Wir geniessen die letzten Tage in Tijuana. Nach 2 Jahren und 4 Monaten neigt sich die Zeit in Lateinamerika nun definitv dem Ende zu. Ein guter Zeitpunkt und Ort, um diese Zeit nochmals Revue passierern lassen und in Worte zu fassen.

Diese 2 Jahre und 4 Monate werden mir ganz sicher immer in Erinnerung bleiben. Landschaften, Farbtöne und Gerüche haben sich in mein Gedächtnis geprägt. Andere Kulturen und Menschen haben ihren Weg in mein Herz gefunden. Es gab so viele spannende Details zu entdecken und Erfahrungen zu sammeln. Ich kann auf so viele tolle Momente und Erlebnisse zurückblicken. Wahnsinn! Klar, es herrschte auch nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Es gab auch schlechte Zeiten, Kämpfe mit mir selbst und meiner Umgebung. Aber das Positive herrscht eindeutig vor.

Nach dieser ganzen Zeit werde ich so vieles vermissen. Die Lebensart der Latinos geht zu einem kleinen Teil in einen über. Am faszinierendsten war wohl die Spontanität. Man geht in irgend eine Werkstatt mit irgend einem Problem, es wird sofort erledigt. Oder man versucht es zumindest. In anderen Dingen ist der Latino hingegen oft nicht so fix. Mañana geht’s auch. Vor allem auf dem Lande war die fast schon naive Ehrlichkeit immer höchst amüsant. Die Leute waren immer sehr neugierig, mal ganz scheu, mal ganz offensiv. Und es ergaben sich viele interessante Gespräche. Ein wichtiger Teil der Reise. Und noch wichtiger daher, die Landessprache zu beherrschen. In diesem Fall war dies sehr einfach und luxuriös. Man kann mit einer einzigen Fremdsprache durch so viele Länder Reisen und wird verstanden und versteht. Meistens zumindest. Dann waren da noch die farbigen, vollgestopften Märkte, das meist laute Getümmel in den Strassen, Knabbereien an jeder Strassenecke oder auch die Einsamkeit abgelegener Strassen. Ich werde aber auch froh sein, als grosse, blonde Person in Zukunft nicht mehr wie ein Leuchtturm aus der Masse zu stechen.

Auf die vielgestellte Frage, welches Land mir denn am besten gefallen habe, kann ich immer noch keine Antwort. Jedes Land hatte sein Highlight oder sogar seine Highlights. Ich werde versuchen, ein, wenn die Entscheidung zu schweirig wird, auch mehrere, rauszupicken (+). Natürlich haben die meisten Länder auch etwas Negatives aufzuweisen. Das wird auch aufgelistet (-). Und dann wären da noch die Vorurteile, Aussagen von anderen Reisenden, Medien, etc., die es zu widerlegen oder zu bestätigen gab (*).

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Südamerika

Südamerika war landschaftlich extrem vielfältig und und es gab so viel Beeindruckendes zu sehen. Aus dieser Perspektive hat mir Südamerika viel besser gefallen als Mittelamerika. Das mag aber vielleicht auch daran liegen, dass es da unten meist etwas kühler war. Ich mag die feuchte Hitze nicht besonders. Auf jeden Fall werde ich eines Tages nach Südamerika zurückkehren. Einerseits habe ich gewisse Dinge und Orte immer noch nicht gesehen, zudem würde ich andere gerne wiedererleben und -sehen. A ver.

Nun lasse ich aber meine Gedanken zurückschweifen. Südamerika, Argentinen, Buenos Aires. Wo alles begann… Nach drei Wochen Sprachaufenthalt in Buenos Aires ging es los in Richtung Norden. Ziel die Cataratas von Iguazu. Mein Traum war eigentlich, die Reise im südlichsten Süden, in Ushuaia, zu beginnen, aber manchmal ändern sich Ideen und Träume. Iguazu erreichten wir dann auch nie, aber die Grenze nach Uruguay…

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Uruguay
+ Die Leute in Uruguay waren unglaublich nett und gastfreundlich. Wir durften uns an Orangenbäumen bedienen, bekamen kiloweise frisch gepflückte Erdbeeren geschenkt und wir wurden in Montevideo rundum betreut, inklusive gratis Wohnen.
– Wenn man von Wind spricht, redet man meistens von Feuerland oder Patagonien. Aber auch Uruguay kann da einiges bieten. Natürlich Gegenwind. Und zwar ziemlich starken und unagenehm heissen. Im November war es zumindest so.

* Uruguay ist flach und langweilig. Der Norden ist sicher manchmal flach, manchmal aber auch hügleig. Die Route entlang der Küste in Richtung Brasilien ist sehr schön.
* Klar könnt ihr mit dem Bike die Sandbank passieren, ist ganz einfach. Man glaube nicht alles, was ein Ciclista ohne Gepäck sagt. Es sei denn, man liebt stundenlanges Schieben durch tiefen Sand. Eine bleibende Erfahrung. Oder eben nicht Erfahrung.

Saftiges Orange. Geschenkte Orangen irgendwo nach Salto.

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Argentinien
+ Beim Gedanken an Argentinien kommen mir sofort die Gletscher in den Sinn, allen voran der unglaublich beeindruckende Perito Moreno. Einziger Gletscher, der heute noch am Wachsen ist. Die ganze Gegend um El Chaltén ist ein tolles Wandergebiet. Mal hat man Glück mit dem Wetter, mal nicht. Der Fitz Roy zeigte sich, der Cerro Torre wollte nicht hinter der Wolkendecke hervorkommen.

Beeindruckendes Blau. Der Perito Moreno.

Verhangenes Weiss. Der Fitzroy zeigte sich schlussendlich doch noch.

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Chile
+ Mein chilenisches Highlight war die Carretera Austral. Eine teilweise sehr anstrengende, aber wunderschöne meist Schotterstrasse in einer landschaftlichen Wundertüte. Auch auf dieser Strecke anzutreffen der wunderschöne Lago General Carrera.
– Viele anderen Ciclistas finden die Strecke auch toll. Die Strasse ist voll von ihnen. Das nervt wohl gewisse Autofahrer, sie blochen extra schnell an einem vorbei und stauben einem gewaltig ein. Einer dieser ungeduldigen Kerle ist sogar absichtlich über Fazls Hinterrad gefahren, als dieser nach einem schweren Sturz am Boden lag. Grosses Minus.

* Auf der chilenischen Seite Patagoniens, sprich auf der Carretera Austral, regnet es fast immer. Mag stimmen, wir bekamen auch einiges an Regen ab, aber der nördliche Teil war sonnig und regenfrei. Andere Ciclistas berichteten von 4 Wochen Dauerregen, andere von keinem einzigen nassen Tropfen. Alles ist möglich auf der Carretera Austral.

Faszinierendes Türkis. Lebendiges Spiel von Licht und Schatten entlang des Lago General Carrera

Variantenreiches Grün. Pflanzenvielfalt auf der Carretera.

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Bolivien
+ Der Salar de Uyuni ist ein unglaubliches Erlebnis. So viel strahlendes Weiss auf einmal. Auch die Lagunenroute ist eine schöne, wenn auch anspruchsvolle Strecke. Bei gutem Wetter strahlen die Lagunen in diversen Farben, bei nicht so gutem sieht das ganze eher blass aus.
– Im Busterminal von La Paz wurde mir die Lenkertasche geklaut. Ärgerlich, aber mein Bauchgefühl hatte mich gewarnt. Alles wirklich wichtige hatte ich vorher rausgenommen. Anderen Ciclistas wurden am selben Ort die Hintertaschen gestohlen. Also aufgepasst im La Pazer Busterminal!

* Bekomme ich in Bolivien die Höhenkrankheit? Kann schon sein. Das können u.a. Schlaflosigkeit, Übelkeit oder Kopfschmerzen sein. Einfach sehr langsam aufsteigen und entweder Cocatee trinken oder die Cocablätter kauen. Soll helfen. Und wenn’s schlimm wird, in tiefere Regionen absteigen.
*In Bolivien wird es saukalt. So ist es, vor allem wenn man in die Höhe geht. Auf der Lagunenroute geht’s auf fast 5’000 m.ü.M. Eines Morgens habe ich -7 Grad Celsius im Innenzelt gemessen. Aber mit entsprechender Ausrüstung ist das alles kein Problem.

Sandiges Rot-Weiss-Braun. Auf der Abfahrt zu den Thermas Polques auf der Lagunenroute.

Strahlendes Weiss. Soweit das Auge reicht auf dem Salar de Uyuni.

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Peru
+ Die Cordillieras Blanca und Huayhuash sind der absolute Hammer. Ich habe insgesamt 5 Trekkings in diesen wundervollen Bergen gemacht und somit mehr als einen Monat in diesen Bergparadiesen verbracht. Dahin werde ich eines Tages ganz sicher zurückkehren. Natürlich gibt es auch sonst viel Sehenswertes. Machu Picchu habe ich leider verpasst, aber auch das immer noch sehr verwachsene Kuelap hat seinen Reiz. Auch einen Besuch wert ist natürlich die Casa de Ciclistas in Trujillo.
– In Cajamarca versuchte man mich in der Nähe des Mercados zu beklauen. Drei Versuche, dreimal wurde mir ins Gesicht gespuckt, kein einziges Mal mit Erfolg. Aufgepasst vor peruanischen Spuckattacken. Peru hat sehr arme Regionen. Die Leute fragen einem auf der Strasse nach Kohle oder sonstigem. Teilweise etwas lästig, v.a. wenn sie einem nachrennen.

* In Peru werden Ciclistas mit Steinen oder sonstigen Gegenständen beworfen. Ich wurde nie beschossen. Aber ich habe auch nie ungefragt und hinterrücks Fotos der Indigenas gemacht. Das mögen sie wohl überhaupt nicht.
* In Peru sind die Hunde aggressiv und lästig. Ja, ziemlich oft. Ich habe mir einen Abwehrstock zugetan. Aber Steinewerfen klappt auch und die beste Lösung ist anhalten. Damit rechen die Sauviecher nicht. Denn meistens wollen sie dem sich bewegenden Ciclista ans Bein.
* Dein neuer Name ist Gringo. Ja, gewöhn dich dran. Ist nicht negativ gemeint.
* In Peru wird man bespuckt.  Ja, kann vorkommen. Das ganze nennt sich Cusco-Trick. Man wird abgelenkt oder jemand bietet an, zu reinigen. In jedem Fall wird versucht werden, einen zu beklauen. Sich also niemals helfen lassen. Auch alte, unschuldig wirkende Señoras können diesen fiesen Trick anwenden, wie Monika feststellen musste.
* Peruaner sind furchtbare Autofahrer. Ja, absolut. Der Verkehr in Peru war der schlimmste überhaupt. Die Autofahrer hupen enjem fast das Gehör weg, die Truckfahrer sind ungeduldig, werden aber von den Busfahrern weitaus übertroffen. Vor denen muss man sich vor allem auf engen Strassen in Acht nehmen, sonst wird man in den Strassengraben gestossen.

Mayestätisches Anthrazit. Bergpanorama auf dem Paso San Antonio.

Mystisches Beige. Gebäudemauern in Kuelap.

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Ecuador
+ Die Galapagos sind einer der magischsten Ort dieser Welt. Ich durfte ganze drei Wochen dort verbringen. Eine davon auf der First-Class-Segelyacht „The Beagle“. Ein wahrgewordener Traum. Relaxtes Bootsleben, glasklares Wasser, interessante Infos und die absolut nicht scheue Tierwelt.
– Busse in Ecuador sind unsicher. Einmal versuchte ein Typ mein Portennaie zu klauen, erfolglos. Ein anderer hatte mehr Glück und entwendete mir Geld und Kreditkarte aus dem Rucksack zwischen meinen Beinen, während ich fernsah.

* Ecuador hat extrem steile Strassen. Korrekt. Nach Peru ein grosser Unterschied. Die Peruaner kennen das Wort Kurven, die Ecuadorianer anscheinend nicht. Die Strassen führen einfach steil gerade den Hang hinauf. Vor allem nach der Grenzüberquerung in La Balsa war viel Schieben angesagt.
* In Quito wird man mit Babyscheisse beworfen und beim hilfreichen Reinigungsangebot beklaut. Wahr. Ist einem Ciclista genauso passiert. Es gibt auch noch die etwas netteren Varianten mit Joghurt, Ketchup oder Mayonnaise.

Urtümliches Grau. Galápago in der Estación Cientifica Charles Darwin.

Sonnendes Türkis-Rot. Marine Iguana im Balzkleid.

Faules Sandbraun. Seelöwe im Schlummertraum.

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Kolumbien
+ In Kolumbien sind wohl die Kolumbianer selbst das Highlight. Von der Vergangenheit ziemlich gebeutelt, sind die Leute offen, überschwenglich freundlich und vor allem sind sie radverrückt. El Ciclismo ist in Kolumbien Volkssport und Ciclistas werden überall frenetisch begrüsst. Aber natürlich gibt es auch landschaftlich und kuklturell einiges zu sehen. Zwei der eindrücklichsten Bauten: das Santuario Las Lajas und die Salzkathedrale von Zipaquirá.
– Ja, was gibt es denn jetzt Negatives von Kolumbien zu sagen. Fällt mir gerade nichts ein.

* Kolumbien ist extrem gefährlich. Die FARC treibt immer noch ihr Unwesen und kidnappt gerne mal einen Touristen. Die FARC treibt sich in der Tat immer noch herum, aber das Militär hat landesweit eine sehr hohe Präsenz und sie warnen einem vor den Regionen, die man meiden sollte.

Herzliches Bunt. Kolumbianische Gastfreundschaft in Medellín.

Salziges Grün-Gelb. Die Salzkathedrale von Zipaquirá.

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Mittelamerika

Mittelamerika war für mich landschaftlich nicht so interessant und vielfältig wie Südamerika. Viel sattes Grün, das ist schön, aber nicht sehr abwechslungsreich. Zudem war es meist heiss und feucht. Nicht mein bevorzugtes Klima. Aber anscheinend das der Magen-Darm-Bugs. Ich wurde sie irgendwie gar nicht mehr richtig los. Natürlich war es auch nicht immer heiss und feucht, in Guatemala z.B. kann es ganz schön bergig werden.

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Panama
+ Panama ist das Land, welches mich am meisten überrascht hat. Positiv. Ich hatte keine genauen Erwartungen, aber soviel Herzlichkeit hätte ich nicht erwartet. Zudem war ich fasziniert von den vielen Orchideen am Strassenrand. Und die Islas Bocas del Toro sind auch einen Besuch wert. Unbedingt zu besuchen die Playa de las Estrellas. Eines der beeindruckendsten Bauwerke in Panama ist natürlich der Panamakanal.
– Die allersteilste Strasse haben wir in Panama angetroffen.  Von Cartí an die Hauptstrasse nach Panama. Nicht fahrbahr.

* In Panama riecht es nach Bananen. Sagt Janosch. Es hat unglaublich viele Bananenplantagen, man fährt oft fast tagelang an ihnen vorbei. Aber ich habe sie nie gerochen. Es riecht nach Ananas. Auch diese werden hier grossflächig produziert. Und so ein vorbeifahrender Ananaslaster duftet ganz schön fein.

Leuchtendes Lindgrün. Frauenschuh am Strassenrand.

Punktuelles Orange. Playa de las Estrellas auf den Islas Bocas del Toro.

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Costa Rica
+ Costa Rica ist sicher eines der grünsten Länder Mittelamerikas. 25% der Landesfläche sind Nationalpark, die Tier- und Pflanzenvielfalt ist enorm. Wir haben das erste Mal Affen in freier Wildbahn gesehen. Und es gab schlussendlich auch wirklich nette Leute da.
– Die Eintritte in die Nationalparks sind horrend teuer, zumindest für einen Langzeitradler. Darum waren wir nie in einem. Und Puerto Limón war wahrscheinlich die Stadt mit den unfreundlichsten Leuten überhaupt.

* Costa Rica ist teuer. Wahr. Extrem teuer. Vor allem für Langzeitreisende. Darum für uns unter dem Namen Cuesta Rica abgestempelt.

Brüllendes Braun. Brüllaffe gleich über uns.

Machetiertes Grün. Frische Pipa für uns. Gratis.

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Nicaragua
+ Auf der Vulkaninsel Ometepe gibt es viel zu sehen. Ebenfalls sehenswert die Kolonialstädte Granada und León sowie der Cañon de Somoto. Dort unbedingt einen Trip durch den Cañon machen. Viel Spass und ein beeindruckender Anblick des Cañons stehen auf dem Plan.
– Die Männer. Die Nicos sind wohl die schlimmsten Latinos überhaupt. Gepfeiffe, Knutschlaute, „Hey Baby“- und weit aus anzüglichere Rufe. Die ganze Zeit. Das war wirklich extrem nervig.

* Nicaragua ist günstig. Jein. Die Touristenstädte Granada oder León sind günstig, da herrscht ein grosses Angebot und viel Konkurrenz. Aber z.B. die Unterkünfte auf dem Lande waren teuer und nicht gerade die besten. Das hat mich eher erstaunt. Nicaragua ist ein armes Land, aber waren z.B. Bolivien und Peru massiv viel günstiger.

Erfrischendes Graugrün. Mit Guía und Box durch den Cañon de Somoto.

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El Salavador
+ Die Pazifikseite mit ihren Steilküsten ist toll, stundenlang kann man den grossen Wellen zuschauen. Aber auch die dunkeln Sandstrände sind cool. In El Salvador entdeckten wir die Motels. Günstige, saubere und oft ziemlich luxuriöse Unterkünfte. Mit Sofa und oft einem inbegriffenen Getränk.
– Die Salvadoreños sind etwas besser als die Nicos, aber auch hier wurde überdurchschnittlich viel gepfiffen und geschmatzlautet.

* El Salvador ist extrem gefährlich. Drogenkriminalität oder Gangs (wie die Maras) machen die Gegend unsicher. Man kann das glauben, denn jede Tankstelle oder jeder noch so kleine Laden werden von mindestens einem Secutity mit Sturmwaffe bewacht. Wir lernten hier extrem nette Leute kennen und hatten nie irgendwelche Probleme. Aber wir haben auch einen weiten Bogen um San Salvador gemacht.

Feuchtes Schwarz. Der Strand von El Majahual. Ein Surferparadies, taugt aber auch für Fussball.

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Honduras
Wir haben genau 1,5 Tage in Honduras verbracht. Also gibt es sozusagen nichs zu dem Land zu sagen. Nun, die Bomberos in Choluteca waren nett und liessen uns dort übernachten.

Gewaschenes Bunt. Waschtag in Honduras.

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Guatemala
+ Zu Beginn heiss, in den Bergen frisch. Ein schönes Land, zurückhaltende Leute. Antigua hat mir sehr gefallen, ebenso war eine Halbumrundung des Lago de Atitlán sehenswert. Natürlich darf ein Besuch der gigantischen Mayastätte Tikal nicht fehlen, sowie ein Bad in den natürlichen Pools von Semuc Champey.
– In Guatemala hat es sehr aggressive Hunde. Das erste Mal auf der ganzen Reise hat wirklich eine Töle zugebissen.

* Guatemala, vor allem der Norden des Landes ist gefährlich. Die organisierte Drogenkriminalität sowie eine allgemeine Unstabilität des Landes führen zur Unsicherheit der Gegend. Das Patrouillenaufgebot auf den Strassen war hoch, auf Nebenstrassen wurden wir manchmal von Einheimischen gewarnt. Diese waren aber auch immer sehr hilfreich und wir hatten nie irgendwelche Probleme.

Überwachsenes Grau. Teilweise ausgegrabene Pyramide in Tikal.

Kaltes Türkis in üppigem Grün. Die Pools von Semuc Champey.

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Belize
+ Über Belize kann ich nicht allzu viel  sagen. Wir verbrachten gerade mal drei Tage in dem teuren Ländchen. Interessant ist Belize, weil oft Englisch, oder aber eher unverständliches Kreolisch, gesprochen wird und die Bevölkerung zum grossen Teil schwarz ist. Der Aufenthalt in der Crooked Tree Lodge war lohnenswert. Es gab ein superleckes Off-Season Spezialabendessen für hungrige Ciclistas.
– Die Sonne war in Mittelamerika überall sehr stark. Aber in Belize musste ich mich wieder zum Tragen von langärmligen Shirts durchringen.

* Belize ist flach und eher langweilig. Das kommt sicher auf die Route an, aber bei uns war es so. Die vorgelagerten Inseln sollen aber echte Paradiese sein.
* Belize ist gefährlich. Man sollte auch in Belize die gewohnte Aufmerksamkeit walten lassen. Schlussendlich auch nur ein lateinamerikanisches Land, wo Gringas eine gewisse Aufmerksamkeit erregen.

Verschlungenes  Braun-Weiss. Häuserfassade in Crooked Tree Village.

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Nordamerika

Mexiko gehört ja rein geopolitisch zu Nordamerika. Rein kulturell sicher nicht. Mexikaner sind ganz eindeutig Latinos. Das grosse Mexiko war landschaftlich sehr abwechslungsreich, vom heissen Yucatan, über das wüstenartige, zentrale Hochland und die steilen Berge in Durango bis zur schönen Baja California. Was der Rest des nördlichen Kontinenten zu bieten hat, werde ich bald erleben. Ich bin gespannt.

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Mexiko
+ Mexiko war landschaftlich sehr vielfältig. Und hatte enorm viel zu bieten. Highlights waren sicher: Baden im karibischen Meer auf Yucatán, geheimnissvolle Cenotes und unzählige interesssante Mayastätten. Auch im zentralen Hochland gab es einige schöne Täler und Berge und die Baja California gehört sicher auch zu den Musts. Zudem sind die Mexikaner extrem gastfreundliche und nette Menschen.
– Mexikaner trinken gerne. Vor allem an Wochenenden. Da landet schon mal ein Betrunkener auf dem eigenen Tisch und die Anmachen werden etwas unangenehm. Der eine oder andere Grüsel entblösst sich auch schon mal. Der Verkehr auf der Baja California ist furchtbar. Vor allem die Truckfahrer erweisen den Ciclists null Respekt. Ich wurde mehrmals fast von der Strasse gefegt, einmal sogar angerammt. Also, Vorsicht auf den Strassen der Baja!

* In Mexiko herrscht Drogenkrieg. Mexiko ist das gefährlichste Reiseland Lateinamerikas. Nein, auf keinen Fall. Hört man von einem Land immer nur die negativen Schlagzeilen, kann man sich kein Bild davon machen. Es sei denn, man besucht es. Klar, einige Regionen sind sicher zu meiden, aber daran kann man sich halten.
* Der Machismo in Mexiko ist der schlimmste in ganz Lateinamerika. Nein. An die nicaraguensichen Machos kommt kein anderer Latino ran. Das Gepfeiffe und die Anmachen halten sich in Mexiko in normalen Grenzen.
* Mexikaner sind die schlimmsten Autofahrer.  Die Mexikaner sind überhaupt nicht so schlimm. Eigentlich waren sie auf den Strassen immer sehr respektvoll, allen voran die Truckfahrer. Dies gilt nicht für die Baja. Auch in Städten werden Handzeichen nicht einfach ingnoriert, sondern wahrgenommen. Und als Fussgänger ist man sowieso der König. Alle Autos halten, wenn man einfach so in die Strasse läuft.
* Trinken ist in Mexiko Volkssport. An Wochenenden sollte man die Strassen mit dem Fahrrad meiden. Kann ich nicht bestätigen. Es gab keine nennenswerten Zwischenfälle. Ausser ein paar Grüseln am Strassenrand vielleicht. Wir sind aber oft auf Cuotas gefahren. Dort wagen sich die Betrunkenen vielleicht nicht drauf.
* Gewöhne dich an deinen neuen Namen „Gringo“. Ich glaube, ein kleiner Knirps hatte mich mal so genannt. Sonst habe ich den Namen nie gehört.  Oder vielleicht bin ich von Peru her auch schon abgehärtet. Da wird einem alle paar Meter „Gringo“ nachgerufen.

Historisches Grau. Templo de Kukulcán in Chichén Itzá.

Kristallklares Blau. Der Grand Cenote in Yucatan.

Stacheliges Grün. Kakteencamp auf der Baja California.

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Nun, das war es also. Abschliessend kann ich nur sagen, dass sich Reisen in lateinamerikanische Länder absolut lohnen. Wenn man die nötige Vernunft und Vorsicht walten lässt und nicht gerade mit umgehängter Kamera durch eine Grossstadt läuft (machen doch ziemlich viele Gringos), dann wird man auch nicht überall gleich ausgeraubt. Auf der Strasse hatten wir nie irgendwelche Probleme, mag Glück gewesen sein oder nicht. Man hörte da von anderen Ciclistas auch anderes. Aber ich kann Lateinamerika wärmstens weiterempfehlen, vor allem per Bicicleta.

Und wie man sieht, herrscht rein farblich Grün eindeutig vor, wohl gefolgt von den Naturtönen Grau, Braun oder Beige. Wen wundert’s wenn man sich die meiste Zeit draussen in der Natur bewegt und von dieseer in den Bann gezogen wird…

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Zum Schluss darf natürlich der Ausblick auf das Kommende nicht fehlen. Amerika. Strukturprobleme, schlechte Politik und ein arrogantes und oberflächliches Volk. Nun, nur schon die Amerikaner, die wir bis jetzt kennengelernt haben, zeigen etwas anderes. Dass die Leute offen und hilfsbereit sind. Und sehr nett. Das Volk entspricht vielleicht nicht dem grossen Bild der Politiker. Ich bin gespannt, was da jenseits des Tortillavorhanges auf uns zukommen wird. Der Grenzübertritt in die Staaten wird emotional sicher weitaus bewegender sein als alles vorher Dagewesene. Und was man so hört, auch der komplizierteste. Denn in Lateinamerika hatten wir an keiner Grenze irgendwelche Probleme und es ging auch immer realtiv schnell und unkompliziert. Jetzt wird alles anders… kompliziert und teuer. A ver. Vielleicht lassen sich auch hier sämtliche Vorurteile widerlegen. Und vielleicht verschwindet auch Lateinamerika nicht ganz so schnell. Wenn man den Aussagen glaubt, dass in L.A. täglich mehr Tortillas hergestellt werden als in ganz Mexiko. Nun aber heisst es definitv:
Adios Latinoamérica, adios queridos Amigos, que les vaya bien!