08.01. – 13.02.2014. 1’446 km. On the Road again! Zum zweiten Mal fahre ich also durch die Länder Nicaragua, Costa Rica und Panama. Im Gegensatz zum Jahr 2011 aber in der Trockenzeit. Es fällt kein einziger Tropfen Regen, dafür erreicht der Wind fast patagonische Ausmasse. Immerhin ist die auch jetzt herrschende Hitze so etwas erträglicher. Nach Nicaragua mit einem erneuten Besuch auf der Isla Ometepe folgt das immer noch extrem teuere Costa Rica. Entlang der Costanera Sur geht es weiter nach Panama. Dort gibt es für mich einen ersten Zwangsstop inklusive Krankenhausbesuch. Die Ankunft in Panama-City ist dann die Erlösung der verkehrsreichen Zeit auf der Interamericana.
Route: Managua – Granada – Isla Ometepe – San Juan del Sur – Peñas Blancas –La Cruz – Liberia – Santa Cruz – Nicoya – Puntarenas – Jacó – Quepos – Palmar Norte – Rio Claro – Canoas – David – Guabala – Soná – Santiago – Penonomé – San Felix – Panama City
08.01. – 10.01.2014. Nach einer anstrengenden Reise mit viel Verspätung werde ich am Flughafen in Managua von Alvaro erwartet und kann mich ein paar Tage in einem luxuriösen Haus inklusive Swimming Pool in einem Außenbezirk erholen und angewöhnen. Das ganze Gepäck ist auch angekommen, jedoch stelle ich beim Zusammenbauen des Fahrrades fest, dass der hintere Gepäckträger verbogen ist. Nun, es könnte schlimmer sein und so extrem ist die Biegung nicht. Das erste Mal, dass bei einem Flug etwas „kaputt“ ging.
11.01.2014. Alvaro hat dann auch noch ein paar Abenteuer mit seinem neuen Hinterrad zu bestehen, aber am 11. Januar 2014 sind die beiden Räder dann gegen 14.30 Uhr abfahrbereit. Weit kommen wir an diesem Tag nicht mehr. Zudem brauche ich wieder etwas Zeit, um mich an das vollbeladene Rad zu gewöhnen. Es schwadert alles noch ein bisschen zuviel herum und die Ausfahrt aus Managua mit viel Verkehr, Gegenwind und teilweise engem Seitenstreifen fordert viel Konzentration. An diesem Tag erreichen wir Masaya, wo wir ein billiges Loch zum Übernachten finden. Dort kommt das Moskitonetz dann auch zu seinem ersten Einsatz, denn Decke hat das Zimmer keine. Am nächsten Tag fahren wir auf einer Nebenstrasse in Richtung Laguna de Apoyo. Einige Strassenabschnitte sind für den zweiten Tag mit vollbepacktem Rad zu steil, ich muss schieben. Die Abfahrt zur Laguna lässt dann die Bremsen heiss laufen und die Vorfreude auf den folgenden Wiederaufstieg wachsen. Bei der Laguna suchen wir lange nach einer günstigen Unterkunft. An so einem touristischen Ort schwierig. Nach ein paar weiteren steilen Steigungen landen wir schlussendlich an einem sehr ruhigen Ort, dem „Pajaro Azul“. Campen kostet dort sage und schreibe 8 Dollar pro Person. In allen bisher angeschauten Unterkünften war jeweils das gefilterte Wasser inklusive, hier nicht. Und das angepriesene Wi-fi funktioniert auch nicht, weil der Besitzer das Passwort gewechselt hat, ohne es den Angestellten mitzuteilen. Etwas schwach. Vor allem für so einen stolzen Preis. Immerhin gibt’s dann nach langen Diskussionen 4 Liter Wasser umsonst, denn das Hahnenwasser kommt hier aus der Lagune und ist zu salzig, um es zu trinken. Immerhin sind wir fast alleine da, mit Blick auf das warme Wasser der Lagune. Das Bad im leicht salzigen Wasser ist kurz, der Wind schlägt zu hohe Wellen. Aber ansonsten lässt es sich hier gut noch etwas ausspannen.
12.01.2014. Am nächsten Morgen folgt dann wie vorhergesehen die lange, steile Steigung. Zuerst geht’s ja noch einigermassen, zudem bieten die Bäume Schatten. Dann wird es richtig steil, bis zu 15%. Für den so quasi dritten Radeltag mit Vollgepäck ziemlich viel. Aber mit einigen Pausen komme auch ich den Hügel wieder hoch.
Danach nehmen wir eine Schotterstrasse, die bald auf die Einfallstrasse nach Granada trifft. Dort suchen wir das Hostal La Mexicana, in dem ich schon im 2011 weilte. Aber es ist schon voll, sagt die Señora. Aber als ich sage, dass ich schon mal da war, wird die Dueña angerufen. Die kommt auch bald und behauptet zumindest, dass sie mich wiederkennt. Sie ist ganz begeistert, dass ich zu ihr zurückgekommen bin. Wir bekommen ein grosses Zimmer und einen kleinen Rabatt. Eigentlich werden die Zimmer von einer holländischen Agentur an Voluntäre vermietet, darum kommen normalerweise keine normalen Touristen rein. Aber das ändert sich auch wieder, denn an unserem letzten Abend kündigt die holländische Agentur. Von nun an kann man das Hostal La Mexicana also wieder empfehlen.
14. – 15.01.2014. Alvaro gibt in Granada einen Clown-Workshop und hat noch einiges zu tun. Das Hostal hat ja Wi-Fi. Am nächsten Morgen gehen wir noch edel frühstücken im ChocoMuseo. Dort kann man sich für 6 Dollar den Bauch vollhauen. Und ohne Magenprobleme wie beim letzten Mal macht das auch viel mehr Freude. Wir verbringen viel Zeit in dem Restaurant und zum Schluss kaufe ich natürlich noch Schokolade. Dann mache ich mich auf den Weg zum Hafen. Morgen wollen wir eigentlich das Boot von Granada nach Ometepe nehmen. Doch dieses fährt nicht wie erwähnt um 14 Uhr, sofern erst um 17 Uhr ab. Die Überfahrt dauert 4 stunden. Da können wir genauso gut nach San Jorge radeln und dort die einstündige Fähre nehmen.
16.01.2014. Das machen wir dann auch und gegen 7.30 Uhr verlassen wir Granada. Wir treffen noch auf einen finnischen Radler, der weder Englisch noch Spanisch spricht. Die Ausfahrt führt gleich längere Zeit einen Hügel hoch, dann folgt die Abfahrt. Und nun spürt man den Wind. Sehr viel Wind. Er bläst vom See her und bringt einen immer wieder ins Wanken. Es hat viel Verkehr und der Seitenstreifen ist nicht immer sehr gut. Das ist etwas anstrengend. Immerhin bläst einem der Wind eher von der Strasse weg, aber die entgegenkommenden Busse und Lastwagen produzieren jeweils richtige Luftmauern. Unangenehm. Bei einer kurzen Snackpause überholt uns der Finne wieder und es folgen noch ein eher alternatives Kanadisch-Amerikanisches Paar. Wir erreichen Rivas, von hier fehlen noch 5 km gegen den Wind nach San Jorge. Die Fähre nach Ometepe legt dann auch gleich in einer halben Stunde ab. Perfekt. Die Überfahrt ist durch den starken Wind ziemlich rauh. In Moyogalpa machen wir uns auf zum Hostal von Doña Chilo. Auch hier war ich schon im 2011. Aber im Gegensatz zum 2011 ist nun Hochsaison. Aber auch so gibt es ein Zimmer für 10 Dollar. Inklusive privatem Bad.
17.01.2014. Wir machen uns vollbepackt auf den Weg nach Balgüe. Alvaro will keinen Tagesausflug machen, sondern flexibel sein. Auch Ometepe hat ein paar fiese Steigungen, mit Gepäck umso mehr spürbar. Zudem kämpfen wir den ganzen Tag gegen den starken Nordwind. Dann folgt der Abzweig nach Merida und Balgüe. In steilen Hügeln geht’s weiter. Eigentlich wollten wir bei der Finca Zopilote campen. Doch die Finca liegt weiter oben, erreichbar über einen steinigen, engen Weg. Wir schieben und zerren einen ganze Weile hoch, als Treppen folgen. Alvaro geht nun auf Erkundungstour. Mit dem Resultat: unmöglich. Zudem wäre auch der Campplatz nicht gerade toll gewesen. Immerhin haben wir nun ein teueres, selbst gebackenes Vollkornbrot im Gepäck. Wir fahren weiter nach Balgüe, danach folgt eine Schotterpiste, auf der man den Vulkan Maderas umrunden kann. Ein Einheimischer rät uns, bei einer Finca nach einem Campplatz zu fragen, da der Pächter auch „so was mache“, auf das Rad zeigend. Wir fahren rauf und treffen auf einen jungen Amerikaner aus Seattle. Nach viel Blah-blah und einer Donation von 4 Dollar für sein Projekt, eine organische Farm, dürfen wir schliesslich im Busch zelten. Was soll man sagen, typisch Amerikaner. Und wir sind nicht allein, bald bemerke ich, dass alles voller Zecken ist. Nett! Vor dem Schlafengehen zupfe ich dann je eine von unseren Beinen.
18.01.2014. Der Wind rüttelt nachts ziemlich an unserem Palmendach. Immerhin weht so eine kühle Brise durchs Zelt. Gegen den frühen Morgen wird es dann schon fast kühl. Gegen 6.30 Uhr beginnt das Zusammenpacken. Alvaro stellt fest, dass die Ameisen unser teures Brot auch mögen. Und das verteidigen sie nun aufs Letzte, als er versucht, die kleinen Biester aus Tüte und Packtasche zu entfernen. Der Arme wird ziemlich arg verbissen. Die Umrundung des Vulkans Madera lassen wir bleiben und fahren auf gleichem Weg wieder zurück nach Moyogalpa. Heute immerhin mit Rückenwind, so kommen wir gut voran. Gegen die Mittagszeit sind wir wieder in Moyogalpa, dort gönnen wir uns für je 2.50 Dollar ein leckere Mittagessen, danach beziehen wir wieder unser Zimmer bei Doña Chilo. Office-Nachmittag.
19.01.2014. Sonntags verlassen die Fähren Moyogalpa um 6, 9 und 11 Uhr. 6 Uhr ist Alvaro zu früh, zumal bis San Juan del Sur nur gute 30 km zu fahren sind. Nehmen wir also die 9 Uhr Fähre. Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Hafen, wo man uns mitteilt, dass die 9 Uhr Fähre wegen eines Motorschadens ausfällt. Tja, Künstlerpech. Wir warten bis die Chica der „El Che“, der 11 Uhr Fähre kommt. Diese wird natürlich gleich von allen Autofahrern bestürmt, die nun eine andere Fähre suchen. Die haben mehr Probleme, wir bekommen ein Ticket und verweilen noch eine Weile bei Doña Chilo. Um 10.30 Uhr sind wir wieder beim Hafen, die Fähre wird schon beladen. Nach einigem Hin und Her bleiben unsere Bikes an der Seite stehen, wir auch, denn festgemacht werden sie nicht. Die Rückfahrt ist etwas ruhiger als die Hinfahrt, aber das Boot wackelt bei dem heftigen Wind immer noch gewaltig.
In Rivas essen wir dann noch etwas zu Mittag, bevor es auf einer Schotterpiste in Richtung San Juan del Sur geht. Bis auf ein paar staubaufwirbelnde Trucks ist die Strasse extrem friedlich, zudem haben wir nun Rückenwind. Es folgt eine Abzweigung zu den nördlichen Stränden. Eine Sackgasse mit einer steilen Steigung. Da will Alvaro nicht hin. Fahren wir direkt nach San Juan del Sur. Nach einer Hängebrücke für Fussgänger werden wir in einer Bucht ausgespuckt. Laute Fiesta, Gringos und zwei riesige Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Was für eine Ernüchterung. Aber es soll ihr wunderschöne Sonnenuntergänge geben. Doch das Dorf und die Bomberos sind weit weg vom Strand. Immerhin dürfen wir dort vor dem Gebäude zelten und der Sonnenuntergang wird durch das Aufleuchten der Strassenlaterne ersetzt.
20.01.2014. Gegen 8 Uhr verlassen wir die Bomberos in San Juan del Sur. Bald geht’s eine längere Steigung hoch, der Gegenwind ist jetzt zu spüren. Auf der folgenden Abfahrt wird er noch stärker. Dort treffen wir auf eine kanadisches Radlerpaar aus Vancouver. Zur zögerlich halten sie, um mit uns zu schwatzen. Kurzzeitradler. Dann folgen ca. 12 km gerader, flacher Strasse, voll dem Wind entgegen. Das Mühsame an dem Wind ist, dass er extrem böig ist. Dann biegen wir wieder auf die Interamericana ein, nun mit dem bereits bekannten böigen und starken Seitenwind und viel Verkehr. Schliesslich erreichen wir gegen 11.30 Uhr Sapoa, wo wir kurz etwas essen. Nun bleiben noch 3 km bin Peñas Blancas, dem Grenzort. Hier haben wir ein schlechtes Timing. Da ist wohl gerade mindestens ein Bus angekommen, wir stehen lange an. Hinter uns bleib die Schlange leer. Dann ist der Ausreisestempel im Pass drin und wir machen uns auf nach Costa Rica. Dort stehen wir wieder eine Weile an, immerhin mit gutem System. Dann sind wir offiziell eingereist. In Costa Rica ist es auf einen Schlag wieder viel grüner mit viel mehr Bäumen und dichter Vegetation am Strassenrand. Das ist schön. Weniger schön ist die bekannt enge Strasse ohne Seitenstreifen und mit viel Verkehr. Auf einer hügeligen Strasse mit langen Steigungen fahren wir nach La Cruz. Dort wollen wir in einer Bäckerei etwas kaufen und erleben den ersten Preisschock. Wow! Alles ist extrem teuer. Das hat sich nicht geändert. Wir machen uns auf die Suche nach der katholischen Kirche. Alvaro spricht mit dem italienischen Pfarrer, dieser führt uns bald zum Haus der Nonnen, wo wir im grossen Saal übernachten dürfen. Draussen tobt der Wind und rüttelt an Fenstern und Dach. Die ganze Nacht lang. Hier scheint der Wind nie Pause zu machen.
21.01.2014. Wir verabschieden uns von den Nonnen, kurz ins Internet, einkaufen. Dann machen wir uns auf den Weg. Auf der Interamericana fahren wir in Richtung Liberia. Die Hauptroute durch Costa Rica ist schmal, der Seitenstreifen winzig oder nicht vorhanden. Zudem hat es viel Bus- und Truckverkehr. Die Truckfahrer überholen zuweilen ganz anständig, doch die Busfahrer kennen keinen Respekt gegenüber dem Radfahrer. Das Ganze wird wieder durch der böigen, starken Seitenwind erschwert. Nach 25 km erreichen wir den Abzweig in den Parque Nacional Santa Rosa. 10 Dollar kostet der Eintritt, 2 Dollar das Campen. Eingekauft haben wir, 2 Nächte könnten wir bleiben. Wir fahren die 7 km zum Parkeingang. Dort suchen wir die Administration und landen im Comedor, dem Speisesaal. Es ist Essenszeit. Normalerweise muss man sich hier anmelden, doch wir können auch was bekommen. Für 4’800 Colones. Ich denke mir noch, dass ist viel zu teuer, aber Alvaro redet was von 2,5 Dollar. Ich denke nicht länger darüber nach und wir bestellen zwei Teller. Am Tisch rechnen wir nach. Nix 2,5 Dollar, knappe 10 Dollar pro Teller! Für Reis, Bohnen, Fleisch und etwas Salat. Welcome in Cuesta Rica! Das essen ist lecker, doch irgendwie schmeckt es nur noch halb so gut. Da haben wir uns mit der neuen Währung total verrechnet. Nun, selbst schuld! Beim Zahlen versucht Alvaro noch zu verhandeln, doch doch da ist nichts zu machen. Doch ein hilfsbereiter Señor, der mithört, bezahlt uns ein Essen. Sehr nett! Und uns eine Lehre! Immerhin hüpfen nun ein paar Äffchen auf den Bäumen rum.
Wir fahren zur Administration, die sich im Museo befindet. Dort erklärt man uns, dass man für jeden Tag im Park 10 Dollar bezahlen muss. Plus 2 Dollar fürs Campen. Das ist zuviel. Und obwohl es schon 13.30 Uhr ist, fahren wir in der Hitze wieder zurück auf die Interamericana, wo uns Wind und Verkehr in Empfang nehmen. Hügelig geht’s weiter. Im grössten Feierabendverkehr erreichen wir Liberia. Auf zu den Bomberos. Doch die sind gerade am Umbauen und können uns aus Sicherheitsgründen keinen Übernachtungsplatz anbieten. Sie raten uns, zum Cruz Roja weiterzufahren. Dort verspricht man uns ein Plätzchen, doch zuerst geht es unter die Dusche. Dann können wir in einer Nische das Zelt aufstellen, immerhin etwas windgeschützt.
22.01.2014. Die Nacht ist schlaflos, absolut schlaflos! Autos werden durchgehend gewaschen, es wird gelärmt und gepoltert und gesprochen. Da schläft man neben einer Disco ruhiger. So machen wir uns etwas zerknirscht wieder auf den Weg. Die ersten 20 km haben wir fantastischen Rückenwind. Wie genial! Dann macht die Strasse einen 90-Grad-Knick und der Seitenwind ist so stark, dass er mich immer wieder von der Strasse fegt. Mit dem starken Verkehr absolut furchtbar. Zum Glück schwächen später ein paar Bäume und Hügel die Blaskraft. Solche Strecken fordern extrem viel Konzentration, so dass wir in Filadelfia bei einer Tankstelle eine lange Pause machen. Immerhin mit gratis Kaffee und Trinkwasser. Nun gibt es viele Kurven und die Windsituation ändert sich ständig. Wind ist übrigens für die Trockenzeit normal, aber so starker Wind ist aussergewöhnlich. Wie immer… In Santa Cruz machen wir Mittagspause, dann folgen noch weitere windige 20 km bis nach Nicoaya. Beim Cruz Roja dürfen wir im Hof campen. Alvaros Schreiben von seiner Botschaft in Costa Rica hilft dabei sehr, denn normalerweise ist das Cruz Roja nicht so offen gegenüber solchen Angelegenheiten. Ich werde nach meinem Schreiben gefragt. Hm, habe ich nicht. Aber Wi-fi hat es hier. Ich mache mich an das Fälschen der Flugtickets, die man bei der Einreise nach Panama zeigen muss. Die Crew und Alvaro machen derweil draussen ein Barbecue. Fies. Aber ich werde gut versorgt und geselle mich bald dazu.
23.01.2014. Die Nacht hier ist viel ruhiger, obwohl der Wind gegen Mitternacht nochmals tüchtig auffrischt. Um 6 Uhr ist Tagwache, es gibt Kaffee und Gallo Pinto mit Rührei. Die Leute hier sind wirklich sehr nett. Dann machen wir uns auf den Weg. Wir kommen gut voran, fas windlos. Was für ein Gefühl nach all den Tagen heftigen Windes. Dafür wird es wärmer. Oder besser gesagt heisser. In diese Ecke von Costa Rica werden grossflächig Melonen angebaut, wir leisten uns an einem Strassenstand Orangen und eine Papaya. Bis Puerto Naranjo sind es von Nicola 72 km. Wir kommen so gut voran, dass wir es nun auf die 12.30 Uhr Fähre schaffen könnten. Endspurt und wirklich fast auf den letzten Drücker fahren wir in Puerto Naranjo ein. 1’000 Colones (2 Dollar) für eine Person, 2000 Colones (4 Dollar) für ein Fahrrad. Wohl das allererste Mal, dass ein Fahrrad teuerer ist. Die Überfahrt ist ruhig, die Papaya megalecker und mir fallen fast die Augen zu.
Gegen 14 Uhr kommen wir in Puntarenas an. Gleich am Strand machen wir im Schatten Mittagspause. Wohl etwas zu nahe am Hafen, denn laufend werden wir angebettelt. Weiter geht’s zu den Bomberos. Eigentlich darf man hier nicht übernachten. Aber wir sind eine Ausnahme, dank Alvaros Papierchen. Heute gibt’s sogar ein Bett im Dormitorio und ich werde mit den Kleidervorschriften für Damen bekannt gemacht. Nun denn, die sexy Trägershirts und ultrakurzen Hosen habe ich sowieso nicht im Gepäck… zudem haben wir die ganze Nacht über Live-Funkübertragung der Feuerwehr direkt ins Schlafzimmer. Aber dafür gibt’s Ohropax.
24.01.2014. Wir fahren runter von der langen Halbinsel von Puntarenas, rauf auf die Interamericana in Richtung Orotina und San José. Dieser folgen wir eine ganze Weile, bis zu einer Peaje und dem Abzweig auf die Costanera Sur in Richtung Jacó. Die Costanera Sur ist relativ neu und kommt mit einem komfortablen Seintenstreifen daher. Unterhalb einer Brücke scheint gut etwas los zu sein, die Touristenbusse stauen sich auf der Strasse, die Touristen auf der Brücke. Ja, in Costa Rica schaut man wohl besser, in welche Flüsse man sich zum Baden stürzt. Dort unten fläzt eine ganze Horde von teilweise ziemlich grossen Krokodilen…
Wind ist hier nun nicht mehr so ein grosses Thema, dafür ist es nun richtig heiss. Mein Gesicht ist bald salzverkrustet. Genau zur Mittagszeit folgt eine lange, steile Steigung. Es hat viel Verkehr und nun weht nicht mehr das geringste Lüftchen. Puh! Endlich bin ich oben. Abfahrt! Ein Truck überholt mich, bremst dann aber alle inklusive mich ab. Alvaro wartet unten an einen Kreuzung, dann fahren wir noch 5 km weiter nach Jacó. In dem von Amerikanern überfüllten Ort dürfen wir beim Cruz Roja übernachten.
25.01.2014. Kurz nach 7 Uhr verlassen wir das Cruz Roja von Jacó. Entlang von ein paar schönen Stränden geht’s weiter, bis die Costanera Sur weiter ins Landesinnere abbiegt. Nebst ein paar kleinen Steigungen ist die Strasse flach. Nach 9 Uhr beginnt die Hitze zu drücken. Mit der Hitze zeigt sich langsam auch meine Sonnenallergie, was mich dazu veranlasst, die langen Hosen anzuziehen. Ganzkörpersauna, aber besser als verbrennen. Bald führt die Strasse fadengerade durch Palmölpantagen, Gegenwind kommt auf. Die Strecke zieht sich hin, wird etwas langweilig. In einer Pollo-Fastfood-Bude leisten wir und das Sonderangebot für zwei. Bis auf den Lapsus vom ersten Tag reisen wir bis anhin recht günstig durch das teure Costa Rica. Nach weiteren 5 km erreichen wir Quepos. Hier wird ein Ruhetag nötig, seit 10 Tagen radeln wir ohne Unterbruch. Der Presidente des Cruz Roja lässt auf sich warten, so quartieren wir uns für eine Nacht bei den Bomberos ein. Mehr geht nicht. Doch morgen früh wird uns das Cruz Roja in Empfang nehmen, wo wir eine weitere Nacht verbringen dürfen.
26.01.2014. Den Ruhetag verbringen wir mit einem kleinen Ausflug per Bus an die Pforten des Parque Nacional Manuel Antonio. Gleich vor dem Parkeingang hat es auch einen schönen Strandabschnitt, wo vor allem Lokale die Wochenenden verbringen. Und heute ist Sonntag. Der Strand ist gut besucht. Alvaro unternimmt einen weiteren Surfversuch mit einem gemieteten Board, ich gebe mich längere Zeit den zum Teil recht hocken Wellen hin. Das macht Spass. Gegen Mittag fahren wir wieder zurück. Ich muss noch einiges am Fahrrad regeln, Alvaro trifft sich mit einem Spanier, den ihn gerne kennen lernen möchte.
27.01.2014. Nach Quepos geht es lange flach und gerade aus den Palmölplantagen entlang weiter. Dann eine schattenlose, lange Kurve. Und ein platter Hinterreifen. Sehr platt. Bei all den zerfetzten Truck- und Autoreifen mit ihren Drähtchen auf dem Seitensteifen kein Wunder. Und so ist es, ein Drähtchen. Dank Alvaro lerne ich, wie man einen Platten flickt, ohne das Hinterrad zu entfernen. In Rekordzeit. Nun wird die Strasse hügliger, die Hitze drückt. In Dominical machen wir frühe Mittagspause. Dann folgen mit der Mittagshitze von 40 Grad die ärgsten Steigungen. Uff, was für eine Anstrengung! In einem Restaurant bei Las Ventanas machen wir eine Hitzepause. Da erscheint doch ein junger Chico und setzt sich in die Sonne. Loco! Später kommt er zu uns und fragt Alvaro, ob er der Biciclown sei. Es stellt sich heraus, das Gerson der Couchsurfer ist, bei dem wir morgen übernachten wollten. Was für ein Zufall. Für heute bietet er uns die Finca der Familie ganz in der Nähe an. 3 km später sind wir dort. Gleich am Ufer des Rio Grande de Terraba können wir das Zelt aufstellen. Der Fluss fliesst ein paar Kilometer weiter unten in den Pazifik. Baden sollte man aber in dem Fluss nicht, es hat Krokodile. Und Mücken, Zancudos und sonstige Blutsauger. Ansonsten ein sehr idyllischer Ort.
28.01.2014. Gersons Familie lädt uns zum Frühstück ein. Gallo Pinto, frittiere Kochbananen und Würstchen. Das Fett trieft. Spät machen wir uns auf den Weiterweg, die Hitze brennt schon tüchtig. Bis Palmar Norte folgen wir der Costanera Sur, dann biegen wir ab in Richtung Rio Claro. Fertig schöner Seitenstreifen! Mit Wahnsinnsverkehr und grosser Hitze geht es weiter. Gerson erklärte uns am morgen, die Strasse sei flach, doch es geht ständig rauf und runter. Frag nie einen Autofahrer nach der Strassenbeschaffenheit! Steigungen, Verkehr und Hitze schlauchen mich ganz schön. Nach guten 90 km erreichen wir Rio Claro. Dort können wir im Haus von Gersons Familie übernachten. Eine seiner Schwestern erwartet uns schon. Und wieder einmal dürfen wir in einem Bett schlafen. Mit viel Hitze und einem Miniventilator.
29.01.2014. Schon frühmorgens ist es heiss. Es folgen 30 verkehrsreiche Kilometer bis zur Grenze in Canoas. Auch hier kommen wir zum falschen Zeitpunkt an. Die Warteschlange ist lang, nach uns kommt fast niemand mehr. Na ja. Danach begeben wir uns in die Zollfrei-Zone. Alvaro kauft sich eine günstige Badehose und zur Krönung gibt’s ein einer Bäckerei einen Imbiss. Dann nochmals schlechtes Timing bei der Einreise nach Panama. Zwei Busse sind gerade angekommen. Und von Schlange stehen haben die Latinos bekannter Weise keine Ahnung. Es wird gedrückt und gedrängelt, aber es gibt auch kein Anstehsystem. Dann werden alle von einem Zollbeamten in eine einzige Schlange gezwungen. Dann bin endlich ich dran. Die Chica will nun tatsächlich meinen Ausreisebeweis sehen. Das gefälschte Flugticket passt. Alvaro quatscht den Beamten so komplett zu, dass er überhaupt nichts zeigen muss. Dann müssen wir noch durch die Fumigacion und dann heisst es: Bienvenidos en Panama! Es geht weiter auf der panamaischen Interamericana mit grosszügigem Seitenstreifen und leichtem Rückenwind. Es ist Mittagszeit, die Sonne brennt umerbärmlich auf den Asphaltstreifen, das Thermometer zeig 45.5 Grad an. Puh! Gegen 14 Uhr erreichen wir Conception. Erst einmal machen wir bei einer Tankstelle Mittagspause, dann rufe ich den hiesigen Warmshower an. Keiner nimmt ab. Auch nicht bei einem weiteren Anruf, obwohl er eigentlich den Anruf erwartet. So landen wir eben bei den Bomberos, wo man uns eher abweisend einen Parkplatz fürs Zelt zur Verfügung stellt.
30.01.2014. Um 7 Uhr sind wir startklar. Es ist schon heiss. Kein Wunder, denn in Panama ist es schon 8 Uhr! Die Zeitumstellung haben wir verpasst! Zügig geht’s nun auf der Interamericana weiter. Da kommen uns zwei Radlerinnen entgegen. Eine Britin und eine Amerikanerin. Routeninfos werden ausgetauscht, zudem sagen sie, bei den Bomberos in David seien sie abgewiesen worden. Bald schon erreichen wir David. Alvaro sollte noch arbeiten, darum suchen wir uns hier ein Plätzchen. Zuerst natürlich zu den Bomberos. Lange Reden, wir dürfen duschen, kochen, den ganzen Tag dort verbringen, aber übernachten nicht. Der Comandante will es so. Also weiter zum niegelnagelneuen Gebäude des Cruz Roja. Dort dürfen wir draussen übernachten, doch das ganze Gebäude hat noch keinen Strom. Zum Arbeiten fahren wir also in die Bibliothek. In Panama gibt es ein „InternetParaTodos“, das gestern gut funktionierte, heute aber überhaupt nicht. So landen wir früher als erwartet wieder beim Cruz Roja. Auch gut, denn Wasser gibt es und die Wäsche verträgt bei den hiessen Temperaturen öfters eine.
31.01. – 03.02.2014. Wir schlafen einfach auf unseren Matratzen unter dem Vordach des Innenhofes. Ich kann nicht schlafen, wälze mich hin und her. Der Magen fühlt sich komisch an. Unangenehm komisch. Nach Mitternacht bekomme ich Schüttelfrost. Ich ziehe ins 35 Grad warme Büro und schlottere weiter. Dann beginnt das Schwitzen, ich glühe. Ich geh wieder raus und um 5.30 Uhr klingelt der Wecker. Ich habe keine Sekunde geschlafen und nun habe ich Kopfschmerzen. Aber ein Panadol hilft. Alvaro hat von all dem nichts mitbekommen, der schläft wie ein Stein. Auf Frühstück habe ich keine Lust. Aber ich fühle mich eigentlich ganz ok, um ein weiterzufahren. Doch wir beschliessen, doch noch hier zu bleiben. Das heisst um 7 Uhr morgens ein Hotel suchen. Das empfohlene Purple House ist voll, zumindest die Doppelzimmer. Aber ein Dormbett brauche ich nicht, wenn ich mich ausruhen will. Andrea vom Purple House empfiehlt uns das Hostal Chambres de Ville und ruft auch gleich an. Dort hat es noch freie Zimmer. Wir fahren gleich hin. Grosser Garten, Swimming Pool, grosse Küche, viel Aufenthaltsraum…. und ein winziges Zimmer für 25 Dollar. Teuer, aber im Moment ok. Ist ja nur für eine Nacht… Ich lege mich hin. Es folgen wieder Schüttelfrost, Erbrechen, Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen, Fieber. Am Nachmittag ist das Fieber auf 39,5 Grad gestiegen, ich habe weder Hunger noch Durst. Alvaro meint, wir sollten ins Krankenhaus fahren. In der Notaufnahme komme ich sehr schnell dran. Nach der Untersuchung werden diverse Proben genommen, falls es Dengue ist würde man es noch nicht erkennen. Das geht erst nach ca. 5 Tagen mit Fieber. Während der Wartezeit werde ich an den Tropf gehängt und bald beginnt das Zittern wieder. Diesmal wegen der Klimaanlage. Dann sind die Laborwerte da. Die Blutprobe weist auf einen starken bakteriellen Infekt, die Urinprobe zeigt uncountable bacterias an. Harnwegsinfektion. Die erste Dosis Antibiotikum wird gleich in den Tropf gespritzt.
In den nächsten zwei Tagen muss ich nochmals in Krankenhaus, für 2 weitere Spritzen. Mehr gibt es nicht, das Zeug ist so stark, dass es zu einem Nierenversagen kommen könnte. Es gibt auch sonst noch jeden Menge Pillen mit auf den Weg. Und es wird wohl nicht bei einer Nacht in David bleiben… Es werden schlussendlich vier … dann fühle ich mich wieder einigermassen fit. Mit auf den Weg bekomme ich noch ein Breitbandantibiotikum für 7 Tage. Das überlebt keine Bakterie…
04.02.2014. So geht es also wieder weiter. Um 7 Uhr verabschieden wir uns von Luis vom Hostal. Es ist noch angenehm kühl, was für eine Wohltat. Raus aus David und wieder auf die Interamericana. Dort beginnt’s gleich sehr hügelig, mit sehr viel Verkehr und ohne oder sehr miesem Seitenstreifen. Die mühsame Mischung. Immerhin wachsen die Bäume bis dicht an den Strassenrand und spenden etwas Schatten. Zudem ist es ganz leicht bewölkt, auch das senkt die aufkommende Hitze ein wenig. So führt die Strasse lange durch das hügelige, dichte Grün. Meine Beine fühlen sich noch etwas schwach an, ansonsten fühle ich mich ok. Bei einem riesigen Supermercado mitten im Nichts machen wir Pause. Der Supermercado ist wie viele hier von Chinesen geführt. Da fährt ein Radler vorbei. Es ist der Deutsche Gerold, den wir schon in Costa Rica getroffen hatten. Wir schwatzen eine Weile, dann braust er mit seinem 3-gängigen Faltfahrrad davon. Der Herr ist zügig unterwegs. Auch wir strampeln weiter Hügel rauf und Hügel runter. Nun brennt die Sonne runter, ich leere so viel Wasser in mich rein wie ich nur kann. Hydriert bleiben! Trotzdem schmerzt der Kopf. Gegen 13.30 Uhr erreichen wir die Kreuzung von San Felix. Dort essen wir was und treffen wieder auf Gerold. Nun lädt er uns zum Kaffee ein. Vielen Dank! Dann fahren wir zu den Bomberos, wo wir im Garten unter einem Dach zelten dürfen. Nun eine Siesta, ich bin total auf dem Hund. Später werden wir von den Bomberos zum Nachtessen eingeladen. Sehr nett!
05.02.2014. Es folgen 18 weitere hügelige Kilometer auf der Interamericana bis zu einer Strassenkontrolle in Guabala. Alvaro macht den Clown, so bleibt es bei der Passkontrolle, Gepäck wird nicht durchsucht. Hier verlassen wir nun die Interamericana in Richtung Soná. Mit einem Schlag hat es keinen Verkehr mehr, die Strasse ist neu und gut. Was für eine Veränderung, richtig schön! Die ersten Kilometer sind flach hügelig, dann folgen die ersten längeren, steilen Steigungen. Beim Steigen eröffnet sich bald der Blick aufs Meer. Steil rauf, steil runter, kein Wölckchen am Himmel. So geht es lange weiter. Das fordert.
Kurz vor 12 Uhr erreichen wir Puerto Vidal. Dort gibt es in einem versteckten Restaurant ein Menu für je 2,50 Dollar, dann findet Alvaro Wi-fi und mir fallen im Sitzen die Augen zu. Gegen 14 Uhr fahren wir weiter. Es folgen weitere lange, steile Steigungen, mit Neigungen bis zu 13%, die Sonne brennt herunter. Mir geht es heute viel besser, sonst würde ich das nicht schaffen. Einfach viel trinken. Wir kämpfen uns weiter die teilweise nicht enden wollenden Steigungen hoch. Nach 16 Uhr gibt es einen kleinen Snackstopp, es fehlen noch 18 Kilometer bis Soná. Kurz nach 17 Uhr erreichen wir die dortigen Bomberos. 94 km, 7,5 Stunden im Sattel, 1’261 Höhenmeter gestiegen, Durchschnittstemperatur 40 Grad, Wasserverbrauch gute 8 Liter. Jetzt heisst es nur noch duschen, essen, schlafen!
06.02.2014. Gegen 4 Uhr morgens fällt in Soná der Strom aus. Das zieht sich hin, als wir um 7 Uhr losfahren gibt es auch kein Wasser mehr… Die Strasse geht hügelig weiter, einige lange Steigungen sind auch mit dabei. Später kommt auch wieder viel Wind auf. Auf diesem Abschnitt hat es nun auch wieder viel mehr Verkehr und ich merke die gestrige Etappe in den Beinen. Nach einer letzten Steigung erreichen wir kurz vor Mittag Santiago. Wir essen etwas, dann fahren wir zu den Bomberos. In dieser Station habe ich schon im 2011 übernachtet. Damals gab es ein kleines Abstellräumchen, heute einen eher miesen Parkplatz fürs Zelt, das gerade knapp reinpasst.
Die Dusche ist kaputt und nur der Chef kann uns eine andere zuweisen. Und der Chef ist nicht da. Aber man stellt uns einen Schlauch zur Verfügung. Bei den einen Bomberos gibt es für Frauen Kleidervorschriften, bei den anderen können sie sich ohne Sichtschutz in einer Ecke duschen… Immerhin haben die Bomberos zu viel gekocht und wir dürfen mitessen.
07.02.2014. Gegen 7 Uhr verlassenen wir unseren Parkplatz bei den Bomberos in Santiago. Bald sind wir wieder auf der verkehrsreichen Interamericana. Auf gutem Seitenstreifen kommen wir auf der leicht hügligen Strasse gut voran. Nach guten 40 km und 2 Stunden auf dem Sattel machen wir in El Roble eine Pause. Als wir weiterfahren, hat irgend jemand den Knopf „Wind“ gedrückt. Ganz schön kräftig bläst er nun aus Norden, das heisst für uns Seitenwind. Wir kommen nicht mehr so schnell vorwärts. In Aguadulce macht die Strasse eine 90 Grad Kurve. Nun haben wir vollen Gegenwind. Immerhin lässt mich Alvaro in seinem Windschatten fahren, wechseln will er nicht. In Natá gibt es eine Verschnaufpause, dann geht der Kampf weiter. Es folgt eine weitere 90 Grad Kurve, nun haben wir wieder Seitenwind. Die vierspurige Interamericana hat viel Verkehr, der Seitenstreifen ist mies. Da kommt ein Platten gerade recht. Diesmal ist Alvaro dran. Ein Drächtchen, was sonst? Es folgen noch weitere 25 km Kampf gegen den Wind, dann erreichen wir nach guten 100 km Penonomé. Total erschöpft suchen wir beim den Bomberos Asyl.
08.02.2014. Auch nach Penonomé bleibt der Verkehr auf der Interamericana dicht. Immerhin ist der Seitenstreifen wieder gut befahrbar. Aber das konstante Geräusch des non-stop vorbeisausenden Verkehrs geht mir langsam auf die Nerven. Alvaro stopft sich deswegen schon Ohropax in die Ohren. Der Wind hält sich noch in Grenzen. Es folgt ein weiterer Platten für Alvaro. Wieder ein Drähtchen. Um 10.30 Uhr hat Alvaro richtig Hunger, also essen wir in einem Strassenrestaurant etwas. Viel gibt es noch nicht, alle sind noch am Kochen. Ich begnüge mich um diese Uhrzeit mit einer kleinen Portion Reis mit Bohnen. Kurze Zeit später hat Alvaro wieder einen Platten. Einer der Schnellklebe-Patches hat nicht gehalten. Da muss ein neuer Schlauch her. Die bis anhin hügelige Strasse wir noch hügeliger, Alvaro nennt sie Toboganes. Rutschbahnen. Steil runter, steil rauf. Im Multipack. Ebenfalls hat der Wind zugenommen und die Strasse führt Richtung Norden. Gegenwind. Wir sind nun in Küstennähe, rechterhand überall riesige Resortsiedlungen der Gringos. In einem Supermercado in einer Mall kaufen wir ein. Man fühlt sich eher in den USA als in Panama. Schnell weg hier! In Chame hat es Bomberos. Als wir dort einfahren, ist niemand da. Bald kommt die Ambulanz, doch der Señor kann nicht entschieden. Wir warten. Zwei Stunden. Nichts. Der Señor ruft die Bomberos an, wir können schon mal duschen und kochen. Dann kommen die Bomberos. Hektik kommt auf, sie müssen gleich zum nächsten Einsatz. Zudem fährt ein Auto vor, ein Chico hat sich mit der Machete ins Bein gehauen. Also auch Hektik beim Ambulanz-Team. Und wir mitten drin und bald wieder ganz alleine. Aber in all der Eile hat man uns einen Raum zugewiesen, wo wir übernachten können. Ein seltsamer Ort.
09.02.2014. Vierspurig führt die Interamericana weiter in Richtung Panama-City. Es folgen ein paar längere und eine lange Steigung, der Wind bläst auch früh morgens schon aus voller Kraft. Bei einer Tankstelle essen wir etwas und tanken Wasser auf. Bald wird die Interamericana sechsspurig. Noch mehr Verkehrslärm. Hügelig bleibt es auch und heute ist es schwül-heiss. Dörfer folgen nun keine mehr, nur noch Strasse und Verkehr. Für das Mittagessen müssen wir eine Ausfahrt nehmen, sonst gibt es nichts. So ziehen sich die Kilometer dahin. Wir fahren in Richtung Puente Centenario, die weiter nördlich als die Puente de las Americas über den Panama-Kanal führt. Von dort ist es einfacher, zu dem Haus von Alvaros Bekannter Maria zu gelangen.
Doch wir verpassen die Ausfahrt und machen schlussendlich einen 20 km langen Umweg, der uns bis hinein nach Panama-City führt. Doch dann ist es geschafft! Erschöpft erreichen wir das Haus von Maria und David, das in einem Expat-Aussenbezirk von Panama-City liegt. Haus, Dusche, Bett, leckere Essen und zwei sehr nette Gastgeber. Was will man mehr… Danke Maria und David!
10. – 13.02.2014. Bei Maria und David verbringen wir ein paar ruhige Tage am Rande der Metropole Panama City. Am 14. Februar geht es dann weiter in Richtung Kolumbien.
Fazit: Zum Schluss ein kleines Fazit zum zweiten Befahren von Nicaragua, Costa Rica und Panama. Nach dem ersten Mal hatte ich absolut kein Bedürfnis, diese Strecke noch einmal zu fahren. Die Landschaft war immer die selbe, drückende Hitze und damals in der Regensaison viel Feuchtigkeit. Aber wie es sich eben so ergeben hat, kam ich in den Genuss, diese Länder noch einmal zu befahren. Diesmal in der Trockenzeit. Ohne Regen, aber dafür mit sehr viel Wind. Am Ende des Tages wohl angenehmer. Obwohl die Reute diesmal teilweise eine andere war, die Gedanken blieben die selben. Landschaft nicht sehr spektakulär, Costa Rica extrem teuer und die verkehrsreiche Interamericana oft die einzige Strasse, mit viel Verkehr und miserablem Seitenstreifen. Aus Radlersicht gibt es für mich ganz bestimmt keinen dritten Besuch dieser Länder mehr!
Und ganz zum Schluss: Wie der eine oder andere bemerkt haben mag, hat sich das Design des Blogs geändert. War vielleicht nicht das letzte Mal. Wir sind jetzt responsive und in der nächsten Zeit werden sich noch einige strukturelle Dinge ändern. Das kann aber etwas dauern. Aber ich bin für jegliche Bemerkungen offen… ob’s euch gefällt, oder nicht, bei Bedarf gerne melden.
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