Und somit sind wir nun bereit fuer unseren letzten Trek, den Santa Cruz. Und diesmal ist es definitiv der letzte. Ich schwoere es. Am Abend zuvor zeigt sich der Huascaran in wunderschoener Abendsonne. Von unserer Dachterrasse haben wir einen tollen Blick auf ihn und die anderen Berge. Hoffentlich ist dies ein gutes Vorzeichen, denn der Wetterbericht hat fuer die naechsten 7 Tage Regen puro gemeldet.

 

Ausblick von unserer Dachterrasse auf den abendlichen Huascaran

 

Am naechsten Morgen holt uns Victor um 4.45 Uhr ab. Fuer einmal sind wir vor ihm da, um 4.40 Uhr und somit etwa 1 Minute vor ihm. Dann wie beim Alpamayo Trek gehabt, zur Strasse laufen, Taxi zum Busstop nehmen, Rucksaecke einladen, nach Caraz fahren, dort im Cafe warten, dann mit dem Auto weiter, nun aber nach Cashapampa. Dort raeumen wir die letzten Sachen um, als Moni feststellt, dass ihr Ruecksack nass ist. Der Verursacher: eine unbekannte Anzahl kaputter Eier. Und diese waren leider nicht in einen Plastiksack verpackt. Schoene Sauerei. Der Eiertransport ging nun zweimal gut, beim letzten Mal nun hat wohl einer der Buschauffeure etwas zu hart zugegfiffen. Aber so schlimm ist’s auch nicht, die betroffenene Sachen koennen abgewaschen werden. Dann geht der Marsch los. Bei wolkenlosem Himmel. Es ist heiss und die ersten Zancudos schwirren um uns herum. Natuerlich haben wir diesmal kein Antimoskito mit, aber zum Glueck gibts den Sherpa. Der hat alles. Nun geht es fuer ca. 1,5 Stunden steil bergauf, der Schweiss, angenehm vermischt mit Sonnencreme und Antimoskito, rinnt mir in Stroemen runter. Danach wirs flacher und es kommt ein kuehlerer Wind auf. Die Quebrada Santa Cruz mit dem gleichnamigen Rio ist wunderschoen und landschaftlich ganz anders. Ueberall stehen baumgrosse Kakteen und Bromelien zieren Baueme und Felsen.

 

Quebrada Santa Cruz mit gleichnamigem Rio, im Hintergrund der Nevado Taulliraju

 

 

Farbtupfer

 

Gegen Mittag erreichen wir das erste Camp, dort essen wir zu Mittag, dann laufen wir noch weiter bis zur kleinen Laguna Ichiqcocha (ichiq heisst klein auf Quechua). Dort stellen wir unser Lager gleich am Wasser auf, und nicht auf dem weiter oben gelegenen, offiziellen Campplatz. Natuerlich mit Blick auf den Nevado Taulliraju. Das Wasser der Laguna ist nicht allzu kalt, man kann sich fuer einmal so richtig den Staub abwaschen.

In der Nacht hatte es mal kurz geregnet. Doch am Morgen ist der Himmel wieder blau. Wir laufen weiter in die Quebrada Santa Cruz hinein, vorbei an der grossen Laguna, der Laguna Jatuncocha. Das hat schon fast was von „um-den-Davosersee-laufen“. Es geht etwas rauf, dann ueber eine grosse Ebene. Dann in Zickzack steil nach oben. Nun sehen wir ihn wieder, den Alpamayo, diesmal von der Westseite. Wolkenfrei. Wie nett. Zudem sehen wir seine 2 Nachbarn Nevado Quitaraju und Jancarurish.

 

Alpamayo von der Westseite

 

Auf der anderen Seite ragen ebenfalls diverse Nevados in die Hoehe. Wir laufen an einer toten, rottenden und stinkenden Kuh vorbei, dann machen wir Mittagspause. Wohl bemerkt ausserhalb des doch groesseren Geruchsfeldes. Dann verstecken wir unsere Rucksaecke und leicht gehts weiter nach oben zum Basecamp der Alpamayo Westseite, dann weiter hoch zur Laguna Arhuaycocha. Die leuchtet wieder in schoenstem Tuerkis. Wir bleiben eine Weile da oben und sehen uns Wasser und Berge an.

 

Victor Sherpa an der Laguna Arhuaycocha mit eisiger Trophaee

 

Dann wirds kalt und wir steigen wieder runter. Wir laufen wieder ueber die Ebene, wo wir schon beim Rauflaufen eine Abkuerzung durch den Sumpf genommen hatten. Diese nehmen wir wieder. Und trotz Victors Warnung: „Solamante Plantas“, landet Moni kniend im Sumpf. Mit entsprechend dreckiger Hose gehts weiter, wir laden die Rucksaecke wieder auf und laufen zum Camp Taullipampa auf 4205 M.ue.M. Heute haben wir den ganzen Tag ziemlich viele Leute gesehen, das Camp ist gut besetzt. Doch ganz oben hinter einem Steinhuegel finden wir unseren Platz, nun mit Blick auf Taulliraju aus naechster Naehe.

 

Camp Taullipampa

 

 

Letzte Sonnenstrahlen auf dem Taulliraju

 

Nach einem kuehlen Morgen marschieren wir gegen 8 Uhr los. Es geht rauf, linkerhand sehen wir bald die Laguna Taullicocha, natuerlich mit dem Nevado Taulliraju im Hintergrund. Einige Hoehenmeter spaeter erreichen wir den Paso Punta Union auf 4705 M.ue.M. Dort oben gibts eine grosse Eseltauschaktion von 2 Trekkinggruppen. Beide Gruppen machen 4 Tage Trekking, hier oben ist die Mitte. Die Esel werden getauscht, so koennen sie direkt wieder zum Heimatstall laufen. So spart man 2 Eseltage. Zudem geniessen wir eine Weile die Aussicht auf beide Seiten, bevor wir zum Abstieg uebergehen.

 

Wartender Esel direkt vor meiner Nase

 

Wir laufen runter zur dunklen Laguna Morococha. Dort schlaegt Victor vor, dass wir einen anderen Weg als all die anderen Leute gehen. Klar, warum nicht. Wir laufen der Lagune entlang, als wir ploetzlich vor einem recht tiefen, senkrechten Abhang stehen. Nach 2 Kletterpartien, wohl bemerkt mit grossem Rucksack, und dem Raufkraxeln auf der anderen Seite steigen wir weiter hoch. Wir erreichen die Laguna Tocllacocha, wo wir Mittagspause machen. Ich gehe zur Laguna, um meine Wasserflasche aufzufuellen. Der Stein faellt schraeg ins Wasser ab und ist von Moos bewachsen. Dieses ist glitschig wie Seife, was ich zu spaet feststelle. So rutsche ich langsam ins Wasser, bis meine Schuhe zu dreiviertel untergetaucht sind. Irgendwie schaffe ich es noch, rauszuspringen, bevor ich ganz in der Lagune stehe. Nun sind meine Schuhe total nass, es flutscht schoen beim Gehen. Irgendwie scheinen Moni und ich im Moment ein komisches  Flair fuer Sumpf und Wasser zu haben… Aber in meinem Fall gibts nun zum Glueck Sealskinz-Socken, die sind wasserdicht und halten wenigstens meine Fuesse trocken. Dann laufen wir weiter um die Laguna, schon jetzt durch hohes, pieksiges Gras, genannt Ichu. Wir erreichen den hoechsten Punkt, dann gehts runter. Es ist ziemlich steil. Wir erreichen ein paar Steine, von wo aus wir ins Tal sehen koennen. Das gibt eine lange, steile Bajada. Und voll von Ichu. Durch dieses laufen wir nun wieder. Nun ist es hoch, dicht und die Spitzen sind nadelscharf. Zudem ist es rutschig. Mehrere Male lande ich auf dem Hintern. Doch beruhigernderweise nicht nur ich, sondern alle, sogar der Sherpa.

 

Nadelscharfer Abstieg

 

Oft sieht man den Weg darunter nicht und meine nassen Schuhe faerben sich langsam schwarz mit dem dunklen Staub des Weges. So steigen wir weiter runter, nun schraeg dem Hang entlang. Zum Glueck kann man sich an dem Gras festhalten, denn ein falscher Tritt und man rutscht einfach den Hang runter. Man muss einfach aufpassen, dass einem Ichu nicht die Haende versticht. Ziemlich anstrengend. Und des schlechten Weges wegen stundenlang. Mein kaputtes Knie findet nicht so vie Freude an dem Ganzen. Doch gegen 15.30 Uhr, nach 6 Stunden laufen und ca. 1000 gerade abgestiegenen Hoehenmetern erreichen wir schlussendlich das Camp Paria auf 3778 M.ue.M. Hier koennten wir noch 1 Stunde weiterlaufen, doch nun beginnt es zu regenen. Wir stellen so schnell wie moeglich das Zelt auf, welches natuerlich immer noch nass ist. Innen nass, aussen nass, Schuhe nass, wie schoen. Aber dann gibts heisse Schockolade und Popcorn im Zelt, doch auch immer wieder schoen. Natuerlich serviert von unserem wetterfesten Sherpa.

In der Nacht war der Himmel sternenklar, am Morgen ist es schon wieder bewoelkt. Wir laufen raus aus der Quebrada Huaripampa. Nun durch Quenualwald. Der ist moosbewachsen und die rote, papierig abblaeternde Rinde gibt ihm fast etwas Mystisches.

 

Quenualwald

 

Wir erreichen den Kontrollposten des Nationalparkes. Unsere Tickets sind schon lange abgelaufen und Moni hat ihres ueberhaupt nicht dabei. Aber Victor luegt dem Jungen da ungeniert vor, dass wir erst vor kurzem ein Trekking gemacht haetten, wo wir das Ticket gekauft haben und dass Moni ihres verloren haette. Der Typ schaut sich zum Glueck das Datum auf der Rueckseite nicht an und Moni bekommt ein offizielles, gestempeltes Papier, dass sie ihr Ticket verloren hat. Wir muessen dies beim Parkausgang nochmals vorweisen. Nach einer Weile erreichen wir das Dorf Colcabamba auf 3300 M.ue.M., danach gehts steil rauf zur Vaqueria auf 3700 m. Dort wurden frueher die Kuehe der Umgebung gemolken, daher der Name. Heute kauft Victor dort Eier, Ersatz fuer die kaputtgegangenen vom esten Tag. Zudem 1,5 Liter Coca-Cola. Sein Benzin. Dann laufen wir eine Weile weiter der Strasse entlang, diese kreuzen wir aber immer wieder auf steilen Wanderpfaden. Es geht steil hoch. Und es ist wieder bewoelkt. Spaeter beginnt es zu regenen, doch zum Glueck nicht stark. Gegen 16 Uhr erreichen wir das Camp Morococha auf 4600 m. Dort gibt es tatsaechlich noch ein paar Strahlen der Sonne, bevor diese gleich hinter den Bergen verschwindet. Dann fallen wieder ein paar Tropfen.

 

Camp Morococha

 

Es regnet fast die ganze Nacht ueber. Auch auf dem mitternaechtlichen Klogang sehe ich keine Sterne, wie sonst meistens, es ist alles wolkenverhangen. Am Morgen sitzen wir im Nebel. Doch langsam draengt die Sonne durch und der Himmel wird immer blauer. So ist’s recht. Denn heute ist der grosse Tag dieses Treks. Heute wollen wir die Monster Perus aus der Naehe sehen. Und zwar bitte ohne Wolken.

 

Sube no mas

 

Wir steigen noch 15o Meter steil nach oben zum Paso Portachuelo auf 4767 M.ue.M., dann durch eine Felsoeffnung auf die andere Seite. Der Huascaran, mit 6768 m der hoechste Berg Perus und der vierthoechste Suedamerikas, zeigt sich noch wolkenverhangen, doch immer wieder zeigen sich seine Spitzen. Neben ihm thront der Chopicalqui, 6354 m, und auch alle anderen Riesen sind sichtbar. Was fuer ein Panorama.

 

Chopicalqui, 6354 m, und Huascaran 6768 m und 6655 m

 

 

Andenpanorama mit 44 Kurven

 

 

Huascaran und Lagunas Orconcocha und Llanganuco

 

In der Quebrada Llanganuco unten leuchten die Lagunas Orconcocha und Llanganuco in tuerkis und blau. Und wieder sehen wir die Strasse, die mit 44 Kurven ins Tal fuehrt. Auch sehr spektakulaer, wir kennen sie ja auch schon von Bus her. Waere vielleicht doch noch was fuers Bike… Nun ist der Himmel blau, mit einigen einsamen Wolken. Was fuer ein Wetterglueck. Die Cordilliera Blanca mag uns doch. Wir laufen einige Kurven der Strasse entlang runter, dann biegen wir rechts ab und laufen dem Hang entlang in die Quebrada Demanda hinein. Immer mit wunderbarer Sicht auf die Nevados.

 

Chacraraju, 6112 m

 

 

Camp Chacraraju mit Blick auf den Huascaran

 

An einer kleinen Lagune kehren wir, nun geht es wieder bergauf, bis zum Camp Chacraraju auf 4500 m. Wir passieren die Laguna 68, dann essen wir zu Mittag, dann stellen wir das Zelt auf. Als alles darin verstaut ist, machen wir uns auf den Weg zur Laguna 69. Und nochmals geht es steil rauf. Dann liegt sie vor mir, in einem atemberaubenden Tuerkiston am Fusse des Nevados Chacraraju, 6112 m. Wir bleiben eine ganze Weile da oben und bestaunen bei bestem Wetter diese Naturschoenheit.

 

Laguna 69 mit Nevado Chacraraju

 

Schon als wir abends ins Zelt kriechen, beginnt es zu regnen. Mittlerweile regnet es heftiger und dann wechselt der Regen zu Schnee. Um Mitternacht hoert sich der Schnee komisch an, zudem sind da noch andere Geraeusche. Und ich muss aufs Klo. Es rieselt nur leicht, so hoert es sich zumindest an. Ich wage mich raus. Doch die Zelttuer geht kaum auf, Schnee drueckt mir entgegegen und draussen liegen etwa 15 cm davon. Nasser Schnee. Und der liegt auch betonschwer auf dem Zelt, es ist schon ganz eingedrueckt. Ich wische allen Schnee weg. Zum Glueck bin ich rausgegeangen, sonst waere womoeglich noch was gerissen. Ganz nass krieche ich wieder rein. Es schneit weiter, irgendwann hoert es sich wieder eher nach Regen an. Am Morgen hat es dann aufgehoert. Es liegt immer noch Schnee, aber nicht mehr allzuviel.

 

Camp Chacraraju am naechsten Morgen

 

 

Beruehmter, fetter Panqueque, da passt nur einer rein

 

Wir essen ein letztes Mal Panqueques, definitiv. Ich hatte schon am Abend zuvor nicht allzu viel Hunger, doch nach einem sehr fetten Panqueque kann ich nicht mehr. Den zweiten packe ich mir ein. Also doch noch einmal Panqueque. Hehe. Dann packen wir und machen uns auf den Weg. Den gleichen Weg vom Vortag runter, dann raus aus der Quebrada Demanda bis zum Camp Yuraq Corral. Dort laufen wir rauf auf die Strasse. Der laufen wir laengere Zeit entlang, in der Hoffnung, dass uns ein Collectivo mitnimmt. Vorbei an der laguna Orconcocha, dann entlang der kleineren Laguna Llanguanuco.

 

Laguna Llanganuco

 

Dort stellen wir das Gepaeck ab und warten nun auf ein Collectivo. Wir warten eine Weile, dann faehrt ein Taxi vorbei. Das nehmen wir. Bald fahren wir an der Parkkontrolle vorbei, und werden einfach durchgewunken. So was. Unterwegs werden noch weitere Leute aufgeladen, bis 2 im Kofferraum, 4 auf der Rueckbank und 2 auf dem Beifahrersitz hocken. Dann wechselt der Fahrer noch Platz mit dem Sherpa und dieser faehrt das Taxi fuer eine Weile. So geht das in Peru. Und natuerlich holpert es wieder gewaltig auf dieser Strasse. Irgendwann kommen uns doch tatsaechlich 2 Radlerinnen entgegen. Monika hatte noch gemeint, dass wir vielleicht auf Radler treffen. Die 2 kaempfen sich hoch und haben noch einen weiten Anstieg vor sich. Wir hatten ja auch schon darueber gesprochen, ob wir diesen Umweg noch machen, einfach von der anderen Seite her. Die Entschiedung war dann die, entweder Santa Cruz Trekking oder dieser Radumweg. Nun waren wir ja auf dem Santa Cruz Trek… Zudem war ich schon lange etwas nervoes, weil ein Paket aus der Schweiz mit meinem Wasserfilter auf dem Weg nach Trujillo war. Wo wir ja eigentlich auch schon lange sein wollten… Nun kam aber die Nachricht, dass das Paket dort auf uns wartet. Und ich bin beruhigt. Deshalb mal sehen, welchen Weg wir nach Trujillo nehmen werden. Auf jeden Fall erreichen wir gegen Mittag Yungay, wo wir noch etwas essen und dann per Bus nach Huaraz fahren. Auch schoen, wenn man mal nicht erst spaetabends zurueck ist .

Dies war nun der letzte Trekkingreport. Ich hoffe, es wurde nicht allzu langweilig. Von nun an solls wieder Bikeberichte geben.