05.07. – 15.07.2011, 573 km. Wir wollen so schnell wie möglich raus aus Costa Rica. Von Guápiles aus gibt’s noch einen kurzen Abstecher nach San José, Ersatzteile kaufen, dann nichts wie ab nach Nicaragua. Auf dem Weg zur Grenze stossen wir trotz allem noch auf wirklich nette Ticos. In Nicaragua besuchen wir für zwei Tage die Insel Ometepe im Lago de Nicaragua. Hier sind die Preise wieder tiefer und die Leute viel sympathischer.

Als ich unten vor dem Hostal in Puerto Limón auf Monika warte, fährt ein Fahrzeug des „Ministerio de Salud“ vorbei und sprüht die Gehsteige ein. Die Leute laufen einfach durch die Spraywolke durch, als das Fahrzeug an mir vorbeifährt, halte ich auf jeden Fall den Atem an. Vielleicht ein flächendeckendes Antimoskito? Die Sonne scheint auch schon, kurz nach 6 Uhr und als wir losfahren, versagt mein Fahrradcomputer. Nach 5 – 6 km nimmt er seinen Dienst wieder auf, obwohl nun die km/h-Anzeige nicht mehr stimmt. Doch die Kilometer sind korrekt. Es geht leicht hügelig weiter, vorbei an der Containerladestation von Chiquita, dann Del Monte. Es ist heiss, doch immer wieder spenden Bäume am Strassenrand etwas Schatten.

Schattenallee

Vorbei an Bananen-, dann folgen Ananasplantagen. Teilweise duften die vorbeifahrenden Lastwagen nach Ananas. Und dass es hier Schlangen gibt, beweisen die vielen überfahrenen Exemplare. Und plötzlich kommt mir ein Radler entgegen. Diesmal halte ich, ich weiss nicht, ob Moni vor mir ihn nicht gesehen hat oder keine Lust auf Radler hatte. Es ist Jonathan aus England, der eher wie ein Latino aussieht.

Jonathan, nicht der typische englische Radler

Wir unterhalten uns eine Weile, dann fahre ich weiter. Die Strasse hier ist eng, es gibt keinen Seitenstreifen, die 20 cm, die manchmal knapp zum Ausweichen dienen, sind drahtverseucht. Zudem hat es viel Verkehr, viele Busse und Lastwagen. Ziemlich anstrengend. Zudem ist es brutal heiss, es geht immer etwas hinauf, zusammen mit der Tatsache, dass ich die letzten drei Tage fast nichts gegessen habe und sich mein Magen die ganze Zeit krampfhaft zusammenzieht, ein echt ätzender Tag. Gegen den frühen Nachmittag erreichen wir Guápiles. Die Chefetage der Bomberos verbietet, dass Leute dort übernachten. Also wieder ein Hostal suchen. Im Wilson finden wir eine nette Bleibe, obwohl die Betten eher Schrott sind. Die Bicis dürfen mit aufs Zimmer, die Leute sind nett und Guápiles wirkt viel sympathischer als Limón.

Mit dem Bus machen wir uns auf den Weg nach San José. Mit Bici wollen wir erstens nicht die verkehrsreiche, enge Strasse hinauffahren und zweitens nicht in die Grossstadt. Der Bus kurvt langsam durch die grüne Berglandschaft nach oben. Landschaftlich wäre die Strecke schön gewesen. Gegen 9.30 Uhr kommen wir in der Hauptstadt an, Terminal del Caribe. Per Taxi geht’s gleich zur Schweizer Botschaft, Monika muss dort ihre neue EC-Karte abholen. Zu Fuss laufen wir zur Bicicleteria „Puro Mountainbike Shop“, auf dem Weg schauen wir noch im Ciclo Los Ases vorbei. Auch eine gute Bicicleteria, oder Ciclo, wie sie hier heissen. Ich finde dort einen neue Kette, einen neuen Fahrradcomputer und ein neues Sattelkissen. Die Chicos da sind sehr nett und hilfsbereit, ein empfehlenswerter Laden. Zudem treffen wir dort Tom, einen australischen Tourenradler, der von Canada nach Ushuaia unterwegs ist. Wir unterhalten uns eine Weile, dann laufen wir weiter zum Puro MTB Shop. Auch ein guter Laden, dort gibt’s sogar Schwalbe-Reifen, jedoch nur MTB-Reifen. Als Letztes geht’s per Taxi zum Outdoor Gear Shop, da gibt’s vor allem Kleider, nur wenig Ausrüstungsgegenstände. Dann nochmals in ein Taxi und zurück zum Terminal. Die Taxis haben ganz schön gekostet, aber in diese kurzen Zeit war es die effizienteste Lösung. Per Bus geht’s vom angenehmen San José wieder in die Hitze der Costa. Wie schön war’s doch da oben.

Bevor es losgeht, kaufen wir in der Bäckerei musmanni noch Brot. Die öffnet um 5 Uhr, hat wirklich gutes Brot, auch Vollkornbrot und es gibt sie in allen grösseren Orten in Costa Rica. Dann geht’s hoch auf die Hauptstrasse, nun im Plano Falso runter. Das ist viel besser als rauf. Nach ca. 13 km folgt die Abzweigung. Wir fahren nach rechts, auf diesem Wege umfahren wir die Cordilliera und San José.

Diese Berge werden wir umfahren. Denken wir zumindest…

Die Strasse bleibt schmal, es hat jedoch etwas weniger Verkehr. Und dieser fährt etwas rücksichtsvoller. Es geht weiter leicht runter, zudem ziehen Wolken auf. Wir kommen gut uns schnell voran. Vorbei an Eco-Lodges, Abenteuertourenanbietern und Naturparks. Bei einem Serpentario fragen wir nach dem Preis. 8 $ fürs Schlangenanschauen. Puh. Wir bekommen den Studentenpreis, 6 $. Aber auch das ist noch zuviel. Schade. Die Sonne drückt ein wenig durch, es wird heiss. Und Tiere hat es hier definitv auch, leider bekommt man sie nur zerfetzt oder überfahren zu Gesicht. Heute ein Gürteltier und ein grosser Ameisenbär. Auch schade. In den Gärten wachsen seit Panama öfters meterhohe Orchideen. Auch die sind schön. Und unbeschädigt.

Gartenorchidee, den Namen kenne ich leider noch nicht

In einem Laden kaufe ich noch 4 Bananen. Der Verkäufer meint nur:“Pura Vida. Platanos baratos.“ Diese Worte höre ich hier oft. Pura Vida. Und die Bananen waren ja wirklich günstig… Es wird langsam bergiger, wir fahren doch noch in den Ausläufer der Cordilliera rein. Ganz schön anstrengend, das Rauffahren in dieser Hitze. In San Miguel essen wir auf der kleinen Plaza zu Mittag, danach füllen wir bei einer Tankstelle noch die Wasserflaschen auf. Und gönnen uns ein kühles Fresca. So sitzen wir eine Weile gemütlich da. Dann biegen wir nach rechts in Richtung Venecia ab, es geht kurz runter, dann wird’s auch schon wieder hügelig. In Venecia fragen wir nach den Bomberos. Die soll es in Aguas Zarcas geben. Also noch 11 km weiterfahren. Rauf und runter. In Auguas Zarcas kommen wir gegen 16.30 Uhr an. Hier gäbe es so etwas wie Bomberos, aber es stellt sich heraus, dass es das Cruz Roja ist und wir werden gleich auf ein Hotel verwiesen. In Costa Rica haben wir einfach Pech, oder wir machen irgend etwas falsch. Wir fahren zum angegebenen Hostal, dort gibt’s ein grosses Zimmer für 15 $. Ok, das ist hier nicht schlecht. Als ich jedoch bezahlen will, will die Señora plötzlich 20 $. Bitte? Sie hätte sich verschwatzt, die kleineren Zimmer würden 15 $ kosten. Wir diskutieren eine Weile, dann bezahle ich 18 $. Na ja, wenigstens dürfen die Bicis mit ins Zimmer.

Wir kaufen im musmanni noch Brot und ein paar feine Sachen, dann biegen wir in Aguas Zarcas in Richtung Chiles ab. Es geht zuerst einmal runter, dann flach mit Tendenz runter weiter. Der Himmel ist bedeckt. So macht das Fahren Freude. Und wir kommen schnell voran, wieder vorbei an Ananasplantagen.

Kleine Ananasplantage

Es wird nun definitv ländlicher, der Verkehr nimmt noch mehr ab. Am Strassenrand nun immer wieder grosse Ficus benjamina Bäume. Die sind teilweise wirklich gross.

Ficus Strassendach

Zur Abwechslung am Strassenrand tragen zudem kleine Finken bei, die von einem hohen Grashalm zum anderen fliegen, so quasi darauf schaukeln und Samen oder Insekten picken. Dann kommt mir ein Velo entgegen. Dass hier oft zwei Personen auf den Rädern sitzen ist ja normal, doch hier sitzen 4 Personen drauf. Eine ganze Familie, Vater, Mutter und zwei Kinder. Da bin ich ja gerade ein Nichts auf meinem vollbepackten Drahtesel. Hut ab für den trampenden Vater. Nach ca. 40 km machen wir im Schatten eines Baumes Znünipause. Denn nun scheint die Sonne. Wir sprechen noch davon, dass das flache Geradeausfahren fast ein bisschen langweilig wird. Daher ist es klar, dass gleich nach der Pasue eine Steigung folgt und es geht lange bergig weiter. Heute fliesst bei mir irgendwie noch mehr Schweiss als sonst und er schmeckt nich mal mehr salzig. Mir stürzt einfach nur noch Wasser von Kopf und Armen. Uff.

Tropf, tropf

Doch da werden am Strassenrand Pipas verkauft. Man erinnere sich, Trinkkokosnüsse. Und die kommen aus dem Kühlschrank. So eine kaufen wir uns hier. Als ich so dasitze und den kühlen Saft geniesse, sticht mich doch tatsächlich eine Wespe. Sauvieh. Das brennt ganz schön. Dann geht’s weiter in die Hitze. Berg runter, berg rauf, schwitz. Auf einem Hügel muss ich meine Handschuhe ausziehen und ausringen. Das Wasser strömt nur so raus. Eklig. Wir fahren wieder mal runter, als uns ein kleiner Jeep anhält. Die zwei Señoras fragen, ob wir Hunger hätten, sie hätten Sandwiches. Na ja, Hunger habe ich eigentlich nicht, aber wenn schon so ein nettes Angebot besteht. Sie geben uns je ein Sandwich mit Bohnenpaste, Käse, Fleisch, und einer Omelette. Echt nett. Das Bild der Ticos, kurz für Costa Ricaner,  wird jeden Tag etwas besser. Wir setzen uns kurz in den Schatten und verspeisen das Wunderwerk. Danach schwitze ich weiter auf der Strasse. Wir folgen der Ruta 4 und gegen Mittag erreichen wir San Rafael de Guatuso. Hunger haben wir noch nicht, aber für den Gluscht und das Abkühlen wollen wir hier nach langer Zeit wieder mal ein Glace kaufen. Wir stellen die Räder vor dem Supermercado Palí ab, gleich wollen zwei Tyen eine Monedita. No. Nach dem Glace tanken wir noch Wasser auf und machen uns auf den Weiterweg. Flach geht’s voran, aber es ist noch heisser. Wir wollen noch bis nach Upala, noch 40km. Nach 12 km essen wir noch etwas, nun ziehen ziemlich schwarze Wolken auf, in der Ferne donnert es bald. Wir fahren weiter, es beginnt zu tröpfeln. Da hier sowieso einfach alles vor sich hinrostet, des feuchten Klimas wegen, allen voran die Kette, muss Regen eigentlich nicht auch noch sein. Andererseits könnte mein schweissvertropftes Bike eine Dusche vertragen. Wir fahren ins kleine Dorf Katira, da links ein Colegio. Vielleicht können wir da schlafen. Nein, aber sie weisen uns zur Schule. Doch da ist niemenad. Es gibt auch noch Cabinas, fragen wir mal nach dem Preis. 10’000 Colones, 20 $. Wie üblich. Das Zimmer ist gross, sauber, mit guten Betten, Regen droht und der Gedanke ans weiterfahren ist nicht sehr motivierend. Ich bin müde, schwitzen ist glaube ich äusserst anstrengend. Wir nehmen das Zimmer. Das Gewitter zieht vorbei, bald strahlt der Himmel wieder blau.

Kurz nach 6 Uhr verlassen wir Katira. Die aufgegangene Sonne taucht alles in ein warmes Licht. Schön, diese Morgenstimmung. Flach geht’s weiter, vorbei an weiteren, grossen Ananasplantagen. Und immer wieder säumen wunderschöne Papageienblumen den Strassenrand.

Papageienblumen in Hülle und Fülle

Bis Upala bleibt’s flach, doch die Strasse wir immer schlechter. Und es ist heiss, wie immer. An einer Kreuzung in Upala ein Fruchtstand, wir kaufen 4 Bananen und eine kleine Ananas. Die lassen wir uns aufschneiden. Doch der Chico schneidet ziemlich viel weg. Das nächste Mal nehmen wir sie lieber ganz mit. Bald biegen wir rects nach Santa Cecilia ab. Costa Rica ist ja wirklich gut ausgeschildert und die Kilometerangaben stimmen auch ziemlich genau. Aber hier fehlt der Wegweiser. Aber für den Fall gibt’s ja Leute auf der Strasse. Etwas später liegen grüne Kokosnüsse am Boden der Böschung. Moni geht runter und hebt eine auf. Da hält ein Motorradfahrer und meint, die seinen nicht gut. Ins gegenüberliegende Haus ruft er, er wolle eine Machete. Für eine gute Pipa. Auf der anderen Strassenseite hängen die Kokosnüsse noch an der Palme, der Besitzer kommt mit Machete raus und wir erhalten je 2 frische Pipas vom Baum.

Frische Pipa in Bearbeitung

Einige Ticos sind doch sehr nett. Der Señor mit dem Motorrad lädt uns noch in sein Haus ein, seine Frau hätte Verwandte in der Schweiz. Ok, gehen wir mit. Wir fahren eine Weile, dann biegen wir auf ein Schottersträsschen ein. Beim Haus setzen wir uns auf eine Bank und unterhalten uns eine Weile mit der Señora. Dazu gibt’s einen Kaffee und einen ersten Vorgeschmack auf Nicaragua, Rosquillas. Ein hartes Käsegebäck, dass in Kaffe getunkt ziemlich gut schmeckt. Dann machen wir uns auf den Weiterweg, mittlerweile regnet es. Doch der Regen ist von kurzer Dauer, bald bricht die Sonne wieder durch. Die Asphaltstrasse wird immer schlechter, ein unebener Flickenteppich. Und was huscht da über die Strasse? Eine kleine Tarantel. Nacher versteckt sie sich im Gras.

Gut versteckt. Aber ich kann dich sehen…

Es wird wieder bergiger, geht rauf. Hier ist es nun wirklich ländlich, hat noch weniger Verkehr, das gefällt mir. Da links oben im Baum, da bewegt sich etwas. Ha, Brüllaffen. Moni hat sie natürlich nicht gesehen. Nun brülle ich, so laut ich kann. Und oh Wunder, sie hört mich. Wir hören und schauen den Tieren eine Weile zu. Zuerst kommen nun von einem Männchen eher grunzähnliche Geräusche, dann wird gebrüllt. Und dann ist alles wieder ruhig, die 4 bis 5 Tiere gehen ihrer Beschäftigung, dem Fressen, nach. Sie fressen die Blätter des Baumes. Meist wird eins abgerupft, dann h¨nagt sich der Affe mit Schwanz und Hinterbeinen an einen Ast und speist kopfüber. Wenn das mal bequem ist.

Abreissen…

… und fressen

Wir machen uns auf den Weiterweg. Weiter hoch, dann wieder runter. Bis Birmania. Dort wechselt die Strasse zu Schotter. Und wenn schon Schotter, dann richtig. So eine schlechte Holperpiste ist mir schon länger nicht mehr unter die Räder gekommen. Nun geht’s auch noch rauf. Lange rauf. Wenn mir der Schweiss wieder in die Augen tropft, muss ich halten. Die Kombi: Schotter, Steigung, Hitze und Feuchtigkeit ist elend. Der Untergrud war wohl früher mal eine befestigte Strasse, nun ist es eher eine holprige Kraterlandschaft. Und trotzdem fahren hier auch schwere Lastwagen durch. In einem Dörfchen steht ein Bushäuschen mit schattiger Bank. Ideal fürd die Mittagspause. Bald haben wir Gesellschaft von einer wirklich dünnen Hündin. Armes Tier. Ich füttere ihr meine letzte Packung Cracker. Das erntet sogar ein Schwanzwedeln. Dann kommen immer mehr Leute, Ein Bus wird im Anholpern sein. Wir machen uns auf den Weg, das Tier bekommt von jemandem einen Tritt und läuft winselnd und mit eingezogenem Schwanz davon. Es ist schon hässlich, wie die Leute hier und in ganz Lateinamerika Tiere behandeln. Nicht schön. Für uns geht’s weiter rauf, dann wird’s flacher und nach 19 km Holperiste erreichen wir gegen 15.30 Uhr Santa Cecilia. Keine Bomberos, nur eine Absteige über einem Karaokelokal. Für 10’000 Colones. Aber ein Señor kennt noch ein ruhigeres Plätzen. Winziges Zimmer, Baño compartido, auch für 10’000 Colones. Wohl die teuerste Unterkunft seit Grenzübertritt. Und morgen geht’s raus aus Costa Rica. Feude herrscht.

Schon in der Nacht begint es zu regnen, dem Lärm auf dem Blechdach nach zu urteilen. Als wir kurz vor 6 Uhr losfahren, ist es trocken. Es geht runter und schon bald regnet es wieder. Aber nur kurz. Vorbei an einer riesigen Orangen-Industrieanlage, Yafa. Dann folgt die Plantage. Lange Zeit führt die Strasse Orangenhainen entlang. Eine riesige Plantage. Dann wird es karger, schon fast steppenartig. Und es beginnt wieder zu regnen. Diesmal heftig. Innerhalb Sekunden bin ich total durchnässt. So fahren wir lange durch den heftigen Regen. Dann eine Abzweigung, wir sind wieder auf der Interamericana. Und definitv wieder auf Pazifikseite, da regnet es ja viel mehr. Wir passieren La Cruz, da ist die Strasse teilweise schon ein brauner Fluss. In einem Bushäuschen machen wir kurz Pause. Nun hat der Regen nachgelassen, die Sonne drückt durch. Wir nähern uns Peñas Blancas, plötzlich Stau. LKWs. Kilometerlang stehen sie da. Die Grenze muss nahe sein. Wir fahren an allen vorbei, schon drücken uns ein paar Chicos Ausreiseformulare in die Hand. Die kosten wenigstens nichts. Zudem wollen sie Geld wechseln. Mas tarde. Wir reihen uns in die lange Schlange bei der Migración. Da ist wohl gerade ein Bus angekommen. Aber es geht trotzdem recht schnell vorwärts. Wir erhalten den Ausreisestempel und wechseln noch unsere Colones in Cordobas. Dann geht’s über die Grenze.

Offizielles…

… und inoffizielles Willkommen in Nicaragua

In Nicaragua scheint die Sonne und wieder überall Lastwagen. Wir sollen uns einreihen. Aber durch die Fungizidsprühanlage wollen wir nicht. Dann finden wir die Migración. Wir stellen uns in die falsche Schlange, für Buschauffeure. Dann klappt’s doch noch. Und der Beamte will doch nun tatsächlich 12 $ pro Perosn! 10 $ für eine Touristenkarte und 2 $ für weiss auch nicht was. Scheint offiziell zu sein, dann bezahlen wir halt. Ich schmiere nochmals Sonnencreme ein, der Regen hat sicher alles abgewaschen, dann geht’s weiter. Schon wieder werden wir angehalten, müssen den Pass zeigen und 1 $ Municipalidad-Gebühr bezahlen. Und ich dachte, Costa Rica sei teuer… Nun geht es wieder an einer Truckschlange vorbei, dann wird die Strasse leer. Und es sieht immer noch gleich aus. Doch halt, was ist das da in dem Baum? Kakteen? Ja, der ganze Stamm ist mit Kakteen behängt. Sieht speziell aus. Solche Bäume folgen noch viele.

Kakteenbehängung und kein Parasit

Erster Blick auf den Lago de Nicaragua, im Hintergrund Ometepe

Und rechts sehe ich nun den Lago de Nicaragua. Und einen Vulkan, sicher schon die Isla Ometepe und der Volcán Maderas. Hier wird das Grün nun flacher, keine Bäume mehr, nur noch Wiesen und hohes Gras. Und Kühe, aber fast keine Häuser mehr. Nicaragua ist doch anders. Dann ein riesiger Windpark. Nicaragua ganz fortschrittlich. Die Windmühlen wurden ziemlich sicher vom Ausland finanziert.

Nicaragua fortschrittlich

In La Virgen steuern wir auf ein Restaurant zu, da wir kein Brot haben. Repocheta, so eine Art frittierter Käsetaco, Arroz, Frijoles. Und zur Feier des Tages eine Cola. Ich weihe mein pink-karriertes Langarmhemd ein. Die Sonne brennt wieder mal, meine Arme sind etwas rot. Uff, ich verschmachte fast, aber da muss ich durch. Nach 10 km erreichen wir Rivas, dort biegen wir in Richtung San Jorge ab. Noch 4 km bis zum Hafen. Dort werden wir gleich hergewunken. Für die zwei Bicis müssen wir 16 Cordobas (ca. 60 Rappen) Steuer bezahlen. Wieder so ein lächerlicher Betrag. Dann fahren wir zur Fähre, können gleich drauf. Es folgen noch 4 Fahrzeuge, einige Touristen und viele Einheimische. Dann legt das Boot auch schon ab, die Überfahrt dauert eine Stunde und kostet je 60 Cordobas plus 15 Cordobas für ein Velo. Der Lago de Nicaragua ist wellig und scheint gelblich. Hier soll es ja die einzigen Süsswasserhaie geben.

Ometepe, mit den Volcánes Conceptión und Maderas

Nach der Stunde erreichen wir Moyogalpa auf der Isla Ometepe. Ometepe ist die grösste Süsswasserinsel der Welt. Wir suchen uns hier ein Hostal, teure gibt’s viele, billige auch, aber die Betten sind übelster Qualität. Doch im Hostal Doña Chilo finden wir eine gute, günstige Bleibe, 10 $ für ein Doppelzimmer mit Baño privado und bequemen Betten. Im Restaurant des Hauses gibt’s später auch noch ein gutes, günstiges Nachtessen. Und hier in Nicaragua ist man wieder „a la Oden“, was doch ein echt grosser Unterschied zu Costa Rica ist.

Heute wollen wir mit dem Bike um den Volcán Conceptión herumfahren. Gegen 9.30 Uhr starten wir gemütlich, auf einer Steinpflasterstrasse geht’s an Kuhweiden, dünnen Pferden und Häusern vorbei.

Idyllische Ometepe, fast wie daheim

Immer wieder stauen Kuhherden den Verkehr. Im Gegensatz zum bisher gesehenen Festland ist die Landschaft hier üppig grün, mit Bäumen und Blumen. Und immer wieder bietet sich die Sicht auf den Conceptión, dessen Spitze wolkenverhangen ist. Dieser immer noch aktive Vulkan ist 1957 das letzte Mal ausgebrochen. Sein kleinerer Kollege Volcán Maderas schläft schon lange, sein letzter Ausbruch war 1100. Die zwei Vulkane sind auch Namensgeber der Insel Ometepe. Ome heisst in Náhuatl „zwei“, tepe oder tepetl „Berg“. Zwei Berge. Um den Conceptión herum ist das Klima tropisch trocken, um den Maderas tropisch feucht. Nach knappen zwei Stunden erreichen wir Altagracia. Auch dort werden wir gleich von einem Guía angesprungen. Er lässt nicht locker, folgt uns ins Restaurant, wo wir ein Glace essen. Irgendwann begreift er wohl doch, dass wir nicht interessiert sind und geht. So ist’s gut. Wir fahren zum Museo Ometepe. Die Bicis dürfen wir reinstellen, dann laufen wir durch die drei Säle. Es gibt Infos zur Geschichte, Geografie und Geologie der Insel, zur Kultur und zu den Petroglyphen. Ometepe wurde von den Bürgerkreigen verschont, daher ist hier vieles noch erhalten. Danach setzen wir uns ins gegenüberliegende Restaurant, wo es ein feines Zmittag gibt. Gallo Pinto, ein gebratener Reis-Bohnen-Mix, Spiegelei, frittiererte Platanos Verdes und Avocado. Und der Teller ist echt schön hergerichtet. Dies fällt bis jetzt hier allgemein auf. Auch gestern waren die Speisen immer hübsch angerichtet, die Nicas kochen und sevieren wohl mit etwas mehr Hingabe. Nun sind wir doch etwas müde, noch mehr wollen wir nicht sehen. Also weiter um den Vulkan rum. Die folgende Strecke soll „un poco mal“ sein. Ist sie auch. Sandig, steinig, holprig. Die Nicas scheinen die Strasse zu kennen, flitzen auf ihren Velos über die Steine, das wir nur noch staunen. Auf Ometepe sollen ja 80% der Leute ein Velo besitzen. Einige davon kommen uns auf dem Holperweg entgegen. Es ist schön hier, ruhiger und grüner. Nun zeigt sich der Conceptión sogar wolkenlos, anscheinend ein seltener Anblick.

Wolkenlose Spitze des Conceptión

Das Megageholper fährt mir langsam in die Knochen, mein federndes Gepäck fehlt mir. Ich sehe einen Urraca, diese Vögel krächzen hier überall in den Bäumen. Und sind nicht gerade anständig, fressen die Eier und Jugtiere anderer Vögel.

Urraca nicaragüense

Nach zwi Stunden Geholper sind wir wieder in Moyogalpa. Erst mal den Staub abwaschen, dann wollen wir uns über die Besteigung des Maderas informieren. Dieser ist leider etwas weit weg, Busse gibt’s frühmorgens keine, das Taxi würde 40 $ kosten, ein Guía für zwei Personen 30 $. Zu teuer. Der Conceptión würde 40 $ für den Guía kosten. Das wären 8 – 10 Stunden laufen in der Hitze. Wollen wir das? Der Señor von Ometepe Expeditions hat noch eine Tour im Angebot. Museo El Ceibo, Charco Verde, Petroglyphen, Strand und Ojo de Agua. Das hört sich doch am interessantesten an. Aber kostet auch 50 $ für zwei Personen. Na ja, leisten wir uns das. Im Ami-Café nebenan gibt’s noch „Homemade Chocolate Cake“. Der sieht verdammt gut aus. Zwei Stück bitte. Wenn wir schon gerade beim Geldausgeben sind. Als wir gerade gemütlich am Essen sind, fällt der Strom aus. Nicht das erste Mal heute. Danach laufen wir zum Supermercado, einkaufen im Dunkeln hat auch seinen Reiz. Kaum draussen, beginnt es zu schütten. Kurz oder lange? Wir warten kurz, scheint lange zu regnen. Dann werden wir halt nass. Wieder im Hostal, kommt der Strom zurück. Heute gibt’s im Hostal kein Essen, wir müssen wieder raus in den Regen. Kaum auf der Strasse, wieder alles dunkel. Ich frage in einem Eingang, ob hier ein Restaurant sei.  „Ja.“ Und schon wird drinnen ein Generator angeschmissen. Wenn er Lärm nicht aus den Boxen kommt dann eben woanders her.

Die ganze Nacht über regnet es durch. Die Wanderung auf den Maderas wäre heute zu einer Riesenschlammschlacht geworden. Aber als wir aufbrechen, ist es trocken. Harinton von Ometepe Expeditions holt uns pünktlich um 8 Uhr mit seinem Jeep ab, wir fahren zum Museo El Ceibo. Dort gibt es zwei Museen, eins zur Geschichte des nicaraguensischen Geldes, sehr interessant, fast jeder Präsident lässt sein eigenes Geld gestalten und drucken. Natürlich auf Kosten des Steuerzahlers. Die Münzen und Noten datieren bis ins Jahr 1872, die Chica gibt eine gute Fürung durch das Ganze. Im anderen Gebäude befinden sich präkolumbische Ausgrabungsgegenstände. Urnen, Figuren, Töpfe, Geschirr, Schmuck und ein paar Petroglyphen. Fast alles wurde auf der Finca, auf der das Museum nun steht, gefunden. Nun geht’s weiter zur Finca Charco Verde, grüne Lagune. Um diese Lagune spazieren wir nun, sehen weitere Brüllaffen und Vögel.

Laguna Charco Verde, wirklich grün

Es beginnt zu tröpfeln. Müsste heute nun wirklich nicht sein. Die Fahrt geht weiter auf den Vulkan Maderas. Dort wird die Strasse schlechter. Hier stehen noch ganz viele Petroglyphen an ihren Originalfundplätzen. Interessante Steine mit interessanten Einritzungen. Über die Art des Ritzens als auch über die Darstellungen selbst gibt es einige Theorien.

Petroglyphe mit Affe, Baum und/oder Kalender

Spinne, Krieger oder gebährende Frau?

Auf der Finca El Porvenir gibt es noch mehr Steine zu bewundern. Nach den Petroglyphen fahren wir zur Playa Santo Domingo, wo wir in einem Comedor zu Mittag essen. Dann geht’s weiter zum Ojo de Agua, einem natürlichen Pool, der von Wasser des Vulkans gespiesen wird.

Ojo de Agua

Doch das Wasser ist ziemlich kalt. Aber ein netter Ort. Ich schwimme eine Weile, dann wird es mir zu kalt. Als letzte Station steht die Punta Jesus Maria auf dem Programm. Dies eine Landzunge, die weit in den Lago de Nicaragua reicht. Hier soll früher ein Indigena-Friedhof gewesen sein, was Tonscherben belegen, die immer noch am Strand zu finden sind.

Conceptión und Maderas von der Punta Jesús María aus gesehen

Gegen 17.30 Uhr kehren wir nach Moyogalpa zurück. Es war ein langer Ausflugstag und ich bin ziemlich müde. Die Tour war gut und interessant, Ometepe Expeditions ist in Moyogalpa eine empfehlenswerte Agentur.

In der Nacht beginnt es wieder zu regnen. Bei der Tagwache um 4.45 Ur regnet es immer noch, nun fällt auch der Strom noch aus. Im Regen fahren wir gegen 5.45 Uhr zur Muelle runter, die Fähe ist schon da. Wir fahren rauf und stellen die Bicis an eine Wand. Später sehe ich, wie sie auf die andere Seite umplatziert werden. Es folgt die einstündige Überfahrt. Als wir rauslaufen, liegt Monis Velo unter einem Lastwagen, meins ist an die Stossstange eines Busses gebunden. Als ich rausfahre, hängen die vorderen Taschen schief runter. Ic hänge sie wieder korrekt ein und fahre aus dem Hafen raus. Im Schutze eines Daches schmiere ich Sonnencreme ein, das muss auch im Regen sein. Moni folgt bald, wir fahren wieder hoch nach Rivas, dort biegen wir auf die Interamericana ein. Im Regen geht’s nun flach und ziemlich gerade weiter, vorbei an Kuhherden, mehr dürren Pferden und Häuschen. Nach einer Weile hört der Regen auf, die Strasse bleibt flach und gerade. Fast etwas langweilig. Die Leute winken und grüssen fröhlich am Strassenrand. Nun folgt ein kleiner Hügel und schon geht’s runter nach Granada. Am Ortseingang essen wir für 1.50 $ Reis, Bohnen und Spiegeleier. Dann geht’s in Richtung Zentrum auf Hostalsuche. Vorbei an schönen Kirchen und am lebendigen Mercado. Der erinnert mich schon fast an El Alto, La Paz. Da gibt’s alles, Velofelgen, Früchte, Kleider und was man sonst noch zum Leben braucht. Richtig schön. Etwas anderes irritiert mich hier jedoch fast ein bisschen. Bin ich hier zu Hause? Überall GR-Autonummern… Die gibt’s in Granada wohl auch.

Daheim? Fast…

Im Hostal La Mexicana finden wir eine nette Bleibe. Und bald schon öffnet der Himmel wieder seine Schleusen. Da ist’s im Schaukelstuhl auf dem gedeckten Hof viel gemütlicher. Meine Arme sind heute richtig rot, der Regen hat wohl die Sonnencreme wieder abgewaschen. Schon eine blöde Kombination, Sonnencreme und Regen.

Hier schlafen wir wieder mal aus dann machen wir einen Spaziergang durch die Stadt, bis zum Lago de Nicaragua. Granada ist eine schöne, sympathische Stadt. Mit vielen tollen Kolonialbauten, die einen wurden schön restaureirt, andere wiederum bröckeln immer noch vor sich hin. Eine interessante Mischung.

Renovierte Catedral

„Originale“ Kirche

Am zweiten Tag holen wir Monikas Geburtstagsessen nach. Frühstücksbuffet im ChocoMuseo & Cafe. Da gibt’s für 6 $ Dollar alles was das Herz begehrt. Kaffee, Cocoatee, Fruchtsäfte, Brot, Käse, Gallo Pinto, Hash Browns, Omeletten, Pancakes, Waffles und vieles mehr. Wir verbringen mehr als drei Stunden dort, studieren zwischendurch unsere weitere Route und schauen uns das Cocoa-Museum an. Ein Supermegaleckerfrühstück. Und heute werde ich eingeladen. Vielen Dank, Monika. Den Rest des Tages machen wir nicht mehr viel, der Bauch ist einfach zu voll. Und morgen geht’s weiter, in Richtung León.

Zu guter Letzt noch ein Fazit zu Costa Rica. Mir hat es dort nicht besonders gut gefallen, alles war viel zu teuer, die Leute, vor allem in Puerto Limón, sehr unfreundlich. Doch weiter im Norden haben wir auch sehr nette Ticos kennengelernt. An Natur und Tieren hat Costa Rica schon einiges zu bieten. Auch die Strassen sind perfekt ausgeschildert, die Kilometerangaben extrem genau. Und die Panaderia Musmanni ist klasse. Nicht alles ist schlecht in Costa Rica. Gemäss Ticos ist ja alles „Pura Vida“, günstige Bananen, Ciclistas, einfach alles. Ich hörte die Worte immer wieder. Mag ja sein, aber für mich bleibt es Cuesta Rica. Pura Vida?