07.10. – 13.10.2011. 459 km. Nach San Cristóbal geht es runter in Richtung Pazifik und auf Meereshöhe. Es folgt der windige Isthmus von Theuantepec, dann fahren wir wieder langsam in die Berge, in Richtung Oaxaca. Doch weit kommen wir nicht, Monikas hintere Felge bricht durch. So erreichen wir Oaxaca schneller als gedacht per Bus.
Route: San Cristóbal – Chiapa de Corzo – Tuxtla Gutiérrez* – Ocozocoautla de Espinosa – Arriaga – San Pedro Tapanatepec* – Santo Domingo Zanatepec – La Ventosa – Juchitán de Zaragoza* – Santo Domingo Tehuantepec* – Magdalena Tequisistlán – Oaxaca*
07.10.2011. Nach etwas genauerer Routenplanung stellten wir fest, dass wir am ersten Tag am Besten nur bis Tuxtla Gutiérrez fahren. Ansonsten gehen die Etappen für uns nicht auf. Wir sind keine Kilometerabspuljungs. Gemäss panamerica.ch Profil sind es ca. 60 km, davon 10 km rauf, dann 40 km runter, dann folgt noch ein kleinerer Hügel. Gut, so können wir bis um 8 Uhr schlafen, frühstücken und gemütlich runterfahren. Eine totale Ausnahme für uns, an einem Fahrtag ausschlafen. Aber eine schöne. So geschieht es auch und gegen 9.30 Uhr verabschieden wir uns von Joaquin. Ab San Cristóbal gibt es wieder eine Cuaota und eine Libre. Joaquin empfiehlt uns die Libre, die sei viel schöner, mit vielen kleinen Dörfern. Zudem hätte sie weniger Verkehr. Gemäss panamerica.ch ist sie auch 30 km länger. Aber es geht ja meist runter und wir haben Zeit. Also biegen wir am Stadtrand auf die Libre ein, es geht den Berg rauf.
Der Himmel ist heute fast blau, es wird warm. Dann ist der höchstePunkt erreicht. Wir ziehen die Windjacke an, bereit für die Abfahrt. Es folgt das erte Dorf. Viele Frauen laufen auf der Strasse herum, mit wunderschönen, blumenbestickten Trachten. Die sind echt der Hammer. Aber fotografieren ist bei Indígenas immer so eine Sache. Viele glauben, dass dadurch ihre Seele gestohlen werde. Zumindest wenn dies dem Gesicht zugewandt geschieht. Dann ganz unverschämt von hinten? Ich würde wahnsinnig gerne… Aber nein. Nun, nach dem Dorf hört auch die Abfahrt auf, es folgt eine weitere Steigung. Und zwar eine ziemlich lange. Die hat Joaquin wohl vergessen zu erwähnen. Am felsigen Strassenrand sehe ich viele Orchideen. Aber alle sind zu hoch oben, um sie mir aus der Nähe anzuschauen. Dann erreichen wir langsam die Neblegranze, die Sicht wird getrübt. Dann ist auch dieser höchste Punkt erreicht, es geht runter. Definitv. Nun fallen die ersten Tropfen, es werden schnell ganz viele. Es regnet. Und wird kalt. Zeit für die Regenjacke. Es folgt das nächte Dorf, auch hier wieder die tollen Trachten. Nun werden sie durch pinke und violette Regenschirme ergänzt. Im Regen fahren wir weiter runter, durch weitere kleine Dörfer. Ich entdecke am Strassenrand rebenartige Gewächsse mit grossen, blauen Früchten. Solche habe ich noch nie gesehen. Was das wohl ist? Dann folgen hügelige Maisfelder bis zum grauen Horizont. Schade, dass es regnet und so trüb ist. Die Landschaft wäre toll hier oben. Je weiter nach unten wir kommen, desto wärrmer wird es wieder. Und der Regen lässt auch nach, hört dann ganz auf.
Zeit für die Mittagspause. Tja, und die Libre braucht doch einges an Zeit, es ist schon 13.30 Uhr. So früh werden wir wohl nicht in Tuxtla ankommen. Nach dem Mittagessen folgt eine Minisubida, dann geht die Abfahrt weiter. Ich sehe eine Tafel am Strassenrand, Bauarbeiten sollen in 150 Metern folgen. Da ist nichts, aber plötzlich hebe ich ab. Huch. Ein Tope, und zwar ein ganz fieser, unsichtbarer. Ohne Vorwarnung. Mein Hinterrad schlägt voll auf, sonst passiert nichts. So ein Mistding. Diese Topes sind ganz schön gefährlich. Weiter unten berichtet Monika, dass sie den genau gleichen übersehen hat. Sie stellt später eine Delle in der hinteren Felge fest. In Richtung Tuxtla sehe ich eine dunkle Regenwand. Wir werden wohl nochmals nass werden. Im Tal unten erreichen wir bald Chiapa de Corzo, dann geht’s auf die Mex 190. Und bald wird es nass, wie vorausgesehen. So ist auch die Sicht auf den Cañon del Sumidero etwas getrübt.
Es folgt nochmals eine Steigung, dann erreichen wir gegen 15.30 Uhr die Einfahrt nach Tuxtla. Tuxtla ist eine ziemlich grosse Stadt, wenn wir nicht ins Zentrum müssen, umso besser. Mit einigem Rumfragen finden wir den Weg zu den Bomberos. Dort dürfen wir bleiben, im Schulungsraum.
Nun nichts wie raus aus den nassen Klamotten, die Dusche ersparen wir uns, und dann sofort Antimoskito einschmieren. Die sind auch wieder da. Nach 3 schönen Tagen Abwesenheit in San Cristóbal. Nachtessen gibt’s im gegenüberliegenden Restaurante economico für 20 Pesos. Das ist wirklich economico. Dazu läuft ein „Pirates of the Caribbean“ im Fernseher. Da verweilen wir gerne etwas länger.
08.10.2011. Der Morgenhimmel sieht trostlos aus, Grau bis in die Niederungen. Es geht raus aus Tuxtla. Mit einem Verfahrer dauert dies fast 1,5 Stunden und 15 km. Dann beginnt eine sanfte Steigung. Das Grau lichtet sich etwas, es bleibt aber bewölkt. Mit einigen Zwischengeraden klettern wir auf 1’100 m.ü.M., dann folgt die Abfahrt nach Ocozocoautl. Wir fahren weiter runter. Dann eine Abzweigung. Arriaga, Cuota oder Libe. Auch nach Cintalapa geht’s auf der Cuota. Da wollen wir hin. Also rauf auf die Cuota. Hügelig und geradeaus geht’s weiter. Bald wird es Zeit für die Mittagspause. Jetzt war es den ganzen Morgen bewölkt, aber klar, genau jetzt drückt die Sonne durch. Es wird heiss. Nun, bald fahren wir weiter, es folgt nochmals eine coole Abfahrt. Nun sollten es gemäss Profil noch ca. 25 km bis Cintalapa sein. Die Landschaft ist cool, grüne Wälder, cañonartige Felsgebilde, dann spitze Berge. Die Strasse bleibt hügelig. Es folgt eine Zahlstation, wir dürfen nicht durchfahren, sondern müssen das Rad über den Gehweg schieben. Bei der nächsten wissen wir Bescheid. Hier gibt’s nun eine Abzweigung auf die Arriaga Libre. Wir bleiben auf der Cuota. 25 km, 30 km, 35 km. Ich frage mich langsam, ob die Cuota überhaupt nach Cintalapa führt. Vielleicht hätten wir auf die Libre müssen. Und Arriaga liegt eigentlich nicht auf unserem Weg. Auf der Karte ist nur eine Strasse eingezeichnet, keine Cuota und Libre. Wir müssen uns wohl dringend eine bessere Karte zulegen, wenn wir in Mexiko nicht noch einige Verfahrkilometer hinzufügen wollen. Aber in Mexiko lässt auch die Strassenausschilderung oft zu wünschen übrig. Sprich, ist einfach nicht vorhanden, vor allem nicht an wichtigen Kreuzungen. Nun, bis Arriaga sind es noch 35 km, es ist 16 Uhr. Wir könnten es schaffen. Doch es würde knapp werden. Wir halten mal nach WasserAusschau. Die meisten Bäche sind braun. Aber ein kleines Rinnsal gleich im Strasengraben ist ok, kommt direkt aus dem Felsen. Wir tanken 1 Liter Kochwasser auf. Nun Augen auf nach einem Campplatz. Nach einer Weile finden wir einen flachen, sandigen Platz etwas oberhalb der Strassse. Wir sind nicht total aus der Sicht, aber die Autofahrer sollten sich ja auf die Strasse konzentrieren. Wir schieben die Bicis hoch, dann errichten wir unser Heim. Eine drohende Tornadowolke löst sich wieder auf und bei schöner Abendsonne geniessen wir noch etwas Wärme.
Mit unserem letzten Gas zaubere ich noch ein Reisgericht. Vor dem Schlafengehen rede ich noch ein ernstes Wort mit Chaac. Man erinnere sich, dem Regengott der Maya. Regen ist ja schon gut und wichtig, aber diese Nacht soll sich Chaac etwas zusammenreissen.
09.10.2011. Und siehe da, Chaac scheint mir freundlich gesinnt zu sein. Seit langem die erste Nacht ohne Regen. Als ich um 5.45 Uhr zur Tür des Zeltes rausschaue, sehe ich Sterne. Wie schön. Doch die Nacht war heiss, nach 2 Tagen ohne Dusche klebt alles etwas unangenehm, vor allem mit Unmengen von Antimoskito vermischt. Und wie totale Campinganfänger lassen wirt uns morgens zuerst einmal von diversen Stechviechern fast auffressen, bevor wir nochmals Repellente einschmieren. Während des Zusammenpackens senkt sich langsam Nebel, in diesem fahren wir auch los. Weiter geht’s auf der Mex 190 D, es folgt ein Militärposten und die Abzweigung auf die nächste Quota, die Mex 200. Der Nebel lichtet sich langsam wieder, wir klettern einen kleinen Hügel hoch. Dann folgt die Abfahrt. In der Ferne sehe ich den Pazifik.
Das war nun die letzte Atlantik – Pazifik Überquerung. Von nun an werden wir auf Pazifikseite bleiben. Die Abfahrt geht weiter, 20 km geht’s nochmals runter von ca. 600 m.ü.M. auf Meereshöhe. Durch eine tolle Berglandschaft. Auch der Neigungswinkel ist perfekt. Man wird nicht zu schnell und muss fast nicht bremsen. Cool.
Unten erwartet mich die Hitze. Dann wechselt die Cuota zu einer normalen Strasse, wir biegen nach Arriaga ab. Wir müssen einkaufen und ich brauche dringend eine neue Sonnencreme. Doch das Nest wirkt noch sehr verschlafen, viele Läden sind zu. Hm? Ah, es ist Sonntag. Das vergisst der geneigte Radler gerne mal. Einen Supermercado offenen finden wir, das Mittagessen ist gesichert, aber Sonnencreme finde ich keine. Nun geht es auf der Mex 200 flach weiter. Bald überfahren wir die Grenze zum Staat Oaxaca. Es ist heiss, aber nicht so feucht wie auf Atlantikseite. Die Sonne brennt runter. Im Schatten einer Baumes einer Rancho erschleichen wir uns ein schattiges Mittagsörtchen. Das Zelt will auch noch getrocknet werden. Danach fehlen noch ca. 20 km bis Tapanatepec. Dieses erreichen wir gegen 14 Uhr. Nach einigem Herumfahren finden wir ein Hotel. Nach drei Tagen ohne Dusche ist eine solche mehr als willkommen. Ich rieche schon etwas streng. Gar nicht zu reden von den Klamotten. Ich weiche sie erst einmal ein. Das erste Spülwasser ist dunkelgrau und der Geruch eher furchtbar. Da müssen noch zwei Waschgänge her. Dann ist’s besser. In Tapanatepec ist auch Sonntags-tote-Hose. Es ist nicht mal möglich, ein Fresca zu kaufen. In einer Tienda finde ich als Ersatz ein Fanta. Aber das ist einfach nicht das Gleiche…
10.10.2011. Bei unbewölktem Himmel verlassen wir Tapanatepec. Es wird ein heisser Tag werden. Am Dorfausgang auf der Hauptstrasse hat es noch zwei Hotels. Dann geht’s flach weiter, bis kleine, rollende Hügel folgen. So fahren wir km um km. In Zanatepec wird’s Zeit für ein Znüni. Wir können uns auf einem Kiesplatz in den Schatten hocken oder in ein Restaurant sitzen. Machen wir doch das Letztere.
So gibt es für mich noch einen Café de la Olla, die Nicht-Nescafé-Version. Der ist gut. Dazu essen wir unsere trockenen, süssen Teilchen von Tapanatepec. Also bis jetzt trumpft Mexiko nicht gerade mit den süssen Teilchen. Dann geht’s weiter, vorbei an tollen Feldern. Könnte Hirse sein, ich weisse es nicht genau. Die Ähren leuchten grün, gelb oder rot. Sieht echt klasse aus.
Es geht gut voran, ich fühle leichten Rückenwind. Vor mir erscheinen erste Windturbinen. Moni meinst ganz pessimistisch, dass wir jetzt bestimmt Gegenwind bekommen. Und wie es mit dem Wind so ist – man sollte nie negativ über ihn reden – setzt just in dem Moment ein heftiger Wind ein. Von vorne. Dann kommt er seitlich von vorn. So nimmt die Fahrgeschwindigkeit doch etwas ab. Aber der Isthmus von Tehuantepec soll ja sehr windig sein. Wir fahren durch den gigantischen Windpark, viele Turbinen laufen jedoch nicht. Da soll es anscheinend Probleme zwischen Bauern und den ausländischen Betreibern geben. Klar, diese bezahlen zu wenig für das Land, die Bauern blockieren die Zufahrt zu den Turbinen. Und nun rotten die Millionen dahin. Weiter der Strasse entlang hat es dann aber doch Turbinen, die laufen. Sie gehören der CFE, der mexikanischen Energiegesellschaft.
Wir halten uns weiter gegen den Seitenwind, dann eine Abzweigung. Und typisch mexikanisch keine Ausschilderung. Der Verkehr donnert mit einem 100-er vorbei. Schön. Einige Fahrer winken auch ganz nett. Auch schön. Aber ich kann ein Fahrzeug zum Stillstand winken, eine Frau sitzt am Steuer. Wir müssen über die Brücke. Die Strasse macht eine Kurve, nun müsste der Wind eigentlich schräg von hinten kommen. Rein theoretisch. Aber er bläst immer noch von vorn. Wir erreichen La Ventosa, die Windige.
Die Strassse macht noch einen Knick, nun aber haben wir wirklich Rückenwind. Es folgen schnelle 15 km nach Juchitán. Gegen 16 Uhr erreichen wir das Centro. Wir wollen eigentlich zwei Nächte hier bleiben. Da wir keine Gaskartusche gefunden haben, wechslen wir auf den Benzinkocher. Moni weiss aber nicht mehr genau, wie er korrekt zusammengesetzt wird. Und wir brauchen idealerweise Bencina Blanca. Und ein Hotel. Aber Juchitán ist teuer oder die Hotels sind voll. Die billigsten Unterkünfte sind ziemlich schäbig und trotzdem noch teurer. Ich warte auf der Plaza, bewache die Bikes, Monika sichtet die Unterkünfte. Da setzt sich ein ziemlich zerlumpter Señor neben mich. Will wissen woher ich bin, was in den Tachen ist, etc. Ich fühle mich etwas bedrängt, antworte nur sehr oberflächlich. Dann höre ich ihn sagen:“ Te mata y te lleva a mi casa.“ Bitte? Ich hoffe, ich habe da etwas falsch verstanden. Nun kommt Moni wieder, wir verlassen die Plaza. Versuchen es zumindest. Wir werden schon wieder angesprungen. Von einem tänzelnden Jüngling und einem langhaarigen mit Lippenstift. Nun, Juchitán ist Matriarchatsstadt, da ist vielleicht die Schwulen-und Transvestitenszene eher akzeptiert. Die zwei wollen uns auf jeden Fall interviewen, für ihre Englischklasse. Ok, jetzt kommt es auf 10 Minuten mehr oder weniger auch nicht mehr an. Danach fahren wir zum einen Hotel zurück. Doch nun hat es kein Zimmer mehr. So ein Mist. Wir fragen nach den Bomberos. Gibt’s nicht, aber wir sollen in der Comisaria mal nachfragen. Tun wir. Ich schildere dem Comandante unser Anliegen. Wir wollen einfach einen Platz zum Schlafen. Er schickt uns aus der Stadt raus, da könnten wir in der Seguridad Pública schlafen. Also wieder raus, zurück zur Seguridad Pública. Der dortige Polizist will eine Unterschrift des Comandante sehen. Bitte nicht! Doch da fährt dieser gleich persönlich vor und stellt sicher, dass wir einen geeigneten Platz finden. Das Gebäude befindet sich teilweise noch im Bau, aber wir dürfen schlafen, wo wir wollen. Vielen Dank. Und es gibt sogar eine funktionierende Dusche. So lange, 2 volle Stunden und ca. 10 km, haben wir wohl noch nie nach einer Unterkunft gesucht. Juchitán wäre ganz hübsch, mit farbigem Mercado, aber die Hotels sind teuer und das Personal nicht gerade „a la Orden“. So wird nun nichts aus einem Tag hierbleiben, wir müssen weiter nach Tehuantepec. Ausschlafen ade. Nun, fast. Bis nach Tehuantepec sind es gerade mal knappe 30 km. Und wir müssen in Mexiko wohl die Übernachtungsstrategie ändern. Es ist einfach sauteuer hier.
11.10.2011. Die Nacht ist heiss und stickig, ich klebe am Seidenschlafsack und an der Matte. Zudem schwirren mir die ganze Zeit Moskitos um die Ohren. Und die Repellenteschicht macht das Kleben auch nicht besser. Summa summarum eine ziemlich schlechte und schalflose Nacht für mich. Wir haben heute keinen Stress, so stehen wir erst um 7 Uhr auf. Kurz nach 8 Uhr verabschieden wir uns von dem diensthabenden Polizisten, dann geht’s wieder auf die Strasse. Der Himmel ist diesig grau, irgendwie ein ganz bedrückendes Licht. Die Landschaft wird steppenartig, kleine Bäume, tiefe Büsche, Gräser, ab und zu schleicht sich ein Kaktus ins Blickfeld. Dann werden die Bäume etwas höher und dichter, die Berge kommen näher, es folgen Palmen und die Einfahrt nach Tehauntepec. Wir befinden uns hier am Isthmus von Tehuantepec. Nur gerade 210 km trennen Atlantik und Pazifik. Die Landenge bezeichnet auch den übergang von Mittel- nach Nordamerika. In der ganzen Region ist das Matriarchat vorherrschend. Aber davon spürt man in der Stadt wenig. Mir fällt nur auf, dass die Señoras hier irgendwie noch beleibter sind. Wir finden sofort ein Hotelzimmer, nicht günstig, aber ganz ok. Nun Duschen, Kleider waschen und dann im Internet schauen, wie der Kocher zusammengesetzt wird. Da stürzen sich schon wieder zwei Studenten auf uns. Sie brauchen ein Interview fürs Englisch. Ok, noch einmal. Ich finde es ja gut, wenn hier die Sprachen gefördert werden. Dann schlendern wir durch den Mercado. Mensch, wie lange waren wir nicht mehr in einem richtigen, chaotischen Mercado. Seit Antigua? Draussen gibt’s Empanadas zum Zmittag. Dann wasche ich das Zelt inklusive aller Reissverschlüsse. Zudem habe ich im letzten Camp ein kleines Loch entdeckt. Das muss auch noch geflickt werden. So vergeht der Tag im Nu. Abends gibt’s dann Pasta mit frischem Basilikum, der Benzinkocher ist tatsächlich einsatzbereit.
12.10.2011. Am Morgen tröpfelt es leicht, als wir wieder auf die Panam fahren. Es folgt die Abzweigung nach Oaxaca (sprich: O-A-Haka, das h mit ganz leichtem ch-Laut). Es geht eine Weile flach weiter, dann folgt der erste Hügel.
Am Strassenrand tiefe Bäume und immer mehr Kakteen dazwischen. Wir fahren über den zweiten Hügel und passieren Jalapa del Marques. Monis Gangschaltung und die vom Tope gedellte Felge machen schon länger Krach. Nun kommt ein neues Geräusch dazu. Tja, die Felge ist durchgebrochen. Das sind ganz schlechte Neuigkeiten. So fährt Monika nirgends mehr hin. Und wir stehen wieder einmal im Nirgendwo. Nun, ganz so schlimm ist es diesmal nicht, die Strasse ist gut befahren. So stellen wir uns an den Strassenrand, wir müssen eine Mitfahrgelegenheit auftreiben. Der erste Pickup hält, fährt jedoch nur bis zum nächsten Dorf. Bald hält wieder einer. Die vier Herren fahren auch nur bis zum nächsten Dorf, meinen aber, dass wir dort eher etwas finden würden. Zudem sei es dort sicherer. Die Bicis werden bepackt aufgeladen. Manchmal sind solch kräftige Herren schon von Vorteil. Wir fahren bis Marilu. Dort arbeiten die Señores in einer Cooperative, die Marmor und Onyx bearbeitet. Der eine meint, wir sollten uns alles anschauen und Fotos machen. Als Erinnerung. Gut, machen wir das doch. Aus Anstand. Alle Arbeiter empfangen uns zuvorkommend, erklären uns bereitwillig ihre Arbeit, die Maschinen und die Materialien.
Früher war die Anlage in amerikanischen Händen, dann ging sie über an die Italiener und nun haben die Mexikaner übernommen. So ist es recht. Ein anderer Señor ist dazugekommen, er zeigt uns den Verkaufsraum mit den Artesanias. Schöne Sachen hat’s da. Der Anstandsbesuch hat sich schlussendlich sehr gelohnt. Doch nun müssen wir wieder auf die Strasse, es ist 13.30 Uhr und bis Oaxaca fehlen noch gute 200 km. Und da wollen wir heute noch hin. An einem Tope stöppeln wir wieder. Nun kommt ein Bus. Auch gut. Er kann auch alles mitnehmen. Gepäck wir unten eingeladen, dann die Bicis draufgeschmissen. Das Wort „Vorsicht“ kennen die zwei Señores nicht. Den Preis wollen sie uns auch nicht sagen, aber er sei braratissimo. So geht’s nun im Bus weiter. Für 500 Pesos. Nun, so barratissimo ist das nicht. Aber die Fahr dauert 4,5 Stunden und unser Gepäck und die Bicis füllen fast den ganzen Gepäckraum. Der Chauffeur fährt wie ein Irrer. Da fühlte ich mich mit dem Rad auf der Strasse noch sicherer als in diesem Bus. Na ja. Der Typ rast wie bekloppt. Nun geht’s den Berg hoch, immer mehr Kakteen durchwachsen die Bäume. Das Ganze zieht sich bis auf die Bergspitzen hoch. Eine coole Landschaft. Ist schon fies. Jetzt fahren wir etwa seit dem Norden Kolumbiens fast immer durch gleiches Grün, nun ändert sich die Landschaft endlich und wir sitzen im Bus. Asi es la Vida. Nun häufen sich die Agaven, viele stehen in Blüte. Wow. Demnach beginnt die Mezcal-Gegend. Dass dem so ist, sehe ich bald. Wir fahren an vielen Mezcal-Brennereien vorbei. Lange geht’s durch diese tollen Berge. Bei einem Restaurant gibt’s einen Klo-und Ess-Stopp. Mit einem Burrito mit Käse für uns. Dann geht die irre Bergfahrt weiter. Berg hoch und runter. Diese werden nun etwas felsiger und schroffer. Dann verschwinden die Kakteen langsam, machen Kuhweiden und Maisfeldern Platz. Wir fahren runter in das flache Tal von Oaxaca. Immer noch präsent bleiben die Agaven und der Mezcal. Dann Oaxaca. Mit viel Grossstadtverkehr. Gegen 18 Uhr erreichen wir das Zweitklassbusterminal. Zu spät für die Hotelsuche. Wir nehmen ein Hotel gleich beim Terminal, morgen suchen wir in Ruhe nach einer anderen Bleibe. Ja, irgendwie kam das ganze total unvorbereitet, plötzlich sind wir in Oaxaca. So ist es nun. Schade, die Strecke wäre wirklich toll gewesen, aber nun hoffe ich, dass Moni bald Ersatz für die geschlissenen Felge findet. Und ich werde mein Vorderrad nochmals prüfen, dieses hört sich seit der Busfahrt komisch an. Mal sehen.
13.10.2011. Zu Fuss machen wir uns auf die Suche nach einem anderen Hostal. Wir sind eigentlich schon ganz zentral. Aber auch hier ist alles sauteuer. Die billigste Unterkunft ist das „El Palmar“. Der Dueño ist auch der Einzige, der mit dem Preis runtergeht. Von 195 auf 170 Pesos. Das Zimmer ist etwas heruntergekommen, aber was soll’s. Wir holen die Bicis, dabei laufen wir noch an einem grossen Bikeshop vorbei. Dann wieder mit Sack und Pack zum „El Palmar“. Als ich im dort bezahlen will, gibt es sogar nochmals eine Reduktion des Preises. 150 Pesos. Der Señor ist sowieso sehr nett, gibt uns eine Stadtkarte und ist extrem „a la Orden“. Das „El Palmar“ kann ich also gerne weiterempfehlen. Dann gehen wir in den Bikeshop. Die haben keine guten Felgen, weisen uns aber gleich weiter an den Bikeshop Pedro Martinez. Dort treffen wir auf eine quirlige Señora, bald kommt ein junger Mechaniker dazu. Dort wird Moni wohl alle Ersatzteile bekommen, zudem werde sie beide Bicis und deren Teile auf ihren Zustand prüfen. Hört sich gut an.
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