Auto, dessen Fahrer ihn nicht bemerkte, rammte ihn von hinten und er wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert. Viele Meter von seinem Bike entfernt bleibt er auf dem Boden liegen. Seinen Aussagen zufolge war er aber immer bei Bewusstsein und hatte zum Glueck Cristians Nummer im Natel gespreichert. So konnte er ihn informieren. Der Unfallfahrer war so anstaendig und fuhr ihn ins Spital und ein Zeuge brachte sein Fahrrad und Gepack in die Stadt. Ein MRI wurde auch gemacht, und die Aerzte meinen, dass das Blutgerinsel im Gehirn so klein sei, dass es ungefaherlich ist. Um 13 Uhr darf es das Spital verlassen. Es erscheinen noch 2 andere Besucher, der Mann, der Ian angefahren hatte und sein Sohn. Der alte Senor sieht ziemlich niedergeschlagen aus und ist bereit, die ganzen Spitalkosten zu bezahlen. Kurz vor 13 Uhr treffen auch Luisa und Cristian im Spital ein. Doch um 13 Uhr ist das Buero geschlossen, wir muessen bis um 14 Uhr warten. Luisa und Cristian holen mittlerweile Ians Fahrrad ab. Um 14 Uhr ist die Caja noch nicht geoeffnet, die oeffnet erst um 14.30 Uhr. Dann heisst es, Ian darf erst raus, wenn die Spitalrechnung bezahlt ist. Luisa und Cristian verhandeln mit dem Unfallverursacher. So einfach scheint das mit der Bezahlung doch nicht zu sein. Um 15.30 Uhr verlassen wir drei das Spital – es koennte noch laenger dauern – da wir noch einige Besorgungen machen muessen. Wir treffen uns wieder im Cafe, wo Cristian vorschlaegt, heute gemeinsam zu essen. Wir kochen Spaghetti und schlussendlich sitzen 11 Leute an der grossen Tafel, inklusive Ian.
Am naechsten morgen kaufe ich nochmals einige Souvenirs und Geschenke. Bolivien ist eindeutig billiger als Peru. Ich gehe zur Post, um das Ganze nach Hause zu schicken. Die Sachen werden in einen Sack verpackt, zugenaeht und gewogen. Suendhaf teuer, dieses Paket. Wieder einmal. Dann gehe ich ins Cafe, dort helfe ich ein bisschen, als Crisitan anruft, dass er mein Paket mit den Ersatzteilen hat. Cool. Er bestellt gleich noch Gustavo, den Mechaniker vom Gravity-Bikeshop ins Cafe. Dann kommt Cristian, ich schaue ins Paket. Alles da, und so neu. Doch Gustavo stellt bald fest, dass die neuen Paedalarme 5 mm zu kurz sind. Soviel zu perfekten Ersatzteilen aus der Schweiz. Ich werde wohl in Zukunft etwas kuerzer treten muessen… Mittlerweile ist es spaet und Gustavo muss zurueck in die Werkstatt. Er will am nachsten Tag um 15 Uhr nochmals vorbeikommen und die Teile einbauen.
Da mein Fahrrad bald wieder fahrtuechtig ist, kann die Busreise nach Cuzco in Angriff genommen werden. Da Flo am 23. Juni nach Hause fliegt, muessen wir per Bus reisen, da die Zeit sonst nicht mehr reicht. Ich wuerde eigentlich gerne noch laenger in La Paz bleiben, doch ich folge wieder einmal dem Gruppenzwang. Warum eigentlich? Der Bus wird am naechsten Tag fruehmorgens fahren. Wir schaffen daher alles Gepaeck ins Cafe, Moni und Flo fahren ihre Bikes hoch. Meins steht ja schon seit einer Weile da… Ich helfe nochmals im Cafe, kurz nach 15 Uhr trifft Gustavo ein, baut die neuen Teile ein und gegen Abend kommt noch Pedro, ein tschechischer Radler ins Cafe. Er ist auch schon eine Weile in La Paz, wir haben ihn einfach noch nie angetroffen. Wir beschliessen, nochmals fuer alle zu kochen. Ich gehe auf den Markt einkaufen, dann warten wir, bis die letzten Gaeste gehen, fahren nach Hause, kochen und essen in der grossen Runde. Ein netter, letzter Abend in La Paz. Beim Essen erfahre ich noch von Cristian, das Tyson, den ich und Fazl in Cochrane getroffen hatten, am naechten Tag in La Paz eintrifft. Schade. Dies ware noch ein Grund gewesen, laenger zu bleiben…
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