20.07. – 11.08.2012. 1’327 km. Wir folgen für 724 km dem wundervollen Cassiar Highway. Hier gibt es wirklich noch die kanadische Wildnis zu sehen, manchmal folgt für Tage kein Haus. Den Bären gefällt dies auch, wir sehen ganz viele. Nach einer Weile hat man sich dann aber etwas an dem Wald, den Seen und Bergen sattgesehen. So ist der Wechsel auf den Yellowhead Highway zwar etwas schockierend, aber es gibt wieder mal was anderes zu sehen. Felder und Kühe. Und viel Verkehr.

Route: Watson Lake – Junction 37 – Good Hope Lake – Jade City – Dease Lake – Iskut* – Meziadin Junction – Stewart* – Meziadin Junction – Kitwanga* – Junction 16 – New Hazelton – Moricetown – Smithers – Telkwa – Houston- Rose Lake* – Burns Lake – Fraser Lake – Vanderhoof – Prince George

20.07.2012. Los geht’s also zurück in Richtung Junction 37, der Abzweigung zum Cassiar Highway. Zuerst auf der Schotterstrasse auf den Alaska-Highway, dann noch ca. hügelige 19 km in Richtung Norden. Bei der Junction 37 gibt’s bei einer älteren mürrischen Dame einen Kaffee. Nun folgen wir dem Highway 37 oder dem Cassiar Highway. Dieser ist deutlich schmaler als der Alaska Highway und ohne Seitenstreifen. Doch es hat auch viel weniger Verkehr. Doch anscheinend soll eines Tages Cassiar die Hauptverbindung in den Norden Kanadas werden. Der Ausbau läuft, einigen Minen sei Dank. Oder eben auch nicht. Wir fahren wieder nach British Columbia, diesmal mit einer anständigen, wenn nicht sogar etwas übertriebenen Begrüssung.

The best Place on Earth… da gibt’s aber noch viel Konkurrenz

Nicht sehr fotogen, dieses Exemplar

Die Strasse führt durch dichten Spruce Wald und bald sehen wir einen ersten Bären. Er ist klein und sieht etwas ausgehungert aus. Bald folgt ein zweiter, grösserer. Es folgen einige steile, kleine Hügel, ansonsten führt die Strasse sanft hügelig durch die Landschaft. Nun vorbei an einem riesigen Waldbrandgebiet. Fast ironisch, dass nun inmitten all der abgebrannten Bäume das Fireweed nur so spriesst. Einst Wildfire, nun Fireweed. Übelall leuchtes pink aus dem Schwarz hervor. Sieht toll aus.

Das Fireweed leuchtet aus den abgebrannten Stammresten hervor

Der abgebrannte Wald zieht sich kilometerlang dahin. Das muss ein riesiges Feuer gewesen sein. Nun folgen die wunderschönen Blue Lakes. Ein ideale Ort für die Mittagspause.

Einer der beiden Blue Lakes

Den ganzen Vormittag war es bewölkt, nun drückt die Sonne langsam richtig durch. Es wird ziemlich warm. Zudem weht nun ein guter Gegenwind. Bei den folgenden Hügeln komme ich gut ins Schwitzen. Aber der Strassenrand bietet immer wieder etwas für eine Pause. Blumen in Gelb-Orange-Rot ziehen meine Aufmerksamkeit auf sich, dann die wie immer dem ganzen Strassenrand entlang wachsenden Walderdbeeren. Aber auch hier sind sie noch nicht reif.

Symphonie in Rot-Orange-Gelb

Bei dem French Creek füllen wir von Mückenschwärmen belästigt Wasser auf. Ein paar Meter weiter folgt die French Creek Recreation Area. Auf diesen Recreation Areas in B.C. ist campen umsonst. Echt cool. Und es hat sogar gute Querstämme an den Bäumen, um Food Bärensicher aufzuhängen. Nicht schlecht, B.C. Für uns ist es das erste Mal, dass wir unsere Drybags aufhängen. Es geht, aber die Technik können wir ganz solcher noch verfeinern.

Es sieht leicher aus als es ist

Die Area liegt direkt am French Creek, es ist nun richtig heiss. So springe ich nach dem Zeltaufstellen kurzerhand in den kalten Fluss. Ah, tut das gut. Nun einfach gut aufgepasst, denn den Blutsaugern gefällt es hier auch äusserst gut.

21.07.2012. Die Blutsauger warten auch am Morgen schon wieder in Massen in der Apsis. Auf in den Kampf. Der geht natürlich draussen weiter. Auf der Strasse wird’s besser dank Gegenwind. Leicht hügleig führt die Strasse weiter, wir treffen auf ein amerikanisches Paar, dann auf zwei ältere Kanadier. Er mit umgebauten Bob auf Testfahrt.

Man könnte den Fahrer als leicht patriotisch bezeichnen

Nach 30 km  folgt die Abzweigung zum Boya Lake Provinical Campground. Da soll es gemäss Aussagen diverser Leute extern schön sein. Zudem kann man da Kanus mieten. Wäre mal eine Abwechslung. Wir fahren 2 km steil den Hang runter. Wow!! Der See ist wirklich wunderschön. Das klare Wasser leuchtet in Blau und allen Türkistönen. Auf dem See kleine Inselchen mit Spruce Trees. Wären dies Palmen, könnte das auch die Karibik sein.

Beim Boya Lake?

Oder in der Karibik?

Hier bleiben wir, obwohl es erst 11.30 Uhr ist. Wir suchen uns die schönste Campsite aus. Gleich am See mit Zugang zum Wasser. Dieses ist angenehm kühl, zumal es schon wieder recht warm ist. Und netterweise hat es ihr nicht allzu viel Moskitos. Später kommt die junge Dame vorbei und kassiert ein. 16$ für die Site, 20$ für 4 Stunden Kanufahren. Die Kanus sind im Moment alle vermietet, doch die Chica wird uns Paddel und Schwimmwesten vorbeibringen, sobald eins zurück ist. Derweil pumpe ich mal ca. 10 Literwasser aus dem See, welch einer der schönsten Orte zum Wasserpumpen.

Gibt es schönere Orte zum Wasserpumpen?

Dann gibt’s Mittagessen und da kommt auch die Chica schon wieder. Gutes Timing. Wir packen noch einige wichtige Dinge ein – Futter, Wasser, Antimoskito und Kamera – dann marschieren wir zum Dock. Wir lassen das Kanu zu Wasser und los geht’s. Wir sitzen beide das erste Mal in einem Kanu, aber es geht vorwärts. Juhuii! Wir müssen einfach noch etwas an dem Rudertakt arbeiten. Das Wasser ist wirklich extrem klar, einfach Spitzenklasse, dieser See. Auch auf dem Wasser wechselt die Farbe immer wieder.

Kanu ahoi!

Nun wollen wir den Biberdamm suchen. Wir haben eine vage Karte des Sees mitbekommen, in einem Seitenarm soll der Damm liegen. Dann mal los. Wir paddeln, umrunden Inselchen, immer weiter geht’s in eine Gewirr von Seitenarmen. Die Karte scheint nicht wirklich korrekt zu sein, wir paddeln und paddeln und immer noch kein Biberdamm, dafür eine Sackgasse nach der anderen. Ich merke langsam meine Schultern, morgen werde ich sicher furchtbaren Muskelkater haben. Nun, dies schon mal vorweggenommen, es wird interessanterweise nicht die kleinsten Anzeichen von Muskelkater geben. Die Paddlerei ist trotzdem toll und langsam machen wir uns auf den Rückweg. 3 Stunden auf dem Wasser reichen. Wir hieven das Kanu wieder aus dem Wasser und sind wohl mehr geschafft als nach einem Tag auf dem Bike. Obwohl es mittlerweile nicht mehr ganz so heiss ist, darf nun natürlich ein kurzer Schwumm in dem klaren Wasser nicht fehlen. Ganz schön kalt das Wasser, da kommt die Durchblutung in Gang. Und nach der Erfrischung ist frühe Bettruhe angesagt.

22.07.2012. Schön war’s am Boya Lake. Auf jeden Fall besuchen, wenn man den Cassiar befährt. Nun geht’s die steile Strasse wieder rauf zum Highway. Es erwartet uns ein weiterer sonniger Tag. Herrlich, obwohl der Gegenwind schon tüchtig bläst. Die Landschaft wird bergiger, wir fahren in ein Tal. Nach ca. 16 km folgt Good Hope Lake, die Dame, die gerade den Laden aufschliesst sieht so desinteressiert aus, dass wir gleich wieder weiterfahren. Nun folgen längere Steigungen, wir fahren von einem Bergtal ins nächste. Es ist schön hier.

Es ist schön auf dem Cassiar Highway

Nach 40 km folgt Jade City. Dort wird lokal abgebaute und bearbeitete Jade verkauft. Es hat schöne Sachen in dem Laden. Und „free coffee“. Der gefällt mir noch besser. Ich hocke mich draussen hin, als mir en Amerikaner aus Alaska ein Almondbutter-Jelly Sandwich anbeitet. Als Radler schlägt man Essen ja selten aus. Nicht schlecht, das Sandwich. Wir schwatzen noch eine Weile mit dem Mann und dessen Kollegen, dann fahren sie weiter. Bald sind wir von der nächsten Gruppe Neugieriger umzingelt. Schliesslich machen wir uns auf den Weiterweg, die Sonne prallt herunter, es ist heiss. Rauf und runter durch das nächste Tal, dann folgt eine längere Abfahrt. Hier treffen wir auf einen älteren Kanadier, der doch tatsächlich noch mehr Zeugs schleppt als wir. Unglaublich. Nun folgen weiter Hügel, dann der Dease River. Hier fragen wir beim Dease River Crossing RV Park oder was auch immer, ob wir Wasser auffüllen können. Der Chinesische Besitzer ist einverstanden. Dann fahren wir noch einige Kilometer, bis wir uns nach guten 96 km in eine Kiesgrube verziehen. Diese Kiesgruben sind schon sehr praktisch. Und man erkennt sie leicht an der roten „No Entry“-Tafel.

23.07.2012.  Strahlend blauer Himmel, kühle Morgenluft, Gegenwind. Ein fast perfekter Sommermorgen. Scheint auch der Elch zu denken, der im Zickzack über die Strasse latscht. Aber man wird ja darauf hingewiesen, dass dies passieren kann.

Vorsicht, Elch auf der Strasse

Tatsächlich

Die Strasse steigt nun länger an, von oben kommt rechts der Dease Lake in Sicht. Es geht wieder runter auf Seelevel, dann nochmals lange hoch. Nichts mit flach dem See entlangfahren. Langsam wird’s warm, der Schweiss beginnt zu rinnen. Gegen 13 Uhr erreichen wir Dease Lake. Zuerst einmal müssen wir im Grocery Store einkaufen. Bis Stewart oder Kitwanga folgt kein Laden mehr. Nun, morgen folgt noch Iskut, aber der Laden in Dease Lake ist grösser. Dann essen wir vor dem Norhtern Light College zu Mittag. Drinnen gibt’s dann noch gratis Wi-fi und eine Maschine, denn mein Mac verweigert das Wi-fi. Es ist gemütlich hier drinnen, es gibt Kaffee und die Dame ist extrem nett. Gegen 16.30 Uhr machen wir uns mit Wasser beladen wieder auf den Weg. Es sollen 10 flache Kilometer folgen, dann eine lange Steigung. Wir wollen bald nach einem Campspot suchen. Nun, die Strasse steigt bald an, es ist nicht wirklich flach, nach 7 km folgt ein Campground. Wir fahren weiter. Es wird steiler und in den nächsten 10 km geht’s mehr als 400 Meter rauf auf dem Gnat Pass auf 1’241 m.ü.M.

Passhöhe erreicht

Aus der Campsuche wird also kurzerhand eine kurze Passbesteigung. Ganz schön anstrengend bei der Hitze. Die Vegetation ändert sich auch beim Ansteigen, es wird kahler, die Bäume werden kleiner, mehr Stein. Dann ist der Summit erreicht, wir fahren etwas runter und finden bald einen brauchbaren Campspot auf einer parallelen Strasse zum Highway. Und auch hier oben schwirrt es bald fröhlich um uns herum.

24.07.2012. Wir starten in einen weiteren schönen Sommertag. Hier oben soll es zwei Wochen im Jahr schön sein, sieht so aus als ob wir etwas von diesem guten Wetter abbekommen. Perfekt. Die Strasse führt weiter hügelig durch das Tal, dann geht’s leicht runter, bis die steile 6 km lange Abfahrt zum Stikine River folgt.

Bremsen geprüft? Jawohl!

Nun, natürlich folgt nach einer steilen Abfahrt eine steile Auffahrt auf der anderen Seite. Logisch. Doch hier wird gerade „gegradet“, sprich die Strasse besteht im Moment aus nassem, losen Schotter. Und steilen Kurven. Eine anstrengende Kombination. Dann ist das Ganze vorbei und die Steigung wird flacher. Es geht weiter hoch. Nun kommen uns jene Rennradler entgegen. Sie gehören zu einer ganzen Gruppe junger Leute aus Austin, Texas, die mit ihrer Fahrt nach Alaska für eine Krebsstiftung Fundraising betreiben. Eine echt gute Sache. Für uns geht’s noch etwas rauf, dann wird’s hügelig, rechts treten ziemlich hohe und immer noch schneebedeckte Berge ins Blickfeld. Doch heute ist die Luft diesig. Es folgt eine steile Abfahrt nach Iskut.

Abfahrt nach Iskut

Im dortigen kleinen Supermarkt treffen wir wieder auf eine recht mürrische Dame. Scheint ein wenig die Mentalität der Leute in diesen kleinen Käffer zu sein. Zudem geht hier alles langsamer, das ist ok. Wir essen vor dem Laden zu Mittag, dann fahren wir noch ca. 3 km weiter zur „Red Goat Lodge“. Dort wollen wir heute zelten, denn duschen und waschen stehen ziemlich hoch auf der Prioritätenliste. Es war doch ziemlich heiss in den letzten Tagen – Schweiss, Dreck und Repellente hinterliessen ihre dicken Spuren. Wir treffen dort gleich auf den kurligen Besitzer und unterhalten uns lange mit ihm. Dazu gibt’s einen Kaffee serviert. Nach Zeltausfstellen dann die ersehnte Dusche. Wie schön doch so etwas warmes Wasser sein kann. Frisch geduscht laufe ich wieder durch die Lodge, der Besitzer strahlt mich fasziniert an. Er scheint von meiner Erscheinung ziemlich angetan zu sein, und auf meine Frage, was denn ein Frühstück kosten würde, meint er dann nur, dass wir einfach essen könnten, was immer wir wollen. Nicht schlecht. Wir setzten uns noch eine Weile in die Lodge, es gibt hier auch Wi-fi, dann knurrt der Magen etwas zu laut. Doch auf der Campsite werde ich gleich total von roten, kleinen Fliegen zerbissen. Nichts wie rein ins Haus zum Essen. So ein geschlossener Raum hat eindeutige gewisse Vorteile.

25.07.2012. Um 8 Uhr ist alles gepackt, die roten Fliegen belästigen mich auch schon wieder und der Himmel strahlt wieder diesig blau. Wir begeben uns in die Lodge, da wartet bereits der Kaffee auf uns. Herrlich. Dann macht uns der Chef Speck, Eier und Toast. Ein ziemlich luxuriöses Frühstück, zumal wir vorher noch eine Schale Cornflakes essen. Die Frau des Besitzers ist seit einem Autounfall vor 5 Jahren teilweise gelähmt und in einem Heim, seine 3 Töchter ausgeflogen. Nun ist er froh, jemandem zum Reden zu haben. Oder zum Zuhören. Und er hat einige interessante und gewagte Weltanschauungen. Das stachelt Monikas erstes Wesen natürlich zu regen Diskussionen an. So verlassen wir die Lodge erst nach 10 Uhr. Die steile Strasse zurück zum Highway ist eine erste Herausforderung. Dann folgen wir über die gewohnten Hügel dem Eddontenajon Lake. Lange geht es hügelig weiter, dann sticht rechts eine hohe schneebedeckte Bergkette aus dem Dunst empor. Wir folgen nun dem schönen Kinaskan Lake, dann folgen Wiesen, Wald und Blumen. Für lange Zeit ändert sich dieses Bild nich gross.

Abfahrt zum Kinaskan Lake

Wald, Wiesen, Blumen, Wiesen, Wald

Buggeplagt essen wir in einer Rest Area zu Mittag, dann folgen weitere Hügel mit Wald-Wiesen-Blumen. Nun folgt eine steile Abfahrt zum Burrage River, dann natürlich wieder eine steile Auffahrt. Geradeaus eröffnet sich der Blick auf einen markanten, spitzen Berg.

Kurs auf Mount Toblerone oder so

Und wir verziehen uns in eine grosse, geschützte Kiesgrube. Ich kämpfe mit dem steinigen Kiesboden und den Heringen, während Monika versucht, an der Strasse Wasser zu ergattern. Beides heute nicht so einfach. Das Zelt steht schlussendlich, die Wasserausbeute ist eher kläglich. Die RV Fahrer sind deutlich ignoranter hier unten. Aber das Wasser reicht auf jeden Fall. Dann geniessen wir Abendsonne und Fliegengesurre- und gesteche. Die Blutsaugervielfalt nimmt weiter südlich ganz eindeutig zu.

26.07.2012. Als ich nachts raus gehe, ist es noch nicht ganz dunkel, aber ich sehe ganz viele Sterne. Es wird langsam Nacht im Süden, ich freu mich auf noch mehr Dunkelheit. Der anbrechende Tag sieht diesig-sonnig aus. Auch nicht schlecht. Hüglig geht’s weiter, vorbei an Wald und Blumen, dazwischen immer mal wieder ein See. Und heute mit deutlich mehr Verkehr, viele Lastwagen. Der Strassenbelag ist fast schotterähnlich und ziemlich staubig. Eher lästig. Nach der ersten Pause treffen wir auf ein amerikanisches Radlerpaar. Ein kurzer Schwatz und weiter geht’s. Ca. 5 km nach der Bob Quinn Rest Area folgt der Beginn einer 20 km langen Baustelle. Da dürfen wir mit den Bikes nicht durch. Die Lady erzählt etwas von scharfem Gravel der unsere Reifen zerstören könnte, ich denke mal, wir wären einfach zu langsam und würden den ganzen Verkehrsfluss behindern. So laden wir ab, warten auf den Pilot Car. Der wird uns durch die Baustelle fahren. Die Dame kommt auch bald, wir laden auf und los geht’s. Nach der Baustelle werden wir abgeladen, die Bikes wieder beladen. Schlussendlich haben wir wohl an Zeit nur ganz wenig gewonnen. Die folgenden Kilometer ist die Strasse weiterhin mit losem Kies belegt, wir werden ziemlich massiv eingestaubt. Grusig.

Der Dempster lässt grüssen

Neben der Strasse wird in grossem Stil und mit schwerem Maschinengeschütz abgeholzt. Wenn das für die breitere Strasse sein soll, dann wird da massiv gebaut werden. Wir verlieren an Höhe und die Vegetation wird immer dichter und grüner. Das ist jedes Mal faszinierend. Zudem wird es deutlich heisser. Da, ein Bär vor uns auf der Strasse, doch er flieht gleich ins Gebüsch. Das wäre schon der zweite heute. Nun wechselt die Strass zum Glück zu normalem Asphalt. Das Grün wird noch dichter und gegen 15.30 Uhr erreichen wir die Bell II Lodge. Hier gibt’s einen Kaffee und ein Glace. Eine gute Kombination. Wir schwatzen mit einem Truckchauffeur, der gibt uns einen guten Tipp für einen Campplatz in ca. 15 km in einem ihrer Lager. Wir tanken Wasser auf und nehmen diese letzten 15 Tageskilometer in Angriff. Nach 15 km folgt dann der Sowill Creek und das Trucklager. Ein guter Spot. Manchmal ist campsuchen auch ganz einfach. Die Bugvielfalt nimmt nochmals zu, diesmal sind sie ganz winzig und extrem beisswütig. Meine neuen Favoriten. No-See-Ums. Was für ein toller Name. All diese Viecher werde ich ganz sicher nicht vermissen, wenn sie mal nicht mehr da sind. Der Himmel ist mittlerweile eher grau und bald fallen die ersten Regentropfen.

27.07.2012. Tja, und so erwartet uns für einmal ein anderer Morgenhimmel, grau und wolkenverhangen. Hoffentlich war’s das nun nicht mit dem schönen Wetter. Nach weitern Kämpfen mit kleinen, grossen und mittleren Blutsaugern machen wir uns auf den Weiterweg. Hügelig geht’s weiter durch sattes Grün. Interessant, wie alle Pflanzen grösser werden. Waren die Fireweeds weiter oben noch klein, sind sie nun etwas so hoch wie ich oder höher.

Ich versinke im Fireweed

Bei dem Grünangebot kein Wunder, am Strassenrand einen Bären anzutreffen. Doch er nimmt Reissaus, als er uns sieht. Die Tiere hier sind scheuer als rund um Watson Lake. Die Hügel sind klein, teilweise verläuft die Strasse fast flach. Wir kommen gut voran, zumal es auch noch windstill ist. So folgt die erste Pause erst nach 40 km. Danach geht’s steil runter an einen Fluss, wieder länger hoch, dies der Beginn einer Serie von längeren Abfahrten und Steigungen. Nun frischt auch der Wind gut auf, natürlich Gegenwind. Nach ca. 80 km folgt die Meziadin Junction, hier biegt der Highway 37A in Richtung Stewart ab. Dieser 65 km Sackgassenabstecher soll wunderschön und absolut sehenswert sein. Das Wetter bessert sich auch zunehmends, sieht gut aus für einen kleinen Sidetrip. Auf dem 37A frisch der Wind nochmals auf, Gegenwindkanalstärke, wir kommen kaum noch voran. Bald steigt die Strasse langsam an. Es ist der Windy Hill zu überqueren, der seinem Namen alle Ehre macht. Wir kommen nun wirklich kaum noch vom Fleck und suchen nach einem Campspot. Wir finden eine kleine Waldstrasse, doch zuerst kämpfen wir noch ein paar weitere Meter gegen den Wind, um nur ganz kurz das Feeling von heftigen Rückenwind zu bekommen. Absolut cool. Dann begeben wir uns zu unserem windy Camp, immerhin mit sehr gutem Boden. Da steht das Zelt bombenfest, dies gut zu wissen, denn es bläst die ganze Nacht über in vollen Windstärke weiter, begleitet von ein paar Regentropfen.

28.07.2012. Gegen Morgen lässt der Wind etwas nach und es ist trocken. Wir machen uns auf den Weiterweg in Richtung Pass. Von mehrere Radlern hatten wir gehört, dass ein Pass zu überqueren sei, danach gehe es ca. 20 km runter nach Stewart. Wir fahren weiter hoch, links ein Hängegletscher nach dem anderen. Dann ein grosser Gletscher, der in einen See direkt an der Strasse mündet.

Ein Arm des Baer Glaciers

Der Baer Glacier

Aus dem See entspringt ein Fluss der in Richtung Stewart fliesst. Auch wir fahren runter, eine Weile lang. Seltsam?Wann folgt denn nun der Pass? Ca. 25 km vor Stewart treffen wir auf zwei Radler, Jörg aus Deutschland und Etienne aus Quebec. Wir schwatzen sehr lange mit den beiden und sie meinen, dass die Passhöhe beim Gletscher gewesen sei. Nun, soviel zu Pässen, manchmal sind sie kleiner als erwartet. Auf dieser Seite windet es auch fast nicht mehr. Nach dem langen Schwatz nehmen wir noch die letzten Kilometer nach Stewart in Angriff. Das enge Tal ist beidseits von schroffen Bergen abgegrenzt, ein angenehmer Blickwechsel. Gegen 14 Uhr erreichen wir Stewart, der erste Akt ist Foodsuche. Wir sind ziemlich am Ende mit unseren Vorräten. Aber Restaurant sind viel zu teuer, so enden wir mit etwas Junkfood vor dem lokalen Supermarkt. Danach machen wir uns auf zum Rainey Creek Municipal Campground. 16$ kostet die Nacht, wir wollen zwei bleiben. Zwei Sites neben uns stehen zwei Anhängerzelte mit zwei fetten Motorrädern. Wir hatten auf der Strasse schon viele dieser Anhänger gesehen, aber das da ein Zelt drin versteckt ist wussten wir nicht. Sehen interessant aus, die Teile. Wir duschen und richten uns ein, als ein Motorradfahrer auf uns zu kommt. Es ist Mike und er ist Besitzer einer dieser Anhänger. Er ist mit seinem Sohn Chris und seinem Vater unterwegs, eine 3-Generationen-Reise von Florida nach Alaska und zurück. Die 3 Herren laden uns auf ein Getränk ein, wir wollen aber zuerst unsere Sachen waschen gehen. Doch erst fragt Mike noch, ob wir  Lachs zum Abendessen wollen. Ja, klar. Im Prince Edward Hotel hat’s einen Laundromaten und ziemlichen Andrang. So dauert das Ganze eine Weile. Danach werden wir auf dem Campplatz ans Lagerfeuer gebeten, bekommen einen feinen, lokalen Lachs mit Gemüse serviert, wir steuern einen Riesensack Chips und eine Flasche Cola bei. Wir sitzen lange mit Mike und Chris am Feuer und verbringen einen sehr gemütlichen Abend. Als wir spät schlafen gehen, müssen wir erstmals seit Washington die Stirnlampen hervorkramen.

29.07.2012. In der Nacht regnet es und die Prognose für den heutigen Tag ist auch nicht die beste. Eigentlich wollten wir versuchen, einen Hitch zum Salmon Glacier bei Hyder, Alaska, zu ergattern, doch daraus wird allenfalls nichts. Mike lädt uns zum Frühstück ein – Eier, Speck, Brot und Kaffee – danach hängen wir noch eine Weile bei den dreien herum und schauen ihnen beim Packen zu. Dann verabschieden sie sich von uns. War sehr nett, vielen Dank!

Mike und Chris sind startklar

Wir machen uns auf den Weg ins Dorf, wird wohl eher ein fauler Tag werden. Zumal die Sicht nicht sehr gut ist und wir es uns wohl sparen können, zum Gletscher fahren zu wollen. Na ja, so ein richtiger Ruhetag ist auch ganz nett. Und im Grocery Store hat es Wi-fi, wenn der Satellit denn funktioniert, meistens nicht, und die Leute sind extrem nett. Ein guter Ort, um ein paar Stunden rumzuhängen.

30.07.2012. Die ganze Nacht über schüttet es. Auch um 7 Uhr tropft es immer noch heftig. Gestern hörte der Regen gegen 9 Uhr, also drehen wir uns nochmals um. Aber heute ist nicht gestern, auch um 9 Uhr schüttet es immer noch. Nun gut, nun stehen wir auf, packen das total durchnässte Zelt zusammen und machen uns startklar. Es ist 10.40 Uhr, jetzt gehe ich aber in Maya’s Grocery Store noch einen Kaffee trinken, wir sind sowieso spät dran. Im Laden hocken sich zwei bayrische, neugierige Jungs zu uns. Die zwei sind per Pick-up Camper unterwegs und sind ziemlich beeindruckt von unserem Trip. Wir schwatzen eine Weile, draussen schifft es weiter. So ist es naheliegend, dass wir mal fragen, ob uns die beiden nicht bis zum Cassiar Highway mitnehmen können. Klar, kein Problem. Dann bescheissen wir eben schon wieder, aber heute würden wir noch weniger sehen als bei der Hinfahrt. Und wir verpassen den coolen Rückenwind nach dem Windy Hill. Na ja, mit Verlust muss man rechnen. Joe und Johann gehen noch Bier kaufen, tanken und was immer sonst sie noch zu erledigen haben. Wir entladen die Bikes und warten beim Store. Dann sind die beiden zurück, wir laden alles ein, wir nehmen im Camper auf dem gepolsterten Bänklein Platz. So sind die 65 km schnell gefahren und je weiter wir aus dem engen Tal kommen, desto heller wird der Himmel. Bei der Meziadin Junction hängen die Wolken dann tief, aber es regnet nicht. Wir laden aus und verabschieden uns von den beiden, zudem gibt’s noch eine Tafel weisse Milk-Schockolade mit auf den Weg. Hmmm!!! Vielen Dank!

Joe und Johann, unsere Stewart-Retter

Wir essen hier gleich noch zu Mittag, bevor es gegen 14.45 Uhr seriös zur Sache geht. Weiter auf dem Highway 37. Die Strasse führt hügelig, teilweise auch flach durch die Gegend, teilweise haben wir sogar etwas Rückenwind. So schaffen wir trotzdem noch knappe 50 km. Von einem RV Fahrer bekommen wir noch etwas Wasser, dann lassen wir uns in einer ehemaligen Logger-Grube nieder. Es regnet immer noch nicht, unsere Sachen trocknen sogar noch einigermassen. Zum Zähneputzen laufe ich dann wie gewohnt vom Zelt weg. Zahnpasta ist smelly und Bären mögen sie anscheinend. Als ich zum Zelt zurücklaufe, kommt gerade ein Bär aus dem Gebüsch, ca. 50 Meter vom Zelt entfernt. Ich rufe und er verschwindet gleich wieder in die Gegenrichtung. Nun, es hat so viele Bären hier, einer in Campnähe musste ja auch mal kommen. Heute können wir unsere Sachen zum Glück auf ein Gebäudegestänge hängen, Boxen werden weit weg gelagert. Mal sehen, ob wir heute Nacht nochmals Besuch bekommen…

31.07.2012. Ich schlafe etwas unruhig, aber der Bär kommt nicht zurück oder sonst ganz leise. Um 7 Uhr klingelt der Wecker, um 7.02 Uhr beginnt es doch tatsächlich zu regnen. Zuerst fallen ein paar grosse Tropfen, dann tröpfelt es noch leicht. Im ehemaligen Trailer können wir im Trockenen umpacken, als wir losfahren ist es schon wieder trocken. Wir fahren weiter hügelig dem Wald und den Blumen nach, heute folgen immer wieder ein paar lange, sanfte Steigerungen. Ab und zu drückt sogar die Sonne durch. Ich komme sogar richtig ins Schwitzen.

Rote Akelei am Strassenrand

Der Wind folgt auch seinem gewohnten Muster, immer wieder mal haben wir stärkeren Gegenwind. Vor dem Cassiar hatten wir doch einige Ciclistas getroffen und alle meinten, auf dem Cassiar käme der Wind mal von vorn, mal von hinten. Dem kann ich also überhaupt nicht zustimmen. Manchmal ist es windstill, selten, aber ansonsten kommt der Wind ausschliesslich von vorn, in ganz unterschiedlich Stärken. Gegen Nachmittag wird die Wolkendecke wieder dichter, es wird richtig kühl. Dann taucht am rechten Strassenrand ein Bär auf, ca. 2-jährig soll er sein. Seelenruhig frisst er, wir beobachten in sicher 10 Minuten lang. Einmal flieht er vor einem Motorrad, einmal vor einem Truck, doch er kommt immer wieder zurück. Da muss es was ganz Feines haben.

So nahe sitzen sie am Strassenrand

Ca. 2 Jahre alt und total unbeeindruckt von 2 Ciclistas

Nach einer Weile fahren wir weiter. Wir sollten langsam Wasser auftanken. Es hat viele kleine Bächlein, doch die Zugänge sind total verwachsen. Rankommen unmöglich. Nach einer Weile finden wir einen Bach mit einigermassen gutem Zugang. 6 Kilo schwerer geht’s weiter, nun langsam auf der Suche nach einem Campspot. Wir schauen uns einige Ort an, doch der Boden ist überall purer Stein. Da will kein Hering rein. Dann fahren wir eben bis nach Kitwanga. Nach 107 km erreichen wir das kleine Dorf, das abseits des Highways liegt. Doch hier kann man im „Kitwanga Centenial Park“ umsonst zelten, es hat sogar überdachte Sitzplätze, da machen wir uns breit und stellen das Zelt gleich daneben auf. Nun beginnt es auch zu regnen, es wird kalt, aber immerhin sitzen wir im Trockenen.

01.08.2012. Die ganze Nacht über regnet es, am Morgen tropft es noch immer. Scheint etwas das Muster zu sein, Regen zum Zelt auf- und abbauen. Aber immerhin haben wir das Shelterdach um die Sachen zu packen. Bald ist es trocken und die Sonne drückt sogar langsam durch. Ein guter Start an diesem 1. August. Unseren Nationalfeiertag wollen wir mit einem Frühstück in Mindy’s Café zelebrieren. So geschieht es auch, mit Omelette, Hashbrowns, Toast, Blueberries und 3 Tassen Kaffee. Zudem leisten wir uns noch 2 Stück der selbsgemachten Rasberry-Pie. Die sieht megalecker aus. Gegen 10 Uhr sind wir dann startklar, doch draussen vor dem Café treffen wir auf Chris. Der 90-jährige ist 1950 von Frutigen nach Kanada ausgewandert und ist glücklich, mit jemandem über seine Vergangenheit in der Schweiz zu sprechen. Sein Schweizerdeutsch ist etwas schwer zu verstehen, aber wir unterhalten uns eine Weile mit ihm. So wird’s 10.45 Uhr, bis wir abfahren. Noch ein paar letzte Kilometer, dann folgt nach 724 km Cassiar Highway die Abzweigung auf den Highway 16, den Yellowhead Highway. Oder den Highway of Tears. Gleich an der Kreuzung weist eine Tafel darauf hin, dass v.a. Frauen nicht hitchhiken sollten. 16 Girls sind dabei schon verschwunden, denn ein „Killer ist on the Loose“. Wir denken sowieso nicht ans Hitchhiken.

Abzweig auf den Highway 16

Und es hat ganz schön viel Verkehr nach so langer Zeit auf einer relativ verkehrsarmen Strasse. Immerhin mit breitem Seitenstreifen. Aber das ganze ist doch gerade etwas anstrengend und gewöhnungsbedürftig. Nach ein paar Kilometern hält ein Motorrad. Es ist Warmshower John, in dessen Cabin wir in Telkwa bleiben werden. Er ist auf dem Weg in Richtung Norden und meint, dass im Moment 4 Ciclists bei ihm seien. Jörg und Etienne. Und vielleicht Alvaro und Pablo? Es folgen flache Kilometer, dann ein längerer Hügel. In einer Einfahrt stoppt ein Auto. Chris. Er wollte sehen, ob wir auch wirklich vorankommen mit den bepackten Bikes. Tun wir und wir unterhalten uns nochmals etwas mit ihm. Danach ist es schon bald Zeit für die Mittagspause. Mit leckerem Dessert. In der Sonne wird es richtig heiss, doch der Himmel vor uns sieht extrem düster aus. Na ja. Nun frischt auch der Wind auf. Gegenwind. Doch der Wind wechselt seine Richtung immer mal wieder. Die Hügel werden länger und höher, wir fahren durch eine ziemlich enge Talstelle mit Blick auf den grossen Skeena River. Das Gebüsch wächst nahe an den Strassenrand, kein Wunder huscht da mal ein Bär über die Strasse.

Bergiger Abschnitt des Yellowhead Highways

Dem Regen fahren wir irgendwie davon, der Himmel über uns wird blau sobald wir kommen. Das ist nett. In New Hazelton füllen wir Wasser und Kaffein nach, nun kreisen uns die dunkeln Wolken langsam von allen Seiten ein. Bald regnet es. Nicht sehr lange, doch auch danach fallen immer mal wieder ein paar Tropfen. Gegen 18 Uhr suchen wir nach einem Camp, doch langsam wird die Gegend wieder besiedleter und es bieten sich keine wirklichen Plätze an. Kurz vor Moricetown fragen wir bei einem Haus, ob wir auf dem riesigen Grundstück campen dürfen. Kein Problem. Natürlich beginnt es nun wieder zu regenen und der Himmel sieht so aus, als ob es diesmal andauern könnte. Aber wir dürfen das Zelt sogar unter das ausladende Dach einer Scheune stellen.

Fast unsichtbar neben dem Boot

Pech nur, dass der Kiesboden wohl auch Klo des einen Hundes ist. So schaufeln wir erstmal Hudescheisse weg, dann rechen wir das Kies neu zurecht und bauen unser Haus im Trockenen auf, während es draussen weiterregnet.

02.08.2012. Klar, wenn man nachts ein Dach über dem Zelt hat, dann regnet es bestimmt nicht. Am Morgen schwirren noch ein paar Nebelschwaden durchs Tal, dann ist der Himmel blau. Der Sommer ist zurück. Wir radeln los, in ca. 8 km folgt Moricetown. Ich hatte mich schon auf einen Kaffee gefreut, doch den scheint’s hier nicht zu geben. Na ja, abgeschrieben. Doch 2 km später folgt eine Esso Tankstelle und mehr Häuser. Und ein Kaffee. Bis vor Moricetown war das Tal noch relativ eng mit steil abfallenden Felswänden, nun öffnet es sich immer weiter und die Hügel werden flacher. Langsam fahren wir in die Landschaftszone. Ein komischer Anblick nach soviel „Wilderness“ auf dem Cassiar. Heuballen liegen auf den Wiesen, Pferde, Kühe. Wann habe ich das letzte Mal eine Kuh gesehen? Ich kann mich nicht erinnern. Nun wird das Ganze rechterhand von 2 Gletschern geziert, dann tun sich noch ein paar Kanada Gänse am Gras gütlich.

Gletscher,

Kanada Gänse,

und die Zivilisation

Dann wird es laut, ein langer Güterzug fährt vorbei. Schon ein Wechsel, der Yellowhead Highway. Aber im Moment noch ganz abwechslungsreich. Dann folgen Plakate und seit Whitehorse fahren wir das erste Mal in eine grössere Stadt mit allen Annehmlichkeiten. Smithers. Hier decken wir uns im „Extra Foods“ mit ganz viel Essen ein. Zivilisationskaufrausch im grossen Laden. Zudem kaufen wir Gemüse für den Ruhetag in Telkwa, denn dort gibt es nur einen kleinen Laden und Johns Haus ist ausserhalb des Dorfes. Vollstbepackt fahren wir über die Strasse zu McDonalds. Zivilisationsjunkmittagessen. Dann geht’s weiter bis wir nach weiteren 20 km den „Rainbow Adult Park“ erreichen. Kurz vor der Einfahrt treffen wir auf Pablo und bei der Cabin erwartet uns Alvaro. Also doch. Was für eine Überraschung. Die beiden haben extra auf uns gewartet. Wir unterhalten uns mit dem Biciclown, schön ihn wiederzusehen. Dann kommt Chaot Pablo zurück und die beiden ziehen extra aus der Cabin aus um uns Platz zu machen.

Unser neues Zuhause für 2 Tage

Nach einer wunderbaren heissen Dusche setzen wir uns an den Tisch und reden und reden. Das Spanisch fliesst auch immer besser und man gewöhnt sich bald an Pablo’s argentinischen Akzent. Irgendwann knurren dann die Mägen ziemlich laut. Kochen ist angesagt. Ich und Alvaro sind bald fertig, bei Pablo dauert’s etwas länger. Pablo ist sowieso eine richtige Charakterfigur. Seit 11 Jahren unterwegs, aber immer noch total unorganisiert und chaotisch. Ein totales Desaster. Aber ein sehr unterhaltsames. Wir hätten etwas verpasst, hätten wir Pablo nicht getroffen. Nach dem Essen diskutieren Monika und Pablo lautstark aneineder vorbei, ich und Alvaro hören zu und amüsieren uns. Im Licht des aufgehenden Vollmondes findet dieser nette Abend dann ein spätes Ende.

03./04.08.2012. Bei uns ist Ruhetag, das heisst gegen 9 Uhr ist Aufstehzeit. Die Jungs sind gerade am Zeltzusammenpacken. Dann gibt’s Frühstück. Zumindest bei uns und Alvaro. Pablo kocht später aufwändig Panqueques. Die Zeit vergeht und während Monika Pablo noch erklärt, wie man den Kocher richtig putzt, rede ich lange mit Alvaro. Er ist seit 7,5 Jahren unterwegs und es ist interessant, sich mit einem solchen Menschen über die Lebensansichten zu unterhalten. Gegen 12 Uhr ist dann auch Pablo startklar und gegen 12.15 Uhr verlassen die beiden den „Rainbow Adult Park“.

Alvaro und Pablo sind startklar

Wir waschen, dann nutzen wir das gute Wi-fi bei John’s Haus, der ja im Moment auf Motorradtour ist. Sonst gibt es hier absolut nichts zu tun, ausser essen und relaxen. Ein perfekter Ruheort. So beschliessen wir, noch einen Tag anzuhängen. Der zweite Ruhetag beinhaltet dann noch etwas Bike putzen und ganz viel Nichtstun. Perfekt.

Abschliessend kann ich zum Cassiar  Highway sagen, dass sich diese Entscheidung absolut gelohnt hat. Nach einer Weile hat man sich etwas an dem Wald, den Bergen, Seen und Pflanzen sattgesehen, aber die verkehrsarme Strasse und die vielen Wildcampplätze machen den Cassiar absolut radlertauglich. Der Yellowhead Highway in Richtung Osten ist dann eher ein Kulturschock, viel Verkehr und ganz eindeutige wieder Zivilisation.

05.08.2012. Die letzten beiden Ruhetage war es morgens jeweils bewölkt, dann wunderschön und heiss. Der heutige Sonntag erwartet uns gleich mit blauem Himmel und keinem einzigen Wölkchen. Es wird heiss werden. Und gemäss Mindy aus Kitwanga folgt heute ja eine lange Steigung, der Hungry Hill. Vielleicht heute eher ein Thursty Hill. Ich schnalle mal einen Extraliter Wasser auf. Gegen 8.20 Uhr fahren wir zeitig los. Die ersten 20 km sind hügelig flach, vorbei an Landwirtschaftszone mit rumliegenden Heuballen. Dann kommt er, der Hungry Hill. Jetzt heisst es Schneeketten montieren.

Grip für die lange Steigung

Na, heute vielleicht doch nicht. Dann die Tafel, dass eine Überholspur folgt. Für die nächsten 5,3 km. Das wäre also die Steigung auf den Hungry Hill. Wow! Der erste Teil ist relativ steil, der Schweiss rinnt mir in Strömen runter, dann läuft der Hügel flach aus bis der Summit auf 844 m.ü.M. erreicht ist. Was für ein Berg! Nun geht’s wieder runter und nach ca. 50 km folgt Houston. British Columbia, nicht Texas. Bei der Einfahrt ein 7Eleven. Schon lange keinen mehr gesehen. Und Zeit für einen Kaffee. Später kaufen wir im Supermarkt im Dorf noch Tomaten. Danach bleibt die Strasse fast flach und wir haben tatsächlich Rückenwind. Nun, manchmal dreht sich der Wind auch einmal im Kreis. Bei einem zerfallenen Motel machen wir Mittagspause, danach wird die Strasse wieder hügelig. Und bald folgt die 1.9 km lange Steigung auf den 6 Mile Hill. Der Schweiss rinnt nun fast wie zu Lateinamerikazeiten. Es ist wirklich heiss heute. Es folgt die Abfahrt und und in Torley füllen wir Wasser auf. Nach guten 100 km erreichen wir Rose Lake mit gleichnamigem See. Am Ufer hat es Tische, Bänke und einen Zeltshelter. Campers Welcome. Na also. Perfekt.

Ein perfekter Ort für eine Nacht

Millionen von kleinen Fröschen verhindern das ersehnte Bad im See

Wir bauen unsere Hütte auf, dann wollen wir in den See springen. Doch das ganze Ufer ist in Bewegung. Millionen von kleinen Fröschleing hüpfen umher. Kein Durchkommen ohne Massenmord. Dann waschen wir uns wohl einfach wie gehabt. Und bald tauchen die ersten Bichos auf. Eigentlich dachte ich, dass hier in der Zivilisation weniger der Blutsauger unterwegs sind. Nun, es sicher weniger als auf dem Cassiar, aber es hat sie definitiv immer noch. Das Antimoskito sollte ich wohl doch noch nicht loswerden.

06.08.2012. Erneut erwartet uns ein strahlend blauer Himmel, doch im Schatten ist es noch recht kühl. Hügelig geht’s weiter und nach knappen 30 km erreichen wir Burns Lake. Dort gibt es, was wohl, einen Kaffee. Wir passieren nun einen See nach dem anderen. Nun, wir befinden uns im Lakes District. Dann werden die Hügel grösser und es folgen 2 längere Steigungen. Und auch hier gibt es immer noch Bären, doch das Exemplar, das vor uns über die Strasse will, macht lieber kehrt und flieht in den Wald. Mittlerweile ist es richtig heiss. So halten wir kurz nach Fraser Lake in einem Native Dorf bei einer Tankstelle. Glace Zeit. Doch die Auswahl ist eher dürftig, die Angestellten mürrisch, aber Powerade ist im Angebot. 2 für 3$. Auch gut, bei den Litern von Schweiss die heute schon flossen. Wir passieren Fraser Lake und machen uns langsam auf Campsuche. Nicht so einfach. Schliesslich fahren wir in einen Seitenstrasse und stellen das Zelt neben eine zerfallene Werkstatt. Ein wenig später fahren 2 Männer in einem Pick-up vorbei. Sie schauen, fahren aber weiter. Hm? Bald kommt einer zurück. Und hält. Die Werkstatt gehöre seinem Freund und wir könnten sonst auch beim Haus weiter hinten campen. Mit Blick auf den See. Später kommt auch der Freund, John, vorbei. Falls wir etwas bräuchten, sollen wir vorbeikommen. Oder falls wir einen lokalen Anruf machen wollten. Ist gut, vielen Dank. Aber wir sind sozusagen wunschlos glücklich.

07.08.2012. Die Nacht ist viel zu warm und der Morgen grau bewölkt und wie und wann die Nacktschnecke auf mein Shirt gekommen ist, weiss ich auch nicht. Die Fahrt geht weiter auf dem hügeligen Highway 16. Nach 8 km folgt Fort Fraser und ein Kaffee. Es bleibt hügelig, immer wieder folgen längere Steigungen. Gegen 12 Uhr erreichen wir Vanderhoof, einen grösseren Holzindustrieort. Es folgt eine Steigung und ab nun hat es ziemlich viel Verkehr. Nach einem Sonntag und Feiertag ein grosser Unterschied. Viele Trucks, Logging-Trucks und Pellet-Trucks sind nun unterwegs. Alle extrem mühsam, immerhin riechen die Pellet-Trucks gut. Nach Pinie. Zudem haben wir nun Gegenwind. Andere Ciclistas berichteten ja von Rückenwind bis Prince George, wir machen windtechnisch wohl einfach etwas falsch. Denn der Gegenwind wird nun auch noch stärker und stärker. Und bald verkümmert der bis anhin gute Seitenstreifen auf ein winziges Nichts. Jetzt wird’s extrem anstrengend und ich befürchte manchmal, von einem der Laster über den Haufen gefahren zu werden. Da wird der Minimalabstand zu einem Fahrradfahren oftmals deutlich unterschritten. Es wird volle Konzentration gefordert, denn von so einem Riesenlaster will man definitiv nicht von der Strasse gefegt werden. Nach einer Weile ist dringend eine Pause notwendig. In Brookside hat’s einen Store mit Glace. Perfekt, zumal nun auch die Sonne wieder runterbrennt. Danach kämpfen wir noch weitere 10 km gegen Wind und Verkehr, bis wir uns in eine Seitenstrasse verziehen. Weiter unten hat es ein Haus, doch da ist niemand. So stellen wir uns eben etwas weiter oben einfach an den Rand der Strasse. Passt schon.

Seitenstrassencamp

08.08.2012. Mitten in der Nacht blitzt mir jemand ins Gesicht. Taschenlampe? Halt, es donnert, zudem prasselt der Regen aufs Zeltdach. Nur ein Gewitter. Ich werde noch mehrmals angeblitzt, doch am Morgen ist der Spuk dann auch schon wieder vorbei und das Blau des Himmels bricht langsam durch das Grau. Als wir losfahren scheint die Sonne. Noch eine heisser Tag. Hüglig geht’s weiter, immer mal wieder steigt die Strasse länger an. Der Gegenwind bläst auch schon heiter und der Verkehr ist so übel wie gestern. Immerhin hat es bald wieder einen brauchbaren Seitenstreifen. Gegen 12.30 Uhr erreichen wir die Aussenbezirke von Prince George mit den ersten Malls. Ein recht brutaler Anblick nach so langer Zeit ohne wirkliche Zivilisation. Von einer Tankstelle rufe ich Richard, unseren Warmshower in Prince George an. Er ist zu Hause und wartet mit dem Lunch auf uns. Hört sich gut an. Wir fahren nun zackig runter in die Stadt rein, vom Highway 16 biegen wir auf den Highway 97 ein und bald stehen wir vor Richards Haus. Dieser winkt uns schon zu und wir werden reingebeten. Wir bekommen unser eigenes Zimmer mit bequemem Bett, eigenem Bad und dann gibt’s Lunch. Brötchen mit Flesich, Käse, Salat, Pickels und viel mehr. Wir sind im Paradies gelandet. Bald kommt noch mehr Leben ins Haus, Richards Enkel Effie schaut mit Papa Peter und Peters Eltern vorbei und draussen wird der Himmel immer schwärzer. Bald fegen die ersten Windböen durch die Strassen, dann kommt der heftige Regen, der bald in Hagel wechselt. Und wir sitzen im trockenen Haus und schauen uns das Spektakel gemütlich durchs Fenster an. Was für ein Timing!

09.08. – 11.08.2012. Mit Richard haben wir einen echt genialen Warmshower erwischt. Eigentlich „illegal“, denn Richard nimmt im Moment keine Gäste auf und ist auf der Website auch „unavailable for hosting“ gemeldet. Aber damals in der Eile des Gefechts, als ich die Anfrage versandte, nahm ich das überhaupt nicht wahr. Was für ein Glück. Wir haben hier so quasi ein Vollpensionshotel. Wir werden die ganze Zeit  lecker bekocht und so ein Bett ist schon was Tolles. Zudem ist Richard ein passionierter Brotbäcker. Sauerteigbrot. Ein himmlisches Brot und er bäckt gerade wieder. Für uns, zum Mitnehmen. Was soll man dazu sagen? Wie sind im Paradies gelandet.

Drei von denen gibt’s exklusiv für uns

Ansonsten verbringen wir die Zeit für einmal wirklich mit „nicht viel tun“. Am ersten Ruhetag wollten sich Etienne und Jörg, die wir auf dem Weg nach Stewart getroffen haben, vor ihrer Abfahrt mit uns treffen. Aber irgendwie geht das voll in die Hose, wir rennen fast nach Downtown zum verabredeten Treffpunkt, um festzustellen, dass da wohl was falsch gelaufen ist. Nun, so haben wir Downtown schon am ersten Tag abgehakt.

Eigentlich wollten wir am Samstag, den 11.08. auch schon wieder los in Richtung Jasper, doch Richard meint, er könnte uns am Samstag zum Farmers Market mitnehmen und danach würde er uns zum Brunch einladen. Nun, wir bleiben einen Tag länger. Bei so einer Einladung. Daher gibt’s noch einen eher faulen Tag. Nun, diesmal wollen sich Alvaro und Pablo mit uns treffen. Und obwohl beide so quasi Latinos, Spanier Alavaro wird einfach auch so genannt, klappt das Treffen tatsächlich. So verbringen wir einen Nachmittag in einem Tim Horton’s und beschliessen – nun, die beiden beschlossen das schon vorher – dass wir zusammen nach Jasper fahren wollen. Oder es zumindest versuchen, denn Pablos Stundenplan sieht etwas anders aus als unserer. Wir werden uns am Sonntag 30 km ausserhalb von Prince George treffen.

Vorher treffen wir aber nochmals auf die beiden. Auf dem samstäglichen Farmers Market. Und da ist Pablo wirklich fast seriös und professionell, nun, er will ja seine Büchlein verkaufen.

Pablo im Gespräch mit unserem Warmshower Richard

Zudem treffen wir auf dem Markt auf einen anderen alten Bekannten. Klaus, den Deutschen, dem wir in Whitehorse über den Weg gelaufen sind. Ciclistatreffen auf dem Farmers Markt. Er wird von Richard gleich zum Abendessen eingeladen. Danach lädt uns Richard wie versprochen zu einem leckeren Brunch ein. Und geht es wirklich gut hier. Aber es wird Zeit für die Weiterreise. Mal sehen, wie das mit zwei Clowns funktioniert.