02.08 – 13.08.2011. In Antigua ist erst einmal ausruhen angesagt. Dann muss das Bici in die Werkstatt, Taschen müssen gewaschen und Löcher geflickt werden. Dabei stelle ich fest, dass doch tatsächlich Schimmel spriesst. Ich hab’s ja vermutet. Überall hat’s Pilzchen dran. Wäh!!! Zudem steht hier einmal ein Zahnarztbesuch an. Ein weiterer Besuch gilt Maya Pedal. Ansonsten ist Antigua eine sehr schöne Stadt, in der man es gut für einige Tage aushält. Und sehr gefährlich. Überall werden tolle Artesanias verkauft, zudem hat’s an jeder Ecke eine Pasteleria mit wirklich leckeren Sachen. Wirklich gefährlich.
Antigua war Hauptstadt Guatemalas, bis die Stadt 1773 von einem Erdbeben zerstört wurde. Der Regierungssitz wurde nach Guatemala City verlegt, Antigua wurde langsam wiederbesiedelt. Aber es wurde nach wie vor wenig zur Einsturzverhinderung von Gebäuden getan. Erst im 20. Jahrhundert bekamen die erhaltenen Gebäude eine gewisse Wertschätzung. Seit 1972 ist Antigua UNESCO Welterbe. Ein grosses Erdbeben 1976 war ein grosser Rückschlag, doch die Erhaltung und Resauration geht weiter. Antigua ist eine sehr schöne Stadt, mit vielen interessante Gebäuden, bunten Mercados, Artesanias und Indigenas. Die Frauen laufen in ihren traditionellen Trachten duch die Strassen und bieten ihre Ware feil. Ein farbenfrohes Spektakel.
02.08.2011. Seit Léon schlafen wir das erste Mal wieder aus. Nun, kurz nach 5 Uhr wird im Gang gelärmt, aber es tut gut, einfach länger im Bett zu bleiben zu können. Ich kann sogar noch aufstehen, es geht ganz gut. Wir holen uns in der „La Reposteria“ Brot und Süsses fürs Frühstück. Dann mache ich mich auf die Suche nach der Touristeninfo. Als ich sie endlich gefunden habe, ist sie umgezogen. Ein aktueller Reiseführer wäre machmal schon besser. Aber ich finde sie noch. Dort frage ich nach einem guten Zahnarzt und einer Bicicleteria. Meine zwei dringendsten Anliegen. Und wegen des Zahnarztbesuches wird wohl der Aufenthalt hier in Antigua auch etwas länger dauern. Sicher für meine etws ramponierten Knochen auch nicht das Schlechteste. Zahnärzte gibt’s einige gute hier, Bicicleterias kennt die Señora keine, aber sie meint, ich solle bei einem Mountainbike-Tourenanbieter nachfragen. Gute Idee. Sie gibt mir zwei Agenturen an. Dann schaue ich mir die erste Zahnarztpraxis an. Sieht sehr modern aus. Ich bekomme einen Termin für den nächsten Morgen. Ich schaue noch weitere an, bleibe jedoch bei der ersten. Dann gehe ich zu Old Town Outfitters, dem einen Tourenanbieter, und schildere mein Bikeproblem. Morgen sei der Mecánico da, ich solle doch dann das Bike vorbeibringen. Und mit all dem Gelaufe bekomme ich schon eine kleine Stadttour. Antigua gefällt mir immer besser, eine wirklich schöne Stadt. Später frage ich noch bei Maya Pedal in San Andés Itzapa an. Pedro, Paul und Javier waren alle für längere Zeit da als Voluntäre. Maya Pedal stellt Bicimáquinas her, umgebaute Fahrräder, mit denen man Strom erzeugen, Wasser pumpen, etc. kann. Zudem reparieren sie bei Maya Pedal auch Bikes. Falls es mit dem Old Town Mecánico nicht klappt, hätte ich hier noch eine weitere Option. Maya Pedal wollen wir sowieso gerne besuchen, egal wer mein Bike reparieren wird.
03.08.2011. Um 8.30 Uhr bin ich beim Dentista, komme auch gleich dran. Er schaut sich alles an, meint dann, dass eine in der Schweiz gemachte Füllung schlecht eingearbeitet worden sei. Na dann. Zudem hat eine alte Amalgamfüllung einen Riss und eine Zahnreinigung könnte auch nicht schaden. Nach zwei Jahren wieder einmal. Zudem hat’s einige Kariesstellen. Reisen scheint den Zähnen nicht so gut zu bekommen, in der Schweiz hatte ich längere Zeuit keine Probleme mehr. Der Señor scheint nett, fähig, er berührt mich aber etwas zu oft. Ist dies einfach die lateinamerikanische Art? Oder hätte wohl vielleicht doch einen weiblichen Zahnarzt suchen sollen? Auf jeden Fall bekomme ich einen weiteren Termin für den nächsten Tag. Später bringe ich mein Bike zu Old Town. Der Mecánico ist da, schaut sich alles an und meint, dass er alles reparieren kann. Sehr gut. Später sagt mir auch Maya Pedal, dass ich mein Bici vorbeibringen könnte. Nun hoffe ich, dass der Old Town Mech einen guten Job macht, denn ich brauche meinen Fisch noch…
04.08.2011. Der Zahnanrztbesuch ist weniger schlimm als erwartet, doch der Dentista findet noch mehr schlechte Schweizerarbeit. Die Krone sei schlecht gemacht worden, da hätte man einen Wurzelkanal legen müssen. Nun hätte ich ein tickende Zeitbombe im Mund. Auch schön. Ich hoffe, sie explodiert nicht so bald. Und wieder daheim, werde ich das dann mal überprüfen lassen. Wer da Recht und Unrecht hat. Aber nun wird eine Zahnreinigung gemacht, ganz modern mit Ultraschall und Druckpistole. Ich meine nur, dass die meine erste Ultraschallbehandlung sei, meine Dentalhygienikerin würde immer fies blutig kratzen. Er schaut mich nur an und meint, dass er es seit 3 Jahren so mache. Auch hier gehe man mit der Zeit. Scheint so… Am Nachmittag wasche ich mal meine Radtaschen. Der Sturz hat doch einige Kratzer und ziemlich viel Dreck hinterlassen. Und ich hatte ja schon lange befürchtet, dass sich irgendwann Schimmel bildet. Nun ist es soweit. Irgendwann ist wohl Wasser in die Tasche eingedrungen, ein Schleifpapier hat wirklich ekligen Schimmel angesetzt, der auf weitere Gegenstände übersprang. Sogar eine Kappe im Drybag ist schimmlig. Eeeeklig! Da müssen gleich alle Kleider gewaschen werden, Drybag auch und die ganze Tasche bekommt eine Internsivreinignung. Grusig. Und wie alles riecht. Hoffentlich geht der Gestank wieder raus.
05.08.2011. Am Morgen gehe ich zu Old Town, sehen, was mein Bike macht. Alles wieder gerade gebogen, Bremsen wieder angezogen. Die Pads sind auch noch gut. Aber beide Räder eiern noch ein wenig, kein Wunder bei dem Schlag, den sie bekommen haben. Ich hatte dem Mech eigentlich gesagt, er solle alles überprüfen, aber so genau nahm er’s wohl nicht. Mein Bike bleibt also in der Werkstatt. Ich schlendere zurück zum Hostal, schaue in einige Souvenirläden. Antigua wird gefährlich werden, so viele schöne Sachen. Moni kauft sich später auch gleich mal einen Bettüberwurf. Nachmittags fahren wir nach San Andrés Itzapa. Wir wollen uns Maya Pedal anschauen. Carlos, der Kopf des Projektes weilt gerde in Mexiko, aber wir treffen auf fünf Voluntäre. Pam zeigt uns alles. Mich faszinieren die Bicimáquinas. Die eine schält Macadamianüsse, eine andere ist eine Kornmühle, eine weitere Antrieb für einen Mixer, eine Bicibatidora.
Alle funktionieren natürlich mit Pedalkraft. Da fliesst kein Stom. Es gibt auch noch Waschmaschinen, mit anderen Maquinas wird Strom erzeugt oder Wasser gepumpt. Diese Maschinen werden dann an Einheimische verkauft, zu sehr günstigen Preisen. Ein echt geniales Projekt. Maya Pedal repariert auch Bicis, zudem richten sie Bicis her und verkaufen sie an Einheimische. Auf der überdachten Terrasse stehen gerade 5’000 aus den Staaten gelieferte alte Räder. Ein riesiger Velohaufen.
Ich spendiere ihnen mein 44-er Shimano-Kettenblatt. Pam freut’s, denn qualitativ gute Teile sind wohl eher die Ausnahme. Wir schauen uns noch eine Weile um, schwatzen mit Garry, einem weiteren Voluntario. Hier ist auch schon der eine oder andere Ciclista hängen geblieben. Handwerkskünste sind sicher von Vorteil, aber es findet sich eine Arbeit für jeden. Ein interessanter Ort für ein Voluntariat. Aber wir können uns keine langen Pausen mehr leisten. Der Weg nach Norden ruft.
06.08.2011. So vergehen die Tage in Antigua. Zahnarztbesuche, Werkstattbesuche, waschen, rumwerkeln, Blog schreiben, etc. Am Samstag schauen wir uns endlich auch einmal die Stadt an. Wir machen den vom INGUAT empfohlenen Recorrido turistico durch die Stadt. Den Mercado kennen wir schon, die erste Station ist das San Jerónimo Cloister. Von aussen eine Ruine mit gepflegtem Rasen. Eintritt für Extranjeros 40 Quetales. Etwas viel. Gleich sieht’s bei der nächsten Station, dem La Recolección Convent aus. 40 Quetzales. Wieso muss das alles so teurer sein? Wir laufen zur Iglesia La Merced. Aussen ist sie reich verziert, innen etwas anders als andere Kirchen. Ganz interessant. Und kostenlos.
Dann geht’s durch den Torbogen der Calle del Arco. Dort hat es einen grossen Indoormarkt mit vielen schönen Sachen. Wir bleiben eine Weile dort hängen. Zudem ist dort auch die einzige Fotogalerie Guatemalas. Ins Leben gerufen von Jon Kaplan, er stellt dort auch seine Fotos der indigenen Bevölkerung aus. Wahnsinnig tolle Fotos.
Draussen viele Indigena Frauen mit ihren Artesanias, aber sie lassen sich nicht gerne fotografieren oder nur gegen Bares. Vor der Ruine der Iglesia El Carmen noch ein farbiger Markt. Der Recorrido geht weiter, vorbei an der öffentlichen Waschanlage. Solche haben wir nun schon in einigen Dörfern gesehen. Und sie werde auch noch genutzt.
Nächster Halt ist die Iglesia. San Francisco. Der Recorrido endet auf der plaza Central mit der Catedral. Auch dort ist heute viel los, Einheimische und Touristen geniessen das schöne Wetter.
Die weiteren Tage verbringe ich mit diversen Zahnarztbesuchen, insgesamt sind es schlussendlich ganze 6 Stück. Mein Mund tut mittlerweile auch ganz schön weh. Nun hoffe ich einfach, dass in der Schweiz dann kein Zahnarzt behauptet, die Arbeit des Guatemalteken sei schlecht gemacht. Dann krieg ich wohl die Krise und muss nach Peru oder Bolivien fliegen, um alles neu machen zu lassen, denn daheim kann ich mir das wahrscheinlich nicht leisten.
Natürlich gibt’s viel zu waschen und ich flicke meine Ortliebtaschen, die doch einige Löchern davongetragen haben. Aber ich bin erstaunt, wie stabil doch z.B. die Haken sind. Da ist kein einziger gebrochen, trotz der heftigen Wucht des Sturzes und des Wegschleuderns der Taschen. Ein Hoch auf die Ortliebtaschen. Da vergesse ich sogar, dass bei Regen manchmal Wasser eindringt…
Wir weilen in der Posada Refugio II. Ein ganz nettes Hostal mit netten Leuten. Auf der Terrasse hat es eine Küche, die wir hier wieder sehr intensiv nutzen. Und da es in Guatemala Bohnen nur noch in Pastenform gibt, kochen wir uns halt selbst ganze. 1 kgBohnen, das reicht dann für etwa 4 Abendessen, und einmal Frühstück. Dann habe ich aber genug für eine Weile. Es geht weiter zu Pasta, dann kommen die Linsen. Auch wieder für eine halbe Armee. Zudem haben wir von dem Esstisch beste Sicht auf den Volcán El Fuego. Der pufft immer wieder mal ein Rauchwölckchen aus. Sehr unterhaltsam. Auch unterhaltsam ist der Blick in den Nachbarshof. Dort wohnen auf kleinstem Raum einige Indigena-Familien, die Waschstelle ist immer gut besetzt und die Frauen lassen sich gut beobachten.
Ein weiters Hobby hier ist Shopping. Wie bereits erwähnt hat es hier wirklich wunderschöne Sachen, zu sehr günstigen Preisen. Monika und ich schlagen beide gut zu. Der riesige Mercado de Artesanias bietet alles, dann ist die ganze Stadt noch voll mit Tiendas. Das Preise-Verhandeln macht für eine Weile auch ziemlich viel Spass. Und egal was man anschaut, es heisst immer:“Hay mas colores.“ Claro. Die Colores haben es mir vor allem bei den Tischläufern angetan. Und die gibt es wirklich in allen Farbvarianten. Ich werde wieder einmal ein sehr teures Paket nach Hause schicken.
Ein anderes Hobby sind die Pastelerias. Die stehen an jeder Ecke und locken mit ihren verführerischen Süsigkeiten. Doch seit wir am Mittag etwas richitges Essen, ein Menu für 20 Quetzales im Restaurant „La Casa de los Mixtos“, sind die nachmittaglichen Süsshungerattacken auf Null gesunken. Gut so. Nun habe ich den letzten Zahnarztbesuch hinter mir, bis auf den linken Fussrücken schmerzt nichts mehr und Monikas Erkältung ist am Abklingen. Es kann weitergehen.
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