10. – 22.08.2014. 385 km. Nach drei Tagen Fahrt gibt es einen ersten Fiesta-Stopp in Huamachucho. Danach begebe ich mich in die einsamen Berge auf dem Weg nach Ancash. Dort oben hat es nichts als Stille, wie die Indigenas sagen. Eine harte und fordernde Strecke, die mich des Öfteren in die Knie zwingt. Mental und physisch. Ich kämpfe hart, aber zum Schluss gewinne ich gegen den inneren Schweinehund, der mich seit einiger Zeit ärgerte.

Route: Cajamarca – San Marcos – Cajabamba – Huamachuco – Minaspampa – Alto de Tamboras – Inga Coral – Mina Comarsa – Tulpo – Mollebamba – Mollepata – Pallasca – Huacaschuque – Cabana – Tauca– Chimbote – Huaraz

10.08.2014. Nach 10 Tagen Cajamarca ist es endlich soweit. Aufbruch. Um 8 Uhr treffe ich mich vor dem Hostal mit Fernando und es kommen noch weitere Kollegen dazu. So fahren wir schlussendlich gegen 8.30 Uhr zu neunt los. 8 Downhill-Räder und ein vollbepacktes Reiserad. Aus Cajamarca raus, dann geht’s eine Weile flach weiter und es folgt eine leichte Abfahrt nach Llacanora. Dort fahren wir auf die Plaza für ein Abschiedsfoto.

Mein männliches Begleitkomittee

Die Jungs kehren hier wieder um, ich fahre alleine weiter. Vielen Dank für das Begleitkommittee. Nun folgt eine längere Steigung, die mich bei dem strahlenden Sonnenschein gut ins Schwitzen bringt. Mein Rad gibt keinen Ton von sich und ich bin total guter Hoffnung. Doch leider ertönen die Fehltritte der Rohloff nach einer Weile doch wieder. Na ja, es fährt, das ist die Hauptsache. Dann eine Abfahrt, danach geht’s flach hügelig weiter. Ich passiere viele kleine Dörfer, heute Sonntag ist Markttag. Und Sauftag. Vor allem männliche Zeitgenossen lallen mir entgegen, oft am Strassenrand im Gras liegend. Lecker! Es folgt wieder eine längere Steigung, nun haben graue Wolken den Himmel überzogen. Ausserhalb eines Dorfes esse ich etwas abseits der Strasse in Ruhe zu Mittag. Dann fahre ich weiter hoch, nun mit einigen sehr steilen Passagen. Immer wieder fahren „quietschende“ Minibusse an mir vorbei. Auf dem Dach transportieren sie Cuys, Meerschweinchen. Dann folgt auch schon die Abfahrt nach San Marcos, wo ich gegen 14 Uhr eintreffe. Für den ersten Tag nach einer langen Pause reicht es. Ich fahre zur Kirche und klopfe bei der Parroquia. Ein junger Mann öffnet die Tür, er ist Seminarist, und er sagt mir gleich, dass sie einen Platz für mich zum Übernachten hätten. Er müsse aber weg und ich solle warten. Ich werde Señora Fabiola vorgestellt, mit ihr gehe ich in die Küche. Hier bekomme ich nochmals ein Mittagessen serviert, Weizen mit Linsen. Sehr lecker! Ich habe gerade gegessen, als zwei Indigenafrauen vom Campo mit ihren ziemlich verlumpten Kindern in die Küche geführt werden. Sie bekommen auch einen Teller serviert, doch das Meiste packen sie ein. Zudem gibt ihnen Señora Fabiola noch ganz viele Lebensmittel mit auf den Weg. Da frage ich mich gerade ganz kurz, welche Berechtigung ich eigentlich habe, hier zu sitzen? Dann gehen die Indigenas auch schon wieder, dabei betteln sie mich noch um Geld an. Das habe ich nicht bei mir und sie wurden gerade gut beschenkt. Ich warte derweil weiter, mache Kaffee für Fabiola und mich. Dann fallen mir im Sitzen die Augen zu. Sitz-Siesta. Danach ist der Seminarist immer noch nicht da. Ich werde langsam etwas ungeduldig, mittlerweile ist es 18.30 Uhr. Das ist absoluter Warterekord! Hätte ich das gewusst, wäre ich ins Dorf gegangen. Doch nun taucht der Seminarist auf, ist aber gleich wieder weg. Um 19.30 Uhr zeigt er mir dann endlich mein Nachtlager. In einem schönen Kolonialgebäude mit Innenhof bekomme ich eine eher schäbige Rumpelkammer zur Verfügung gestellt. Na ja, da hat sich das Warten von 5.5 Stunden nicht wirklich gelohnt. Zumal ich beim Spähen in andere Räume Zimmer mit Kajütenbetten sehe. Immerhin entdecke ich eine Elektrodusche. Heiss duschen, das ist toll. Bis es knallt und komisch riecht. Ich stelle das Wasser besser ab… Dann noch kurz etwas essen und das Nachtlager einrichten. Da bekomme ich nochmals Besuch vom Seminaristen und einer Señora. Sie brauchen Matratzen für Leute, die bei ihnen übernachten. Und so ende ich doch noch ein einem der netten Zimmer mit Kajütenbetten…

11.08.2014. Die Nacht in „meinem Haus“ ist sehr ruhig, sich schlafe so gut wie schon lange nicht mehr. Im Innenhof bereite ich mein Frühstück zu und um 8 Uhr bin ich startklar. Ich klopfe bei der Parroquia, doch jemand öffnet. So mache ich mich ohne Verabschiedung bei Sonnenschein und blauem Himmel auf den Weg. Nach San Marcos beginnt die Strasse bald sanft anzusteigen, dann werden die Steigungen intensiver. Es folgt eine lange Abfahrt zu einem Rio und es wird immer wärmer. Im Tal unten ist es dann ziemlich heiss, die Strasse führt hügelig dem Fluss entlang.

Im heissen Flusstal

Nun hat es überall Baustellen und entsprechend viel Staub. Zudem Brettern die Baustellenlastwagen wie die Irren über die Strassen. Diese Baustellen sind echt anstrengend. In einem Caserio kaufe ich Brot, dann beginnt die Strasse wieder anzusteigen Zum Glück ist der Himmel nun wieder bewölkt, so ist es nicht ganz so heiss. Auch hier halten die Baustellen an. Immerhin können die Arbeiter hier zwischen Gringo und Gringa unterschieden. Ich strample den Berg hoch, neben mir laufen die Indigenas der Strasse entlang zu ihren Dörfern. Ich bin ja jedes Mal beeindruckt, wie sie im gehen stricken oder spinnen können. Die Steigung zieht sich hin, langsam bin ich müde. Noch eine Kurve, noch eine, wieder eine, noch eine Baustelle. Dann eine letzte Baustelle, nun geht es sanft hoch nach Cajabamba. Dann ist es geschafft, ich bin bei der Plaza. Gute 1’200 Höhenmeter waren genug. Ich bitte wieder um Asyl bei der Parroquia, Padre Abdel gibt mir sofort einen Raum. Die heutige Dusche ist so eiskalt, dass es mir den Atem verschlägt. Danach habe ich noch etwas Zeit, um durch das Dorf zu schlendern und mich auf dem Mercado mit Früchten und Gemüse einzudecken. Seit gestern habe ich grosse Lust auf Zucchetti, doch genau die gibt es hier nicht. Schade.

12.08.2014. Auch hier verbringe ich eine ruhige Nacht, zwar mit Bauchschmerzen wegen zu hohem Süssigkeitengenuss nach dem Nachtessen? Um 8 Uhr bin ich wieder startklar. Ich verabschiede mich vom Padre Abdel, dann geht’s raus auch Cajabamba. Bald beginnt die Strasse wieder anzusteigen und für die nächsten 36 km geht’s bis auf ein paar kleine Abfahrten hoch. Heute ziehen die Wolken schon früh auf, aber so ist das Rauffahren ganz angenehm. Hier werden bei den meisten Häusern Lehmziegel hergestellt und gebrannt. Ich fahre km um km hoch, einige Abschnitte sind wieder extrem steil. Ich merke, dass meine Beine müde sind. Weiter oben wird Weizen angebaut, das Ernten und Abtransportieren sind hier Hand- und Körperarbeit. Dann ist es endlich geschafft, es folgt die Abfahrt zur Laguna Sausacocha, nun mit heftigem Gegenwind. An die Laguna kann ich mich noch erinnern, wie auch zuvor schon hatte ich einige Deja-vus. Ich fahre ans Ufer und esse zu Mittag.

Wenn die Englisch könnten…

Peruanische Berglandschaft

Ab nun fahre ich auch Schotter und es folgen mal wieder zig Baustellen. Es folgt eine letzte saftige Steigung – in einer Kurve ist ein Bus mit dem Heck stecken geblieben – und ich bin Huamachuco. Hier ist überall Fiesta im Gange. Ich fahre zur Plaza und zum Haus des Padre. Julia, eine junge Deutsche öffnet mir die Türe. Dann werde ich vom Padre in den Empfangsraum gebeten. Wir unterhalten uns und er meint, der Diakon mit den Schlüsseln sei nicht da. Aber es wird doch alles in Bewegung gesetzt, um mir zu helfen. Schlussendlich will man mir ein Zimmer im Haus der Seminaristas geben. Das Rad kann ich in einem Saal parkieren und ich meine, dass mir dieser Saal vollkommen zum Schlafen reichen würde. Ich werde etwas verdutzt angeschaut, denn die Zimmer haben Betten, aber ich will ja keine Umstände bereiten. Ich habe mein perfektes Heim!

Mein Heim in Huamachuco

13./14.08.2014. Das Haus der Seminaristas wird von Señora Pancha verwaltet. Diese meint, ich solle doch einen Tag länger bleiben. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, denn meine Beine fühlten sich wirklich müde an. Auch der Monseñor ist einverstanden. Wie sich herausstellt, ist der „Padre“, der mich empfangen hat, der Bischof von Huamachuco. So habe ich einen gemütlichen Ruhetag. Ich schlendre durch Huamachuco, gehe zum Mercado einen Saft trinken. Ebenfalls bestaune ich die riesige Plaza mit ihren kunstvoll geschnittenen Bämen und Sträuchern. Die Plaza ist eine der grössten in ganz Peru. Am Nachmittag sehe ich mir den Umzug der Virgen de Alta Gracia an, der Schutzpatronin von Huamachuco.

Die Virgen de Alta Gracia

Auf der Plaza von Huamachuco

Die Bäume müssen fleissig getrimmt werden

Abends werde ich in das Pfarrhaus zum Essen eingeladen. Der Monseñor meint, ich sei zu dünn, ich müsse essen. Hier ist wohl kürzlich eine Pilgerin eingetroffen, die vier Tage nichts gegessen hatte. Nun werden die Reisenden gefüttert. Beim Nachtessen treffe ich auf die jungen Seminaristen. Ein gutes Essen in netter Gesellschaft. Danach gehe ich mit Julia un denn Jungen auf eine Messe, Töggelen und andere Spiele stehen auf dem Programm. So gut habe ich mich schon lange nicht mehr amüsiert. Das tut gut!

Ich werde überredet, noch einen Tag länger zu bleiben, denn die Fiesta geht weiter und heute werden Abends 40 Castillos abgebrannt. Ein grosses Ereignis. Zum Frühstück werde ich wieder ins Pfarrhaus eingeladen, zum Mittagessen auch. Das Mittagessen wird für mich eine Premiere, mein erstes Cuy, Meerschweinchen. Schon etwas komisch, wenn einem das Köpfchen des Tieres so quasi vom Telles aus anstarrt.

Absolute Premiere: Cuy

Gegessen wird Cuy mit den Händen und es schmeckt nicht schlecht. Aber nicht nach Hühnchen, wie mal jemand gesagt hatte. Am Nachmittag schlendere ich etwas durch die Stadt und sehe beim Aufbau der Castillos zu. Riesige Bambusgerüste und -figuren bestückt mit Feuerwerkskörpern. Für die Masten werden extra Löcher in die Strasse gehauen, einige Castillos stehen danach etwas schief in der Gegend rum.

Der Aufbau der Castillos

Auf jeden Fall sieht es sehr interessant aus. Abends mache ich mich dann mit Señora Pancha uf den Weg zur Plaza. Kamera lasse ich im Zimmer, denn es wird gesagt, dass bei diesem Anlass mit den enormen Menschenmassen gut geklaut wird. Auf zwei Bühnen wird lautstark live performt. Dann wird endlich das erste Castillo abgebrannt. Ziemlich cool! Ich hole dann doch noch kurz die Kamera, aber so sehe ich die nächsten Castillos nur noch von der anderen Seite. Aber bald habe ich genug und morgen will ich ja weiterfahren. Schlafenszeit. Nun, schlafen ist nicht einfach. Bis um 5 Uhr morgens dröhnt die Musik von der Plaza her, um 6 Uhr fangen die ersten Trompeten und Pauken wieder an. Eine eher schlaflose Nacht.

Die Castillos in Action

15.08.2014. Alle wollen mich überreden, noch einen Tag zu bleiben, aber heute will ich weiter. So steht mein Rad kurz nach 8 Uhr beladen vor dem Pfarrhaus. Ich solle doch noch nochmals frühstücken, ich sei so dünn. Sehr zuvorkommend, aber die Strasse ruft. Ich verabschiede mich von all den lieben Leuten und fahre los. Señora Pancha weist mir noch den Weg. Es geht vorbei an jenen heimtorkelnden Besoffenen und raus aus der Stadt. Die Ausfahrt ist ziemlich steil und zieht sich gut hin. Ich komme seit Tagen des Frierend wieder einmal ins Schwitzen. Dann geht’ leicht runter in Richtung Trujillo. Dort will ich nicht hin. Nach 10 km und nach dem Dorf Yamobamba biege ich auf eine Schotterstrasse ab. Hier gibt es später zwei Möglichkeiten in Richtung Ancash zu fahren, über Alto de Tamboras oder Angasmarca. Ursprünglich wollte ich über Alto de Tamboras und Pampas del Condor fahren, heute habe ich nun Angasmarca im Kopf. Es beginnt eine sanfte Steigung, Verkehr gleich Null. Herrlich. Dann wird die Strasse etwas sandig, mehrmals komme ich ins Schlittern. So fahre ich langsam den Berg hoch. Ab und zu passiere ich ein paar Häuser, aber Menschen sehe ich fast keine. Immer wieder hat es Abzweigungen. Tja, und Schilder gibt es keine und meist ist auch niemand zum Fragen da. So nehme ich eine Richtung an oder folge der grösseren Piste. Bei einem Haus kann ich dann doch nach Angasmarca fragen. Den Berg hoch. Es folg wieder eine Kreuzung, eine Strasse führt hoch, die andere runter. Ich fahre hoch, wie gesagt. Wie sich später herausstellt, wäre es hier nach unten gegangen. Die Strasse wird langsam schlechter, grosse Steine machen das Fortkommen anstrengend. Zudem kommt ein sehr heftiger Gegenwind auf. Bein Mittagessen wirft er mein Rad einfach um. Ich fahre weiter hoch, es folgt eine einsames Haus. Hier bemerke ich nun den Irrtum und man sagt mir, es gehe nach oben, aber da oben sei nichts, nur Stille. Nun, die kann man nach Tagen der Fiesta sicher gebrauchen. Ich muss einen Fluss durchqueren. Das Wasser ist so kalt, dass sich meine Zehen gleich verkrampfen. Dann geht es weiter hoch, teilweise muss ich wegen des heftigen Windes und der steilen Steigung schieben. Zudem geht es auf die 4’000 m.ü.M. zu, ich schnaufe und verschnaufe. Dann beginnt es auch noch zu hageln, doch der hält nicht lange an. Am obersten Punkt werde ich vom Wind gleich noch vom Rad geschmissen. Der ist wirklich heftig. Nun fahre ich auf der miesen Piste runter zu ein paar schönen Lagunen. Es ist hübsch hier. Dann geht es wieder lange hoch, die schlechte Strasse und der höllische Gegenwind machen mir heute das Leben ziemlich schwer. So ruhig ist es mit dem Wind dann doch nicht. Aber es ist schön hier, bergig, überall weiden Alpacas.

Bergiger Aufstieg

Die Lagunen von oben

Und von Nahem

Nun gibt der Wind alles und ist eisig kalt. Ich erreiche wieder einen höchsten Punkt und eine Strassenkreuzung. Eine Strasse führt steil runter, die andere zieht dem Hang entlang weiter. Aber diese Entscheidung spare ich mir für morgen, es ist schon spät und ich brauche einen Campplatz. Nicht einfach bei dem Wind. Zum Schluss verziehe ich mich in eine Grube am Wegesrand. Aber ich habe schon lange niemanden mehr gesehen, es wird wohl auch niemand mehr kommen. Ich versuche das Zelt aufzustellen. Nicht einfach, es wird mir samt zwei Stangen aus den Händen gerissen und fortgetragen. Echt brutal, der Wind hier. Aber nach einer guten Weile ist es geschafft und alles gut abgespannt. Ich verkrieche mich im Zelt und gehe nicht mehr raus. Auf ca. 4’200 m.ü.M. ist es eisig kalt. Zuerst muss ich nun eine Schraube einer Ortlieb-Tasche reparieren, die ist schon wieder ausgefallen. Dann wird gekocht, wieder bin ich froh um den Gas-Kocher, während draussen der Wind heftigst an meinem Heim rüttelt.

Das Häschen in der Grube

16.08.2014. Der Wind wird nachts noch stärker, wenn das überhaupt möglich ist, und rüttelt wie verrückt an meinem Zelt. Morgens geht das Spiel weiter, immerhin wärmt bald die Sonne meine Grube. Ich frühstücke im Warmen, dann heisst es zusammenpacken. Nochmals wird mir das Zelt mit zwei Stangen aus der Hand gerissen. Ziemlich heftig. Aber dann ist alles sicher verstaut, auf der Strasse belade ich das Rad. Hier oben bläst der eisige Wind noch stärker. Ich nehme nun die breitere Sasse, die steil nach unten führt. Nun, hier unten hätte es eine Gebäuderuine gabt. Wenn man das jeweils wüsste. Nun führt die Strasse wieder hoch. Bald ist sie so steil, dass ich schieben muss. Nun, reissen. Aber auf den losen, groben Steinen ist das ziemlich schwierig, ich verliere mehrmals den Halt. Das ist brutal anstrengend, ich fluche durch die Gegend. Das geht eine ganze Weile so hoch, dann führt die Strasse runter zu einer Mine. Nun hat es so viele lose grosse Steine auf der Piste, dass ich sogar runter schieben muss, wobei mich das Gewicht des Rades teilweise fast ausrutschen lässt.

Blick auf die Minaspampa und die miese Strasse

Ich erreichte das erste Gate der Minaspampa. Der Chico will, dass ich ihn mit in die Schweiz nehme, vom Weg hat er keine Ahnung. Nun, er ist nicht von hier. Zudem meint er, dass ich total verrückt sei, diese Strecke allein zu fahren. Dann fahre ich brutal steil runter durch die Mine. Die ist ausgestorben, hier wird wegen des tiefen Goldpreises zur Zeit nicht gearbeitet. Die Ausbeute ist im Verhältnis zum Preis nicht gross genug. Ich erreiche einen zweiten Sicherheitspunkt mit Weggabelung. Rechts ein paar Häuser und eine Steigung, links geht’s in ein Tal runter. Auch der Typ hat keine Ahnung und auf meine Frage, ob er niemanden fragen könnte, meint er „nein“. So tippe ich auf runter. Es geht nochmals steil und rutschig den Minenhang runter, wirklich fahren kann ich hier nicht. Es folgt ein letzter Kontrollpunkt, man fragt wieder, wohin ich will. Alto de Tamboras, meine Antwort wie immer. „Na, da hätte ich die andere Abzweigung nehmen müssen…“ Ich schaue etwas verdutzt in die Gegend, dann werde ich richtig wütend. Wieso hat der Typ oben nicht den Typ unten gefragt. Nun muss ich alles wieder hoch. Das einzige Fahrzeug, dass ich sehe, funktioniert nicht. Um 13 Uhr würde jemand rauffahren. Das ist in 3 Stunden. Nun, so lange brauche ich wohl, um mich den steilen Hand raufzuschinden. Ich sagen dem Herrn, dass ich stinksauer bin und dass mich die Auffahrt wahrscheinlich umbringen wird. Dann schiebe ich los. Ich komme nicht weit, da ruft er mich:“Chica, komm wieder runter, in einer halben Stunde kommt ein Fahrzeug.“ Er hat extra den Arbeiter des Comedors angerufen, den Turistas müsse man helfen. Das ist wirklich sehr nett. Nun warte ich hier und unterhalte mich mit Tito, so der Name des Señors. Er macht dem Kollegen vom Comedor auch Feuer unter dem Hintern und ruft ihn alle 10 Minuten an. Dann kommt endlich der Pick-up mit Fahrer Eliseo. Wir packen das beladene Rad auf und es wird gut festgezurrt. Dann geht es wieder steil nach oben, auch Autos kommen hier kaum voran. Wieder zum zweiten Kontrollposten. Ich erwarte, dass ich hier abgeladen werde, doch Eliseo fährt weiter zu dem Dorf, am Dorf vorbei und in die Steigung rein. Ich sage nichts und bin froh, das ich nicht rauffahren muss. Oder wohl viel raufstossen. Die Steigung ist lange, steil und die Piste obermies. Oben setzt mich Eliseo dann ab, ich werde fast vom Wind weggeblasen. Eliseo hat mir den Weg zu der Mina Comarsa erklärt, diese sehe ich in der Ferne am Berghang. Ich muss mich bei Abzweigungen immer rechts halten oder den mehr befahrenen Weg nehmen. Nun, die erste rechte Abzweigung ist eine Sackgasse, die zweite auch… Es geht runter, aber die Piste ist hier wieder so schlecht, das ich teilweise schieben muss, oder zumindest mit einem Fuss am Boden abstützen.

Die grossen Steine machen das Runterfahren nicht einfach

Ich komme nur langsam voran und lande bei einem Fluss und einer Brücke. Danach geht es wieder steil hoch, die Strasse führt in eine andere Richtung. Dann bin ich oben, die Mina Comarsa ist am anderen Berghang. Mir kommen wirklich Zweifel. Habe ich eine Abzweigung verpasst? Ich habe wirklich keine Ahnung wo ich bin und hier ist kein Mensch anzutreffen. Die letzten 2 Tage wäre ein GPS wirklich hilfreich gewesen. Aber im Moment bin ich gerade etwas verzweifelt, mir kommen die Tränen. Dann sehe ich aber eine Strasse, die auf die andere Seite führt. Was für eine Erleichterung. Eine Abzweigung, hier biege ich nun definitiv nach rechts ab. Ich komme weiter schlecht voran, obwohl es runter geht. Meine Hände und Arme schmerzen vom Bremsen und schieben. Nun kommt ein bisschen Leben auf die Strasse, ich erreiche den Caserio Inga Coral. Nun folgt eine lange Traverse dem Hang entlang und zum ersten Mal heute komme ich etwas zügiger vorab, der Pistenzustand bessert sich. Dann geht’s rauf zur Mina Comarsa und einem höchsten Punkt. Hier hätte es ein Wartehäuschen, doch das ist leider abgeschlossen. Ebenfalls sehe ich einen Campspot auf einem Weg, aber ich beschließe, noch etwas runter zu fahren. Hier ist die Campsuche dann nicht so einfach, ich suche lange und lasse mich schliesslich auf einer kleinen Anhöhe nieder. Hier ist es zum Glück wieder deutlich wärmer und auf dieser Bergseite bläst auch der Wind nicht so stark. Nun muss ich schon wieder die Schraube der vorderen Ortlieb-Tasche reparieren, diesmal setze ich aber eine neue ein. Ich werde zur Zeit wirklich etwas vom Pech verfolgt.

Mein Camp bei der Mina Comarsa

17.08.2014. Diese Nacht ist der Wind wirklich gnädig und ich kann ruhig schlafen. Am Morgen wärmt bald wieder die Sonne meine Anhöhe und es wird richtig warm. Schön! Ich schiebe mein Rad auf dem steilen Weg zurück zur Strasse, auch dort wird es bald wieder so steil, das ich noch mehr schiebe. Irgendwie schiebe ich in den letzten Tang sehr oft… Dann geht’s wieder runter, die Strasse ist immer noch ziemlich mies, ich fahre sehr langsam über die losen Steine. Dann wird die Strasse immer besser und landschaftlich meine ich, ich fahre durch die Schweizer Alpen. Bei einem Kanal mache ich einen Kettenputzstopp. Fernando hatte mir so einen flüssigen Wachs draufgeschmiert, mit furchtbarem Resultat. Das Öl tropft richtig von der Kette und alles klebt richtiggehend daran. Ich putze sie vergebens etwa 5 Mal pro Tag mit einem Lappen. Nun gehe ich mit etwas Seife dahinter. Danach ist es etwa besser. Ich fahre weiter runter und nehme den Abzweig nach Tulpo. Es geht weiter runter, nun werde die Kurven etwas mühsam, denn es liegt zentimeterdicker Staub auf der Strasse. Der ist wie Schmierseife. Ich überquere einen Fluss, dann stosse ich gleich wieder. In den Kurven nun durch diese dicke Staubschicht. Die Strassen sind hier wirklich brutal steil und der Staub macht es nicht einfacher.

Einfahrt nach Tulpo

Es ist sehr staubig hier

Ich stosse eine ganze Weile. Ich stosse definitiv zu oft in letzter Zeit. Wenn ich mal fahren kann, muss ich ständig halten. Seit Cajamarca fehlt mir irgendwie total die Energie. Was ist nur los? Oder sind die Strassen wirklich einfach so steil und ich nehme dies nicht wahr. Wäre auch nicht das erste Mal. Dann endlich erreiche ich Tulpo. Hier mache ich mich auf Brotsuche, nicht einfach, aber ich finde welches. Obwohl die Polleria, die aus einer Türe rausgetragen wird, wirklich sehr verführerisch und lecker aussieht… Nun, ich muss meine Avocado essen. Dann fahre ich noch eine Weile hoch, klar, mit einigen Stosseinlagen. Dann geht’s runter nach Mollebamba. Das Dorf ist wie ausgestorben um diese Uhrzeit, kurz nach 13 Uhr. Ist dies weil Sonntag ist oder ist dies immer so? Bei der Plaza esse ich zu Mittag, dann geht’s weiter hoch. Mensch, diese Strassen hier fordern wirklich alles von mir. Zudem sehe ich langsam aus wie das Sandmännchen. Oder Sandweibchen. Es geht wieder runter und es folgt eine Abzweigung. Hier sehe ich zum Glück gerade noch zwei Indigenas hinter einer Kurve verschwinden. Obwohl auch beide Wege nach Mollepata führen würden. Ich nehme den direkten Weg. Nun ist die Strasse wirklich gut. Herrlich! Auf der anderen Bergseite sehe ich Pallasca und Teile der nach oben führenden Stasse. Dort geht’s morgen hoch. Aber erst morgen!

Blick auf Mollepata, Pallasca und die Steigung

Nun folgt eine Baustelle und ich muss warten. Ich unterhalte mich mit den Männern und wie so oft fragen sie, ob ich keinen Peruaner wolle. Nun, ich bin nicht auf der Suche. Dann geht’s runter und ich erreiche die Plaza von Mollepata. Ich frage einen Señor nach dem Padre. Der wohnt wie erwartet nicht hier. Dann frage ich nach der Schule und einem Lehrer. Nun, der Direktor sitze dort drüben auf der Bank. Und ist auch sofort bereit, mir ein Schulzimmer zu öffnen. Wow! Er begleitet mich zur Schule und lädt mich gleich noch zum Abendessen ein. Nochmals wow! Manchmal bin ich wirklich fast sprachlos ab der Herzlichkeit der Leute hier. Ich richte mich ein, wasche die Kleider, das Rad und mich. Das tut allen gut! Abends gibt es dann eine gute Portion Pasta im Haus von Adebar und seiner Familie und eine gute Unterhaltung inklusive Horrorstories. Hier seinen vor einiger Zeit Gringos vorbeigekommen und hätten Kinder umgebracht und ihnen Organe entnommen. Nun würden die Kinder vor allen Gringos davonrennen oder Steine nach ihnen werfen. Das ist mir noch nicht aufgefallen, aber gut zu wissen…

18.08.2014. Um 7.30 Uhr kommen die Schüler, da muss ich draussen sein. Ich bin schon kurz nach 7 Uhr startklar und verabschiede mich von Adebar und seiner Familie. Dann beginnt die kurvige Abfahrt zum Rio Tablachaca. Auf der anderen Bergseite immer die folgende Auffahrt im Visier. Immer wieder halte ich und halte den Ausblick fotografisch fest.

Ds nennt man Serpentinen

Nach einer Stunde und 10 km erreiche ich den Fluss. Die Auffahrt beginnt gleich mit einer steilen Passage, aber hier ist die Strasse bereits asphaltiert. So geht das besser. Dann beginnen die Serpentinen. Eine um die andere arbeite ich mich den Berg hoch. Es ist heiss, die Vegetation wüstenartig. Ich komme gut vorwärts und freue mich darüber. Es geht doch. Die letzen Kurven sind dann aber doch wieder zu steil, ich schiebe, auf Asphalt… Dann beginnt eine längere Traverse mit viel Wind. Diese Strasse kann jeder Death Road Konkurrenz machen, steil fällt sie rechts in den Abgrund ab.

Von da drüben komm ich her

Dann erreiche ich das erste Dorf: Shindol. Ich halte, gleich stürmen diverse Männer auf mich zu und schütteln mir die Hand. Das ist wohl so üblich hier. Einer hat ein interessant aussehendes Brötchen in der Hand, gefüllt mit diesen kleinen Papas fritas. So eines hätte ich auch gerne, ich habe Hunger. Es werden zwei daraus, dann mache ich mich gestärkt auf die Weiterfahrt. Dem Hang entlang geht’s weiter hoch, ich passieren Culcabamba. Weiter geht’s hoch, nach einer Kurve sehe ich hoch oben Pallasca. Uff, das geht noch gut nach oben. Kurve um Kurve führt die Strasse nach oben, nun verlässt mich wie schon gestern wider die Kraft. Oder der Wille? Ich weiss es nicht so genau, aber irgend etwas raubt mir mit einem Male alle Energie. Ich schiebe mich und das schwere Rad schlussendlich nach Pallasca. Das waren 31 km „hochfahren“ und 1’120 Höhenmeter. Danach erwarte ich eine Abfahrt, doch es geht weiter hoch. Nun auf losem Stein-Staub-Schotter und ziemlich steil. Bald schiebe ich wieder. Die Strasse führt durch einen Eukalyptus-Wald, ich bin alleine auf weiter Flur. Oft könnte ich fahren, aber es geht nicht. Vor dem Beziehungsschlamassel mit dem Gewichtsverlust für mich und dem Gewichtsgewinn für das Rad wäre die Strasse kein Problem gewesen. Oder liegt es an etwas andrem? Nun stosse ich fast die ganzen 6 km. Mit Laufen wäre ich schneller gewesen. Ich schreie mich selbst an, dass ich mich zusammenreissen soll, doch alles nützt nichts. Was mache ich nur hier? Vielleicht schleppe ich aber wirklich zuviel Gewicht und das zehrt jeden Tag mehr an meinem Körper. Hier muss ich dringend was ändern. Das habe ich schon oft gesagt… Dann eine letzte Kurve, wie immer hoffe ich, nun die weissen Bergspitzen der Cordilliera Blanca zu sehen. Doch auch heute ist dies nicht der Fall. Aber ich bin oben. Auf einer hübschen Wiese gibt es endlich Mittagessen, es ist schon kurz vor 15 Uhr. Ich denke gerade so, hier könnte man auch noch campen, als es hinter mir raschelt. Huch, was für ein Schreck! Da kommt ein Mann aus dem Wald raus. Der Señor wohnt hier und nun unterhalten wir uns eine Weile. Dann beginne ich die Abfahrt nach Inoco. Ich passiere das Dorf, bald folgt Huacaschuque. Ich will noch weiter nach Huandoval, doch nach der ersten Kurve sehe ich eine Steigung. Ich mache auf der Stelle kehrt, ich will heute nicht mehr hochfahren! Ich frage bei der Plaza nach Padre, Lehrer, Schule, Übernachtungsgelegenheit. Lange stehe ich dort und unterhalte mich mit diversen Männern, zum Schluss bezahlt mir der Alcalde ein „Hotel“. Einfacher könne es nicht sein, das „Zimmer“ im ersten Stock hat Erdboden, die drei Räume sind durch dünne Bretterwände getrennt, Türen und Fenster gibt es keine und gerade stehen kann ich auch nicht, so nieder ist die Decke. Das Bett und die Wolldecken sehen nicht sehr einladend aus, aber einem geschenkten Gaul schaut man ja bekanntlicherweise nicht ins Maul. Das Klo ist in einem anderen Haus und waschen kann ich mich im Innenhof. Aber sauber ist sauber.

Die nette Plaza von Huacaschuque

Dann lädt mich die Señora des „Hotels“ auf einen Kaffee ein und der Einfachheit halber esse ich bei ihr im Restaurant zu Abend. In diesen tristen, dunklen Häusern brennt meist irgendwo ein Holzofen, so riecht bald alle meine Kleidung nach Rauch. Und weil das Klo nicht um die Ecke liegt, gibt es für diese Nacht einen klassischen Nachthafen…

19.08.2014. Gegen 7.30 Uhr verlasse ich mein „Hotel“ und Huacaschuque. Nun geht’s ja wieder hoch, heute schaffe ich die Steigung. Doch schon bald schiebe ich wieder, so steil ist es. Dann fahre ich, aber nicht lange. Meine Beine fühlen sich müde an. Das kann ja heiter werden, denn es geht heute noch lange hoch. So komme ich nirgends mehr hin. Ich muss was ändern! Unbedingt! Mir fiel und fällt auf, dass ich immer eher schnell rauffahre. Ich muss langsamer werden. Ich versuche es. Ein paar Meter, erster Halt. Weiter. Langsam komme ich in einen Rhythmus, auch die Beine fühlen sich immer besser an. Ich schaffe sogar wieder steile Steigungen! Dem inneren Schweinehund habe ich es gezeigt! Nach Huandoval geht es wieder lange hoch, auf der anderen Bergseite sehe ich Huacaschuque. Nun steige ich gut hoch, ich komme gut voran, die Beine machen mit. Ich passiere heute sogar Leute, Indigenas laufen mit ihren Schafen und Kühen den Berg hoch.

Dem Himmel oder Abgrund so nah

Dann beginnt die Abfahrt nach Cabana. Ich kaufe ein paar Lebensmittel und fahre weiter. Nun geht es auf Schotter steil runter zu einem Fluss. Klar. Hier unten ist es nun sehr heiss und fast windstill. Dann geht es wieder steil hoch. Auch klar. Irgendwie habe ich langsam etwas genug von diesem ständigen Rauf und Runter. Die Landschaft ändert sich auch nicht mehr gross, es sind immer dieselben Berge und Felder zu sehen. Ich folge hier aber auch weiter der strengen Bergroute, man hätte wohl von Pallasca schon in tiefere Regionen fahren und von dort zum Cañon del Pato gelangen können. Langsam kommt mir der Gedanke, einen Bus zu nehmen, zumal ich die Strecke vor und durch den Cañon del Pato schon kenne. Das hat auch noch andere Gründe, dazu mehr ein ander Mal. Ich fahre weiter hoch, es geht immer noch gut. Langsam und stetig. Da steht ein Bus auf der Strasse, Leute laden Sachen aus. Chimbote, Huaraz. Ist das ein Zeichen? Ich rede mit dem Fahrer. Morgen um 9 Uhr fährt er von Tauca nach Chimbote und Huaraz, das Rad und das viele Gepäck sind kein Problem. Gut zu wissen… Bald wechselt die Schotterstrasse zu Asphalt und ich komme noch besser voran. Ich erreiche Tauca. Ich fahre ins Dorf. Hier sind die Strassen wieder so steil, dass ich deswegen schieben muss. Ich erreiche die Plaza. Wow, ein hübscher Ort! Viele tolle Gebäude und eine spezielle Kirche. Ich gehe zur Municipalidad, der Alcalde ist aber nicht da. Die Señora schickt mich zur Kirche. Der Padre ist auch nicht da, aber ich steige trotzdem die Treppen hoch zur Parroquia. Da arbeiten viele italienische Volontäre. Elisa will mir gleich mein Zimmer zeigen. Wow, so schnell geht das. Ich möchte zuerst mein Rad holen. Durch den Hintereingang kann ich die Treppe umgehen. Nun zeigt mir Elisa mein Zimmer. Jetzt verschlägt es mir fast die Sprache. Mein Zimmer! Ein riesiger Raum, ein riesiges Doppelbett! So eine edle Unterkunft hatte ich schon ewig lange nicht mehr! Ich entstaube Gepäck und Rad und verstaue alles in meinem Luxusgemach. Und dann wird es noch besser. Eine heisse Dusche! Echt genial! Danach informiere ich mich über den heute gesehenen Bus und suche ein Internet. Dazu laufe ich durch das wirklich tolle Dorf. Sehr speziell und sympathisch. Mir gefällt es sehr gut in Tauca.

Die Kirche von Tauca

Wieder zu Hause

Das Internet ist auch überraschend schnell. Später kaufe ich mir dann wirklich ein Busticket nach Chimbote, von dort geht es weiter nach Huaraz. Eigentlich wollte ich nach Mancos, aber es fahren nicht so viele Busse durch den Cañon del Pato. So schnell ändert sich der Plan. Und morgen schon bin ich in Huaraz… Etwas schnell und plötzlich, aber was soll’s. Und meine Tour durch die Cordilliera Blanca kann ich auch von Huaraz aus starten.

20.08.2014. Einige Zeit vor 9 Uhr stehe ich bei der der Bushaltestelle. Der Bus trifft dann kurz nach 9 Uhr ein. Mein Gepäck kommt hinten in den Kofferraum, das Rad aufs Dach. Nun kommen mir doch Zweifel, ob das eine gute Idee war. Denn eigentlich sollte das Rad weder in noch auf einen Bus. Und ich hätte gut nach Huaraz fahren können. Aber nun ist es da oben und ich hoffe, es überlebt die Fahrt… Nach Tauca beginnt die Abfahrt nach Chuchicara. Das wäre wohl die coolste und längste Abfahrt seit langem gewesen. Schon wieder bereue ich ein wenig meine Entscheidung. Na ja. Die Landschaft wir immer wüstenartiger, kahler und grauer. Nach Ancos geht’s weiter runter entlang dem Rio Ancos. Bei Chucquicara wäre der Abzweig zum Cañon del Pato, der Bus fährt nun weiter nach Chimbote. Es geht der Küste zu, der Himmel wird immer grauer, die Landschaft trister. Kurz nach 13 Uhr fahren wir in Chimbote im Terminal ein, der Bus nach Huaraz verlässt dieses gerade. Nein, so ein Pech. Der Chauffeur gibt mir mein Rad vom Dach runter, ich lade alles auf. Um 16 Uhr fährt der nächste Bus dieser Gesellschaft nach Huaraz. Ich frage noch mehrmals nach, ob es keine anderen gäbe, das kann doch irgendwie nicht sein. Der Fahrer fragt mich nochmals, wann ich denn fahren wolle. Ich meine sofort. Nun sagt er, dass der Bus nebenan gleich nach Huaraz losfährt. Na, so ein Witzbold. Der andere Fahrer gibt mir noch Zeit, Rad und Gepäck unten im Laderaum zu verstauen, dann geht es auch schon los. Die Klopause muss noch warten… In Casma erfolgt dann der erste Halt und endlich kann ich aufs Klo. Nun geht die Fahrt weiter durch sehr trockene und triste Wüstenlandschaft. Hier würde das Radfahren wohl nicht so viel Spass machen. Dann beginnt die Strasse langsam anzusteigen. Hoch und hoch führt die Strasse, von der Küste geht es hoch rauf auf über 4’000 m.ü.M. Was für eine Auffahrt. Kurve um Kurve zieht der Bus nach oben, der Wüste folgt die kahle Sierra. Und dann endlich folgt der Blick, auf den ich schon so lange gewartet habe. Vor meinen Augen erscheint die Cordilliera Blanca, mit dem Huascaran und all seinen Kollegen. Ich bin auch heute wieder total fasziniert von dem Anblick. Schade, dass er nicht auf dem Rad erfolgt, aber auch so fühle ich etwas ganz Spezielles. Es ist wie nach Hause kommen. Nun folgt noch eine lange Abfahrt nach Huaraz. Gegen 18.30 Uhr treffen wir dort ein. Ich bin so quasi zu Hause. Schön! Und nach den Tagen der Stille und der mototaxifreien Zeit hupt es wieder von allen Seiten. Ich packe wieder mein Rad und mache mich auf den Weg zum Hostal „El Jacal“. Zur Interroy Lodging, wo Monika und ich fast 5 Wochen zu Hause waren, will ich nicht, denn da war nicht immer jemand zu Hause und es wird schon dunkel. Im „El Jacal“ erlebe ich die erste Überraschung. Vor vier Jahren bezahlte ich für ein Zimmer 25 Soles, jetzt kostet es 50 Soles! Das ist zuviel. Ich frage nach etwa Preiswerterem, es wird mir „La Cabaña“ etwas weiter oben empfohlen. Hier bekomme ich für 25 Soles ein eher kühles und dunkles Loch im Erdgeschoss, aber so kann ich direkt vor mein Zimmer fahren. Danach habe ich wirklich Hunger und beim Weg zur Plaza treffe ich auch schon auf Victor, unseren treuen Guia von damals. Wir gehen zusammen essen, wobei er mir stundenlang von all seinen Leiden klagt. Leider kann er wegen einer Knöchelverletzung nicht in die Berge. Ich wollte eigentlich ein weiteres Trekking mit ihm machen, aber daraus wird wohl nichts. Na ja, auch nicht so schlimm.

Wieder zu Hause

21./22.08.2014. Ich verbringe zwei Tage in Huaraz. Kleider und Rad wollen gewaschen werden. Der Blog bekommt ein Update. Zudem ist wieder einmal Haare schneiden angesagt. Ich sage der Señora gleich, sie solle den Fernseher abstellen. Sie schaut mich etwas komisch an. Ich erkläre ihr, dass ich eben auch schon hier in Huaraz einmal die Spitzen schneiden wollte, die Dame aber nebenbei die Soap schauen musste und mir viel zu viel Haare abschnitt. Die Señora versteht uns gibt sich viel Mühe. Und das für 4 Soles. Und dann muss ich mein Gepäck für den Loop durch die Cordilliera Blanca vorbereiten. Da möchte ich nämlich mal richtig light fahren und sehen, ob das meinen Beinen hilft. Nur das Nötigste wird mitgenommen – wenn ich das kann – alles andere bleibt in Huaraz. Da bin ich schon sehr gespannt darauf und ich freue mich schon, die Cordilliera Blanca diesmal vom Radsattel aus zu erkunden…