15.04. – 26.04.2012. 708 km. Nach der schweizerischen Pause geht’s der Küste entlang weiter gegen Norden, wo uns das regnerische Wetter weiterhin treu bleibt. Bald überfahren wir den riesigen Colombia River und damit die Grenze zu Washington, dem Evergreen State. Da wird’s dann auch evergreen, wir fahren durch viel Regenwald, danach folgt Forstwald und dann die Olympische Halbinsel. Ein sehr schöner Abschnitt und wir erleben sogar drei Tage mit Sonnenschein und milden Temperaturen. Via Port Angeles, Port Townsend, Whidbey Island und Fidalgo Island geht’s weiter der Salish Sea entlang nach Bellingham. Für uns Endstation der Pacific Coast Bike Route.
Route: Seaside – Astoria – Ilwaco – Raymond* – Westport – Bay City – Aberdeen* – Humptulips – Quinault Lake* – Kalaloch – Forks – Port Angeles* – Port Townsend* – Coupeville – Anacortes – Bay View* – Bellingham*
15.04.2012. Die erneute Einreise in die Staaten erfolgt ohne Probleme, nun sogar mit einem richtigen amerikanischen Stempel im Pass. Und drei neuen Monaten Visum. Alles verläuft nach Plan. Und so geht es heute nach der längeren Pause mit zwei neuen Schwalbe-Reifen wieder auf die Strasse. Wir verabschieden uns von Neil, der schon früh joggen geht, dann packen wir die Räder. Das dauert heute etwas länger. Die ganze Schweizer-Schockolade sowie sonstiger Proviant für eine Wüstenexpedition müssen ihren Platz finden. Dabei geht’s nur der Küste entlang weiter in Richtung Norden. Bis Astoria ist es flach und dort gibt’s für mich einen Kaffee.
Dann fahren wir über die ewig lange Brücke über den mächtigen Colombia River. Sicher die längste Brücke dieser Reise. Mitten über dem Fluss bläst ein eisiger Wind. Es ist auch sonst wie gehabt kühl. Da hat sich in den drei Wochen nichts verändert. Gegen Ende der Brücke überfahren wir die Grenze zum Staat Washington. Nach der Brücke biegen wir nach links in Richtung Ilwaco ab. Auch der Highway 101 führt hier weiter. Wir fahren der Colombia-River-Mündung entlang und bald wird die Strasse etwas hügeliger. Es geht an vielen blühenden Rhododendren vorbei. Mal feurige rot, dann blass weiss oder keck in Lila. Wunderschön! Der Himmel war bis anhin bedeckt, nun drückt die Sonne etwas durch. Wir pedalen voran, als auf der Gegenfahrbahn ein weisser Van ranfährt. Irgendwie kommt mir das Fahrzeug bekannt vor. Dann streckt ein älterer Herr den Kopf raus. Hah! Steve! Was für ein Zufall. Er ist auf dem Rückweg von der kanadischen Grenze nach North Bend. Wir schwatzen natürlich eine Weile mit ihm. Nun, er redet, wir hören zu. Dann geht’s weiter. In Ilwaco biegen auf den Loop 100 ein, der wird nun ganz schön hügelig. Ziemlich anstrengend mit all der Schokolade… Dann erreichen wir den Cape Disappointment State Park mit Hike/Bike-Site. Bei minimsten Sonnenschein essen wir zu Mittag, doch leider ist die Sonne auch schon bald wieder weg. So wird nichts aus der Siesta im Gras. Dafür gibt’s eine Siesta im Zelt auf der neuen Matte. Die ist viel kleiner, aber auch ganz bequem. So döse ich vor mich hin, bis es zu kalt wird. Nun, etwas hat sich in den drei Wochen definitiv geändert. Die Tage sind länger. Schön, es sei denn, es beginnt kurz nach 19 Uhr zu regnen. So bleibt dafür Zeit zum Lesen, denn 19 Uhr ist noch etwas früh für die Bettzeit. Der Regen wird stärker und es regnet und stürmt die ganze Nacht weiter.
16.04.2012. Am Morgen ist’s dann ruhig auf dem Zeltdach. Nun, bis zum Frühstück, da beginnt es schon wieder zu tröpfeln. Beim Zusammenpacken ist’s dann kurz trocken, nett, um beim Losfahren wieder zu Schütten. Schauer eben. So geht’s den ganzen Tag lang weiter. Wir fahren zurück nach Ilwaco, dann in Richtung Norden und Raymond. Bald erreichen wir die grosse Willapa Bay. Der folgen wir nun lange Zeit. Es ist schön hier, bei Sonnenschein wäre es wohl noch schöner. Zudem ist es ziemlich einsam. Kein Dorf, sehr wenig Verkehr. So müssen wir unter einem Baum Pause machen. Auch die Suche nach einem trockenen Ort für die Mittagspause ist schwierig. Wir fragen bei einer Oyster-Halle, doch die Jungs da zucken nur mit den Schultern. Nun, dann gibt’s eben ein paar Cracker unter dem nächsten Baum. Gegen 13.30 Uhr erreichen wir den Bruceport County Park Campground. Geschlossen. Wir fahren rein. Es wäre perfekt hier, doch leider gibt’s kein Wasser. So müssen wir weiter. In South Bend besuchen wir das Visitor Center. Die zwei Damen sind sehr hilfsbereit. Nach Raymond hätte es einen RV Park. Also fahren wir noch weiter nach Raymond. Im RV Park Timberland können wir für 10$ zelten, unter einem grossen Baum. Für 25 Cents kann man dann noch 15 Minuten heiss duschen. Nicht schlecht. Und dann gibt’s doch tatsächlich noch ein paar Sonnenstrahlen zu geniessen.
17.04.2012. Die Nacht bleibt trocken, bis auf ein paar aufs Zeltdach scheissenden Vögel. Die mögen unseren Baum eben auch. Der Morgen ist dann grau-blau und als wir losfahren ist es wieder trostlos grau. Und um einiges kühler als am Vortag. Wir fahren nun auf dem Highway 105 weiter entlang der Willapa Bay. Die Gegend ist wieder recht einsam bis auf eine riesige Hirschherde. Mit Blick auf diese gibt’s eine kalte Pause. Natürlich folgt nun nach ca. 3 km ein Tankstelle mit Shop. Hier trinken wir trotzdem noch einen Kaffee und wärmen uns etwas auf. Danach geht’s auf der flachen Strasse weiter in Richtung Westport. Langsam beginnt es leicht zu tröpfeln. In Westport wollen wir die Fähre nach Ocean Shorts nehmen. Wollen. Den bei einer Tankstelle erfahren wir, dass die Fähre seit 4 Jahren nicht mehr in Betreib ist. Das kommt davon, wenn man nach einem uralten Buch fährt und sich nicht vorher schlau macht. Nun, dann fahren wir eben wieder zurück und fahren via Aberdeen. Weit ist es nicht bis zum Abzweig, aber mittlerweile regnet es und zudem haben wir Gegenwind. Kurz nach der Abzweigung machen wir bei einem verlassenen Haus Mittagspause. Dann folgen weitere 30 nasse Kilometer, immerhin bleibt es flach. Gegen 16 Uhr erreichen wir das etwas zerfallen wirkende Aberdeen. War wohl mal ein florierender Holzindustrie-Ort, nur zerbröselt alles etwas. Auch das Motel, das wir uns anschauen. 50$ soll das Zimmer kosten, die Taxe schenkt uns der chinesische Herr. Washington ist definitiv teurer als Oregon. Aber ich schaffe es trotzdem noch, das Zimmer auf 40$ runterzuhandeln. Mehr ist das Zimmer definitiv auch nicht wert, es erinnert eher an mexikanische Verhältnisse. Immerhin gibt’s ein Heizung und die heisse Dusche ist tiptop. Und trocken ist es auch, denn draussen regnet es immer noch.
18.04.2012. Als wir das warme Zimmer kurz nach 7.30 Uhr verlassen, ist es trocken, der Himmel zeigt sogar einige blaue Flecken. Im Safeway kaufen wir schnell noch etwas Gemüse und dann tröpfelt es auch schon das erste Mal. Kurz. Wir verlassen Aberdeen und fliessend geht’s weiter nach Hoquiam. Dort folgen wir nun wieder dem Highway 101 in Richtung Forks und Port Angeles. Erst geht es flach weiter, dann wird die Strasse hügelig. Und gleich nach der ersten Pause beginnt es heftig zu regnen. Na ja, den Rest der Regenmontur auch wieder anziehen. Wir fahren nun durch Waldgebiet. Immer wieder hat es kahlgerodete Abschnitte. Andernorts wird auf Tafeln auf Clearcuts um 1930, 1984 und der folgenden Wiederaufforstung hingewiesen.
Kein Wunder hat es hier viele Logger-Trucks. Und die rasen wie bekloppt. Auf der nassen Fahrbahn noch mühsamer, jedesmal habe ich einen Sprühregenschauer im Gesicht. Danke. Kurz vor Humptulips gibt’s in einem einsamen Laden am Strassenrand einen heissen Kaffee. Danach lässt der Regen ein wenig nach und manchmal drückt sogar die Sonne durch. Gegen 14.30 Uhr erreichen wir den Abzweig zu den South Quinault Lake Campgrounds. In zwei Meilen folgt der erste. Closed for season. Und kein fliessend Wasser. Toll. Also zurück zum Rainforest Trail Parkplatz. Wandern kann man ja auch im Winter. Die Klos hier sind auf, wir füllen Wasser nach und fahren wieder zum Campground. Steil geht’s runter zum See. Dort finden wir eine genügend grosse Site für das Zelt. Sehr gut.
Ab und zu spazieren Leute mit Hunden vorbei, aber unsere Anwesenheit scheint niemanden zu kratzen. Es bleibt noch etwas Zeit und ein paar Sonnenstrahlen für eine Minierkundung des Regenwaldes, in welchem wir uns hier befinden. Schon cool, wie alles von Moos überzogen ist. Und die paar Sonnenstrahlen tauchen das Ganze in ein tolles Licht. Schön, der Regenwald.
Und Nomen est Omen, bald tropft’s wieder von oben. Aber nicht für lange. Dann treffen sogar noch zwei Ciclistas ein. Zwei kauzige Amerikaner auf einem Dreitagestrip. Interessante Gestalten.
19.04.2012. Die Nacht bleibt trocken und gleichermassen folgt der Morgen. Wir packen unser Zeugs, rufen den Jungs ein „Good Bye“ zu und fahren das steile Strässchen wider hoch. Uff. Die zwei Jungs wollen heute noch bis nach Forks und sollten uns demnach bald im Eiltempo überholen. Beim Trail Klo füllen wir wieder Wasser auf und dann geht’s weiter. Bald erreichen wir Amanda Park. Heute steht eine ganz kurze Etappe bis zum Kalaloch Campground auf dem Plan. Wieso also nicht schon früh mit einem Kaffee anfangen? Etwas später folgt eine Kreuzung und ein Laden. Kaffeestopp. Ein Herr meint, wir sollten bald weiter, in 45 Minuten würde es regnen. Nun überholen uns die Jungs ein erstes Mal. Wir fahren weiter, die Strasse steigt langsam an. Da stehen die Jungs am Strassenrand, wir überholen. Nach ca. 45 Minuten fängt es tatsächlich an zu regnen. Tja. Wir schmeissen uns in die ganze Montur und werden überholt. Der Regen hält nicht lange an. Das ist nett. Die Strasse führt wieder durch Abholzwald in allen Stadien. Und immer wieder sehe ich nun Schilder, die eine Vergrösserung des Nationalparks nicht gutheissen. Klar, viele Familien werden hier vom Holzabbau leben. Ein grosses Konfliktpotential.
Wenigstens hätte es dann weniger Logger-Trucks, die überholen auch heute wieder wie die Irren. Manchmal viel zu nahe. In Queets treffen wir wieder auf die Amerikaner. Sie sind gerade beim Mittagessen. Ein kurzer Schwatz und wir fahren weiter bis zur Kalaloch-Rangerstation. Die ist natürlich „closed for season“, doch das Dach bietet uns Schutz für allfälligen Regen während der Mittagspause. Wir wollen hier auf dem Campground bleiben. Es ist noch früh, was sollen wir also noch tun? Bei der Tankstelle Kaffee trinken? Da öffnet sich die Tür der Rangerstation. So was? Der Herr fragt, ob er helfen könne. Wir fragen mal ganz frech, ob wir in dem Office schlafen könnten. Geht natürlich nicht, wir sind hier in Amerika. Aber der Herr erzählt uns von einem Hostel etwa 12 Meilen nordwärts. Er ruft da auch gleich an, doch es ist niemand da. Dann hören wir ihn aber nach einem Spezialpreis für zwei frierende Ladies auf Bikes fragen. Je 20$. Etwas nach dem Hostel hat es ein Bed & Breakfast und dort könnten wir übernachten. Natürlich inklusive Frühstück. Hört sich gut an. Zumal es mittlerweile in Strömen regnet. Also, raus ins kalte Nass. Die Jungs überholen uns wieder, doch bei der Tankstelle sehe ich ihre Räder wieder stehen. Ob es die zwei heute wirklich noch nach Forks schaffen? Wir hängen sie hier ab. Im strömenden Regen fahren wir leicht hügelig der Küste entlang, dann biegt die Strasse ins Inland ab. Gegen 15.30 Uhr erreichen wir patschnass die Hoh Humm Ranch kurz nach dem Kilometer 171. Mary begrüsst uns und zeigt uns gleich unser Zimmer im dritten Stock. Es ist gemütlich hier, mit zwei Hunden, drei Katzen und einem einladend warmen Holzofen. Wir hängen alle nassen Kleider in dessen Nähe. Dann springe ich unter die heisse Dusche und später dürfen wir in der Küche unten kochen. Und alles essen, was wir finden. Es gäbe da Vieles, wir belassen es bei einer Orange. Draussen strömt es weiter und die Pfützen auf der grossen Wiese werden immer grösser und zahlreicher. Wie schön, heute nicht da draussen sein zu müssen.
20.04.2012. Um 7 Uhr gibt’s Frühstück. Ein richtiges Farmerfrühstück mit Rührei, Speck, Hash Browns, Dutch Babies, Corn Bread, beides gerade frisch gebacken, Himbeermarmelade und Cereals wären auch noch da. Und natürlich Kaffee. Wow! So was leckeres hatten wir schon lange nicht mehr am Morgen. Wir essen uns pappsatt. Mehr geht leider nicht rein. Dann starten wir voll gefressen in einen weiteren Tag auf der Strasse. Im Moment ist es trocken und es drückt sogar etwas Blau durch. Doch bald regnet es wieder. Kein Wunder, befinden wir uns doch hier westlich der Olympic Range in einem der nässten Gebiete der Staaten. Wir schlüpfen wieder in die Regen-Sauna-Bekleidung, denn bis Forks folgen nun einige kleine Steigungen. Das gibt ganz schon warm. Wir fahren weiter durch Forstwald und nach 30 km erreichen wir Forks. Dort gibt’s bei einer Tankstelle eine Kaffeepause. Mit etwas Sonne. Wie schön. Ich ziehe die Regenkleider aus. Eine Wohltat. Von nun an geht’s weiter rauf, sanft aber stetig. Wir kommen gut voran. Nach diesem üppigen Frühstück machen wir spät Mittagspause. Mit noch mehr Sonne. Das erste Mal seit langem, dass wir in einer Mittagspause nicht frieren. Ein Fortschritt. Nun fehlt nicht mehr viel bis zur Spitze des Hügels, linkerhand ragen die schneebedeckten Berge des olympischen Gebirges empor. Dann folgt die Abfahrt zum Lake Crescent und dem Fairhold Campground. Dort gibt’s Wasser, die Klos sind auf und beheizt und eine Site kostet 12$. Doch der Geldeinwurfschlitz ist so gut in Plastik verpackt, dass da nichts reingeht. Nun, dann eben nicht. Vielleicht kommt ja ein Ranger vorbei. Hier soll man nun alles Smellige in die Foodbox packen. Food, Toilettenartikel, Waschpulver, etc. Vielleicht sollten wir selbst auch gleich in die Box steigen. Nun, sicher ist, wir befinden uns nun definitiv im Bärenland.
21.04.2012. Nach einer regenfreien Nacht starten wir in einen schönen Tag. Wahnsinn! Der Himmel ist noch etwas verhangnen, doch die Sonne drückt langsam durch. Auf einer engen, seitenstreifenlosen Strasse fahren wir dem schönen Lake Crescent entlang. Da kommt mir irgendwie der Davosersee in den Sinn.
Die Strasse folgt hügelig dem Wasser, dann folgt eine kleine Steigung mit anschliessender Abfahrt. Und einer Tankstelle mit Shop. Idealer Ort für eine Aufwärmpause mit Kaffee. Es ist noch frisch draussen, doch mit ein paar Sonnenstrahlen geht’s. Dann führt die Strasse hügelig weiter bis nach Port Angeles. Erster Stopp da der Supermark Albertsons. Sämtlich Vorräte, natürlich abgesehen von Schokolade, müssen aufgestockt werden. Zudem gibt’s da als Wochenendspecial eine Medium Pizza für 5$. Mittagessen? Ja. Sonnenschein, warme Pizza, wie schön ist doch das Leben. Danach müssen wir ein Café mit Wi-Fi suchen. Wir können hier bei einem Warmshower übernachten, wissen aber noch nicht, wo er wohnt, da die Familie frisch umgezogen ist. Das Mail von Ian ist da, wir können zum Haus und es uns in der Garage gemütlich machen. Gut, dann machen wir das mal. Die Garage ist dann eine richtige Wohnung, nicht schlecht. Eine Matratze liegt für uns bereit, ebenfalls Handtücher und Schlafsäcke. Wir trocknen erst mal unsere eigenen Schlafsäcke und das Zelt, dann geniessen wir etwas Sonne. Später laufen wir runter zum Hafen und schlendern etwas durch Port Angeles. Port Angeles liegt sehr schön am Wasser mit Blick auf die schneebedeckten Berge der Olympic Range.
Später machen wir es uns auf der Eingangstreppe des Hauses gemütlich. Da kommt auch schon Ian nach Hause. Sympathischer Typ. Er bringt uns gleich eine grosse Schüssel mit Nachos und Salsa, danach macht er uns einen Hamburger. Dann läuft er extra zum Supermarkt, um unser Dessert zu holen. Glace aus Oregon. Superfein. Und dazu gibt’s natürlich Schweizer Schokolade.
22.04.2012. Wir starten kurz nach 8 Uhr in einen weiteren schönen Tag. Es gäbe nach Port Townsend ein Bikeroute, doch wir wollen uns heute nicht verfahren. So folgen wir dem verkehrsreichen Highway 101, der hier einen breiten Seitenstreifen hat. Leicht hügelig geht’s weiter bis nach Sequim, immer mit Blick auf die tollen, schneebedeckten Berge.
In Sequim folgt eine Tankstellen-Kaffeepause. Dann wird die Gegend waldiger. Wir umfahren die Discovery Bay und biegen dann auf den Highway 20 ab. Sofort nimmt der Verkehr ab. Nun, kurzfristig. Dann rasen die Pick-ups wie irre auf der seitensteifenlosen Strasse an mir vorbei. Idioten! Hier folgt nun eine längere Steigung und mir wird richtig heiss. So viele Kleider konnte ich schon lange nicht mehr ausziehen. Dann steht da im Nirgendwo plötzlich eine Tankstelle, inklusive Tisch und Bank. Der ideale Ort für die Mittagspause. Nun fehlen noch gute 10 km bis nach Port Townsend. Hügelig geht’s weiter, dann runter. Wir fahren in die Stadt ein, dann folgt eine steile Abfahrt mit grandiosem Blick auf schneebedeckte Berge. Wow! Wir fahren bis ans Ende der Strasse und schauen uns die Bergen von den Stegen aus an.
Dann suchen wir das Haus unseres heutigen Gastgebers. Doch wir finden die Strasse einfach nicht. Dann erklärt uns jemand, dass die gesuchte Strasse oben am steilen Hang liegt. Also wieder rauf. Wir finden das Haus, doch es ist niemand da. Beim nahen Supermark warten wir mal eine Stunde, dann gehen wir zurück. Immer noch niemand da. Was nun? Es ist 17.30 Uhr. Wir warten mal noch etwas länger, dann fährt eine China ran. Sarah. Sie wohnt auch in dem Haus und lässt uns netterweise rein. Zum Glück. Sarah zeigt uns das Haus und stellt uns ihr Zimmer zur Verfügung, dann ist sie auch schon wieder weg. Ich koche mal etwas, dann hängen wir noch etwas herum. Von den drei hier wohnenden Jungs immer noch keine Spur. Da können wir getrost schlafen gehen.
23.04.2012. Wir wollen die 8-Uhr-Fähre von Port Townsend nach Keystone auf Whidbey Island nehmen. So stehen wir um 6 Uhr auf, machen uns bereit und kurz nach 7 Uhr fahren wir den steilen Hügel nach Port Townsend wieder runter, ohne einen der Jungs je gesehen zu haben. Natürlich sind wir nun zu früh, also warten wir im geheizten Warteraum, mit Blick auf das Meer und den Nebel. Dann manövriert die Fähre ans Dock, wir dürfen mit den Füssgängern als erste rein. Es hat sogar Seile, um die Bikes zu befestigen. Dann legt die Fähre auch schon ab, mit Kurs auf den Nebel. Dieser wird immer dichter.
Die Überfahrt ist kurz, eine halbe Stunde, dann docken wir auch schon im total vernebelten Keystone Port an. Von hier fahren wir 4 Meilen nach Coupeville. Der Nebel lichtet sich und langsam wird es wieder warm. In Coupeville gibt’s eine eher frühe Kaffeepause. Danach fahren wir auf Nebenstrassen dem Puget Sound entlang nach Oak Harbor. Ab hier geht’s auf dem Highway 20 weiter. Gegen Mittag erreichen wir den Deception Pass State Park, aber es ist noch zu früh um zu halten. Aber die Zeit ist richtig für die Mittagspause. Wie schön ist es doch, in der Sonne zu sitzen. Ganz allgemein macht alles ohne Regen viel mehr Spass. Dann geht’s weiter hoch zum Deception Pass. Heutzutage ein lange Brücke, die Whidebey Island mit Hidalgo Island verbindet. Früher ging dies nur per Boot. Wir laufen über die Brücke und betrachten die tolle Aussicht sowie die starke Strömung unter uns. Dieser Ort ist sicher das Highlight der letzten Tage.
Natürlich zusammen mit der Sicht auf die schneebedeckten Berge der Olympic Range sowie der Cascade Range im Osten. Dann geht’s weiter durch hügelige Waldlandschaft. Wir erreichen ungeplanterweise Anacortes, dort geht’s auf dem stark befahrenen Highway 20 in Richtung Osten. Doch schon bald biegen wir in Richtung Bay View ab. Und seit langem haben wir wieder einmal starken Gegenwind. Doch bald schon erreichen wir den Bay View State Park, wo wir uns eine sonnige Campsite suchen. Auch zelten macht bei Sonnenschein viel mehr Spass. Definitiv.
24.04.2012. Etwa um 5 Uhr beginnt es aufs Zeltdach zu tröpfeln. Wie unnötig. Als der Wecker um 7 Uhr klingelt, tropft es immer noch, nun stärker. Die schönen Tage sind wohl vorbei. Einen Tag hätte der Regen eigentlich noch warten können. Netterweise hört das Getropfe kurz auf, als wir zusammenpacken, um dann gleich wieder zu beginnen, als wir losfahren. Im Regen fahren wir durch flache Landwirtschaftszone, danach geht es hügelig dem Wasser der Samish Bay entlang. Beim Larabee State Park machen wir beim geschlossenen Park Office Pause. Nun wieder frierend. Dann geht’s weiter und bald schon erreichen wir Bellingham. Bei einer Tankstelle trinken wir einen heissen Kaffee, danach suchen wir mal Shana und Rowan’s Haus. Die beiden haben wir in La Paz auf der Baja California kennengelernt und sie haben uns angeboten, bei ihnen zu übernachten. Dann geht’s wieder zurück nach Fairhaven. Shana kommt erst um 18 Uhr nach Hause, daher haben wir noch viel Zeit zum Rumhängen. Wir machen es uns bei Tony’s gemütlich, Café mit Wi-Fi. Nun, Internet funktioniert nicht wirklich, dafür lädt uns eine Dame gleich zu einer Tasse Kaffee ein. Später gibt’s noch eine Omelette des Tages, noch später einen sündhaft leckeren Brownie Cheesecake, dann noch einen Tee. Und dann ist es endlich 18 Uhr. Wir fahren zurück zum Haus. Ein Typ begrüsst uns, meint, wir hätten unser Ziel erreicht. Wir entladen die Bikes und eine Chica zeigt uns unser Zimmer, da Shana noch nicht da ist. Sie hatte erwähnt, dass sie noch House Mates haben, aber mit so vielen hätten wir nicht gerechnet. Eine Riesen WG. 13 Personen sollen raus und rein gehen. Wir lernen langsam alle Mitbewohner kennen. Nette Leute. Dann taucht auch Shana auf und ist bald mit Nachtessen zubereiten beschäftigt. Nachos für die ganze Meute. Irgendwann später werden wir an den gedeckten Tisch gebeten. Eine grosse Runde.
25./26.04.2012. Am nächsten Tag schlafen wir erstmal aus. Dann gibt’s Frühstück mit frischen Eiern direkt aus dem Hühnerstall. Die WG hat einen grossen Garten und eigene Hühner. Cool. Shana arbeitet heute nicht und führt uns danach in der Stadt herum. Zuerst fahren wir zu einem guten Bike Shop mit Werkstatt. Bevor es nach Alaska geht sollen die Bikes nochmals auf Herz und Nieren geprüft werden. Danach zeigt uns Shana einige für uns interessante Orte und macht sich dann auf den Weg zu ihren eigenen Erledigungen. Langsam macht sich bei uns wieder der Hunger bemerkbar, so gibt es einen Burrito beim Mexikaner. Danach laufen wir noch etwas herum und machen uns dann wieder auf den Heimweg. Im Haus Oasis ist schon wieder viel los und bald ist die Küche wieder das Reich einiger Damen, die ein leckeres Nachtessen zubereiten.
Am zweiten Ruhetag gibt’s mal wieder einen Besuch im REI. Bei meinen in San Diego neu gekauften Schuhen löst sich schon die Sohle ab. Das sollte nicht sein. Aber bei REI kann man ja alles umtauschen oder zurückgeben. Das nimmt auch Monika in Anspruch, sie ist mit ihrem neuen Schlafsack nicht zufrieden. Mit neuen Schuhen und Schlafsack machen wir uns wieder auf den Heimweg. Nochmals kurz in die Stadt und dann bleibt etwas Zeit für Blog schreiben und ich darf packen. Denn morgen fahre ich nach Vancouver, wo ich einen kurzen Zwischenstopp bei Caroline, einer alten Schulkollegin aus Davos, machen werde. Wir haben hier Zeit für noch etwas mehr Ferien, bevor es dann per Fähre hoch nach Alaska geht. Ich freue mich schon sehr auf einen erneuten Besuch in Kanada.
Viele Gruesse aus dem heissen Panama- schwitz. Jens