27.03. – 11.04.2014. 584 km. Nach Pamplona wechseln wir von der Panamericana auf die verkehrsarme Carretera Central. In den zahlreichen kleinen Dörfern entlang des Weges erleben wir auch hier die unglaubliche Gastfreundschaft und Grosszügigkeit der Menschen. Dann wird es etwas touristischer, wir besuchen Villa de Leyva, die Casa Terracota und die Catedral de Sal de Zipaquirá.

Route: Pamplona – Chitagá – Cerrito – Málaga – Soatá – Susacón – Duitama – Villa de Leyva – Tinjacá – Ubaté – Chia – Bogotá

27.03.2014. Nach einem „Ruhetag“ in Pamplona geht es weiter. Schnell sind wir startklar, es ist kühl und bewölkt. Nach dem starken Verkehr der Auffahrt nach Pamplona entscheiden wir uns, die Panamericana zu verlassen und die Carretera Central zu nehmen. Wir fahren los, Alvaros gestern gewechselte Kette springt. Es ist 7.30 Uhr, um 8 Uhr öffnet die erste Bicicleteria. Wir warten ein Weilchen, dann hilft der Chico das vordere Kettenblatt zu drehen. Alle sonstigen Spekulationen und Tipps der anwesenden Herren sind eher falsch. Doch auch danach springt die Kette weiter. Wir beginnen die erste Steigung, bald müssen wir wieder halten. Alvaro wechselt zu seiner alten Kette. Das Springen bleibt, ist aber nicht so stark. Auf jeden Fall sind für ihn nun steile Steigungen etwas problematisch. Und wie es aussieht, ist der Kettenspanner verbogen. Aber dieses Problem lässt sich nicht so einfach lösen. Wir fahren eine ganze Weile hoch, oben ist es kalt, der Himmel grau, es nieselt leicht. Nach einem heissen Kaffee geht’s flach weiter, dann folgt eine längere, ganz sanfte Abfahrt. Seit Pamplona hat er herrlich wenig Verkehr. Später sausen wir den Berg runter, heute entlang von Pfirsichplantagen. So gibt es dann zum Mittagssnack auch Pfirsiche und einen sehr guten lokalen Apfel. Die meisten hier verkauften Äpfel kommen aus Chile und haben nicht sehr viel Geschmack. Nun folgen noch 11 km Steigung bis nach Chitagá. Hier gibt’s ein richtiges Mittagessen, wir sind hungrig. Danach fährt Alvaro zu einer Bicicleteria, ich schaue mir einige Hotels an und fahre letztendlich zur Alcaldia. Der Alcalde empfängt mich auch sogleich persönlich und bald offeriert er uns einen Schlafplatz in einer privaten Unterkunft. So fahren wir zu Señora Marta und landen in einem grossen Zimmer mit bequemem Bett und eigenem Bad. Ein grosses Dankeschön an die Alcaldia von Chitagá!

28.03.2014. Nach einem kurzen Frühstück in einer Panaderia verlassen wir Chitagá. Heute zieren nur ein paar Wolken den Himmel. Gleich geht’s weiter bergauf. Das wird sich für die nächsten Stunden nicht ändern. Wir geniessen die fast verkehrsfreie Strasse. Was für ein Unterschied, einfach herrlich! Dafür ist es sehr einsam, nur ein paar Häuser und Kartoffelfelder sind zu sehen. Gegen Mittag erreichen wir Presidente. Danach kommt lange kein Dorf mehr, so essen wir hier zu Mittag.

Mittagessen in Presidente

Mittagessen in Presidente

Danach geht’s mit vollem Magen weiter hoch, nun bei strahlendem Sonnenschein. Dann wechselt der Strassenbelag zu Schotter, die Strasse wird eng. Einige Abschnitte der Carretera Central sind noch nicht asphaltiert. Wir gewinnen an Höhe, die Landschaft wechselt zu der kahlen aber doch so tollen Páramovegetation. Leider nimmt nun plötzlich der Verkehr zu, das heisst viel Staub und ständiges Ausweichen oder Warten. Darum biegen wir nochmals auf eine Nebenstrasse ab. Diese nennt sich Trocha, was soviel wie Schotterstrasse heisst. Hier geht es nun teilweise sehr steil den Hang hoch. Alvaro schiebt auf diesen Abschnitten, um die Kette zu schonen. Ich schiebe aus Solidarität mit…

Die Strasse zieht sich noch weit den Hang hinauf und gegen 16.15 Uhr erreichen wir endlich den höchsten Punkt auf 3’890 m.ü.M. Nun folgt die Abfahrt, doch auf Schotter zieht sich sogar das Runterfahren hin. Alls wird kräftig durchgeschüttelt. Gegen 17.15 Uhr erreichen wir schliesslich Cerrito. Hier gibt es Bomberos, doch die Station ist winzig. Die Bomberos, alles Voluntäre, laden uns spontan in ein Hotel ein. Was für Leute, einfach unglaublich! Vielen Dank!

29.03.2014. Heute Morgen nehmen wir es gemütlich. Ist schliesslich mein Geburtstag… Zum Frühstück gibt es frische Erdbeeren mit Joghurt, noch warme Croissants mit Arequipe und natürlich Kaffee. Zudem Blick auf die Berge und Sonnenschein. Dann geht’s weiter, es folgt die Abfahrt nach Conception. Auch hier gibt es immer wieder unasphaltierte Abschnitte. Alvaro stellt heute fest, dass sein hinterer Mantel eine Beule aufweist. Die gestrige Holperabfahrt fordert ihren Tribut. Nach Conception folgen ein paar flache Kilometer, dann folgt der Aufstieg nach Málaga. Bei dem Sonnenschein eine heisse Angelegenheit. Wir sind früh dran, wollen aber in Málaga bleiben. Alvaro lädt mich in ein feines Hotel ein. Wie schön! Ich geniesse eine lange, heisse Dusche, später folgt eine lange Siesta. Zum Abschluss des gemütlichen Tages essen wir bei einem Mexikaner zu Abend. Burritos und Nachos. Mal was anderes als Pollo con Arroz.

30.03.2014. Der Besitzer des Hotels will uns zum Frühstück einladen, doch die Küchen-Chicas kommen erst um 8 Uhr. So lange wollen wir nicht warten. Wir machen uns auf den Weg, die Strasse fällt weiter ab. Doch aus Runterflitzen wird auch hier nichts, alle paar hundert Meter folgt ein Schotterstück. Es wird wärmer und wärmer. Unten im Flusstal erwarten uns dann Hitze und Kakteen.

Andere Vegetation, andere Temperaturen. Es wird heiss.

Andere Vegetation, andere Temperaturen. Es wird heiss.

Hügelig führt die Strasse entlang des Flusses bis nach Capitanejo. Dort gibt’e einen kleinen Imbiss, bevor wir uns an den nächsten Aufstieg machen. Nun ist es drückend heiss, die Anzeige meines Fahrradcomputers steigt auf 45,6° Celsius. Das ist wohl etwas übertrieben, aber es ist heiss. Kurvig führt die Strasse nach oben, immerhin weht ein frischer Wind. Das Restaurant am Strassenrand wirkt sehr einladend, wir teilen uns ein Mittagsmenu. Danach geht es weiter hoch, bald folgt wieder ein langes Stück schlechte Schotterstrasse. Das ist anstrengend und die Laster stauben mich tüchtig ein. In Tipacoque treffen wir auf einen radbegeisterten Señor, der uns viel Information zum folgenden Strassenverlauf gibt und uns zu einem Getränk einlädt. Anschliessend fahren wir weiter. Auf miesem Schotter runter, dann folgt nochmals ein Aufstieg und gegen 16.30 Uhr erreichen wir Soatá. Es ist Sonntag, ein eher schlechter Tag für die Schlafplatzsuche. Bomberos gibt es hier nicht, die Alcaldia ist geschlossen. Wir fahren zur Defensa Civil, nach langem Hin und Her gibt’s ein „Nein“ von der Präsidentin. Wir fahren zur nächsten Kirche, dort beginnt gerade die Messe. Schlechter Zeitpunkt. Nun schauen wir uns alle 7 Hotels an. Einige üble Löcher, alle viel zu teuer und niemand hat Interesse, mit dem Preis runterzugehen. Die Leute gehen lieber leer aus. So fahren wir zur Catedral. Dort beginnt auch gleich die Messe. Alvaro versucht den Padre in der Kirche zu sprechen, ich warte draussen. Da spricht mich eine alte Señora an. Doña Pepita. Genau diese 79-jährige Dame bietet uns nun einen Schlafplatz in ihrem Haus an. Es ist dann nicht nur ein Schlafplatz, wir bekommen ein Zimmer mit grossem Bett. Unglaublich! Solche Begegnungen machen die Reise denn auch so eindrucksvoll und unvergesslich!

31.03.2014. Einfach so lässt uns Doña Pepita nicht losziehen. Zuerst gibt es eine Führung durch den wunderschönen Innenhofgarten, dann wird für uns gekocht. Eine heisse Suppe mit Kartoffeln, Brot mit Käse und eine heisse Schokolade. Nach dem deftigen Frühstück verabschieden wir uns gegen 8 Uhr von der unglaublichen Doña.

Doña Pepita

Doña Pepita

Raus aus Soatá und langsam beginnt die Strasse wieder anzusteigen. Eine ganze Weile fahren wir hoch, dann geht’s hügelig weiter nach Susacón. Es ist 11 Uhr, doch dies ist das einzige Dorf, das wir heute noch antreffen werden. Wir essen zu Mittag und kaufen für den Abend ein. Nun beginnt die Strasse steil anzusteigen. Blöderweise sind oft genau die steilsten Abschnitte nicht asphaltiert. So gibt es auch heute eine gute Staubration. Zudem sind die Hunde seit zwei Tagen extrem lästig und aggressiv.

Köterattacke mit Schreibekämpfung

Köterattacke mit Schreibekämpfung

Wir fahren lange hoch, es wird kühler. Es geht in ein enges Flusstal hinein, dann steigen wir dem Hang entlang auf 3’200 m.ü.M. Dann eine kurze Abfahrt, eine Kurve und der Blick gleitet in eine ebenes Flusstal. Wow! Flach fahren wir nun dem Fluss entlang. Herrlich! Und so schnell! Bei ein paar Häusern tanken wir Wasser auf, heute ist zelten angesagt. Flach geht es weiter, dann eine Abfahrt, eine kleine Steigung und ein verlassenes Haus am Strassenrand. Unter ein paar Bäumen stellen wir dahinter das Zelt auf. Wir sind noch nicht fertig, da bekommen wir Besuch. Eine Señora und ein Señor belehren uns, dass wir hier nicht zelten dürfen. Vor zwei Jahren wurden hier sieben Kühe gestohlen, im vergangenen Dezember wurde ein Tier getötet und dessen Fleisch abtransportiert. Die Leute haben Angst. Doch nach längerer Diskussion sehen sie ein, dass wir keine Kuh stehlen wollen. Die Señora ruft ihren Mann an und der gibt sein ok. Später kreuzt er dann selbst noch auf und lässt uns mit seinen vielen Fragen fast das Essen kalt werden lassen. Für die Leute hier oben in den Bergen ist schwer zu verstehen, was wir machen. Aber schlussendlich können wir doch noch das letzte Tageslicht geniessen. Und ohne Wind ist es nicht einmal so kalt.

Die letzten Sonnenstrahlen im Páaramo-Camp

Die letzten Sonnenstrahlen im Páaramo-Camp

01.04.2014. Gegen 6.30 Uhr erreichen die ersten Sonnenstrahlen unser Camp. Doch Kraft hat die Sonne noch keine. Wir packen die Räder und stellen das Zelt zum Trockenen in die Sonne. Das Unternehmen scheitert in dieser Zeitspanne, so packe ich es feucht zusammen. Dann machen wir uns auf den Weg. Ein kleines Stück runter, dann beginnt eine längere Steigung auf 3’400 m.ü.M. Dem Hang entlang geht es aus dem Tal hinaus, dann folgt die Abfahrt nach Belén auf 2’750 m.ü.M. Dort teilen wir uns ein Mittagsmenu, danach gibt es in einer teuren Panaderia einen sehr guten Milchkaffee. Nach einem flachen Abschnitt folgt der Aufstieg nach Portachuelo. Dort trinken wir mit zwei trainierenden Rennradfahrern etwas. Nun, während ich ein kleines Sprite zu mir nehme, leeren die beiden zwei grosse Flaschen Bier. Nun folgt die Abfahrt nach Duitama. Hier können wir bei einem Warmshower übernachten. Oder besser gesagt bei dessen Bruder. Bei der Stadteinfahrt spricht uns ein Señor an. Es ist Reinaldo, unser Gastgeber. Das trifft sich gut, denn die angegebene Adresse ist falsch und wir fahren nun einen Hügel hoch in ein Aussenquertier von Duitama. Dort wohnt Reinaldo mit seiner Familie, drei Hunden und zwei Katzen.

"Wir haben Jobs die wir hassen, um uns Scheisse zu kaufen, die wir nicht brauchen", gesehen in Duitama

„Wir haben Jobs die wir hassen, um uns Scheisse zu kaufen, die wir nicht brauchen“, gesehen in Duitama

Nach einer kurzen Dusche machen wir uns auf den langen Weg ins Zentrum. Bei den Eltern von Reinaldo soll es Nachtessen geben. Zumindest verstehen wir das beide so. Doch als wir dort ankommen, wird von einem Kaffee gesprochen. Reinaldo will später zu Hause kochen. Wir haben heute fast nichts gegessen, ich sterbe fast vor Hunger. Alvaro zum Glück auch. Wir müssen uns entschuldigen und schnellstmöglich etwas essen gehen. Wie sich später noch zeigen wird, läuft im Hause von Reinaldo alles etwas chaotisch ab.

Ramón sagt "Hallo"

Ramón sagt „Hallo“

02.04.2014. So beginnt auch der Morgen chaotisch. Ramón, der riesige Hund springt dauernd polternd an unser Fenster. Und das um 5.30 Uhr. Bald geht dann das Gebelle von Micky los. An Ausschlafen ist hier nicht zu denken. Eigentlich könnten wir auch weiterfahren. Doch wir haben uns schon zum Mittagessen bei Reinaldos Eltern verpflichtet. Zudem stehen einige Arbeiten an den Rädern an. Aber bald fliehen wir aus dem Chaotenhaus, denn nun beginnt Reinaldo am Garagentor rumzuhämmern. Später gibt es dann bei den Eltern ein leckeres Mittagessen. Sancocho, eine hier typische Suppe und ein Riesenteller mit Polo, Kartoffeln, Yuka, Platano und Mais. Danach bin ich pappsatt. Wir setzen uns noch lange in ein Café mit Wi-fi, bevor wir uns wieder ins Haus wagen. Nun lernen wir auch Liset kennen, die nette Partnerin von Reinaldo. Zudem lebt der 8-jährige Patensohn Eduar Estinnen bei ihnen.

03. – 05.04.2014. Alvaro gibt am 4. April einen Vortrag an einer Schule in Bogotá. Mit den Rädern schafften wir es nicht bis dorthin, aber wir dürfen unsere Sachen bei Reinaldo lassen. So machen wir uns per Bus auf den Weg nach Bogotá, oder besser gesagt nach Chia. Dort trifft Alvaro wieder auf eine Familie, bei der er vor 12 Jahren schon zu Besuch war. Amalia, Juan und ihre drei Kinder empfangen und herzlich.

Der ergraute Professor, wie er selbst feststellt

Der ergraute Professor, wie er selbst feststellt

Am 4. April fährt uns Amalia dann in die Stadt zum Colegio de los Reyes Católicos, wo Alvaro erfolgreich seinen Vortrag hält. Es ist der letzte Schultag vor den Osterferien, es ist viel los in dem Colegio. Danach machen wir uns mit den ÖV wieder auf den Weg nach Chia.
Am nächsten Morgen trifft sich Alvaro noch mit Oscar von der NGO Hola Ghana. Eventuell sehe ich Ende April eine erste Clown-Show. Nach diesem kurzen Ausflug in die Capital geht’s zurück nach Duitama. Dort kehren wir zurück zu Liset und unseren Rädern. Reinaldo kommt später nach Hause und bringt gleich noch eine weitere Ciclista mit nach Hause. Lia aus den USA, auf dem Weg nach Süden. Alvaro hatte sie schon in Mexiko getroffen, aber fast nicht wiedererkannt. Mit einem netten Ciclista-Essen mit der ganzen Familie geht die Zeit in Duitama langsam zu Ende.

Lia und die Reinaldo-Family inkl. Micky

Lia und die Reinaldo-Family inkl. Micky

06.04.2014. Nach einem gemütlichen Sonntagsfrühstück machen wir uns zusammen mit Lia auf den Weiterweg. Reinaldo will uns auch noch bis Paipa begleiten. Zu viert fahren wir aus der Stadt raus, dann geht es flach weiter auf der Autopista. So schnell waren wir schon lange nicht mehr unterwegs. Es ist angenehm kühl, der Himmel grau und wolkenverhangen. In Paipa machen wir einen Tinto-Stopp, Reinaldo begleitet uns danach weiter. Nun wird die Strasse hügelig, dann beginnt ein längerer Aufstieg nach Tunja. Nun fallen so viele Tropfen vom Himmel, dass die Regenjacke ausgegraben werden muss. Lange her, der letzte Fahrradregen. Doch lange dauert das Ganze nicht, die lange Einfahrt nach Tunja ist wieder trocken. In der Stadt fahren wir in Richtung Terminal. Reinaldo fährt nun mit dem Bus zurück, zudem kann man hier günstig essen. Nach dem Essen verabschieden wir uns auch von Lia. Sie will heute noch nach Villa de Leyva fahren, wir wollen unser Glück bei den Bombers versuchen. Und wir haben sehr viel Glück, denn wir werden herzlich in der zweitmodernsten Bombero-Station von Kolumbien empfangen (Nummer 1 steht in Cali). In der Cafeteria gibt’s zuerst einen Tinto, dann zeigt uns ein Bombero unser Quartier. Ein Dormitorio mit Bad für uns alleine. Dafür müssen sogar zwei Bombers umziehen. Eine heisse Dusche gibt’s auch, ebenso wie Internet. Wirklich eine Top-Station!

Bei den Bomberos in Tunja

Bei den Bomberos in Tunja

07.04.2014. Die Bomberos von Tunja sind wirklich sehr nett. Am Morgen gibt es für uns frischen Tinto ans Fahrrad serviert. Danach machen wir uns auf den Weg. Die Ausfahrt aus Tunja ist steil, dann folgen weitere Kilometer Steigung bis auf 3’000 m.ü.M. Es folgt die Abfahrt. Mit ein paar Zwischensteigungen erreichen wir den flachen Teil um Sachica. Dann steigen wir nochmals etwas hoch nach Villa de Leyva. Die kleine Kolonialstadt mit dem Strassen aus grossen, fast runden Kopfsteinen hat wirklich viel Charme. Und die grösste Plaza Kolumbiens, auch in ganz Südamerika steht sie weit oben auf der Liste. Wir können die Räder bei André unterstellen, der einen Bike-Rental-Shop betreibt. Zu Fuss streifen wir etwas durch das Städtchen, das ist bei den Kopfsteinstrassen viel einfach als auf dem Fahrrad.

Die riesige Plaza von Villa de Leyva

Die riesige Plaza von Villa de Leyva

Später treffen wir uns bei der Plaza mit Said und Luby. Said ist seit Jahren ein treuer Fan vom Biciclown und hat uns in sein Haus in Tinjacá eingeladen. Bei der Ausfahrt aus Villa de Leyva besuchen wir noch das grösste Keramikwerk der Welt, die faszinierende Casa Terracota, des kolumbianischen Architekten Octavio Mendoza Morales. Das ganze Haus ist aus Terracotta erbaut, bis in die kleinsten Details. Wirklich sehr speziell! Auf einer kleinen Schotterstrasse fahren wir dann durch die hiesigen Felder nach Tinjacá, wo wir im tollen Haus von Said und Luby von verwöhnt werden.

08.04.2014. Es ist gemütlich bei Said und Luby und die beiden sind hocherfreut, dass wir einen Tag bei ihnen bleiben. Etwas schreiben, mit den beiden gemeinsam Mittagessen und am Nachmittag besichtigen wir noch das 7 km entfernte Dorf Raquirá. Raquirá meint wörtlich übersetzt „Stadt der Töpfe“. Das Dorf ist berühmt für seine Kunsthandwerke aus Ton, handgewobene Objekte und die farbigen Häuser.

09.04.2014. Üblicherweise gibt es hier nach dem Aufstehen einen Tinto, später folgt das eigentlich Frühstück mit Milchkaffee oder heisser Schokolade. Wir frühstücken heute zum Tinto und gegen 8 Uhr verabschieden wir uns von Said und Luby. Nach Tinjacá folgt bald eine lange Steigung, in einer Kurve hält ein kleiner Laster vor meiner Nase. Was für ein A…. Doch dann fragt der Fahrer, ob ich eine Paleta wolle. Nun, wenn sie nicht zu schwer ist. Er gibt mir dann ein Eis am Stiel. Nun weiss ich, was eine Paleta ist… Die steile Steigung zieht sich etwa 8 km dahin, dann wird es flacher bis nach Chiquinquirá. Dort fahren wir ins Dorf und schauen uns die Basilica de Chiquinquirá an, die die Virgen de Chiquinquirá beherbergt, die heilige Patronin Kolumbiens. Die Stadt wird als die religiöse Hauptstadt von Kolumbien angesehen und ist ein wichtiger Punkt der Wallfahrt. Auch der Papst war schon zu Besuch hier. Bei der Ausfahrt treffen wir auf zwei französische Radler, Jérome und Stéphane, die beiden sind auf grosser Südamerikatour. Nach Chiquinquirá folgt eine kurze, steile Steigung, dann geht es flach weiter. Heute hat es wieder ein paar besonders schlimme Truckfahrer auf der engen Strasse, einmal muss ich in einer Steigung zur Seite flüchten. Dieser Truck steht später bei einem Restaurant und Alvaro gibt dem Fahrer lautstark seine Meinung Preis. Beim zweiten Mal überholt der Fahrer mit grossem Abstand. Gegen 16.45 Uhr erreichen wir Ubaté. Die Bomberostation ist klein und hier hat noch nie ein Ciclista nach Asyl gefragt bzw. übernachtet. Also auch heute nicht. Aber wir treffen dort auf Jorge, der für die Alcaldia arbeitet und uns nach einigen erfolglosen Telefonaten schliesslich zu sich nach Hause einlädt. Wieder einmal eine dieser typsichen spontan-kolumbianischen Aktionen. Vielen Dank!

10.04.2014. Der einzige Haken am Übernachten bei Jorge ist, dass er um 6 Uhr nach Bogotá losfahren muss. Das heisst für uns um 5.15 Uhr aufstehen, um 6.15 Uhr sind wir auf der Strasse.

Die Catedral von Ubaté am frühen Morgen

Die Catedral von Ubaté am frühen Morgen

Es ist kühl, die Plaza vor der Catedral leer und die Strassen gefüllt mit Ciclistas. Hier fahren um diese Uhrzeit viele per Fahrrad zur Schule oder zu Arbeit. Die Strasse ist weiterhin eng, Seitenstreifen fehlt und es hat jetzt schon viel Verkehr. Nach ca. 10 km halten wir. Frischer Orangensaft, Tinto und noch heisse Brötchen gibt es nun zum Frühstück. Das gibt Kraft für die folgende lange Steigung. Die Steigung ist absolut ok, aber der Verkehr zehrt an den Nerven. Kolonenweise überholen mich Trucks, Busse, Autos und viele Fahrer haben absolut keinen Respekt gegenüber dem Ciclista, überholen mit Nullabstand. Das zehrt. Aber die Fahrer haben auch sonst keinen Respekt, wenn man sieht, wie sie in unübersichtlichen Kuvert überholen. Ein Wunder, dass es hier nicht mehr Unfälle gibt. Dann ist der höchste Punkt erreicht, es folgt die Abfahrt. Ein Bus überholt mich und hottert dann vor mir her. Nun muss ich überholen, den Bus und 4 Trucks, dann habe ich freie Bahn für die ganze Abfahrt. Herrlich! Es folgt eine Peaje, dann wird die Strasse zweispurig mit Seitenstreifen. Lange währt das Glück jedoch nicht, immerhin kommen wir nun gut voran. Gegen 11 Uhr erreichen wir Zipaquirá. Ein hübscher Ort mit tollen Häusern, Gassen und schöner Plaza. Wir trinken einen wirklich guten Milchkaffee, dann fahren wir zur Alcaldia. Wir wollen die Catedral de Sal de Zipaquirá besuchen, vielleicht können wir das ja umsonst tun. Nach einigem Umherirren landen wir im Büro der Catedral. Dort geht alles ganz einfach und bald sind wir auf dem steilen Weg nach oben. Der junge Chico des Büros schiesst ein paar Fotos von uns und wir versprechen, die Catedral in Blog und Social Media zu erwähnen. Das machen wir natürlich gerne. Wir parkieren die Räder, dann geht’s in die Mine.

Etwa um 1932 erstellten die Mineure eine heilige Stätte für ihre täglichen Gebete zu ihrem Schutze. Dies war die alte Kathedrale. 1950 begann die Arbeit an einem weitaus grösseren Projekt und 1954 wurde die neue Kathedrale eingeweiht. 1990 musste sie wegen Einsturzgefähr jedoch geschlossen werden. Seit 1995 ist sie dem Publikum wieder zugänglich. Die Kathedrale gehört zu den grössten religiösen Bauwerken der Welt und wurde 180 Meter unter Grund in einer Salzmine erbaut. Sämtliche Kreuze, Statuen und Objekte sind in Salzkristall gemeisselt. Die Kathedrale ist in drei Sektionen unterteilt: Geburt, Leben und Tod von Jesus. Nach dem Eingang folgt der Kreuzweg mit 14 kleinen Kapellen, die den Leidensweg von Jesus darstellen. Jede Station besteht aus einem Kreuz und diversen Betplatformen. Am Ende des Kreuzweges befindet sich eine Kuppel, dann geht es durch das Narthex Labyrinth herunter in das rechte Schiff, wo sich die Rosenkranz-Kapelle der Mineure befindet. Das Hauptschiff wird von vier gigantischen Salzsäulen von den Nebenschiffen abgetrennt und beinhaltet ein riesiges, beleuchtetes Kreuz. Das linke Schiff zeigt die Geburt und Taufe von Jesus und einen Salzwasserfall, der den Fluss Jordan darstellt. Die subtile, farbige Beleuchtung der Kreuze und Figuren in der ganzen Kathedrale kreiert eine ganz besondere Atmosphäre. Auch beim zweiten Besuch bin ich fasziniert von der Catedral de Sal. Ein ganz spezieller Ort. Auf jeden Fall einen Bescuh wert. In weiteren Teilen der Mine wird übrigens auch heute noch Salz abgebaut, das in Kolumbien überall erhältliche „Mi Sal“.

Danach gibt es ein gutes Mittagessen und mit vollem Magen und Rückenwind fliegen wir die letzen 20 km nach Chia, das nördlich von Bogota liegt. Dort treffen wir etwas später beim McDonalds wieder auf Oscar, dann fahren wir zum Haus der Eltern seiner Freundin Lulú. Mit dabei Luis, ebenfalls treuer Fan vom Biciclown. Wir reden noch lange, bevor ich in ein wirklich bequemes Bett fallen darf.

11.04.2014. In Bogota gibt es nun eine längere Pause. Alvaro wird für zwei Wochen nach Ecuador fliegen, wo ihn sein bester Freund besuchen wird. Portu besuchte Alvaro einmal pro Jahr, mittlerweile haben sie sich aber zwei Jahre nicht gesehen. Ich werde derweil etwas durch Bogota „reisen“, die Räder und Gepäck dürfen wir netterweise im Haus von Lulús Eltern unterstellen. Bevor es in die Ferien geht, will Alvaro aber mit Hilfe von Oscar noch eine Clown-Show für Ende April organisieren. Dazu fahren wir mit mit Oscar in die südlich gelegene Ciudad Bolivar, das Armenviertel von Bogotá. Allein die ÖV-Fahrt in den Süden dauert 2 Stunden. Dann geht’s per Jeep-Taxi und auf steilsten Holperstrassen noch 300 Meter hoch nach Paraiso.

Hier sehen wir evtl. Ende April eine Clown-Show

Hier sehen wir evtl. Ende April eine Clown-Show

Wir schauen uns eine Plaza als möglichen Vorstellungsort an, dann laufen wir durch die oft ungeteerten Gassen, um mit diversen Leuten zu sprechen. Ansonsten sieht es hier aus wie in jedem Dorf, Läden, Panaderias, Internet-Cafes, etc. Per Bus fahren wir dann die Holperpiste wieder runter, um im Haus von Luis und seiner Familie zu Mittag zu essen. Nun fehlt noch die ÖV-Rückreise nach Chia, wo wir schlussendlich völlig erschöpft wieder ankommen. Bus fahren und laufen ist unheimlich anstrengend. Fahrradfahren ist so angenehm…