28.11. – 10.12.2011. 626 km. Nach Zacatecas geht es weiter durch die kakteenbewachsene, hügelige Ebene. Dort hindert uns eine eiskalte Frente Canadiense am Campen, auch in Hotelzimmern wird es saukalt. Wir erreichen den Westernfilm-Staat Durango. Hier wird die Landschaft schroffer, es folgt Pinienwald und eine anstrengende, aber atemberaubend schöne Abfahrt nach Mazatlán. Dies eine echte Ciclistastrecke, wir treffen sie gleich haufenweise.
Route: Zacatecas – Fresnillo* – Sombrerete* – Vicente Guerrero – Nombre de Dios* – Durango* – El Salto* – La Ciudad* – El Palmito* – Concordia* – Villa Unión – Mazatlán*
28.11.2011. Am Abend vor der Abreise gibt’s dann doch noch ein wenig von Zacatecas zu sehen. In einem Abendspaziergang. Die Minenstadt hat eine sehr schöne Catedral und wir laufen die steilen Gassen hoch und runter. Mit tollem Blick über das dämmernde Zacatecas. Eine Stadt, die sicher auch 2-3 Tage Aufenthalt wert wäre. Aber wir wollen weiter.
Wir beschliessen gegen 9 Uhr loszufahren, da es vorher zu kalt ist. So stehen wir gemütlich um 7.30 Uhr auf. Ich stelle das Natel auf den Fenstersims. 0 Grad. Kalt. Das ist wohl wieder eine kanadische Front, die uns hier eiskalt trifft. So packen wir uns für die Abfahrt warm ein. Doch es geht gleich hoch. Nach einer Weile wird es so warm, dass wir eine Jacke ausziehen müssen. Es folgt die Stadtgrenze, dann geht es runter. Jacke wieder anziehen. Auf der Mex 45 geht es weiter runter, dann wird es flach. Es bleibt kalt, ein eisiger Wind weht mir entgegen. Das weite Tal ist wie gehabt beige, nun aber mit roter Erde. Flach fuehrt die Strasse weiter durch diese Landschaft. Ich habe die feinen Handschuhe an, doch mittlerweile frieren mir fast die Finger ab. Auch die Ohren sind kalt. Ich muss aufstocken. Kappe, Wollhandschuhe und Buff. Doch die Finger bleiben kalt, nun beginnen auch die Zehen zu frieren. Ein wirklich eiskalter Morgen, obwohl die Sonne scheint und kein Wölkchen den Himmel trübt. Bei einer Pemex halten wir. Ein heisser Kaffee waere jetzt super. Doch hier gibt’s gerade keinen Kaffee, auch sonst kein heisses Getraenk. Also weiter. Es folgt der Abzweig Durango Cuota oder Libre. Die Cuota macht weitere Kurven, also nehmen wir die Libre. Es folgt die Einfahrt in die Stadt Calera, dort hat es wieder eine Pemex. Und Kaffee. In der Sonne essen wir dazu ein paar Kekse und wärmen uns auf. Im Windschatten wird es ganz schön warm. Ein Polizeiwagen fährt vorbei und hält. Die zwei Polizisten meinen, die Gegend sei gefährlich, wir sollten hier nur halten, wo es Leute hätte. Machen wir. Wir biegen auf die Libre, die ist plötzlich total einsam und ohne Verkehr. Tja. Aber bald treffen wir auf eine verkehrsreiche Strasse. Das war wohl die Schwerverkehrsumfahrung von Calera. Nun, ich weiss, mein Bici ist schon ziemlich schwer beladen… Auf der „richtigen“ Libre geht’s nun flach weiter. Mal mit, mal ohne Seitenstreifen. Dann eine weitere Abzweigung, Fresnillo Cuaota oder Libre. Wir wollen uns heute in Fresnillo ein Hotel suchen, denn campen bei diesen Temperaturen ist mit unserer momentanen Ausrüstung etwas riskant. Wir fahren auf die Libre, noch 5 km bis Fresnilo. Es folgt ein Hügel, dann die Stadt. Auf der Durchfahrt in Richtung Durango finden wir im Motel Plateros ein Zimmer für 200 Pesos. Und gleich in der Naehe ist der Soriana, ein grosser Supermercado. Perfekt. Auf dem Weg dahin essen wir in einer Loncheria eine Torta und wieder im Motel geniesse ich eine heisse, perfekte Dusche. Wunderbar.
29.11.2011. Wie vermutet ist der Morgen kalt. Auch im Zimmer haben wir nur gute 10 Grad. Wir fahren gegen 8 Uhr los, wir wollen die ca. 105 km bis nach Sombrerete schaffen. Gut eingemummt geht’s los. Die Mex 45 führt mehr oder weniger weiter flach durch die Gegend. Wir passieren Río Florido, nach dem Dorf und bei ca. Km 30 machen wir Pause. Meine Zehen sind fast eingefroren. In der Sonne tauen sie langsam auf.
Danach beginnt eine längere Steigung. Es wird warm. Die Kleider fallen nun reihenweise. Wir fahren über einen kleinen Pass und überqueren den Tropico de Cancer, den nördlichen Wendekreis. Danach geht’s rutner. Nun ist die Landschaft nicht mehr flach, das gleiche gilt für die Strasse. Diese führt ziemlich hügelig durch die rote Erdlandschaft.
Nach ca. 65 km die Abzweigung nach Sain Alto und eine PEmex. Der ideale Ort für die Mittagspause. Tortillas und Kaffee. In der Sonne wird es nun richtig heiss. Auch der eisige Wind von gestern ist heute schwaecher. Die Front zieht ab. Das waere schön, dann könnten wir wieder zelten. Heute wagen wir es noch nicht. Nach der Mittagspause geht’s hügelig weiter. Und trotz Tortillas bekomme ich Bauchschmerzen. Zum Glück sind sie aber nicht so stark und von kurzer Dauer. Und so ganz allegemein gesundheitlich. Der Smog hat sich schon ganz massiv verringert, seit wir Mexiko hinter uns gelassen habe. Somit hat sich auch der Husten verabschiedet. Und den Schwindel habe ich gut im Griff, obwohl er mich immer noch hin und wieder belästigt. Und natürlich mache ich immer noch fleissig meine Physioübungen. Ich glaube, die helfen wirklich. soviel zu dem Thema. Rechterhand ragen wieder markante Felsformationen aus dem roten, flachen Grund.
Die restlichen 40 km bis nach Sombrerete ziehen sich dahin, zumal es mehr rauf als runter geht. Kurz nach 17 Uhr ist es dann endlich geschafft. Nun müssen wir wieder auf Hostalsuche. Auch hier sind die Unterkünfte relativ teuer. Wir quartieren uns im Hotel Hacienda Grande auf der Durchfahrtsstrasse nach Durango ein. Immerhin können wir hier auf unserem Parkplatz kochen.
30.11.2011. Auch dieser Morgen ist kalt. Nochmals packen wir uns warm ein. Und wieder geht es gleich einen Berg hinauf. Das gibt warm und bald ziehe ich die dicke Jacke aus. Nach dem Berg geht es hügelig weiter. Die Strasse befindet sich hier auf langer Strecke im Ausweitungsbau. Für den Moment heisst das, dass es oft eng wird. Es folgt ein längere Abfahrt. Juhui! Eine Pemex. Kaffee! Doch leider auch dies eine Tankstelle, die nicht fertig gebaut wurde. Wie schade. Wir fahren weiter runter nach Vicente Guerrero. Nun weht der Wind wieder kühler als zuvor in den Bergen. In Vicente Guerrero hat’s eine Pemex, aber keinen Kaffee. So gibt’s einfach Kekse. Danach wird die Strasse flacher. Auf der Mex 45 mit gutem Seiternstreifen kommen wir gut voran. Gegen 12.30 Uhr erreichen wir Nombre de Dios. Bei der hiesigen Pemex hat’s einen Oxxo, doch es gibt nur Cafe Americano. Auch gut. Wir essen zu Mittag, dann nehmen wir uns im einzigen Hotel des 4’500 Seelen Dorfes ein Zimmer. Mit 150 Pesos ist es hier wieder einmal günstig. Bis nach Durango waeren es noch 54 km und dazwischen kommt nichts mehr. Zudem ist es immer noch kalt. Aber so bleibt etwas Zeit. Mein Bikecomputer funktioniert sein einiger Zeit nicht mehr korrekt, ich wechsle die Haltevorrichtung und den Magneten. Als alles neu verkabelt ist, will ich die Haltevorrichtung anschrauben. Die eigentlich versenkte Mutter kommt aber raus und ist total verbogen. Ich hege schon länger die Theorie, dass hier in Lateinamerika schlechtere Markenprodukte verkauft werden. Dieser Fall würde diese Theorie wieder einmal bestaetigen. Zum Glück finde ich in den tiefen meiner Taschen eine andere Mutter. Und nun hoffe ich, dass miene Kilometer wieder richtig gezählt werden.
01.12.2011. Wow, und schon schreiben wir Dezember. Wie die Zeit doch vergeht. Wir verlassen Nombre de Dios gegen 8 Uhr. Wieder gut vermummt und funktionierendem Fahrradcomputer. Auch heute geht es schon bald wieder den Berg rauf. Mit dem Ergebnis, dass immer mehr warme Kleidungsstücke fallen. Aber es ist auch schon deutlich wärmer. Die Front ist nun vielleicht wirklich durchgezogen. Wir überqueren einen kleinen Berg, dann geht es weiter, steil hoch und runter. Das macht hungrig, Zeit für eine Pause. Danach machen wir uns startklar, als ich vor uns eine leuchtgelbe Weste langsam auf uns zukommen sehe. Ein Radler? Ja, sogar zwei. Es sind Tine und Matthias aus Deutschland.
Die beiden sind von Calgary unterwegs in den Süden. Wir schwatzen ziemlich lange mit den beiden. Sie berichten, dass sie in einer der letzten Naechte -17 Grad hatten. Es ist wirklich kalt hier oben im Moment. Diese Kanadier… Es ist 12.10 Uhr, als wir weiterfahren. Während des Redens blies der Wind in gute Richtung für uns. Während des Gesprächs drehte er. Und wir haben nun Gegenwind. Und zwar guten. Wir fahren über einen weiteren Berg, dann geht’s runter in ein weiteres weites Tal. Und hier unten blaest uns nun der Wind mit zimlich voller Stärke entgegen. Mal von vorne, dann wieder von der Seite. So ziehen sich die restlich 36 km nach Durango nochmals in die Länge.
Gegen 15.30 Uhr treffen wir schlussendlich in Durango ein. Unser Plan, gegen Mittag hier zu sein, ging vollends in die Hose. Soviel zu Plaenen. Die Hotelsuche zieht sich nochmals hin und gegen 16 Uhr quartieren wir uns im Hotel Gallo ein. Heisses Wasser gibt’s erst ab 18 Uhr. Das ist gut so, denn jetzt habe ich Hunger. Auf dem Mercado gibt’s ein spaetes Mittag- oder frühes Nachtessen.
02.12.2011. In Durango machen wir wieder einen Ruhetag, den wir wie üblich fast die ganze Zeit im Internet verbringen. Durango ist mir nicht so sympathisch, auf den hiesigen Strassen laufen wieder überdurchschnittlich viele komische Gestalten herum, die einen des Oefteren dumm anmachen, und es hat deutlich mehr Bettler auf der Strasse. Ansonsten gilt Durango als Stadt der Skorpione, schwarzen Wittwen und der Western. Der ganze Staat Durango war oft Kulisse für Hollywoodfilme, aber auch für die mexikanische Filmindustrie. Aber es wird nicht auf den Loorbeeren alter Zeiten ausgeruht, auch aktuelle Produktionen wie „Die Maske des Zorro“ (1998) oder „Bandidas“ (2006) wurden hier gedreht.
03.12.2011. Heute ist der erste Morgen, an dem es nicht extrem kalt ist. Wie angenehm. Auf dem Boulevard folgen wir der Beschilderung nach Mazatlán. Da aber mexikanische Schilder manchmal nicht eindeutig sind, verfahren wir uns einmal. Doch dann finden wir die richtige Strasse. An einer Pemex tanken wir Kocherbenzin und im Oxxo trinken wir einen Kaffee. Diese verfrühte Pause zieht sich in die Länge. Dann fahren wir endlich aus der Stadt raus und finden auch die Zufahrt zur neuen Cuota Mex 40 D. Dort folgt gleich eine längere Steigung, zudem fahren wir nun voll in den Gegenwind. Dieser ist ganz schön heftig. Manchmal hat es auch Nachteile so gross zu sein. Ich biete dem Feind noch mehr Angriffsflaeche. Na ja. Nach dem Berg folgt eine Abfahrt, dann geht’s wieder hoch. So geht es den ganzen Tag weiter, flach wird es höchstens für ein paar Meter. Die Landschaft wird schroffer, wir überqueren einige trockene Flusstäler, die zacking ins felsige Gelände gearbeitet wurden.
Auch haben Nadelbäume die Kakteen ersetzt. Zudem verdunkelt sich der Himmel langsam. Es wird doch nicht regnen? Doch. Es beginnt zu tröpfeln, nichts Ernstes. Mit Wind und Regen wird es langsam kühl. Und dann beginnt es tatsächlich zu schütten. Bitte? Notfallmässig muss ich die Regenhose plus Schuhüberzüge aus der hinteren Tasche rauskramen. Und so fahren wir im Regen weiter. Gegen 16 Uhr beginnen wir mit der Campsuche. Der allgegenwärtige Stacheldraht macht die Suche nicht einfach. Doch nach einiger Zeit finden wir einen Eingang im Zaun sowie eine Kuhlücke auf die andere Seite. Ein bepacktes Bike und eine Kuh haben breitenmässig wohl etwa die gleichen Ausmasse, wir passen wunderbar durch und finden einen richtig idyllischen Zeltplatz.
Etwas Sonne wäre jetzt schön, aber immerhin regnet es nicht mehr. Doch es ist ziemlich kalt. Da schafft eine Pfanne mit heissem Kartoffelstock etwas Abhilfe und bald danach verschwinden wir im „angenehm warmen“ Zelt.
04.12.2011. Als ich gegen 3 Uhr aufs Klo gehe, ist der Himmel bewölkt. Zudem höre ich den Wind die ganze Zeit duch die Bäume blasen. Wir stehen netterweise total windgeschützt hinter einem Hang. Die Nacht wird nicht allzu kalt, aber das Aufstehen ist trotzdem schwierig, wir brauchen eine ganze Weile, bis wir uns definitiv aus den Schlafsäcken schälen. Nun ist der Himmel wieder blau und bald leuchten erste Sonnenstrahlen ins Zeltinnere. Wie schön. Das Räumen dauert, gewisse Dinge wie regennasse Handschuhe wollen auch noch getrocknet werden. Dann geht’s auf dem Kuhpfad zurück auf die Strasse. Und wie zuvor schon gehört, erwartet uns hier wieder der Wind. Gegen- oder Seitenwind. Zudem hängen in Fahrtrichtung dunkle Wolken am Himmel. Wie gehabt geht’s weiter rauf und runter, wir fahren mehr hoch als runter. Wie schon gestern hat’s ziemlich wenig Verkehr. Dies ist sehr angenehm. Gegen Mittag nimmt der Gegenwind nochmals kräftig zu. Mit den Wolken ist es auch klat. Nach Llano Grande passieren wir eine Caseta de Cobro. Die Señora dort erzählt mir, das dieses Wetter normal sei und dass es in El Salto vorgestern geschneit hätte. In den höheren Regionen hätte es im Moment Schneeregen. Eine echte Überraschung. So fällt der Entschluss, in El Salto ein Hotel zu suchen. Dort treffen wir kurz vor 14 Uhr ein, im ersten Oxxo gibt’s einen heissen Kaffee. Als wir rauskommen, tröpfelt es. Mit Regenjacke und gegen Windstösse fahren wir in die Stadt runter. Im Centro finden wir im Hotel Diamante ein günstiges Zimmer Für 120 Pesos. Die Dusche im Gang ist gut und heiss. Wie schön, nach einem, wenn auch kurzen, Tag im Kampf gegen den Wind.
05.12.2011. Um 7 Uhr haben wir gerade mal 10 Grad im Zimmer, die Fensterscheibe ist zugefroren. Das Aufstehen dauert. Dick vermummt fahren wir gegen 8.30 Uhr zurück auf die
Mex 40. Und wie gehabt folgt gleich eine längere Steigung. Heute ist der Himmel wolkenlos und, oh Wunder, es bläst uns kein Wind entgegen. Die ersten Kleidungsstücke fallen bald. Nach der Steigung folgt eine Abfahrt und so weiter. Anziehungstechnisch ein ziemlich schwieriges Auf und Ab. Der Pinien- und Föhrenwald wird heute noch dichter. Die schattigen Stellen sind noch gefroren, ebenso Wasserlachen neben der Strasse. Im Schatten ist es auch noch eisig kalt.
Wir fahren auf eine neues Ministück Mex 40 D. Diese Cutoa soll irgendwann einmal in 50 km weniger als heute nach Mazatlán fuhren. Nun aber endet sie nach 5 km. Es folgen Holzfällersiedlungen, die vom Auseshen her auch in Kanada stehen könnten. Dann wieder eine längere Staigung durch den tollen Wald. Nun fehlen nur noch die Heidelbeerstauden. Und wie es hier riecht. Wow. Nach Wald und Tannennadeln. Wir erreichen den höchsten Punkt auf 2’800 m.ü.M., es folgt eine Abfahrt und wieder eine Steigung. Danach wird es flacher.
Kurz vor La Ciudad ein Strassenständchen mit Gorditas. Im Sonnenschein essen wir je zwei der gefüllten Tortillas, danach nehmen wir die letzten 8 km bis nach La Ciudad in Angriff. Dieses Holzfällerdörfchen mit 2’957 Einwohnern, also eher nicht una Ciudad, liegt auf einer Ebene und gemäss Bikebuch soll es hier ein Westernhotel geben. Doch da ist niemand. Bei einem zweiten Hotel ist auch niemand. Doch ein paar am Strassenrand stehende Jungs lassen die Señora anrufen, die erscheint bald. Für 200 Pesos gibt’s ein hübsch rustikales Zimmer. Da auch diese Nacht kalt werden wird, leisten wir uns nochmals ein Hotel. Das mit dem Heisswasser klappt heute nicht wirklich und schon vor Sonnenuntergang ist das Wasser auf der Terrasse gefroren. Eine kalte Gegend. Aber morgen nehmen wir die Abfahrt nach Mazatlán in Angriff, dort wird es sicher etwas waermer sein.
06.12.2011. Zu früh gefreut. Die Aussage des heutigen Tages. Alles beginnt mit saukalten 4 Grad im Zimmer. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass aufstehen und anziehen so etwas schwerfällt, zumal es im Bett kuschelig warm ist. Der Boden vor dem Hotel ist druchgefroren. Wir packen uns nochmals dick ein. Aber natürlich geht es auch heute zuerst rauf. 7 km. Folgt nun die Abfahrt? Eine kurze, dann geht es schon wieder hoch. Nach 13 km folgt ein Militärposten. Dann geht’s rutner. Doch wieder nur kurz. Bald schon wieder eine Auffahrt. So geht es nun weiter, hoch und runter. Durch den schönen Wald. Gestern sah ich schon vereinzelt Blumen, heute hat es nun ganz viele. Weiss, gelb, rot, purpur oder violett leuchten sie von den Berghängen und die Kolibris umschwirren die bunten Blueten. Schön. Auch sonst ist die Landschaft hier oben spektakulär. Steil fällt der Berghang ins tiefe Tal und es eröffnet sich ein ewig weiter Blick auf unzählige schroffe und spitzige Berggrate am Horizont. Atemberaubend.
Dann erhebt sich rechterhand eine markante Felsline. An deren Ende befindet sich „El Espinazo del Diablo“, die Wirbelsäule des Teufels. Dies ist eine schmale Brücke über einen dieser Felssgrate. Auf beiden Seiten geht’s steil runter, auf beiden Seiten hat man einen weiten Blick auf die jeweiligen Berggrate und Taeler. Doch für mich sieht eher die markante Felslinie wie el Espinazo aus.
Bei der Bruecke steht ein Ständchen mit Gorditas. Megaleckere Gorditas. Nach dieser längeren Pause fahren wir weiter. Aufwärts. Ich dachte, nun geht’s endlich runter. Nix da. Nach der Auffahrt geht’s zwar runter, um aber gleich wieder lange anzusteigen. So fahren wir dem ganzen Berggrat entlang. Die Aussicht bleibt wunderschön, das „Runterfahren“ jedoch ist ziemlich anstrengend.
Zudem hat es nun auf der engen Strasse ziemlich viel Truckverkehr. Dieser ist manchmal etwas mühsam. Am frühen Nachmittag überfahren wir die Staatengrenze Durango – Sinaloa. Dies ist auch Zeitgrenze. Ab hier sollten die Uhren eine Stunde zurückgestellt werden. Gegen 14.30 Uhr, Durango-Zeit, erreichen wir El Palmito auf 1’970 m.ü. M. Wir sind also in ca 52 km „nur“ 400 – 500 Meter „rutnergefahren“. Und wahrscheinlich noch mehr hoch. Eine verrückte und etwas unerwartete Abfahrt. Nach dem Dorf essen wir zu Mittag. Und nun? Weiter? Wir wissen nicht, wie die Strasse verlaeuft, ob es Campplätze gibt. Oder wieder zurück nach El Palmito und ein Hotel suchen. Das Hotel gewinnt. In El Palmito hat es zwei, das eine ist voll, das andere sauteuer. Und nun? Ein Señor, der Biologe der Baluarte-Brückenbaustelle der neuen Cuota, meint, wir könnten bei der Vigilancia der Baustelle campen. Ein sehr nettes Angebot. Auf die Frage, ob es kalt werde, meint er:“Ja.“ Es sein eine Frente frio da, die Frente 17. Aha. Nach längerem Hin und Her nehmen wir das Cabañazimmer für 300 Pesos. Immerhin mit Wohnzimmer, Sofa, TV mit Musikprogramm und einer heissen Dusche. Da kommt fast ein bisschen Alphüttenfeeling auf. Passend für den Samichlaustag.
07.12.2011. Die Nacht wird nicht allzu kalt, zelten wäre also kein Problem gewesen. Aber man weiss ja nie.
Kurz vor 8 Uhr Durango-Zeit, das wäre nun kurz vor 7 Uhr, machen wir uns auf den Weiterweg. Natuerlich geht es zuerst eine Weile rauf. Was sonst. Dann folgt das bekannte Auf und Ab, immer noch mit bester Aussicht.
Ein Señor hatte gestern gemeint, es gehe noch ca. 60 km so weiter. In den Nadelwald mischen sich nun Laubbaeume, Kakteen und Agaven. Nach 15 km, wir befinden uns wieder auf 1’990 m.ue.M., wieder eine Abfahrt und ein entgegenkommender Ciclista. Chris aus England, seit 18 Monaten unterwegs. Wir unterhalten uns eine Weile, er meint, wir wuerden noch auf weitere Ciclistas treffen. Auf der Baja California kummulieren sie sich wohl zur Zeit. Klar, November und Dezember sind die besten Fahrmonate auf der Baja, zudem befinden sich die von Alaska und Kanada kommenden Ciclistas nun etwa in der Gegend. Zudem meint Chris, dass es nun definiv bergab geht. Und so ist es. Ein Wunder! Ich hatte mich schon auf weitere 60 km Huegelfahren eingestellt. Wir fetzen runter. So ist’s schoen. Durch kleine Doerfer, dann durch Santa Lucia. die neue Cuota wird tatsaechlich gebaut, hier steht schon eine riesige Bruecke, Tunnels sind im entstehen und die Strasse wird haesslich in die Landschaft gefraest.
Nach Santa Lucia folgt eine Steigung, Monika erreicht die Spitze nur mit einem Schlauchwechsel. Draehtchen. Dann geht’s auch schon wieder runter und wir treffen auf zwei weitere Ciclistas. Andre aus Deutschland und Andreas aus Schweden. Wieder schwatzen wir eine Weile und kurz nach Weiterfahrt treffen wir noch auf das deutsche Paar Babs und Achim. Wow. eine richtige Ciclistaflut. Und es sollen noch mehr kommen. Dieser Schwatz faellt kuerzer aus und bald duesen wir weiter runter. Es wird immer waermer. Nochmals fahren wir ueber den Tropico de Cancer.
In einem Restaurant gibt’s eier mit Bohnen und ein Fresca. Dann geniessen wir die hart verdiente Abfahrt weiter. Noch 20 km bis Concordia. Nun wird die Strasse flacher. Wir schauen hoch in die Berge, wo wir gerade herkommen. Wahnsinn. Das ist die Sierra Madre Occidental. Schon toll.
In Concordia finden wir gleich eine Pemex mit nettem Camprasen. Und bei diesen Temperaturen gibt’s erstmal ein Glace. Wie schnell sich doch die Beduerfnisse aendern…
08.12.2011. In der Nacht bekommen wir laut schmatzenden Besuch von ein paar grasenden Pferden. Zudem wird es trotz nun tiefer Lage ziemlich frisch. Angenehm frisch. Zur Abfahrt müssen auch hier noch feine Handschuhe her. Aber es wird schnell waermer, zumal die strecke bis Villa Union ziemlich hügelig ist. Das letzte Mal bestaunen wir die tollen Berge im Hintergrund.
Es folgt eine riesige Hühnerfarm und bald erreichen wir Villa Union. Dort gibt’s einen Oxxo-Kaffee und Kekse. Nun wird es städtischer und auf der stark befahrenen Mex 15 nehmen wir die letzten 23 km bis Mazatlán in Angriff. Dort wird auch die Luft dicker und der Innenstadtverkehr noch dichter. Vor allem die Busse nerven ein wenig. Im Centro stoppen wir, um die Lage zu prüfen, als uns zwei Jungs anquatschen. Ciclistas, was sonst. Von Jorge, dem Spanier, hatten wir schon gehört, er ist zusammen mit dem Österreicher Markus unterwegs. Wir unterhalten uns eine Weile, dann machen wir uns auf Hotelsuche. Das Hotel „Del Río“, wo die Jungs logieren, ist uns zu teuer. Im Hotel Lerma finden wir ein gemütliches Zimmer für 200 Pesos. Spaeter suchen wir die Post, Monika erwartet ein Paket. Doch dieses ist noch nicht da. Dann schlendern wir ueber die weihnachtlich hergerichtete Plaza.
Dann begeben wir uns auf Umwegen zu der zwar modern ausschauenden, aber eher untauglichen Touri-Info am Malecón. Und das ist auch das Meer. Schon schön.
Internet gibt’s in Mazatlán Centro genau eins, mit Röhrenbildschirmen und einschlaefernder Geschwindigkeit. Auch die Restaurantsuche ist wie immer schwierig. Scheint hier etwas komplizierter als erwaret zu werden. Ansonsten ist Mazatlán ein gemütlicher Ort.
09.12.2011. Nun habe ich meine Uhr doch noch umgestellt. Mit dem Ergebnis, dass ich schon um 7 Uhr hellwach bin. Die Sonne strahlt auch schon ins Zimmer. Wir besorgen uns teueres Frühstück in einer Panaderia und unterhalten uns eine Weile mit den älteren, amerikanischern Hotelmitbewohnern. Einer ist total interessieert in miener Rohloff. Kein Wunder, die ist ja auch toll, wenn sie funktioniert… Dann steht der naechste Besuch im Superinternet an. Dieser Laden ist schon echt der Hammer. Da gab’s in Bolivien schnellere und besser Internets. Nun, mal sehen, wie lange blogschreiben hier dauert und mal sehen, wie lange wir hier auf Monikas Paket warten. Und dann geht’s per Faehre auf die Baja California. Auf diesen Teil freue ich mich schon riesig.
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