17.03. – 22.03.2012. 356 km. Regen, Hagel, Schnee und Wind begleiten uns weiter. Doch nun kommen blöderweise fallende Bäume dazu. Dies wirkt sich etwas suboptimal auf unsere Übernachtungsstrategie aus. Wie auch ein New Yorker. Zudem macht mir der Emmentaler-Mantel meines Hinterrades langsam wirklich zu schaffen.
Route: North Bend – Florence* – Yachats – Waldport – Newport – Lincoln City – Pacific City – Tillamook – Garibaldi* – Seaside*
17.03.2012. Der Wetterbericht sagt ja bekanntermassen einen neuen Sturm für das Wochenende voraus. Nun, wir stehen mal um 7 Uhr auf zum aus dem Fenster schauen. Sieht ja überhaupt nicht so schlecht aus. Wolken, aber auch klare Stellen und kein Regen. Gemein. Und absolut kein Grund, wieder ins warme Bett reinzuschlüpfen. Nach einigem Hin und Her entschieden wir: Vamos! Und gegen 8.30 Uhr stehen die bepackten Räder vor Steves Haus bereit. Dieser weilt immer noch in Portland, so können wir uns nicht persönlich von ihm verabschieden. Nun geht’s den steilen Hang runter, dann auf den Highway 101.
Bald folgt die lange Brücke über den Haynes Inlet. Solche Brücken sowie lange Erdwallstrassen werden heute noch einige folgen. Und linkerhand sehe ich nun die ersten Dünen. Sanddünen. Diese hier sind berühmt und reichen weit bis in den Norden. Wir fahren auf dem Highway 101 weiter, dieser führt relativ flach durch die Gegend. Und ein Gutes hat ja das schlechte Wetter. Süd-Südwestwind. Sprich Rückenwind. Der ist nicht sehr stark, aber vorhanden. Wir kommen trotzt einigen Hügeln gut voran. Dann verdunkelt sich der Himmel und bald folgt der erste Regenschauer. Dieser dauert nicht allzu lange, bald ist’s wieder trocken. In Winchester folgt ein Kaffee-Stopp, bevor es auf dem 101 weitergeht. Bald folgt der zweite Regenguss, aber auch dieser von kurzer Dauer. So ist das ja ganz ok. Wir kommen nun langsam in eine Gegend mit vielen Seen. Tahkenitch Lake, Siltcoos Lake, Woahink Lake und wie sie alle heissen. Eine schöne Gegend. Bei einem Myrtlewood Giftshop halten wir. Von denen hatte es in letzter Zeit viele, schauen wir mal, was es da so gibt. Das Besitzerpaar ist sehr nett, der Herr zeigt uns gleich die ganze Werkstatt und erklärt und zeigt uns, wie er diverse Dinge herstellt. Sehr interessant. Wir schmökern noch etwas im Laden herum, dann geht’s weiter. Bald erreichen wir den Jessie M. Honeyman State Park. Der ist geschlossen, die Rangerstation auch. Wir fahren trotzdem mal rein. Die Idee für die kommenden Tage war eigentlich, uns wenn immer möglich in Klos oder grosse Behinderten-Toiletten oder -Duschen einzuschleichen um dort zu schlafen. Da ist’s meist sauber und trocken. Doch die Klos sind jetzt alle zu. Beim Campground treffen wir auf den Host. Nun, am Vortag wurde der ganze Campground evakuiert. Nach 8 Inches Regen, 6 Inches Schnee und nochmals 6 Inches Regen in 72 Stunden, gepaart mit dem heftigen Windsturm der letzten Nacht, fallen die Bäume wir Mikados um. Der Boden ist zu aufgeweicht und der Schnee bringt zusätzliches Gewicht. Nicht sehr camperfreundlich. Zudem gibt’s hier weder Strom noch Wasser, ebenfalls eine Folge des Sturms. Der Host würde uns sofort auf dem Parkplatz campen lassen, doch er hat hier nichts zu sagen. Seine Frau ruft netterweise bei einem anderen Campground an. Auch dort ist zelten wegen Baumsturzgefahr nicht möglich. Das sehen wir ja ein, wir wollen eigentlich auch nicht mit einem Baum oder zumindest Ast auf dem Zeltdach oder Kopf enden. Lieber nicht. Aber leider haben nun natürlich alle Campgrounds in der Gegend das gleiche Problem. Wir fahren weiter, es folgt Glenada, dann Florence. Das Visitor Center ist auch zu. Was nun? Wir fragen mal bei einem Motel, was es kosten würde. 59$. Uff, zu teuer. Aber es soll auch günstigere haben. Wir fahren weiter. Das nächste kostet 49$. Das soll die billigste Kategorie sein. Nun, das Zimmer ist gut, das Bett wunderbar weich und wir in der Zwickmühle. Baum auf dem Kopf oder 50$. Wir zahlen die 50$. Blöde eigentlich, denn der Himmel ist immer noch klar…
18.03.2012. Der Morgen nach der kuschlig-warmen Nacht im Motel beginnt klar, doch noch während des Zusammenpackens beginnt es zu regnen. In Strömen. Als wir die Bikes beladen ist der Himmel grau, es regnet weiter. Wir ziehen sowieso vorsorglich die ganze Regenmontur an, doch schon als wir losfahren ist es wieder trocken. Aber heute gibt es eine Kleinigkeit, die anders ist. Der Wind. Der kommt ungewohnterweise aus Norden. Ganz schlechtwetteruntypisch. Nun, wir fahren auf dem Highway 101 weiter in Richtung Norden. Die Strasse führt fast flach durch die Gegend, vorbei an diversen Campgrounds. Alle geschlossen. Aber das kommt ja nicht überraschend. Ist aber trotzdem nicht gut. Nun folgt eine längere Stimmung und es beginnt zu regnen. Der Regen wechselt bald zu Eisregen, oder Sleet, wie man das Zwischending aus Hagel und Regen hier nennt. Es sleetet eine Weile, dann hört’s wieder auf, um 15 Minuten später wieder zu beginnen. Schauer eben. Und heute schauert’s ziemlich konstant. Nun folgt die Abfahrt und ein Tunnel. Dann sind wir wieder am Meer unten. Mit Gegenwind geht’s weiter voran, mal mit Sleet, mal ohne. Und es ist kalt. In einem ziemlich verlassen wirkenden Ort machen wir Pause. Da fährt doch tatsächlich ein Ciclista vorbei. Auch unterwegs nach Norden. Ein New Yorker auf Staatenumrundung. Er macht sich bald auf den Weiterweg, wir auch. Nach einer Weile folgt Yachats und die Strasse ist wieder ziemlich flach. Vom Meer her kommt eine dunkle Wolkenband auf uns zu. Bald befinden wir uns wieder ein einem Sleetschauer. Dieser ist so heftig, dass wir Unterschlupf suchen.
Nach einer Weile können wir weiterfahren und gegen 13 Uhr erreichen wir Waldport. Mittagszeit. Sollen wir uns jetzt die Finger noch ganz abfrieren lassen mit Tortillaessen? Es gäbe hier einen Subway. So ein Sandwich im Warmen wäre eine verlockende Alternative. So hocken wir bald im Subway und draussen hagelt’s auch schon wieder. Wir bestellen uns ein grosses Sandwich zum Teilen und der Mitarbeiter schenkt uns noch zwei heisse Suppen. Sehr nett. Suppe und Sandwich wärmen gut auf und stellen den hungrigen Magen zufrieden. Draussen schiebt der Wind langsam die fiesen Wolken weg und bald strahlt der Himmel in vollstem Blau. Verrücktes Wetter. Wir machen uns wieder auf den Weg. Es ist nach wie vor kalt. Bald folgt eine lange Brücke. Unten sonnen sich die Seelöwen.
Flach und mit Gegenwind geht’s weiter, nun mit Sonne aber immer noch kalt. An Newport vorbei und über eine weitere Brücke. Hier kann man als Radler ja oft ein Flashlight anstellen, damit die Autofahrer wissen, dass sich ein Radfahrer auf der Brücke befindet und sie langsamer fahren sollten. Theorethisch. Wir fahren noch eine ganze Weile weiter und gegen 16.30 Uhr erreichen wir den Beverly Beach State Park. Natürlich geschlossen. Wir fahren mal rein. Der Host ist nicht da, aber ein hilfsbereiter Aufräumhelfer. Auch hier wurden vom Sturm viele Bäume umgefegt. Der Typ ist extrem easy drauf. Klar können wir zelten. Wir fragen mal, ob wir allenfalls auch im Klo schlafen dürfen. Klar, auch gut. Er führt uns dahin und schliesst das Damenklo auf. Bezahlen müssen wir auch nicht. Ein cooler Typ. Wir machen es uns in unserem Klo gemütlich und geniessen dann noch die letzten paar Sonnenstrahlen.
19.03.2012. Die Nacht im Klo ist dank Bodenheizung ziemlich warm. Ich habe richtige Hitzewallungen. Nun, viel besser als nass, denn auch der Regen lässt in der Nacht nicht lange auf sich warten. Doch der Tagesstart ist trocken, der Himmel grau. Gleich nach dem Park folgt der erste Hügel, knappe 500 Fuss (gute 150 Meter) geht’s auf den Cape Foulweather. Bald beginnt es auch wieder zu regnen. Heute nur Regen, leicht und ausdauernd.
Nach diesem Hügel folgt Depoe Bay, dann wird es flach-hügelig und kalt. In Lincoln City wärmen wir die fast eingefrorenen Finger bei einer Tankstelle mit einem heissen Kaffee auf. Danach geht’s noch eine Weile flach weiter, bevor die nächste Steigung auf den 750 Fuss hohen Cascade Head beginnt. Die Strasse ist von dichtem Wald umgeben. Buntem Wald. Grün vermooste Äste, weisse Rinden, rote Büsche. Schön! Als wir an Höhe gewinnen, kommt das Weiss des Schnees hinzu. Hier liegt immer noch ziemlich viel davon. Und der Schneefall ist doch schon eine Woche her. Winter in Oregon. Tiefster Winter. Aber anscheinend ist soviel Schnee hier doch recht ungewöhnlich.
Wir flitzen den Hügel wieder runter und lassen die Schneeresten hinter uns. Kalt bleibt’s. Unten machen wir auf der Veranda einer unbewohnten Lodge Mittagspause. In der Kälte mit dem noch kälteren Wind macht Tortilla essen keinen Spass. So geht’s bald weiter, über drei kleine Hügel, dann wieder flach. Nach einer Weile biegen wir vom Highway 101 auf die „Three Capes Scenic Route“ in Richtung Pacific City ab. In Pacific City suchen wir ein Motel. Von hier ist es eine angenehme Etappe bis Bay City, wo wir morgen bei einem Warmshower übernachten wollen. Die Dame vom Motel ist extrem nett, gibt uns einen 5$ Rabatt, dann trinken wir im warmen Office noch eine heisse Schokolade. Herrlich. Dann beziehen wir unser Zimmer und Monika ruft den Bay City Warmshower nochmals an. Wir können nicht kommen, weil ein anderer Ciclista bis Mittwoch bleibt. Der New Yorker. Damm Yankee! Nun ist der ganze Plan im Eimer. Mit Warmshowers hatten wir auf dieser Strecke absolut kein Glück. Zwei nahmen keine Ciclistas auf und der dritte hat schon einen aufgenommen. Dumm gelaufen, denn im Moment sind ja wirklich fast keine Radler unterwegs. Nun müssen wir für morgen was aushecken. Dafür gibt’s im Supermarkt gleich eine grosse Tüte Doritos. Seelenfutter für das eher frustrierende Ende dieses Tages. Immerhin ist es schön warm, trocken und die heisse Dusche lässt absolut nichts zu wünschen übrig.
20.03.2012. In dieser Nacht stürmt es wieder wie verrückt. Am Morgen liegen alle Stühle und Mülltonnen des Motels auf dem Hof verstreut herum und es windet immer noch. Südwestwind. Doch es regnet nicht, als wir gegen 8.30 Uhr starten. Wir biegen in Richtung Cape Kiwanda und Sand Lake ab. Die Strasse ist flach und natürlich fängt es bald an zu regnen. Nach Sand Lake biegen wir links in Richtung Cape Lookout State Park ab. Nun beginnt eine weitere Steigung auf den Cape Lookout auf guten 800 Fuss. Eigentlich ein Hügelchen, aber es dauert doch eine Weile, bis wir oben sind. Plötzlich höre ich es über mit knacken und schon liegt ein fetter Baumstamm etwa 2 Meter neben mir auf der Strasse. Nun, lieber da als auf meinem Kopf. Der Cape Lookout ist ansonsten schneefrei und es regnet fröhlich hier oben. Nun folgt die Abfahrt, wir stoppen sogar einmal um die Grau-in-Grau-Aussicht zu würdigen.
Danach geht’s hügelig-flach weiter. Und da kommen uns doch schon wieder zwei Ciclistas entgegen. Ist ja ganz schön was los in letzter Zeit. Das amerikanische Paar ist seit 5 Monaten unterwegs, die beiden sind gesprächig und neugierig. Das gab’s schon länger nicht mehr. So unterhalten wir uns eine ganze Weile, bis es entlang eines windigen Inlets weitergeht. Nun verlassen wir die „Three Capes Scenic Route“ und nehmen den direkten Weg nach Tillamook. Scenic macht bei dem Wetter nicht so wirklich Sinn, obwohl es das sicher wäre. Nun regnet es wieder heftiger. In Tillamook steht unter dem Dach der Bibliothek eine Bank, der ideale Ort für unsere Mittagspause. Doch als wir weiterwollen, ist mein Hinterreifen wieder platt. Ach nööö!! Nun gut, es ist trocken hier. Der Mantel sieht mittlerweile wie ein Emmentalerkäse aus. Das ist der mit den vielen Löchern und da kommt nun einfach alles durch. Zudem entdecke ich auf der Mantelinnenseite einen weiteren Riss. Bitte einfach noch bis Seaside halten. Ich tape den Riss, so geht’s hoffentlich noch. Und bald steht mein Bike bepackt wieder bereit. Nach ca. 5 Meilen folgt Bay City, doch da gibt’s kein Motel. Und nun schüttet es wie aus Kübeln, zudem haben wir starken Gegenwind. Bis Nehalem sind es noch 18 Meilen. Zu weit. Jetzt zurück nach Tillamook? Wir suchen mal ein Dach über dem Kopf, ich laufe zum Post Office. Die Dame ist sehr hilfsbereit und erklärt mir, dass in ca. 5 Meilen Garibaldi folge, dort gäbe es Motels. Der Regen wird ein wenig schwächer, dann sind wir auch schon da. Das erste Motel ist viel zu teuer, das zweite mit 53 $ auch nicht gerade günstig. Aber wohl das günstigste weit und breit. Nun denn, das Zimmer ist schön und gross, die Dame sehr nett und es gibt noch eine heisse Schokolade und Kekse. Räder dürfen hier übrigens immer mit ins Zimmer, trotz Teppichboden. Tja, und dann sitzen wir wieder im Warm-Trockenen, nutzen Wi-Fi, heisse Dusche und später „koche“ ich in der Mikrowelle braunen Reis mit Gemüsesauce mit Parmesan überbacken. Ist gar nicht so schlecht.
21.03.2012. In das nun übliche Fliegenpilzoutfit gehüllt beginnt ein weiterer grauer Fahrtag. Die Strasse führt flach weiter. Linkerhand erscheinen schneebedeckte Berge.
In Nehalem gibt’s eine Aufwärm-Kaffeepause. Danach folgt ein Doppelhügel. Seit einiger Zeit freue ich mich wirklich auf die Hügel. Rauffahren gibt schön warm und taut die klammen Finger auf. Denn es ist immer noch saukalt. Aber bis jetzt ist noch kein einziger Tropfen gefallen. Trocken und flach geht’s weiter, es folgt noch ein Hügel und dann die Abfahrt nach Seaside. Wir fahren zu Warmshower Neil’s Haus. Und olé olé, der Reifen hat gehalten. Vielen Dank! Neil empfängt uns extrem herzlich, dann befreien wir die Bikes von Dreck und Sand, dann wasche ich das Zelt und schliesslich dürfen die Klamotten in die Waschmaschine. Abends lädt uns Neil in ein Brauerei-Restaurant in Astoria zum Essen ein.
22.03.2012. Und wie soll es anders sein, der Ruhetag beginnt mit blauem Himmel und Sonnenschein. Ganz klar. Tja. Ich reinige die Kette und montiere beide Reifen ab. Die werden hier nun ausgewechselt. Ansonsten gibt es hier das Übliche zu tun. In die Kiste starren, Blog schreiben und packen. Das hingegen diesmal etwas Besonderes…
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