Seit einiger Zeit wohnen wir nun in der „Casa de Ciclistas“ oder der „Casa de Ciclismo Amistad“ von Luis Alberto Ramirez D’Angelo, oder einfach Lucho. Diese Casa ist ja wohl fast ein Must fuer jeden Radler. Es war die erste in Suedamerika, gegruendet von einem Freund von Lucho im Jahre 1985.
Die Casa ist einfach, es gibt 2 Zimmer fuer die Radler, eins mit 4, das andere mit 2 Betten. Zudem steht die Eingangshalle fuer Zelte und Matratzen zur Verfuegeung. Die Dusche ist kalt und das Klo wird mit Wassereimern gespuelt. Zudem wird es mit einer Familie geteilt, die dort wohnt. Lucho hat seine Werkstatt in der Casa, falls es also ein Problem mit dem Rad gibt, wird das auch gleich dort behandelt. Und wenn nicht heute, dann mañana. So wurden hier meine beiden Raeder neu zentriert, Speichen und Hubs, zudem wird Lucho den schweren Nabendynamo entfernen und das Rad neu einspeichen. Ich fahre ihn Zukunft mit 2 quasi neuen Raedern.
Der Mercado „La Union“ befindet sich gleich in der Naehe, ideal fuer den morgendlichen Fruchtsaft oder Fruchtsalat. Diese Nachbarschaft hat aber auch schon Leute dazu bewogen, sich eine andere Bleibe zu suchen, da dies ein „dodgy part of town“ sein soll. Das ist wohl Ansichtssache und wir uns wohl „dodgige parts of towns“ gewohnt, da wir in jeder Stadt auf dem Mercado rumhaengen. Klar, die Casa ist kein Luxushotel, die Gegend nicht Miraflores, aber man kommt ja hierher, weil man den Kontakt und Austausch mit anderen Radlern sucht und weil man Lucho, einen wirlich einmaligen Mann, treffen will.
Bei unserer Ankuft waren wie erwaehnt schon andere Radler da. Lua (Luana) und Mau (Mauricio), sie aus Mexiko, er aus Kolumbien. Die beiden finanzieren ihre Reise mit Schmuck verkaufen, Musik machen und Mau jongliert mit Messern an roten Ampeln. Zudem zieren zwei grosse Fruchtkisten ihre Raeder, darin wird das Gepaeck verstaut. Da kommt man sich mit vollausgeruestetem Bike gerade etwas bloed vor.
Einen Tag nach uns kam Ruben Dario in der Casa an. Als erstes sah ich sein Velo. Kindergroesse mit nur einem Gang. Dann kam der Mann selbst. Auch nicht groesser als ein Kind. Aber voller Energie und extrem liebenswuerdig. Mit seinem kleinen Rad kommt er von Bogota her, interessant ist, dass er nicht mal einen Pass besitzt…
Spaeter fand dann noch Michaela, eine italienische Radlerin, den Weg in die Casa. Dann kam etwas verfrueht eine franzoesische Familie an, mit einem 3- und einem 8-jaehrigen Maedchen. Die Mutter hatte leider mit dem groesseren Maedchen einen Unfall. Sie haengten sich bei Regen mit dem Tandem an einen Lastwagen an, der dann zu schnell beschleunigt hatte. Und die beiden umgeworfen. Das Anhaengen sollte man sich also zweimal ueberlegen.
Das waeren die momentenen Bewohner. Zudem zeigt Lucho stolz die 5 gefuellten Bucher von Radlern, die in er Casa gewohnt hatten. Darunter einige Radlegenden wie Heinz Stuecke. Auch das 6te Buch ist schon fast voll. An diesem ist natuelich interessant, dass ich viele bekannte Namen finde. Von Leuten, die ich auch dem Weg nach Sueden getroffen hatte, oder solche, die uns voraus auf dem Weg nach Norden sind.
Obwohl Monika und ich „nur“ die Nr. 1408 und 1409 sind, kuemmert sich Lucho doch persoenlich um jeden Gast. So kommt es uns auf jeden Fall vor. Gleich am 2ten Tag ist er mit uns zu den Ruinen von Chan Chan gefahren. Waehrend wir uns die Runinen angeschaut haben, sass er lesend draussen und hat unsere Raeder bewacht. So was nennt man doch persoenlichen Service.
Natuerlich helfen wir Lucho auch, wenn er danach fragt. So kuerzlich geschehen. Lucho braucht Hilfe mit seinem Soundequipment, dass er wohl hauptberuflich vermietet. So transportieren wir um 7 Uhr morgens Lautsprecher und Gefolge per Taxi zum Areal von Alicorp, einer grossen peruanischen Alimentationsfirma. Die Mitarbeiter bestreiten heute eine interne Olympiade. Das erfahren wir aber erste vor Ort. So werden aus den von mir 2 -3 erwarteten Stunden 7. Und das Ganze draussen und ich ohne Sonnencreme und -brille. Da werde ich trotz Schatten ganz schoen geroestet…
Ansonten ist Lucho eine Persoenlichkeit, die man als Radler einfach kennenlernen sollte. Obwohl er meist sehr beschaeftigt ist, lohnt es sich, eine Weile mit ihm zu schwatzen (zum Beispiel bei einem Ausflug mit seinem Soundequipment). Ein echt interessanter und netter Mann.
Auch in Trujillo werden wir wohl etwas laenger als geplant bleiben. Am 7. November findet hier ein Halbmarathon statt, an dem Monika teilnehmen wird. Dies beagann mit einem Scherz Luchos, hat sich dann nach einigen Meinungsschwankungen seitens Monika zu einem realen Projekt entwickelt. Und fuer so einen Lauf soll ja trainiert werden…
Und da wir ja in Peru sind, hat sich das Ganze dann etwas unorganisiert abgespielt. Ich wollte um 9 Uhr den Start auf der Plaza mitverfolgen, doch als ich da um 8.45 Uhr ankomme, sehe ich nur Militaer, Studenten mit Flaggen und Musikanten. Irgendwo ein paar Laeufer. Aber kein Start. Danach laufe ich die Strecke ab, sehe aber immer wieder Laeufer, die in ganz anderen Strassen vorbeilaufen. Also begebe ich mich zum Ziel, das kann ja nicht falsch sein, da muss jeder durch. Dort treffe ich dann auch auf Aracelli, Luchos Frau. Und nach ca. 1h 20min kommt auch schon Lucho angerannt. Ziemlich gut. Und einige Zeit spaeter laeuft auch Monika im Ziel ein. Mein Respekt fuer beide.
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