10.03. – 16.03.2012. 190 km. Wenn alle Leute sagen, dass es im Norden nass wird, dann glauben wir das ja. Aber wenn es dann wirklich soweit ist, ist das Ganze doch etwas unangenehm. Wir verlassen Trinidad bei leichtem Nieselregen, fahren zwei Tage durch Schauer und Hagelattacken, am dritten Tag regnet’s durch, mit heftigstem Wind. Ja, und da geben die Softcore-Rider auf. Wir leisten uns unsere erste Nacht in einem Motel. Netterweise holt uns da ein Freund ab, wir fahren in den Schnee und landen etwas schneller als erwartet in North Bend, wo es fröhlich weiterregnet.
Route: Trinidad – Klamath* – Crescent City – Brookings* – Gold Beach* – North Bend*
10.03.2012. Wir kennen ja nun die Wettervorhersage. Regen, bis auf Weiteres. Heute morgen nieselt es leicht aus dem trostlos grauen Himmel. Carole verabschiedet sich bald, sie muss heute Samstag arbeiten. Auch wir starten bald nach ihr. Nun nieselt es nicht mehr, doch der Himmel ist immer noch trüb. Doch es ist heute relativ warm. Ungewöhnlich warm. Auf dem Patricks Point Drive fahren wir weiter der Küste entlang und bald schon muss ich die warmen Kleider ausziehen. Doch dann beginnt es auch schon wieder zu nieseln. Regenjacke anziehen und schwitzen. Immerhin können wir heute mit Rückenwind fahren. Ebenfalls Andeutung des schlechten Wetters. Dann treffen wir wieder auf den Highway 101. Diesem folgen wir nun eine ganze Weile. Dann ein Schild zu einem RV Park, zudem soll es dort „Coffee“ geben. Wir fahren rein. Huch, da ist eine ganze Herde Elks. Rothirsche. Ganz nahe. Sie kommen sogar noch auf uns zu. Cool!
Aber Kaffee gibt’s leider keinen. Orick wäre die nächste Gelegenheit. Noch 5 Meilen. Ok, das schaffen wir. Aber genau jetzt beginnt’s heftiger zu regnen. Ich ziehe gleich Regenhosen, Schuhüberzüge und Gummihandschuhe an. Bald geht’s einen Hügel hoch und beim Runterfahren schifft es nun richtig. Grusig. Wir sind wieder an der Küste und nun folgt auch schon Orick. Bei der Tankstelle mit Shop halten wir und da drinnen hat’s auch einen Tisch. Wir nehmen einen Kaffee und dürfen netterweise unser mitgebrachtes Zeugs essen. Dazu ist es in dem Laden wirklich schön warm. Da fällt das Weiterfahren schwer. Aber wir müssen wieder in den Regen raus. Durch Orick hindurch. Ich denke mir gerade so, wie eklig hier doch ein Platten wäre. Und was kommen da denn für komische Geräusche von meinem Hinterreifen? Klar doch, ein Platten! Alles andere wäre ja fast unlogisch. Ich muss den Reifen dringend mal wechseln. Nun gut, nach fast 14’000 Kilometern. Ich finde zum Glück gleich auch noch ein kleines Unterständchen. Dort mache ich mich an die Arbeit. Alles nass und so gut ist der Regenschutz auch wieder nicht.
Doch auch heute finde ich wieder nichts in dem Reifen. Zwei Steinchen haben sich in den Mantel gefressen, aber sonst nix. Und das Loch im Schlauch ist ziemlich gross. Ich wechsle diesen und bald sind wir wieder auf der Strasse. Dann hört es sogar auf zu regnen. Nach einer Weile biegen wir auf den Newton B. Drury Parkway ein. Dieser führt durch den Redwood National Park. Und bald schon sind wir wieder von den Giganten umgeben. Schon eine faszinierende Kulisse. Hier ist es nun um einiges feuchter und viele andere Bäume sind von Moosen und Flechten überwuchert. Ein mystischer Wald. Schön.
Stetig geht es bergauf, noch eine steilere Steigung, dann ist der höchste Punkt des Hügels erreicht. Wir fahren wieder runter und bald schon biegen wir wieder auf den Highway 101 ein. Nochmals kurz rauf, dann die Abfahrt ins Yurok Territorium. Hier gibt es also noch Native People. Wir überqueren die Brücke mit den zwei goldenen Bären, Symbol des Staates Kalifornien.
Dann sind wir auch schon in Klamath. Hier haben wir nun einen Plan. Loitering. Vielleicht offeriert uns ja wieder jemand einen Übernachtungsplatz. Hinter dem Yurok Community Center essen wir zu Mittag. Viele Leute kommend raus, nicken uns zu. Doch keiner spricht uns an. Nun, das wäre wohl zu einfach gewesen. Wir fahren weiter, nach der Stadt soll es noch einen Campground haben. Nun sehen wir noch mehr Hirschherden. Schon faszinierend, die Tiere so ruhig von Nahem zu sehen. Bald folgen jene RV Parks, doch alle sind zu. Dann einer mit Tent Campsites. Doch hier funktioniert das Klo nicht. Dann noch einer, geschlossen. Hm? Es folgt noch ein RV Park mit Campsites. Doch diese sind im Moment nicht verfügbar. Tja, blöd gelaufen. Doch wir können mit der Dame reden und für die regulären 18 USD dürfen wir ausnahmsweise zelten. Die Site steht neben einem hohlen Redwood Baum, eine ideale Bikegarage. Und noch ist es trocken. Ich teste die heisse Dusche, diese ist ja inbegriffen. Und als ich danach Abendessen koche, beginnt es wieder leicht zu tröpfeln. Klar doch. Später setzt dann heftiger Regen ein und dauert die ganze Nacht über an.
11.03.2012. Auch am Morgen hämmern die Tropfen noch aufs Zeltdach. Doch das Geräusch wird bald schwächer. Das sind hoffentlich nur noch die vom Baum fallenden Tropfen. Wir machen uns bereit für den Gang ins Freie. Alles nass. Klar. Wir packen unser Zeug zusammen. Ich nehme gerade das Innenzelt raus, als ich wieder beschossen werde. Und zwar mit schwerem Geschütz. Es hagelt. Kurz und heftig ist die Attacke, das Zeltzusammenpacken nachher noch nässer. Es trieft. Als wir schlussendlich losfahren, tröpfelt es wieder, doch dies hört bald auf. Es geht auf dem Highway 101 noch etwas flach weiter, dann beginnt eine lange Steigung. Ich komme ins Schwitzen. Die Steigung durch den schönen Redwoodwald zieht sich dahin, dann ist der höchste Punkt erreicht. Doch es folgen noch zwei weitere Summits. Ein gemeiner Berg. Dann geht’s schlussendlich runter nach Crescent City. Und drückt da nicht die Sonne durch? Ein wenig. Bei der ersten Tankstelle machen wir Pause. Der heisse Kaffee wärmt die klammen Finger. Dann versuche ich das Zelt wenigstens in bisschen zu trocken. Doch trotz Wind passiert da nicht viel. Und von Norden nähert sich schon die nächste schwarze Wolkenwand. Die ersten Tropfen fallen. Ich packe schnell das Zelt ein und schon befinde ich mich unter Hagelbeschuss. Oh nein! Schnell unters Dach. Zum Glück hat’s eins hier. Der Sturm zieht vorbei, dann ist’s auch schon wieder trocken. Wir machen uns auf den Weiterweg. Auf dem 101 durch Crescent City hindurch, dann führt die Strasse flach weiter durch die Gegend. Mit leichtem Rückenwind kommen wir gut voran. Dann folgt auch schon die Grenze zu Oregon. Fahrzeuge nach Kalifornien werden nach Früchten und Gemüse durchsucht, wir fahren einfach in den nächsten Staat hinein.
Bald schon folgt Brookings und erneute Regentropfen. Doch kaum ist die ganze Regenmontur aufgesetzt, ist das Ganze schon wieder vorbei. Auch gut. Nochmals drückt die Sonne etwas durch. Kurz nach Brookings biegen wir zum Harris Beach State Park ab. Der Footprint will trotzt Wind fast nicht trocknen, aber am späten Nachmittag steht ein trockenes Zelt auf der grossen Hike/Bike-Site. Diese hat gute Foodboxen und die Duschen hier sind gratis. Der erste State Park in Oregon macht einen sehr guten Eindruck. Natürlich fängt es auch heute an zu Tröpfeln, als wir gerade mit Essen fertig sind. Aber auch diesmal nichts Ernstes. Und hier in den Staaten wechseln wir heute auf Sommerzeit. Mal sehen, ob das auch für das Wetter gilt oder was diese Nacht noch zu bieten hat.
12.03.2012. Leichten Regen und viel Wind. Ich höre ihn die ganze Nacht durch die Bäume fegen. Aber das Zusammenpacken ist relativ trocken und wie es aussieht, kommt der heftige Wind aus Süden. Gut für uns. Ansonsten könnten wir wohl gleich das Zelt wieder aufstellen… In volle Regenmontur gehüllt machen wir uns wieder auf den Weg. Es nieselt leicht, doch der Wind verbläst das bisschen Regen. Und schiebt uns an. Zuerst auf dem flachen Stück, dann in den Hügeln. Teilweise ist viel Gleichgewicht gefragt, den der Wind kommt oft in starken Böen. Linkerhand hat es viele Vista Points, doch die lassen wir bei dem Wetter alle aus. Es folgt ein weiterer Hügel, nun wird der Regen stärker. Schnell noch die Handschuhe anziehen, und dann mit den Windböen mitsurfen. Das ist nicht schlecht. Für die Pause suchen wir uns ein trockenes Örtchen unter Bäumen. Dort wird es mit dem Wind bald bitter kalt und nach einer Weile spüre ich meine Finger kaum noch. Wir fahren weiter. Runter, dann beginnt eine längere Steigung auf ca. 300 m.ü.M. Der Wind schiebt gut von hinten, aber zweimal werfen mich die starken Böen fast vom Rad. Immerhin sind die Finger wieder aufgetaut. Dann folgt die Abfahrt nach Gold Beach. Hier wollen wir uns bei Steve melden. Ihn haben wir in Matzatlan kennengelernt und er wohnt North Bend, 1,5 Tage weiter nördlich. Dort hat er uns in sein Haus eingeladen. Doch wieder haben wir kein T-Mobile Signal. Weiter vorne soll es ein Café mit Wi-Fi haben. Und gleich ein paar Meter weiter hat es ein Motel für 45 USD and up. Fragen wir doch einfach mal, was es für zwei Personen kosten würde. 45 USD mit Kingsize-Bett. Das Zimmer ist riesig, fast eine Wohnung. Mit riesigem Bett, Tisch mit zwei Stühlen, Sessel, Kühlschrank, Mikrowelle, riesigem Fernseher, Wi-Fi und heisser Dusche. Da geben die Softcore-Rider auf. Wir nehmen das Zimmer. Somit ist die erste Hälfte des Patty-Bob-Budgets aufgebraucht. Ewigen Dank den beiden. Als wir auch noch herausfinden, wie die Heizung funktioniert, wird es supergemütlich. Per Wi-Fi skype ich Steve an. Seine zweite Frage ist, ob er uns morgen abholen soll. Die Überlegung ist kurz:“Ja!“ Ich wage mich später nochmals raus, mikrowellentaugliches Nachtessen einkaufen. Der Hinweg ist ja noch eins, aber der Rückweg mit zwei Tüten und zwei Bechern Kaffee in der Händen wird bei dem heftigen und böigen Gegenwind zum Balanceakt. Zudem regnet es nun wirklich in Strömen. Danach ist nur noch warmes-Motelzimmer-geniessen angesagt. Wie schön das doch ist, während draussen Regen und Sturmwind an allem rütteln, was nicht niet- und nagelfest ist.
13.03.2012. Der Sturm tobt noch lange weiter und ich bin wirklich froh, hier im Warm-Trockenen zu sein. Doch der Morgen danach ist ziemlich klar. Da hätten wir doch weiterfahren können. Ich trete vor die Tür. Huch, kalt. Und es riecht nach Schnee. Wir gehen in den Frühstücksraum. Nun, edel ist das Frühstück nicht, es gibt Kaffee, ein Päcklein Oats und ein süsses Teilchen pro Person. Aber wir müssen ja heute nicht aufs Rad. Mittlerweile regnet es wieder und wir sind gerade zurück im Zimmer, als das Telefon klingelt. Es ist Steve. Er wird sich etwas verspäten, denn in North Bend hat es geschneit. Tja. Wir machen es uns nochmals in unserem Zimmer gemütlich, Check-out ist erst um 11 Uhr. Das heisst nun, auf dem Riesenbett rumfläzen und fernsehen. Den haben wir ja bis anhin noch nicht getestet. Nach 11 Uhr dürfen wir noch im warmen Office warten, doch da fährt auch schon Steve mit seinem Van vor. Wir verstauen Bikes und Gepäck, dann geht’s los. Und schon bald treffen wir auf den Schnee. Es hat sicher 10 bis 15 cm geschneit. Auf dem Campground, auf welchem wir am Vortag eigentlich stoppen wollten, liegt ziemlich viel nasser Schnee. Da war das Motelzimmer sicher viel gemütlicher. Auch das Fahren auf dem Seitenstreifen wäre heute etwas schwierig geworden, denn dort liegt immer noch Schnee. Nun fahren wir die Strecke im warmen Auto, Steve hält sogar an eineigen Orten, um uns etwas zu zeigen. Sehr aufmerksam.
Gegen 13.30 Uhr erreichen wir North Bend. Steve zeigt uns sein Haus, dann lädt er uns beim Chinesen zum Mittagessen ein. Danach gehen wir im Walmart einkaufen. Nun, Steve kauft ein, wir rennen im hinterher. Er ist ein Gewohnheitstier par excellence, kauft immer genau das Gleiche, diesmal einfach für uns. Wir belassen es wohl besser einfach bei dem. Und das Wetter war heute eigentlich ganz anständig, nur ab und zu hat es geregnet. So ist das eben. Dann machen wir es uns im warmen Haus gemütlich, während draussen alles wieder Grau in Weiss verschwimmt.
14.03. – 16.03.2012. Steve hat einen Termin in Portland und somit gehört das Haus bald uns. Ansonsten gibt es hier nicht viel zu machen, das Wetter ist ja auch nicht gerade einladend für irgendwelche Aktivitäten ausserhalb des Hauses. Immerhin hat es in Kino, in dem schauen wir und gleich mal einen Film an. Ansonsten sieht man hier viel Holz. Vom Hafen werden Redwoods nach China verschifft, in Coos Bay beherbergt eine ehemalige Sägemühle ein riesiges Casino. Was natürlich wieder vom Vorhandensein von „Native People“ zeugt. Nun, und den Rest der Zeit verbringen wir im warmen Haus, während es draussen regnet, schüttet oder auch mal trocken ist.
Für die nächsten Tage sind weiterhin „Showers“ angesagt. Nun, „Showers“ sind nicht so schlecht, denn normalerweise regnet’s mal, dann gibt es aber auch wieder Aufhellungen. „Rain“ ist da mühsamer, da regnet’s normalerweise einfach non-stop. Und Schnee kennen wir ja, ist auch nass. Und kalt. Nur die fiesen Hagelattacken wurden bisher noch nie vorausgesagt. Aber glaubt man dem unten gezeigten Bild, kann es auch noch unfreundlicher werden. Tja, und wir hocken nun etwas untätig in Steve’s Haus herum, unschlüssig ob wir weiterfahren oder einen Einmontasmietvertrag mit Steve abschliessen sollen.
Abschliessend stellt sich wirklich noch die Frage, ob wir zu echten Weicheiern verkommen sind. Nach nur 2,5 Tagen im Regen, und nicht im mal im Dauerregen, geben wir auf. Es regnet nicht das erste Mal, es hat auch früher schon tagelang geregnet. Und Schnee hatten wir auch schon, kalt war es auch schon. Ich stelle jetzt mal die Theorie auf, dass dies einfach die letzten Monate sind, die wir andauernd in der Kälte verbrachten. Die zehrten und zehren. Angefangen hatte es schon auf der Baja California, dann in ganz Kalifornien. Und hier verbrachten und verbringen wir ja unsere Zeit fast ausschliesslich im Freien, da Hotels oder Unterkünfte einfach unerschwinglich wurden. Nun, mal sehen. Den wer will nach Alaska?
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