Zwischen Pasto und Popayán treffen wir auf einige Subidas, schwül-heisse Temperaturen in den Tälern, freundliche Menschen und unbekannte Gewächse. Und meine in Quito neu gekauften Schuhe erweisen sich als Fehlkauf.

Kolumbien hat ja doch ziemlich hohe Erwartungen zu erfüllen. Wir haben schon so viel Gutes von diesem Land gehoert. Aber schon die ersten Tage hier versprechen viel. Wir begegenen vielen netten Leuten. Bei den Dorfdurchfahrten wird uns zugewunken und gegrüsst. Viele Auto- und Lastwagenfahrer motivieren uns mit einem Daumenrauf. So viele wie nie zuvor. Die Hunde sind erstaunlich gelassen hier. Bis jetzt. Es hat viel Polizei- und Militärpräsenz. Auf den Strassen fahren oft Motorräder mit 2 Polizisten an uns vorbei. Der Hintere jeweils mit einem nach oben gerichteten Maschinengewehr. Aber das ist sicher gut so, gibt einem auch ein Gefühl von Sicherheit.

Die Leute in Kolumbien sind sehr freundlich oder sogar höflich. Hier heisst es nun immer: „Si, Señora.“ „Claro, Señora.“ Wenn die Kolumbianer etwas machen, dann folgt oft ein „con mucho Gusto.“ Zudem kommt, kaum betritt man einen Laden oder kaum schaut man was an, ein: „A la Orden.“ Auch anstelle des „Bittes“ gibt’s kein „de nada“ oder so. Das heisst hier auch „a la Orden“. Alles sehr höflich. Bis einem eine Señora wieder mit „Niña“ anspricht. Eine interessante Mischung. Und beim Vorbeifahren hören wir oft ein:“A Dios“. Der wahre Ursprung des Wortes…

Dies einige allgemeine Bemerkungen zu dem neuen Land, nun zur eigentlichen Reise von Pasto nach Popayán. Nach einem Tinto im Hotel verlassen wir Pasto kurz vor 7 Uhr. Es geht gleich einmal megasteil rauf, dann sind wir auf der morgenverkehrvollen Panam. Dieser folgen wir durch die Stadt, dann folgt die erste Steigung. 5 km geht’s rauf. Und wird das erste Mal warm. Wieder werden wir von Rennradlern und Mountainbikern überholt. Oben angekommen, ziehen wir uns warm an. Da weht ein recht kühler Wind, zudem folgt eine 40 km lange Abfahrt. Die fängt gut an, gute Strasse, viel Geschwindigkeit. Dann folgen unzählige, scharfe Kurven. Und immer wieder muss ich Lastwagen überholen. Nicht schlecht. Dann wechselt der Strassenbelag zu ziemlich zerklüftetem Asphalt. Nun geht’s etwas langsamer runter, es holpert gewaltig. Auf einer Gerade kommen uns 2 Radler entgegen. Andrés und Samuel, Kolumbianer. Sie haben ihre Reise vor 15 Tagen in Bogotá begonnen. Wir schwatzen eine ganze Weile. Zudem meinen sie, dass wir nicht nach Cali fahren sollten, da die Strasse voll mit Erdrutschen von den heftigen Regenfällen vom Winter sei. Samuel zeigt mir eine Alternativroute. Dann holpern wir weiter runter, kommen in ein gewaltiges Tal. Tief geht’s runter, die grünen Berghänge fallen fast senkrecht ab.  Coole Landschaft.

Grüne Berghänge

Tiefe Schluchten

Zudem wird es wärmer, und je weiter nach unten wir kommen, auch feuchter. Dann erreichen wir den untersten Punkt, die Brücke. Auch diese von Militärs bewacht. Wie schon andere zuvor. Klar, so eine wichitge Brücke sollte nicht einem Farc-Anschlag zum Opfer fallen. Für uns beginnt nun die 2te, 15 km lange Steigung. Es ist heiss und schwül hier unten. Da müssen kurze Hosen her. Wir beginnen zu steigen,  Und langsam macht sich der Hunger bemerkbar. Am Strassenrand immer wieder Lavaderos für Lastwagen. Nach ca. 5 km sehen wir einen weitern Lavadero. Da steht eine Bank und ein einladender Kühlschrank mit kalten Getränken. Wir kaufen uns was zu trinken, doch nun ist die Bank besetzt. Aber wir dürfen auch an dem Tisch zu Mittag essen. Bald gesellen sich 2 Lastwagenchauffeure dazu. Auch die Kolumbianer zeigen das typische Latinobild, wollen gleich, dass wir bleiben und natürlich wollen sie uns heiraten. Wie gehabt. Aber das erste Mal kommt irgendwann die Frage, ob wir vielleicht ein Paar seien… Fortschrittliches Denken. Zudem sagen sie uns, dass die Strasse nach Cali in guten Zustand sei. Wir fahren weiter hoch. Ich schwitze wie wahnsinnig. Aber heute sei es ja noch „kühl“, der Himmel ist bedeckt. Welch Glück. Meine neuen Schuhe sind nicht so toll, seit Tagen bearbeiten sie meine Achillessehnen etwas zu stark. Diese sind mittlerweile entzündet. Und es wird immer schmerzhafter. Aber es geht weiter nach oben. Als ich kurz nach rechts schaue, Blicke ich direkt in die Blütenaugen zweier Orchideen. Wow. Zudem flattern nun riesige, bunte Schmetterlinge umher. Wir erreichen auch diesen höchsten Punkt, auf 1’500 m.ü.M. Nun geht’s nochmals 20 km runter. Die Strasse ist schön zerklüftet. Und es wird immer wärmer. Schlussendlich landen wir auf ca. 600 m.ü.M. Da unten ist es schwül und heiss. Ich wechsle die Schuhe, aber auch die Sandalen schmerzen an den Fersen. Nach einem kleinen Hügel erreichen wir Remolino. Es ist 15.30 Uhr und wir haben 89 km auf dem Tacho. Genug. Zudem schaffen wir es nicht mehr bis ins nächste Dorf. Wir beziehen ein Hotel, wo wir uns erst einmal eine Weile vom Schwitzen erholen müssen. Dann gibt’s eine kalte Dusche. Später besuchen wir wieder einmal die Polizei. Wir wollen uns noch bei ihnen nach dem Strassenzustand nach Cali erkundiegen. Keine Erdrutsche mehr, nichts. Die Strasse sei gut. Wir werden also doch nach Cali fahren. Dann gibt’s ein riesiges Glas frisch gepressten, sauren Orangensaft, später kochen wir zur Abwechslung mal wieder.

Heute ist wieder mal um 5 Uhr Tagwache. Es wird heiss werden. Und hügelig. Eigentlich geht es „geradeaus“, doch geradeaus besteht aus  Tal- und anschliessenden Bergfahrten. Und von diesen ziemlich viele. Es ist heiss, aber es geht eigentlich ganz gut. Nur der Schweiss rinnt mir in Strömen runter. Und zwar wahrhaftig. Mein Schweissabtrocknungstaschentuch ist nach einer halben Stunde vollkommen durchnässt. Das muss die hohe Luftfeuchte sein. Zudem schmerzen meine Achillessehnen viel mehr. Ich fahre mit Sandalen, aber auch jede Bewegung schmerzt, v.a. in den Subidas. Gegen 10 Uhr muss ich ein Ponstan auspacken. Nach einer Weile geht’s etwas besser, doch der Schmerz ist immer noch da. Hätte ich meine alten Schuhe nur behalten. Oder gar nicht erst neue gekauft. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Tja. Da gibts nur eins. Absolute Ruhe und keine Bewegung… und neue Schuhe. Schwierig in der jetzigen Situation. Wir fahren nun durch einige Dörfer. In allen Polizei- und Militärpräsenz. Kurz vor 12 Uhr passieren wir ein Dorf und da steht ein Wassermelonenstand. So eine  wäre jetzt perfekt. Wir essen je einen Schnitz, dann kommt noch ein halber dazu. Der Himmel ist mittlerweile bedeckt. Sehr gut. Und wir dreckig und schmierig. Arme und Beine ziemlich schwarz. Ist wohl den Abgasen zu verdanken. Obwohl es hier relativ wenig Verkehr hat. Am Strassenrand immer wieder Bäume mit mit seltsamen, unbekannten Früchten. Die einen sehen aus wie längliche Limonen, die nächsten sind riesige, tomatenähnliche Dinger. Und sie wachsen manchmal direkt aus dem Stamm. Noch nie gesehen.

Komische Früchtchen

Die Landschaft ist bergig, doch alles ist mit Grün überzogen. Gestern, in den höheren Regionen waren die Leute noch vermehrt Indigenas, hier unten sind sie meist meist schwarzer Abstammung. Aus den Häusern tönt Musik, die Menschen winken und grüssen. Mal kommt ein: „Hello Mister“, dann ein „Bye bye“ oder auch mal ein „Hello, my Name is…“ Das mit dem Englisch klappt wohl nur ansatzweise. Auch die Lastwagen- und Autofahrer sind nett, grüssen, hupen, winken und oft kommt ein Daumenraufzeichen. Das motiviert. Wir essen unsere Pastareste vom Vorabend, dann geht’s weiter geradeaus. Nun mit etwas kleineren Hügeln. Meine Sehnen schmerzen wieder stärker, der Schweiss rinnt. Aufs Klo muss ich schon gar nicht mehr. Das Wasser findet einen schnelleren Weg aus dem Körper. Ich frage mich nur, wieso das meiste beim Kopf rauskommt. Nun folgt noch eine 5 km lange Steigung, ich muss noch ein Ponstan nehmen. Dessen Wirkung hält leider nicht lange an. Schöner Scheiss, diese neuen Schuhe. Das müsste nun wirklich nicht sein. Ich muss wohl definitiv andere kaufen. Langsam geht’s den Berg rauf. Bei Moni zeigt sich ein Platten am Vorderreifen. Doch sie kann mit Pumpen überbrücken. Und schliesslich erreichen wir El Bordo. Nun geht’s auf Hostalsuche. Moni schaut sich die Unterkünfte an, ich bleibe bei den Bikes. Bald bin ich von ca. 20 neugierigen Männern umringt, alle reden und fragen gleichzeitig. Zudem reden die Kolumbianer teilweise recht undeutlich. Ein rechtes Chaos. Die 2 Residenciales sind Absteigen, im Hotel Patia finden wir eine nette Bleibe. Moni repariert den Platten, ich wasche mir mal den Dreck ab, dann ruhe ich meine Füsse aus. Die Señora bringt uns noch einen Kaffee. Was will am mehr.

Heute ist das Aufstehen hart. Es ist so schön gemütlich in meinem Bett. Und so bequem. Aber jetzt heisst’s wohl doch aufstehen. Gegen 6.15 Uhr verlassen wir El Bordo. Es geht hügelig weiter, mit grosser Tendenz aufwärts. Dies wird wie immer erreicht durch kleine Subidas und Bajadas. Und es ist wieder heiss. Heute ist der Himmel blau, die Sonne schient. Eigentlich ja schön, aber ich hätte viel lieber ein paar Wolken. Die Hitze wäre so etwas erträglicher. Und nach ein paar Kilometern schmerzen meine Achillessehnen wieder. Ein höllischer Schemrz. Ich muss wieder ein Ponstan nehmen. Nach einer Weile wird der Schmerz erträglicher. Die Fahrt geht durch grüne Hügel- und Berglandschaft. Es ist schön hier.

Morgenstimmung in kolumbianischen Grüntönen

Ich habe meinen Waschlappen vorne am Lenker montiert. Zum Schweissabtrockenen. Dieser rinnt mir wieder Stromweise den Kopf runter. Ich weiss nicht, wo all das Wasser herkommt. Und immer in die Augen. Die Hitze ist eigentlich erträglich, aber das Schwitzen ist ganz schön mühsam. Aber so ist das nun mal. Wir fahren die Hügel hoch und runter. Unter einem schattenspendenden Baum halten wir kurz und setzen uns an den Strassenrand. Da läuft ein Señor mit Machete vorbei. Wir grüssen. Kurze Zeit später kommt er zurück, mit drei süssen Limonen. Für uns. Moni schält eine mit der Machete. Die Schale muss weg, die ist bitter. Auch die Häute sind bitter, der Rest ist lecker und erfrischend. Der Señor unterhält sich noch eine Weile mit uns, dann ruft seine Arbeit. Sonst werden nun am Strassenrand überall Guaven verkauft. In einem Pueblo fahren wir an einem Restaurante vorbei. „Yogur“ steht da. Das wäre jetzt was. Wir setzen uns hin und trinken ein selbstgemachtes Ananasjoghurt. Lecker und erfrischend. Es folgt eine längere Abfahrt, dann beginnt eine 18 km lange Steigung. Zuerst geht’s ziemlich steil rauf, dann wird’s etwas flacher. Nach einer Stunde wird die Hitze langsam unerträglich. Und es ist Zeit für die Mittagspause. Wir sehen ein schattenspendendes Dach. Wir fahren hin, als ein Mädchen mit einem kleinen Jungen den Weg hochläuft. Wir fragen, ob wir im Schatten ruhen dürfen. Klar. Die Chica bringt uns sogar noch 2 Stühle. Später kommen die beiden wieder, mit 4 Bananen aus dem Garten. Süsse Früchte. Dann unterhält sich das bildhübsche Mädchen eine Weile mit uns, bis der kleine Bruder ein Glace will. Wir machen uns auch wieder auf den Weg. Noch knappe 5 km Steigung bis nach Rosas.

Farbige Strassenstände

Dort biegen wir ins Dorf ab, doch da gibt’s keine Unterkunft. Etwas weiter oben hätte es was. Also zurück auf die Panam und hoch. Bei einer Tankstelle hat’s ein Hotel und eine Hospedaje, beide mit schlechten Betten. Da nehmen wir die billigere Hospedaje. Wir duschen sehr kalt, dann fahren wir nochmas runter nach Rosas. In der Panaderia kaufen wir uns etwas zu essen und setzen uns auf die Plaza. Hier gibt’s sogar Internet, also setzen wir uns später noch eine Weile hinter den Bildschirm. Läuft gar nicht schlecht hier. Es beginnt heftig zu donnern, später regnet es. Als es aufhört, fahren wir wieder den Hügel hoch und essen ein teueres Nachtessen im Parador.

Gegen 6.15 Uhr verlassen wir das Hostal. Der Himmel ist bewölkt, es ist kühl. Der Tag beginnt mit einer Bajada. Da muss ich sogar noch eine Jacke anziehen. Die Strasse hat immer wieder Stellen mit zerrissenem, verschobenem Belag. Da ist abbremsen angesag. Doch die Stellen werden netterweise von Tafeln angesagt. Der Regen muss da teilweise richtig das Fundament der Strasse weggespült haben, die dann einfach abgesackt ist.

Zerrissene Panam

Nach der Abfahrt folgt natürlich eine Subida. 10 km gehts rauf. Und es beginnt zu regnen. Nicht allzu stark, da warte ich mal mit der Regenmontur. Denn das Rauffahren macht natürlich warm, ich schwitze. Es ist einfach extrem feucht hier. Der Regen hört auf, beginnt aber bald wieder. Meine Sehnen beginnen auch wieder zu schmerzen. Ich nehme ein Ponstan, doch dieses zeigt irgendwie keine Wirkung. Eigentlich wäre das Rauffahren heute richtig angenehem, doch dieser Schmerz nimmt mir die Freude. Das müsste echt nicht sein. Nach einer Weile geht’s kurz 2 km runter, um danach nochmals 3 km anzusteigen. Heute hat es wieder mehr Verkehr, manchmal passieren richtige Truckkonvois. Die Leute am Strassenrand grüssen und winken. Oben angekommen essen wir kurz was, dann ziehen wir die Windjacken für die Abfahrt an. Sobald man sitzt, wird es kühl. Es beginnt auch wieder zu regnen. Nun so stark, dass die Regenjacke her muss. Wir passieren eine richtig, starke Regenfront, danach lässt der Regen wieder nach. Wir erreichen Timbio. Ich würde gerne eine Pause machen, meinen schmerzenden Sehnen etwas Ruhe gönnen. Wir suchen ein Restaurant. Kaffee, einen Jugo de Mora und ein Spiegeleisandwich, das bestelle ich. Das Sandwich kommt in ungewohnter Form. 2 Spiegeleier, ein winziges Brötchen, eine gebratene grüne Banane und Kartoffeln. Aber es schmekct sehr gut. Danach geht’s hügelig weiter. Nun sehe ich auf beiden Seiten Kaffeeplantagen. Langsam drückt auch die Sonne durch. Es wird warm. Und schneller als erwartet erreichen wir gegen 11.30 Uhr Popayán. Es geht rein in die Stadt. Neben der Strasse hat es eine 2te Strasse, mit vielen Schlaglöchern und Kies, jedoch ohne Verkehr. Die nhemen wir. An einer Stelle will ich einem Schlagloch ausweichen, meineVordertasche streift den hohen Randstein und bleibt irgendwie hängen. Ich stürze. Wegen der schmerzenden Sehnen fahre ich mit offenen Sandalen, aber damit finde ich keine Halt. Und lande unsanft auf der Kiesstrasse. Ups. Mit einem blutenden linken Knie stehe ich wieder auf. Auf der rechten Seite hat’s genau die heikle Stelle der Knieoperation erwischt. Autsch. Ich montiere die Taschen wieder, putze kurz das Blut weg und weiter geht’s in Richtung Zentrum. Aber morgen werde ich wohl nicht weiterfahren. An einer Kreuzung halten wir, gleich sind ein paar Männer da. So ein alter Knacker streicht mir doch tatsächlich über den Arm und schwafelt was von Bonita und heiraten. So aufdringlich waren die Männer dann doch wohl noch nie. Anfassen geht zu weit. Wir fahren weiter, in Begleitung eines Typen mit Bike. Er fährt uns zu Hostales. Das erste, ein richitges Amihostal, ist schön, aber auch teuer. Im 2ten finden wir eine günstigere Bleibe, mit einem netten Dueño. Wir unterhalten uns mit ihm noch eine Weile über Bikes, dann reinige ich mal die Wunde am Knie. Da hat’s wohl ein paar tiefere Stellen drin. Am besten stelle ich mich gleich unter die Dusche, das hilft sicher auch noch. Den Rest des Dreckes bekomme ich nicht raus. Ich desinfiziere und lasse die Wunde mal etwas trockenen. Das hätte nun natürlich nicht auch noch sein müssen. Später halten wir eine Siesta, dann verbinde ich mein Knie und wir laufen in die Stadt. Und was tun wir da? Essen. Wie immer. Später sitzen wir lange auf der Plaza und schauen den Leuten bei ihrem Treiben zu.