Von Cali aus machen wir einen kleinen Ausflug per Bus nach Bogotá. Hier wartet auf der Schweizer Botschaft meine Kreditkarte und viel kalter Regen. Wir besuchen die Salzkathedrale von Zipaquirá, dann machen wir uns mit Julio auf den Weg nach Villa de Leyva. Danach geht’s weiter nach Honda, wo wir ein paar nette Tage in Julios Haus und auf seiner Finca verbringen. ¡Julio, muchas gracias para tu Hospitalidad generosa!

Nach drei ruhigen Tagen in Cali nehmen wir den Nachtbus nach Bogotá. Der Bolivariano-Bus bietet sehr viel Beinfreiheit und ist klimatisiert. So gleicht die zwar bequeme Fahrt eher einem Aufenthalt in einer Tiefkühltruhe. Schon während der Fahrt regnet es, in Bogotá sieht’s nicht anders aus. Und es ist kühl. Nach einem teuren Frühstück im Terminal stellen wir uns in die lange Schlange der Leute, die ein Taxi wollen. Dann sind wir dran, das Taxi bringt uns zu dem Haus von Angelica und Claudio, der Casa de Ciclistas in Bogotá. Begrüsst werden wir aber nicht von einem der beiden, sondern von Paola. Igel und Paola sind da, mit Rambo und Caramba, den beiden Hunden. Sie betreiben die Casa de Ciclistas in San Augustin, haben diese aber geschlossen, da sie selbst wieder auf längere Radtour gehen. Wir sind deshalb nicht nach San Augustin gefahren, nun dürfen wir sie trotzdem noch kennenlernen. Wie schön. Dann kommt Angelica mit ihren beiden Hunden zurück, später trifft auch noch Claudio ein. Alle unglaublich nett. Und eine richtig luxuriöse Casa. Am Nachmittag fahren wir in die Stadt, zur Schweizer Botschaft. Dort kann ich meine neue Kreditkarte abholen. Das geht ganz einfach und schnell und bald sind wir wieder draussen im Regen. Wir besorgen noch einige Fahrradersatzteile, dann spazieren wir noch durch das riesige Einkaufszentrum nahe der Casa. Ich sollte ja irgendwann neue Schuhe kaufen. Die „alten“ habe ich vor Abfahrt noch Miller geschenkt, da sie ihm wie angegeossen passten. Dann gehen wir zurück in die Casa, wo wir noch lange schwatzen, bis Monika und mir wirklich die Augen zufallen.

Die Salzkathedrale von Zipaquirá sollte man sich anschauen. Dann tun wir dies diesmal auch. Wir fahren mit dem Bus nach Zipaquirá, dann laufen wir zu der Katherdrale. Wir haben beide keine konkrete Vorstellung von dem, was uns erwartet, aber es wird wohl einfach eine Kathedrale sein. Doch die ganze Anlage ist riesig und dann laufen mit Guía in eine Salzmine hinein. Die Señora führt uns durch die riesigen, labyrinthartigen  Gänge, an 14 Stationen sind in Salzkristalle gemeisselten Kreuze oder Statuen zu bewundern.

Zwei der 14 Stationen

Ich bin beeindruckt, mir gefaellt die Stimmung und die subtile Beleuchtung in den unterirdischen Gängen. Wir erreichen eine Kuppel, dann schreiten wir in die Kathedrale. 4 gigantische, runde  in das Gestein gehauene Säulen trennen die 3 Schiffe der Kathedrale.Die Kathedrale von oben

Der Salzaltar

Im dritten Schiff

Sie ist eines der grössten religiösen Bauwerke der Welt und das erste Wunder Kolumbiens. Diese neue Kathedrale ist seit 1995 für die Öffentlichkeit zugänglich, die erste, erstellt 1954, musste wegen Einsturzgefahr 1992 für Besucher geschlossen werden. Wir verweilen eine Weile in den heiligen Hallen, besuchen den „Espejo de Agua“ dann schauen wir uns noch einen 3D Film an.

„El Espejo de Agua“. Wasseroberfläche oder Vertiefung?

Auf jeden Fall, keinen Abfall, kein Geld und keine komischen Sachen reinwerfen!

In der Mine wird auf drei Ebenen Salz abgebaut, wobei die Technik sich von Ebene zu Ebene modernisiert hat. Heute wird ein grosser Teil des Salzverbrauchs Kolumbiens für Verzehr und Industrie von dieser Mine geliefert.

Weg ins Freie durch die Salzgänge

Nun geht es wieder ans Tageslicht. Der Himmel verdunkelt sich langsam. Wir schauen uns noch das Museum an, dann schreiten wir ins Dorf runter. Nun donnert es und bald beginnt es zu regnen. In strömendem Regen geht’s per Bus zurück nach Bogota.

Am nächsten Tag fahren wir per Bus ins Stadtzentrum von Bogotá.  Dort schauen wir uns das „Museo de Oro“ an. Dieses ist riesig und zeigt die Goldschmiedekünste der verschiedenen kolumbianischen Regionen und Epochen.

Hunderte Ohrringe

Krieger

Und rituelle Masken

Wir sehen uns sicher 3 Stunden die verschiedensten Ausstellungsstücke an, dann ist  mein Aufnahmevermögen vollkommen gesättigt. Aber hier gibt’s für 3’000 Pesos (ca. 1,70 USD) wirklich was zu sehen. Und das Museum ist wirklich schön gestaltet. Wir schreiten ins Freie, als es natürlich gerade zu regnen beginnt. Klar. Bald schüttet es aus Kübeln. Zum Glück erkennen die Leute hier die akuten Bedürfnisse der Menschen im Nu, da verkauft nämlich schon einer Regenschirme. Wäre sicher nicht schlecht, so einen zu kaufen, wir haben die 2 regenreichsten Monate in Kolumbien vor uns. Sicher eine gute Investition. So läuft’s sich etwas trockener. Aber da ich ja keine Schuhe mehr habe, muss ich mit den Sandalen durchs Nass spazieren. Mit den Sealskinz-Socken bleiben die Füsse zwar einigermassen trocken, aber sie werden langsam kalt. Die Strassen sind nun richtig überflutet, das Wasser fliesst an vielen Stellen nicht mehr ab. Teilweise steht das Wasser sicher 20 cm tief. Ziemlich nasse Sache. Wir laufen noch zur Plaza Bolívar. Damit wir wenigstens etwas von Bogotá gesehen haben.

Nasse Plaza Bolívar in Bogotá

Aber bei diesem Wetter fahren wir bald ins trockene Heim zurück.

Wir verabschieden uns in der Casa in Bogotá und fahren zum Portal del Norte. Dort wollen wir Julio treffen und mit ihm nach Villa de Leyva fahren. Julio hatte ich damals mit Fazl in Argentinien getroffen, er war auch mit dem Fahrrad unterwegs. Nun hat er uns  zu sich nach Honda eingeladen, vorher besucht er aber noch Freunde in Villa de Leyva. Da fahren wir doch gleich mit, um uns das kleine Kolonioaldorf anzuschauen. Gegen 18 Uhr ereichen wir Leyva, unsere Hostalsuche wird etwas schwierig. Es folgt die Semana Santa, viele Hostals sind voll und die Preie sind hoch. Aber wir finden schlussendlich doch noch ein Zimmer. Zwar etwas über Budget, aber das geht wohl gerade nicht anders.

Und dieses Zimmer, stellt sich heraus, ist wohl das beste, das wir je hatten. Ruhig, da wir im hintersten Flügel des Hauses wohnen, keine Nachbarn, keine bellenden Hunde und keine krähenden Gockel. Einfach nur ruhig. Zudem haben wir Fensterläden, das Zimmer ist schön dunkel. Und die Betten sind bequem. Perfekt. So kommt es, dass wir bis fast 10 Uhr im Bett bleiben. Wohl ein Rekord. Dann suchen wir die Panaderia Francesa, wo es richtig richtiges Brot gibt. Einfach nur Brot. Ohne Dulce ohne nichts. Das ist ja hier mittlerweile etwas schwierig. In Kolumbien scheint alles irgendwie süss zu sein. Überall hat’s Dulce drin. Und das verschlägt uns langsam ein wenig den Appetit. Aber dieses Brot ist gut. Salzig und gut. Lecker. Dann treffen wir uns mit Julio und seinen Freunden auf einen Kaffee. Später spazieren wir noch etwas über die Plaza und den Markt. Villa Leyva soll eine der grössten Plazas Südamerikas haben. Auf die Grösse des Dorfes bezogen kann das schon hinkommen.

Weite Plaza von Villa de Leyva

Mit zugehöriger Dorfkneipe. Für Gringos und Hunde.

Villa de Leyva ist extrem touristisch, aber die kleinen Gässchen mit ihren Steinstrassen sind mir sympathisch. Es erinnert mich etwas an San Pedro de Atacama. Später schauen wir uns noch das kleine Mariposario an.

Apollo-Falter an einem Löhwenzahn

Nun zeigt sich sogar die Sonne. Ein Tag ohne Regen. Wahnsinn. Abends gibt’s eine Filmvorstelleung: „Colores de la Montaña“. Diesen kolumbianischen Film schauen wir uns an. Leider verstehen wir sozusagen kaum etwas, die Leute sprechen kolumbianisch schnell und undeutlich. Schade eigentlich, der Film ist gut, wir verstehen einfach nicht die ganze Handlung. Als wir aus dem „Kino“ rauslaufen, beginnt es zu regenen.

Kurz nach 10 Uhr holt uns Julio ab, wir fahren zurück in Richtung Bogotá, dann geht’s runter nach Honda. Die Hauptstrasse ist wegen Derrumbes gesperrt, doch eine Nebenstrasse ist befahrbar. Doch auch da fahren wir immer wieder an Erdrutschen vorbei,  teilweise ist die Strasse ganz weg, einspurig geht’s durch Kies und Schlamm. Die heftigen Regenfälle vom Winter haben ihre Spuren hinterlassen und es regenet weiter. La Niña beschert Kolumbien weiterhin viel zu viel Regen. Sagen die Leute hier. Obwohl ich dachte, dass La Niña Südamerika zu trockenes Wetter bescheren sollte. Wie auch immer. Die Landschaft sonst ist toll, hügelig grün mit vieln Bäumen und Blumen. Dann sehen wir in das Tal des Rio Magdalena hinunter. Tolle Aussicht. Wir passieren noch einige Derrumbes, dann erreichen wir den Talboden. Dort geht es flach weiter. Es ist warm hier unten. Gegen 19 Uhr treffen wir in Honda ein. Julio bringt uns in das Haus seiner Schwester. Seine Schwester ist gerade nicht da, so haben wir ein riesiges, altes Kolonialhaus für uns allein. Nicht schlecht.

Altes, offenes Wohnzimmer

Und Garten zwischen den einzelnen Räumen.

Dann geht’s weiter um die Ecke zu Julios Haus. Aussen ganz unscheinbar. Seine Empleada wartet schon auf uns. Wir dürfen eintreten. Wow. Was für ein Haus. Innen ist alles ganz modern ausgebaut, eine Holzbrücke führt über einen kleinen Pool in die Küche.

In Julios Haus. Weg vom Wohnzimmer in die Küche.

Ein tolles Haus. Dieser hier gängige, offene Baustil ist schon speziell. Wir bekommen Nachtessen serviert, dann machen wir uns bald auf den Heimweg in „unser“ Haus.

Um 6.15 Uhr gibt’s einen Weckanruf von Julio, eine gute halbe Stunde später macht er uns Frühstück in seinem Haus. Dann fahren wir zu seiner Finca. Heute dürfen wir nämlich reiten gehen. Nach einem Tinto bei der Fincafamilie laufen wir zu den Pferden. Julios und das des Señors der Finca sehen gut aus, Monikas und meins wirken etwas dünn. Dann geht’s los, mein Pferd tut mir etwas leid. Aber es läuft brav voran. Aber Galoppeinlagen á la Vilcabamba sind hier nicht zu erwarten. Dann geht’s vom Strässchen in die Felder, nun rauf und runter auf einem kleinen Trampelpfad. Vorbei an Reisfeldern, Grasland und diversen Bäumen. All das gehört zu Julios Finca. Ziemlich viel Land. Und eigentlich ein superschöner Reitweg, aber mein Pferd tut mir immer noch leid. Rauf schnauft es ziemlich, runterlaufen mag es nicht. Aber es hält tapfer durch. Nach 3 Stunden sind wir zurück auf der Finca, wo die Señoras ein leckeres Mittagessen gekocht haben. Danach gönnt sich Julio eine Siesta, wir hängen in der Hitze rum. Und es ist sehr heiss hier. Und dann sind da auf einmal diese kleinen Viecher. Sie sehen aus wie winzige, fliegende Ameisen. Und stechen. Bald sind meine Arme und Füsse mit Bissen übersät. Bichos! Nun geht’s zum Glück zurück nach Honda, wo wir den Rest des Tages mit Nichtstun verbringen. Das mögen meine Sehnen.

Nach dem Früchstück zeigt uns Julio sein Dorf. Wir laufen zum Rio Magdalena. Der führt Hochwasser, die Häuser am Fluss stehen schon unter Wasser, die Leute haben ihr Hab und Gut auf die Strassen weiter oben gerettet. Überall stehen Zelt oder auch mal ein Bett mitten auf der Strasse. Auch die zwei kleineren Zuflüsse führen Hochwasser. Wir überqueren einige Brücken und schauen uns die Situation von oben an.

Der Rio Magdalena führt Hochwasser

Hier sind erst die Bäume dran. Hoffentlich bleibt dies so.

Dann laufen wir noch etwas durch das Dorf, vorbei an schönen Kolonialhäusern. Honda war früher ein wichtiger Warenumschlagsort, die Schiffe brachten die Ware über den Fluss nach Honda, von wo aus sie weiter nach Bogota transportiert wurden. Nach dem Spaziergang dürfen wir uns in Julios Pool abkühlen. Schon cool, wenn man einen Pool im Haus hat. Zum Schwimmen ist er aber zu klein. Abends wollen wir uns ein Busticket für den nächsten Tag kaufen, doch das ist unmöglich. Wir müssen es morgen wieder versuchen. Abends sind wir bei Freunden von Julio eingeladen. Von aussen wieder eine unscheinbare Holztür. Aber innen tut sich ein gigantisches Anwesen auf. Dagen ist Julios Haus winzig. Die Hausherrin führt uns stolz durch die Räume und über das Areal. Wahnsinn. Kaum in Worte zu fassen. Und da leben nur 2 Menschen. Krass. Und weiter oben ein richtig grosser Pool. Es folgen 3 Terrassen mit Blick auf das Dorf und die Berge. Schon etwas sarkastisch. So ein riesiges Haus für 2 Leute, während die Leute in den kleinen Hütten am Fluss gerade ihr Heim verlieren. Arm und reich life. Wir bekommen im riesigen, offenen Wohnsaal Drinks und Snacks serviert und unterhalten uns mit all den Leuten, bis sich die Runde wieder auflöst.

Wir geniessen noch einen ruhigen Tag, ich mit faulenzen und lesen. Nach einem erfrischenden Bad in Julios Pool ist packen angesagt. Nun beginnt es natürlich zu regenen. Da nehmen wir Julios Angebot, uns mit dem Auto zum Bus zu fahren doch gerne an. Wir bedanken uns für die tollen Tage in Honda mit einem extrem netten Gastgeber und verabschieden uns von diesem. Und schon sitzen wir in einem Bus nach Ibagué. Das geht hier in Südamerika ja oft ganz schnell. Man wird manchmal fast in die wartenden Busse gezerrt. Es regenet wieder in Strömen. Im Bus sind einige Fenster offen, da braucht’s schon bald eine Regenjacke im Bus drinnen. Es nieselt mir von allen Seiten ins Gesicht. Nach knapp 3 Stunden erreichen wir Ibagué. Dort suchen wir nach einem Nachtbus nach Cali. Der Direktbus nach Cali war schon voll, daher müssen wir hier umsteigen. Dies manchmal auch etwas kompliziert hier. Doch oh weh, no hay via. Die Strasse ist wegen Derrumbes gesperrt. Um 5 Uhr morgens soll sie wieder geöffnet werden. Nun, im Terminal schlafen ist wohl etwas ungünstig, wir müssen ein Hotel suchen. Die Leute vom Terminal können uns eines in der Nähe empfehlen. Und im „La Varonesa“ finden wir ein anständiges, ruhiges Zimmer. Obwohl wir uns nicht sicher sind, ob die Ziemmer hier auch Stundenweise vermietet werden. Egal, der Señor der Reception ist sehr aufmerksam, bringt uns ungefragt sogar ein zweites Badetuch aufs Zimmer. Nach einem Brötchen in der nahen Panadereia endet dann auch dieser Tag.

Kurz anch 7 Uhr stehen wir mal auf und machen uns auf den Weg zum Terminal. Ob wir heute nach Cali kommen? Bei Bolivariano sind alle Busse voll, ein anderer Anbieter behauptet, die Strasse sei immer noch gesperrt und man müsse über Bogotá fahren. Doch wir finden einen weiteren Anbieter mit freien Plätzen. Direkt nach Cali. Auf offener Strasse. Um 10.30 Uhr soll’s losgehen. Wir trinken mal einen Saft, dann gönnen wir uns ausnahmsweise je 3 Dunkin‘ Donuts. Strandungsbelohnung.

Lecker?

Dann warten wir. Und essen Donuts. Die haben uns schon manchmal angelächelt, aber bis anhin waren wir resistent. Aber so gut sind sie dann doch nicht. Gut zu wissen, der nächste Lächelversuch kann so einfach abgewehrt werden. Kurz nach 10 Uhr steigen wir in den Bus, wo es erst einmal ein Cahos mit den Sitzplätzen gibt. Als auch das alles geregelt ist, geht die Fahrt los. Wieder durch hügeliges Grün, vorbei an zig Erdrutschen. Es beginnt zu regnen. Dann geht’s langsam runter nach Armenia, danach wird’s flach. Und nach ca. 7 Stunden fahren wir in Cali ein. Geschafft. Heute ist Gründonnerstag, hier Feiertag. So kommen wir zügig mit dem Bus zuruück in die Casa de Ciclistas. Dort erwartet mich bereits das Packet von Rohloff mit dem neuen Getriebe. Die Gangprobleme haben sich nicht nämlich gelöst. Mal sehen, wie der Getriebewechsel von Statten gehen wird.

Die ganze Nacht über regnet es heftig. Zum Glück schlafen wir in dem offenen, überdachten Raum oben und nicht im Zelt. Es regnet so heftig, dass der nahe Bach wohl nachts über die Ufer tritt. Die Jungs und die Señora mussten die Hunde und Hühner retten, wie Daniel später berichtet. Wir haben am morgen eine grosse Pfütze am Boden und einige nasse Taschen, sonst ist bei uns alles ok. Heute ist Karfreitag, wir wollen uns das Zentrum von Cali anschauen. Da die Geschäfte alle zu sind, wird es nicht allzu voll sein. Wir laufen eine Weile durch die Strassen, auch Cali hat ein paar schöne Plazas und Kirchen.

Auch in Cali steht das Wasser hoch

Andere komische Figuren

Und eine schöne Kirche

Hier hat es aber auch sehr viele Bettler, Obdachlose uns sonstige komischen Figuren. Wir laufen noch eine Weile durch die Strassen, dann fahren wir zuruück, mit einem Abstecher ins Unicentro. Vielleicht ist das Kino ja offen. Die Mall sieht belebt aus, auch das Kino ist auf. Aber wir können uns nicht für einen bestimmten Film begeistern. Vielleicht mañana. Dafür gibt’s noch ein feines Glace, dann machen wir uns auf den Heimweg. Hier verbarrikadieren wir präventiv unser Fenster. So gut wie möglich halt.

Unser Schlafzimmer

Manchmal auch mit schönem Ausblick

Doch diese Nacht bleibt’s trocken. Das einzig störende Geräusch ist das Hundegebell der Zig Hunde vom Nachbarhaus. Nonstop die ganze Nacht.

Der Freund und Velomechaniker von Miller arbeitet am Ostersamstag leider nicht. Doch Miller gibt mir die Karte eines anderen Mechs. Der hat Zeit für mich. Ich will heute den Getriebeblock der Rohloff tauschen. Ich fahre etwa 30 Minuten durch die Stadt, dann finde ich die unscheinbar versteckte Werkstatt. Humberto erwartet mich schon. Er schwatzt gleich wasserfallmässig los, extrem schnell und typisch kolumbianisch. Ich verstehe nur die Hälfte. Und bricht bald in Panik aus, weil er meint, er müsse das Getriebe reparieren. „Nein. Nur austauschen.“ Ok, er ist erleichtert. In seiner kleinen Werkstatt bauen wir das alte Getriebe aus. Dann serviert mir Humbertos Mama Mittagessen. Sehr aufmerksam. Dann will sich Humberto duschen. Ok, ich warte. Nach einer Weile ist er frisch geduscht und rasiert wieder einsatzbereit. Nun kommt das neue Getriebe rein. Da kommt gerade ein Kunde vorbei, ein Ingenieur. Der ist natürlich fasziniert von der Rohloff und will sie gleich selber einsetzen. Auch gut. Nach einer Weile sitzt wieder alles, nun muss die Radachse wieder rein. Doch da hat’s kein Loch in dem Getriebe. Oh nein. Wohl ein Missverständnis zwischen mir und Rohloff. Doch Humberto durchsucht all seine Muttern und findet zwei passende. Glück gehabt. Nun fahre ich halt mit Schraubachse weiter. Die Schlatbox lässt sich dann auch nicht mehr ganz widerstandsfrei einsetzen, Humberto kapituliert und schaut sich das Rad eines anderen Kunden an. Ich schräuble selbst eine Weile rum, dann sitzt die Box wieder. Nun folgt die Testfahrt, ich bin etwas angespannt. Aber alles funktioniert. Zum Glück. Humberto fällt auch ein Stein vom Herzen. Er macht mir dann einen Superpreis, ca. 6  USD für 3,5 Stunden Arbeit. Weil ich reise und er einfach da sei. Am Montag will er mir noch 2 Ersatzmuttern für die Radachse besorgen. Wirklich sehr nett, der Mann. Und falls jemand einen guten Radmechaniker in Cali sucht, Humberto ist wirklich zu empfehlen. Gut und nett. Dann fahre ich heim und bald beginnt’s zu donnern. Millers Mama macht gerade eine Chocolate Caliente Casero. Lecker, da sagen wir nicht nein. Da’nn  beginnts zu regnen. Donner und Blitz kommen immer näher. Zack, ist der Strom weg. Und bald schifft’s einfach brutal stark, es schüttet nur noch. Vom Garten fliessen bald braune Bäche in Richtung Haus. Auch dieses ist natürlich offen gebaut. Der Abfluss kommt mit dem Schlucken des Wassers kaum nach, dann gibt er auf, zuviel Wasser. Dieses steigt schnell und dringt langsam in das Zimmer der Señora ein. Miller und sein Bruder Arturo versuchen, den grossen Schachtdeckel zu hebn. Nicht so einfach, aber nach einer Weile schaffen sie’s. Nun fliesst das Wasser wieder ab. Es regnet noch lange weiter, doch die Stärke lässt langsam nach. Doch der Strom kommt nicht zurück. Im Dunkeln machen wir uns auf Futtersuche. Doch so ein Stromausfall scheint die Leute hier nicht sonderlich zu beeindrucken. In unseren „Stammrestaurant“ gibt’s ein Menu im Kerzenschein.

Am Ostersonntag, etwas später als mañana, schauen wir uns im Unicentro doch noch einen Film an. Rio. Den zeigen sie auch in 3D, doch so eine 3D-Brille kostet ganze 26’000 Pesos, sprich ganze 15 Dollar. Soviel zahlen wir nicht für so ein Teil. Dann schauen wir uns den Film eben nur 2D an. Auch so eine lustige Unterhaltung. Und heute wieder ein sonniger Tag, mal sehen, was das Wetter in der Nacht vorhat.

In der Nacht regnet es nur leicht, das heisst, dass es in der kommenden Nacht wieder schüttet. Mal sehen, wie sich diese Theorie verhalten wird. Ich finde im Unicentro doch noch ein neues Paar Schuhe. Hinten sind sie ganz weich. Ich hoffe, dass diese nun meine Sehnen nicht mehr malträtieren werden. Diese schmerzen nämlich nicht mehr, mal sehen, wie sie auf stundenlanges radfahren reagieren werden. Bei Humberto hole ich noch die 2 Muttern ab und dann sind wir eigentlich startklar. Morgen soll es weiter in Richtung Medellin gehen.