Um 7.30 Uhr treffen wir Victor auf der Plaza. Mit einem Taxi fahren wir zu einer Collectivo-Haltestelle. Zwei Indigena-Frauen gesellen sich dazu, sie wollen in die gleiche Richtung. Dann kommt ein Sammeltaxi, wir steigen ein. Der Fahrer will die Frauen zuerst nicht mitnehmen, aber nach Interventionen unsererseits duerfen sie dann doch mit. Eine mit uns auf die Rueckbank, die andere eingequetscht zwischen unsere Rucksaecke und ihr eigenes Gepaeck im Kofferraum. Wir fahren eine Schotterstrasse hoch, durch diverse Doerfer. Dann ist Endstation. Wir schnallen die Rucksaecke an. Victor schleppt ein Riesending, mit dem Essen fuer alle fuer 5 Tage und seinem eigenen Zeug. Wir koennen seinen Rucksack kaum heben. Aber er ist ja schliesslich Super-Sherpa.
Aber wir hatten auch den Super-Sherpa Deal gebucht. Wir hatten die Moeglichkeit, alles Material auf uns drei aufzuteilen. Das waere mir und Moni zu schwer gewesen. Dann haetten wir fuer 25 USD pro Tag einen Traeger anstellen koennen (Esel koennen diese Rute nicht laufen). Doch dann muss Futter fuer 4 Leute und ein zusaetzliches Zelt mit, also alles noch schwerer. Die Loesung war dann die, dass Victor die 25 USD bekommt und dafuer Lastesel ist. Und der Kerl traegt dieses Ding Tag fuer Tag frischfroehlich stundenlang durch die Gegend, ob steil rauf oder runter oder geradeaus.
Dann marschieren wir los. Auf einem schmalen Weg laufen wir eine ganze Weile hoch, es ist heiss. Dann erreichen wir die Rangerstation, wo wir je 65 Soles Parkgebuehr bezahlen. Das Ticket ist 1 Monat gueltig. Dann gehts in den Park, nun blaest uns ein kuehler Wind entgegen. Aber was ist Gegenwind schon beim Gehen… Wir laufen einem Bach entlang in die Quebrada Quilcayhuanca. Hat ein Tal einen Flusslauf nennt man es hier Quebrada, hat es kein Wasser ist es ein Valle. Victor erklaert uns Vogel- und Blumennamen, gibt uns viel Informationen zu Land und Leuten und wir sehen Kondore und einen Adler. Um 12 Uhr machen wir Mittagspause, nach dem Essen duerfen wir sogar eine kleine Siesta halten. Danach gehts weiter ins Tal hinein. Der Wind ist kuehl. Mit einigen Pausen erreichen wir den Platz fuers Nachtlager. Wir stellen das Zelt auf, Victor packt die Kueche aus. Zuerst gibts eine heisse Schockolade mit Popcorn. Es ist toll, wenn man einfach hinsitzen kann und Essen und ein heisses Getraenk serviert bekommt. Zum Abendessen gibts Suppe, Spaghetti al Pesto, danach einen Tee. Was fuer ein Luxus. So ein Koch ist einfach toll. Nicht einmal abwaschen muessen wir. So gehoert sich das auch fuer Princesas. Danach testen wir, ob das Zelt wirklich fuer 3 Personen geeignet ist.

Schon immer habe ich auf dieser Reise von Panqueques zum Fruehstueck getraeumt. Und heute gibt es sie. Zwei Stueck zaubert Victor jeder von uns auf den Teller. Serviert ins warme Innenzelt. Und die Panqueques sind der Hammer. Die Sonne trifft das Tal, wir trocknen das Zelt noch eine Weile. Dann heisst es wieder Rucksack aufschnallen. Wir laufen eine Weile hoch, in den Schatten hinein. Die Quebrada Cayesh ist wolkenverhangen. Nach 400 Hoehenmetern und 1,5 Stunden Marschzeit haben wir den naechsten Campplatz erreicht. Wir stellen das Zelt auf, verstauen alles, dann geht es ohne Gepaeck weiter. Ueber einen Bach, dann 400 Meter steil nach oben, auf Kuhpfaden, durch Pflanzen und Steinschlaege. Ich merke langsam die Hoehe, das Rauflaufen wird anstrengend, ich komme richtig ins Schnaufen. Oben haben wir einen tolen Ausblick auf die Gletscher des Nevados Cayesh und die Laguna. Leider ziehen immer mehr Wolken auf, es wird kalt. Wir essen zu Mittg und hoffen auf Sonnenschien. Doch die Wolkendecke wird immer dichter und grauer. Es blaest ein kalter Wind. Wir steigen wieder runter. Als wir beim Zelt ankommen, verziehen sich die Wolken ploetzlich wieder. War ja klar. Victor kocht uns eine Suppe, danach liege ich ins Gras. Und schon wieder kommen die Wolken. Es wird kalt. Wir verziehen uns ins Zelt. Dann beginnt es zu regnen. Ich und Moni kriechen in die warmen Schlafsaecke, Victor beginnt zu kochen. Schoen fuer uns. Vor allem wenn das Nachtessen dann so quasi direkt in den Schlafsack serviert wird.

Zum Fruehstueck bekommen wir wieder Panqueques. Ich koennte mich echt daran gewohenen. Dann laufen wir los, wieder runter zum Camp der ersten Nacht, danach gehts weiter hoch in die Quebrada Quilcayhuanca. Nun ist es wieder warm. Wir steigen eine Weile hoch, dann stellen wir die Rucksaecke in einer Stall-Ruine ab. Ohne diese laufen wir zur Laguna Tullpachocha. Tuerkisfarbenes Wasser und dahinter der Nevado Tullparaju. Wir sitzen eine Weile da und besteunen die Natur. Es weht ein kuehler Wind. Danach laufen wir, gefolgt von zwei neugierigen Eseln, zurueck zu unseren Rucksaecken. Dort essen wir zu Mittag. Danach gehts auf die andere Bergseite, dort laufen wir im Zick-Zack hoch. Nun mit bester Aussicht auf den Nevado Andavite. Nach einer Weile Hochlaufen erreichen wir das nachste Camp. Dort stellen wir die Rucksaecke ab und laufen zur Laguan Cuchillachocha. Chocha heisst uebrigens auf Quechua Lagune, daher haben alle Lagunen die Endung „chocha“. Dann wieder zurueck. Es ist kurz nach 15 Uhr. Wir beschliessen, noch weiter hoch zu laufen. Das ist ein weiterer Vorteil von diesem Trek, wir duerfen entscheiden, was wir machen wollen, wir sind die Jefas. Nun geht es steil nach oben. Auf schmalen Kuhpfaden, ueber Stock und Stein. Das Atmen wird wieder anstrengender. Doch schliesslich erreichen wir einen kleinen See. Hier oben auf 5000 M.ue.M. ist unser Campplatz. Ich und Moni stellen das Zelt auf, Victor kocht heisse Schockolade und Popcorn. Dann gibts Nachtessen. Wir essen draussen, mit atemberaubendem Blick auf den Nevado Chinchey  in der Abendsonne. Besser als jedes Kino. Es ist auch nicht so kalt und kein Wind weht. Doch als die Sonne weg ist, wird es kalt. Zeit fuer den warmen Schlafsack.

Um kurz vor Mitternacht wache ich auf. Es rieselt aufs Dach des Zeltes. Ich gehe raus und stehe im dichten Nebel. Ich sehe keine 2 Meter weit. Wir befinden uns wohl inmitten der Wolkendecke. Ich krieche wieder ins Zelt. Keine 5 Minuten spaeter beginnt es heftig zu regenen oder nass zu schneien. Als wir am Morgen aufstehen, liegt Schnee. Und immer noch befinden wir uns in der Wolkendecke. Es gibt wieder Panqueques, dann brechen wir unser nasses Lager ab. Wir laufen wieder hoch, nun ueber grosse, lose Steine. Auf 5250 M.ue.M erreichen wir den Paso Huapi. Eigentlich haette man von hier beste Aussicht auf die umliegenden Nevados, doch heute verstecken sich alle Gipfel in den Wolken. Wir warten, in der Hoffnung, dass sich diese verziehen. Manchmal drueckt sogar die Sonne durch. Aber dann wird der Himmel wieder grau, es beginnt zu schneien. Wir steigen ab. Wird wohl nichts mehr mit der Aussicht. Zuerst steigen wir wieder ueber lose Steine, dann gehts steil runter auf Erd- und Graswegen. 1200 Hoehenmeter einfach steil hinunter. Wir erreichen das Tal, die Quebrada Cojup, es schneit immer noch. An einer geschuetzten Stelle gibts Mittagessen, dann gehts im Regen weiter. Nach einer Stunde schnellem Marsch erreichen wir den naechsten Campplatz. Wieder verfolgt von 5 aeusserst neugierigen Eseln. Nahe der Lagune stellen wir das nasse Zelt auf. Im Zelt warten wir auf bessere Zeiten. Als der Regen kurz aufhoert, geht Victor raus um zu kochen. Er kann gerade alles fertig zubereiten, als der Regen wieder einsetzt. Da man sonst nicht viel machen kann, ausser vielleicht die nun anwesenden Kuehe verjagen, liegen wir heute schon um 19 Uhr in den Schlafsaecken.

Nachts versucht noch eine Kuh oder ein sonstiges Tier einen Plastiksack aus dem Zelt zu klauen. Am morgen bemerke ich, dass ein Hering rausgerupft ist. War wohl doch eine Kuh. Zum letzten Mal bekommen wir Panqueques ins Innenzelt serviert. Die muessen wir so richtig geniessen. Dann packen wir zusammen und marschieren los. Moni und ich spueren beide das Runterlaufen vom Vortag in den Oberschenkeln. Wir ueberqueren den Fluss, dann folgen wir diesem die meiste Zeit bergabwaerts. Bald erreichen wir eine Strasse. Dann erste Anzeichen von Zivilisation. Ein Auto, dann Haueser und Menschen. Und wieder erreichen wir eine Strasse, ein Bus faehrt gerade vorbei. Wir steigen ein und kurze Zeit spaeter sind wir zurueck in Huaraz. Was fuer ein Kulturschock zu den letzten Tagen in ruhiger, menschenleerer Natur. Wahnsinn. Ploetzlich wieder Menschenmengen, Laerm und Verkehr. Ich sage zum Spass zu Moni, dass wir ja nun noch den Trek auf der anderen Bergseite machen koennten… Im Hostal essen wir etwas, dann gehts unter die Dusche. Um 17 Uhr treffen wir uns wieder mit Victor. Und aus Spass wird ernst. Wir erkunden uns nach weiteren Trekkingmoeglichkeiten. Die Rueckseite der Cordilliera Blanca Sur oder der Alpamayo und dann waere da noch der 12-taegige Huayhuash-Trek. Das ist uns eigentlich zu lange. Weitere 5 Tage waeren fuer uns ok. Aber Victor macht seine Arbeit gut, wir sind schon fast von Hauyhuash ueberzeugt. Morgen wollen wir ihm definitiv Bescheid geben…

Und das Morgen kommt, wir treffen uns mit Victor und wir wollen Huayhuash. Wir sind schliesslich hier und jetzt in der Cordilliera Blanca, wer weisss, ob wir jeh wieder herkommen werden. Und zudem haben wir alle Zeit der Welt. Jetzt muss nur noch das Wetter besser werden, denn im Moment ist es bewoelkt und regnerisch. Und diesmal wird uns eine weitere Schweizer Princesa begleiten, Melanie aus der Welschschweiz.

Ansonsten muss ich sagen, dass es ein gute Entscheidung war, mit Victor Super-Sherpa zu trekken. Er erfuellt seinen Princesas alle moeglichen Wuensche, ist ein fantastischer Koch, Guide, Lastesel und Unterhalter. Und wir waren nur zu zweit mit ihm unterwegs. Er haette auch nach weiteren Personen suchen koennen (mehr Kohle fuer ihn), aber aus Erfahrung mischt er die Voelker nicht gerne durcheinander. So genossen wir 5 Tage lang volle Aufmerksamkeit. Wir koennen unseren Super-Sherpa nur weiterempfehlen (Kontakt folgt noch).