Kurz nach 6 Uhr verlassen wir Baños del Inca. Und gleich schon beginnt die erste Steigung. Auf Asphalt kein Problem. Nach einer Weile hochfahren erreichen wir den vorerst hoechsten Punkt. Dann geht es eine Weile leicht abwaerts oder geradeaus. Der Himmel ist wolkenverzogen, es ist trotzdem heiss. Ich sehe immer wieder, wie Schafe auf Lastwagen verladen werden. Wir naehern uns dem Dorf Encañada. Auf der Strasse laufen viele Leute mit Vieh – Kuehen, Stieren, Schweinen, Schafen oder Gaensen – in unsere Richtung. Wir fahren durch das Dorf, dann gehts hoch. Nun das gleiche Bild in umgekehrter Richtung. In Encañada findet wohl heute ein Viehmarkt statt. Wir steigen weiter Kurve um Kurve hoch. Die Steigung ist nicht sehr steil, das Rauffahren richtig angenehm. Gegenueber sehe ich eine Strasse auf einen Berg fuehren. Ob das wohl unsere ist? Wir fahren um eine Kurve, dann folgt eine lange Vueeeeelta. Und unsere Strasse fuehrt auf einen anderen Berg hoch. Schliesslich erreichen wir den Abra Gran Chimu. Rechterhand tummeln sich nun schwarze Wolken am Himmel. Mittlerweile fahren wir auf Schotter. Und nun folget eine lange, auch nicht sehr steile Abfahrt. Nicht schlecht. Wir kommen gut voran. Dann eine Flussueberquerung und ein leichter Anstieg. Die 2te Subida? Gemaess Karte soll noch eine kommen. Doch bald gehts wieder runter. Dann nochmals eine kleine Steigung. Bis Celendin sollen es noch gute 10 km sein, 90 km sind wir heute schon gefahren. Auf der anderen Bergseite sehe ich eine lange Subida. Auf eine solche Steigung haben wir aber heute keine Lust mehr. Und das waeren wohl auch mehr als 10 km. Wir fragen 2 Señores, wie der Weg nach Celendin aussieht. „Todo bajada y muy cercita.“ Also keine 2te Steigung mehr. Tatsaechlich geht es nur noch runter. Gegen 16.30 Uhr erreichen wir Celendin. Die franzoesische Radlerfamilie, die auch in der Casa de Ciclistas in Trujillo wohnte, gab uns die Info, dass man hier bei einem Ciclista und Professor Namens Julio uebernachten kann. Wir fragen nach dem Herrn und 2 Señoras wissen gleich wer er ist und wo er wohnt. Sie begleiten uns zum Haus. Doch Julio ist nicht da, nur eine alte, schwerhoerige Señora. Julio kaeme um18.30 Uhr zurueck, doch es gaebe keinen Platz im Haus. Was nun? Auf Julio warten? Wir schauen uns mal vorsorglich Unterkuenfte an, falls Julio wirkich keinen Platz hat. Die 2te Hospedaje Namens „Mi Posada“ ist wirklich sehr nett. Das Maedchen zeigt mir ein Zimmer, mit Bad, bequemem Bett und Fruehstueck. Fuer 30 Soles. Ich mag den Ort. Wir diskutieren kurz, ob wir auf Julio warten oder lieber heiss duschen. Wir nehmen das Zimmer. Der Sohn des Familienbetriebes erklaert uns den weitern Streckenverlauf und ist auch sonst sehr aufmerksam. Wie die Señora auch. Eine kleine, schoene, familiengefuehrte Hospedaje. Empfehlenswert. Wir gehen kurz einkaufen, wieder zurueck fragt uns die Señora, wann wir fruehstuekcen wollen. „Um 5.30 Uhr.“ Kein Problem. Dann fragt sie noch, was wollen. Tee, Kaffee, Schockolade und Orangen- oder Papayasaft? Und das Brot mit Kaese? Wir schauen uns an. Wir sind wohl in einem kleinen Paradies gelandet…

Nach dem Fruehstueck verlassen wir Celendin. Die am Vortag gesehene Steigung folgt jetzt. So beginnen wir den Radlertag mit rauffahren, knappe 2 Stunden spaeter sind wir oben. Das waere ein idealer Ort fuer die Nacht gewesen. Ein paar Haeuser, eine Schule, ein flaches Fussballfeld, dahinter ein Waeldchen. Ein perfekter Zeltplatz. Doch bis hierher haetten wir es wohl nicht geschafft am Vortag. Es weht ein kuehles Lueftchen hier oben. Eine Windjacke kann nicht schaden. Wir fahren um die erste Kurve herum. Und der Ausblick auf die Abfahrt eroeffnet sich. Wahnsinn. In zig Kurven schlaengelt sich die Strasse ins Tal. 

Blick nach unten ins Tal

Wir werden nun von 3200 m.ue.M. auf 800 m.ue.M. runterfahren. Und das in ueber 55 km. Was fuer eine Bajada. Rein ins Vergnuegen. Und die Schotterstrasse ist gut. Kurz nach Beginn meine ich, links am Hang Orchideen zusehen. Epidendrum. Ich halte. Und tatsaechlich. Ich habe recht gesehen. Ich bin begeistert. Wow.

Epidendrum im natuerlichen Lebensraum

Von nun an muss ich mich konzentrieren, nicht staendig an den Hang zu schauen, sondern auf die Strasse. Es hat so viele. Vorwiegend pinkfarben, aber es stechen ein paar rote heraus. Auch andere Blumen in allen Farben wachsen am Strassenrand.

Bunter Strassenrand

Ein totaler Landschafts- und Klimawechsel zur anderen Bergseite. Hier ist es gruen, mit Bananenplantagen und warm. Wohl der Einfluss des Rio Marañon. Wir sausen runter, mit vielen Fotostops. Es wird immer waermer. Dann wirds heiss und die Landschaft wuestenartig. Rote Erde, Kakteen, Sand und Steine.

Kaktus, Stein und Hitze

In manchen Kurven blaest nun ein richtig heisser Wind. Es fuehlt sich an, als ob mir jemand einen Foehn vors Gesicht haelt. Ich schwitze beim Runterfahren. Mit gluehenden Bremsscheiben und gluehendem Kopf erreiche ich den Fluss, den Rio Marañon.  Wir sind nun in der Selva und im Departamento Amazonas von Peru. Und es ist heiss. Und wieder gruen auf der anderen Seite des Flusses.

Der Rio Marañon, die eine Seite trocken, die andere gruen

Willkommen im Departamento Amazonas

Wir ueberqueren diesen, auf der anderen Seite muessen wir uns beim Polizeiposten registrieren. Ok. Machen wir. Wohl falls wir der Hitze wegen irgendwo auf dem Weg zu Grunde gehen. Die Herren bieten uns auch noch ihre Dusche an. Vielleicht spaeter. Im Schatten des Polizeigebaeudes essen wir zu Mittag. Dann kuehlen wir uns in der Dusche ab, fuellen Wasser nach und es wird Zeit fuer kurze Hosen und Sandalen. Es ist nun drueckend heiss. Wir goennen uns noch ein kaltes Powerade. Etwas Extraenergie kann sicher nicht schaden. Dann fahren wir rein in die Mittagshitze. Natuerlich rauf, denn von den 800 m.ue.M. muessen wir wieder rauf auf 3600 m.ue.M. Und das in etwa 60 km. Ein ganz schoen lange Subida. Nun vorbei an Bananenpalmen und Waeldern von Mangobauemen. Wir fahren durch eine richtige Mangoallee, beide Seiten der Strasse sind gesaeumt von den Bauemen. Cool. Oder eben heiss.

Durch die Mango-Allee

Die Hitze bruetet, wir beginnen langsam zu steigen. Ploetzlich haben wir Gesellschaft von 3 Jungs, einer gehend, 2 auf Raedern. Und natuerlich ist sogar der Gehende schneller als wir. Schon ein Frust. Wir wissen, dass wir noch im Tal campen muessen, denn sobald es in den Hang geht, finden wir wohl keinen flachen Platz mehr. Aber die Jungs sollen nicht gerade sehen wo. Wir ueberqueren einen Bach, dann folgt ein Haus. Die Jungs stehen auch davor. Wir fahren vorbei, jemand ruft uns etwas nach. Wir fahren weiter. Das Rufen laesst nicht nach. Wir halten und schauen zurueck. Da stehen ein paar Leute auf der Strasse, eine Señorita winkt mit zwei Mangos in den Haenden. Die Mangos sind fuer uns. Muy amable. Wir fragen auch gleich, ob wir vielleicht bei ihnen campen duerfen. Ohne zu zoegern sagt der Señor, dass wir selbstverstaendlich bei ihnen auf dem Chacra campen duerfen. Obwohl er, wie wir spaeter erfahren, selbst auch nur zu Besuch ist. Der Señor ist der ehemalige General der peruanischen Polizei. Was fuer ein hoher Quasi-Gastgeber. Mittlerweile ist er hauptberuflich Christ. Reformierter Christ. Heute verbringt er einen Tag mit seinen spirituelen Schwestern und Bruedern auf dem Chacra. Das Grueppchen will gerade zum nahen Bach baden gehen. Da schliessen wir uns noch so gerne an. Vorbei an Mango- und Cacaobaeumen gehts runter zum Bach. Cynthia, die Tochter des Generals, oeffnet eine Cacaofrucht. Die Samen sind von weissem Fruchtfleisch umgeben und koennen wie Bonbons gelutscht werden. Man lernt doch immer wieder dazu. Die Samen duerfen natuerlich nicht weggeworfen werden, die werden weiterverwendet. Wir erreichen den Bach und stuerzen uns bald ins kalte Nass. Die Stroemung ist stark und bald wirds kalt. Wir gehen raus, nun mit grobem Sand anstelle des feinen Staubes in allen Ritzen. Wir gehen zum Haus zurueck, wo es nun heisse Schokolade und Brot gibt. Und was fuer eine Schokolade. Todo natural. Die Dueña hat die Samen der eigenen Baueme geroestet, gemahlen und dann dieses wunderbare Getraenk zubereitet, welches wir nun geniessen duerfen. Am Tisch wird nun gebetet und gesungen und die Bruedern und Schwestern reden ueber Gott und die Bibel. Sehr glaeubige Christen.

Cynthia, der General und seine spirituellen Schwestern

Spaeter stellen wir unser Heim unter einem Mangobaum auf. Bald bestaunt die ganze Familie unser Zelt. Dann sollen wir ein Spiel spielen, was ganz lustig ist, dann haelt der General eine Messe. In einem eigens dafuer eingerichteten Raeumchen. Nach mehr als einer Stunde habe ich dann genug Christliches aufgenommen, wir sind beide muede und haben Hunger. Duerfen wir nach der Messe schlafen gehen? Nein. Nun gibt es noch Abendessen. Auch gut. Reis, Kartoffeln und Rindfleisch. Dazu reicht die Senora ein Anisgetraenk. Auch todo natural. Sehr fein. Danach duerfen wir endlich auf unsere Matten sinken. Doch aus Schlafen wird bei mir nicht so schnell etwas, es ist viel zu heiss. Und bleibt lange heiss.

Um 4.30 Uhr laeutet der Wecker. Wir wollen frueh starten und die kuehleren, fruehen Morgenstunden fuer die ersten Hoehenmeter nutzen. Denn wir werden den ganzen Tag hochklettern. Uff. Wir verabschieden uns von all den Leuten, die wegen ihrer Morgengebete auch frueh auf sind. Der General schenkt uns noch je eine Avocado, auch vom Chacra, und ein paar Limonen. Dann machen wir uns auf den Weg. Rauf. Bald muessen die Hosenbeine weg und Antimoskito drauf. Die Sonne scheint langsam auf die andere Bergseite, den Hang, den wir gestern runtergefahren sind. Wir koennen noch laengere Zeit im Schatten fahren. Wieder sehe ich wunderschoene Blumen am Strassenrand.

Farbige Blumen

Winzige Passionsfruechte

Und grosse Krabbler

Wir kommen gut voran. Dann erreicht die Sonne auch diesen Hang. Aber die Temperatur haelt sich noch in Grenzen. Diese Bergseite ist viel gruener, mit Baeumen, Blumen und Wiesen. Und immer wieder kleinen Baechen. Und deswegen ist sie auch viel bewohnter. Immer wieder fahren wir durch kleine Doerflein oder an Haeusern vorbei. Beim Mittagshalt schenkt uns ein Lastwagenfahrer eine kleine Mango. Und er meint, dass bei km 396 der hoechste Punkt erreicht ist. Von km 396 sind wir noch weit enfernt. Wir steigen weiter hoch. Dann erreichen wir wohl die Baumgrenze. Nun werden die Huegel kahler. Und wieder Orchideen. Nochmals Epidendrum, diesmal vorwiegend rot. Es hat auch noch andere Orchideen. Schoen. Wir wollen langsam nach einem Zeltplatz Ausschau halten. Bis zu einer vor uns liegenden Kurve wollen wir noch fahren. Dann haben wir 35 km. Nicht schlecht fuer eine reine Subida. Eine Señora hatte mir vorher gesagt, dass es da oben gefaehrlich sei, dass da Leute ueberfallen und ausgeraubt werden. Wir fahren an einem Haus vorbei. Ein Hund bellt uns an. Dann erscheint eine Señora. Wir sagen, dass wir nach einem flachen Zeltplatz suchen. Sie meint gleich, dass wir oberhalb des Hauses auf einer kleinen, flachen Wiese campen duerfen. Wir haben fuer heute genug gleistet und nehmen das Angebot gerne an. Wir bleiben auf dem schoenen Wieschen. Und anscheinend sind wir nicht die ersten Ciclistas, die da campen. Zudem soll es da sicher sein. Die Señora erzaehlt uns von Ueberfaellen weiter oben und unten. Ein vorbeifahrendes Auto haelt und der Señor meint, dass wir vorsichtig sein sollen, die ganze Gegend sei gefaehrlich. Nun, wir hoffen einfach, dass wir hier eine ruhige Nacht verbringen…

Die Nacht war ruhig und der Morgen ist schon wieder kuehl. Die ersten paar Kilometer brauche ich Handschuhe. Und es geht weiter nach oben. Ein paar Kurven spaeter wechselt die Landschaft wieder. Nach den kahlen, eher trockenen Kilometer des Vortages folgt wieder satteres Gruen mit tropischen Pflanzen und Baumen. Und natuerlich wieder Orchideen. Die Steigung ist nun bis auf ein paar Kurven und einzelne Stellen angenehm flach. Wir kommen gut voran. Spaeter wird die Landschaft wieder kahler, jetzt punahaft, je hoeher wir kommen. Wir erreichen den Mirador Calla Calla, mit weitsichtigem Bergpanorama.

Beim Mirador Calla Calla

Nach ein paar weiteren Hoehenmetern, vorbei an der lokalen Muelldeponie, erreichen wir Calla Calla auf 3600 m.ue.M. Und ganz oben steht wirklich der Kilometerstein 396. Das war mal eine genaue Angabe. Wir essen zu Mittag und goennen uns eine kleine Siesta. Ich nicke kurz ein. Danach gehts runter. Auf dieser Bergseite siehts wieder eher aus wie in der Schweiz. Wie vielseitig doch diese Passfahrt ist. Gegen 14 Uhr erreichen wir Leymebamba. Wir suchen ein Hostal, denn wir wollen uns von hier die Wasserfaelle von Gocta, die Laguna de los Condores und das Museum anschauen. Wir quartieren uns in einem Hostal ein, dann fragen wir die Señora nach der Touristeninfo. „Die ist zu.“ „Immer nachmittags?“ „Nein, manchmal den ganzen Tag. Was wollt ihr wissen?“ „Wir wollen zu den Cataratas de Gocta.“ “ Die sind bei Pedro Ruiz, nach Chachapoyas.“ Das ist ziemlich weit weg und liegt auf unserem weiteren Weg. Die Information in Celendin, die Faelle seinen bei Leymebamba, war wohl ein bisschen falsch. Dann fragen wir nach dem Weg zu der Laguna de los Condores. „Da muesst ihr mit Guia hin und euch Pferde suchen. Der Trip dauert 3 Tage.“ Nun, damit haben wir auch nicht gerechnet. Dies wird zuviel kosten. Dann gehen wir halt am naechsten Morgen ins Museum und fahren dann weiter nach Tingo. Haetten wir das alles gewusst, haetten wir gleich heute nach Tingo durchfahren konnen. „Gibts ein Collectivo zum Museum?“ „Nein.“ Was gibts denn eigentlich hier? Manjar blanco. Und der ist einfach fantastisch. Wie fluessige Niedeltaefeli. Auch etwas.

Wir schlafen etwas laenger, um 7.15 Uhr stehe ich auf. Kurz nach 9 Uhr fahren wir mit unbepacktem Bike los. Den gleichen Weg, den wir gestern gekommen sind, wieder hoch. Bis zum Museum Leymebamba. Als wir ankommen, stehen schon ein paar Busse da. Wieder mal Schueler auf Klassenausflug. Wir duerfen die Bikes bei der Kasse stehenlassen. Der Garten ist sehr schoen und gepflegt. Zudem grasen 3 Alpacas darauf, sehr zur Freude der Schueler. Wir gehen ins Museum. Es ist bekannt fuer die Mumien der Chachapoya-Kultur, die in den Felswandgrabstaetten bei der Laguna de los Condores gefunden wurden.

Miniaturnachbildung der Felswandgrabstaetten

Miniaturen der Sargfigueren der Chachapoyas

Die Mumien

Auch das Museum ist sehr schoen und die Informationen gut aufbereitet. Die Gegenstande sind sogar in Spnaisch, Englisch und Deutsch angeschrieben. Nicht schlecht. Nach all den interessanten Informationen bin ich direkt etwas muede. Wir setzen uns noch eine Weile in den Museumsgarten, dann fahren wir wieder runter nach Leymebamba. Dort holen wir unser Gepaeck, dann gehts weiter in Richtung Tingo. Es geht mehrheitlich runter, doch immer wieder mal sind kleine Steigungen zu bewaeltigen. Wir folgendem Rio Utcubamba, einem sehr klar und sauber wirkenden Gewaesser. Langsam ziehen Wolken auf. Wir essen zu Mittag, nun ist der Himmel ziemlich dunkel und es windet. Auf dieser Strecke hat es wieder viel mehr Verkehr, heisst auch mehr Staub. Das war vor Leymebamba richtig schoen. Sozusagen kein Verkehr und die wenigen Fahrzeuge waren mehrheitlich sehr ruecksichtsvoll. Gegen 16 Uhr erreichen wir den alten Stadtteil von Tingo. Wir schauen uns die 2 Hostales an und quartieren uns im „Tingo“ ein. Dort soll es heisses Wasser geben. Morgen wollen wir zur Ruine von Kuelap laufen, daher kaufen wir noch Essen ein. Dann gibts eine kalte Dusche, zumindest fuer Monika. Als ich gerade halbnass bin, geht das Wasser ganz aus. Schnell und kommentarlos wird ein Eimer mit Wasser geliefert. Wohl nicht der erste Tag ohne Wasser hier.

Am Vorabend hatten wir mit der Chica des Hostals vereinbart, dass wir um 6 Uhr fruehstuecken. Als um 6.15 Uhr noch kein Zeichen von irgendwelchen Aktivitaeten festzustellen ist, essen wir unsere Avenas. Als wir um 6.45 Uhr aufbrechen, steht dann jemand in der Kueche. Etwas spaet. Wir laufen eine Weile dem Fluss entlang, dann gehts nach oben. Es ist heiss, der Schweiss rinnt mir in Streomen runter, obwohl der Himmel meist bedeckt ist. Nach 3,5 Stunden hochlaufen, mit einigen Pausen, erreiche ich den Eingang von Kuelap. Das letzte Stueck war noch ganz schoen happig und steil. Da oben verkauft eine Señora Getraenke. Jetzt muss es ein Cola sein. Ich frage, wo man denn die Tickets kaufen muss, denn hier oben steht zwar ein Verkaufshaeuschen, doch das ist zu. Die Señora meint, auf der anderen Seite, beim Autoparkplatz, gaebe es Tickets. Nun kommt eine Horde Schueler angelaufen. Die wollen wieder Fotos mit uns machen. Wir fragen, wie weit es bis zum Parklatz ist. 20 Minuten laufen. Also fuer uns nochmals 40 Minuten, hin und zurueck. Und das nachdem wir 3,5 Stunden hochglelaufen sind. Das ist ja schon fast Diskriminierung der Wanderer. Ein Chico mit Umhaengekarte laeuft herum. Sieht wie ein Offizieller der Ruinen aus. Wir fragen ihn, ob wir hier ein Ticket kaufen koennen, da wir ja gerne den Eintritt bezahlen, aber keine Lust auf weitere 40 Minuten laufen haben. Wir sind in Peru, klar geht das. Wir schreiben unsere Daten auf ein Blatt Papier, dann bezahlen wir den Eintritt dem Jungen. Und da er auch die Tickets kontrolliert, ist alles kein Problem. Dann laufen wir zum Eingang. Dort spricht uns eine Señora,  eine Guia, an, ob wir eine Fuehrung wollen. Waere hier sicher sehr interessant. Und 20 Soles gehen auch noch. So treten wir in Kuelap ein, ein prae-inka Bauwerk der Chachapoyas. Die Chachapoyas, oder Sachapuyas, uebrigens wohl oft gross, blond und blauaeugig, was sie anscheinend den Vikingern zu verdanken haben. Doch auch Kuelap wurde von den Inkas eingenommen, aber nicht zersteort, sondern die Chachapoyas wurden versklavt und die Inkas haben ihre Bauwerke uber die der Chachapoyas gebaut. Kuelap ist noch ziemlich urspruenglich und von Pflanzen ueberwachsen. Nur wenig ist bis heute freigelegt. Das macht es irgendwie authentisch und mystisch. Die Guia fuehrt uns durch die Anlage und gibt uns viel Wissenswertes mit auf den Weg.

Der Eingang von Kuelap

Mauern mit Verzierung

Rundhaussiedlung

Rundhaus mit nachgebildetem Dach

Tempel in Tintenfassform

Mittlerweile ist der Himmel wieder sehr dunkel. Wir treten den Rueckweg an. Nun heisst es steil rutnerlaufen. Etwa 2 Stunden lang. Und kurz nachdem wir Tingo erreicht haben, beginnt es zu regnen. Und auch heute gibt es keine Dusche, denn wieder haben wir kein Wasser. Dafuer gibts einen Kein-Wasser-Rabatt fuers Hostal.

Die Nacht war ziemlich laut, im Restaurant wurde ziemlich lange und laut Musik gespielt und unsere maennlichen Nachbarn laermen auch vor 6 Uhr schon wieder rum. Das Aufstehen ist etwas schwerfaellig, denn ich spuere den gestrigen Absteig in den Beinen. Wir fruehstuecken, dann packen wir die Bikes. Ich will mein Kabelschloss festmachen, doch das Vorhaengeschloss fehlt. Ebenso das kleine Drahtvelo, das wir uns damal in Cusco gekauft hatten. Und dieses fehlt auch bei Monika. Da hat doch tatsaechlich jemand unsere Velos geklaut! Solange es nur diese sind… Etwas schade, ich mochte das kleine Ding, aber halb so schlimm. Ich vermute, dass es einer der Jungs war, vielleicht auch schon der neugierige Bub in Leymebamba. Wer weiss. Wir lassen die Sache auf sich beruhen und fahren bei bedecktem Himmel los. Es geht weiter flussabwaerts, etwas runter, mal geradeaus, dann wieder etwas hoch. Nun drueckt die Sonne durch und die Woklen verziehen sich. Es wird heiss. Und es folgt eine laengere Steigung. Dann Asphalt und die Abzweigung nach Chachapoyas. Noch 15 km hochfahren. Nun natuerlich bei Sonnenschein. Was fuer eine  Hitze. Und die Zancudos attackieren mein Gesicht trotz eingeschmiertem Antimoskito. Der Schweiss rinnt wieder in Stroemen und muss wohl das Zeugs richtiggehend ruterwaschen. Die Flasche ist sozusagen leer, doch ein bisschen kann ich noch rausschuetteln. Gegen Mittag erreichen wir Chachapoyas. Auf der Plaza essen wir kurz etwas, dann gehts auf Hostalsuche. Wieder nicht so einfach, denn auch hier sind die Preise relativ hoch. Und der Himmel wird immer schwaerzer. Wir sehen uns einige Hostals an und entscheiden uns fuer die kleine „La Posada de Tico“ mit nur 4 Zimmern. Gerade als wir reinwollen, oeffnet der Himmel seine Schleusen. Es regnet, und zwar heftig. Wir bringen die Bikes ins Trockene, dann gehen wir etwas essen. In einem vegatarischen Restaurant. Dann duschen, den Mercado checken, dort gibts einen Mango-Melonensaft mit Kuchen. Dann decken wir uns mit Antimoskito ein. 2 Flaschen pro Person. Man will ja schliesslich vorbereitet sein. Und trotzdem stechen mit die Viecher, welche auch immer, ganz hinterhaeltig. Denn immer wieder finde ich neue Stiche, und zwar an den kuriosesten Koerperstellen. Abends testen wir ein weiteres vegetarisches Restaurant, dann fallen wir wie gewohnt muede und mit schmerzenden Beinen (der Kuelap-Abstieg hatte es wirklich in sich) in die etwas zu weichen Betten.