21. – 31.03.2015. 451 km. 4’170 Höhenmeter. Meine geplante Fahrt durch den Parque Nacional Conguillo wird leider durch einen Waldbrand verhindert. Ich fahre den Seen entlang in Richtung Süden, wo ich auf einen rauchenden Vulkan Villarica und einen deutschen Radler stosse. So erreiche ich Osorno, wo schlussendlich noch der chilenische Zoll meinen Kopf zum Rauchen bringt.

Route: Pillanlelbun – Vilcun – Cherquenco – Puente Lan Lan 2 – Cunco – Los Laureles – Villarica – Lican Ray – Panguipulli – Los Lagos – Antilhue – Los Lagos – Osorno

21.03.2015. Bei Carla und Juan Jose in Pillanlelbun war es so gemütlich, dass der Aufenthalt etwas länger dauerte als geplant. Aber heute geht es weiter. Die Familie ist übers Wochenende weggefahren, ich bin alleine zu Hause. Ich frühstücke gemütlich, dann mache ich mich gegen 9 Uhr auf den Weg. Es ist noch kalt, aber die Sonne wärmt im Moment noch schnell. Dies wird noch beschleunigt, wenn es den Berg hoch geht. Die Gegend beginnt gleich hügelig und nach 6 km beginnt der Schotter. Und die Staubwolken. Es geht nun die meiste Zeit rauf. Ich passiere Vilcun. In San Patricio mache ich auf der Plaza Mittagspause. Ich freue mich schon auf die Pfirsiche, doch diese sollte man doch nicht auf Schotterstrassen transportieren. Da bleibt mir nur noch Mus… Dann geht’s weiter nach Cherquenco. Ich will in den Parque Nacional Conguillo, in einer Tienda fülle ich sicherheitshalber alle meine Wasservorräte auf. Die Tafel, dass man sich bei den Carabineros melden soll, wenn man in den Park will, ignoriere ich. Und an der Strasse kontrollieren sie nicht. Ich fahre weiter hoch in Richtung Volcan Llaima. Nun geht’s gut hoch mit ein paar gut steilen Steigungen. Heute Samstag hat es auch ziemlich viel Verkehr, alle wollen hoch zum Skizentrum. Dort will ich nicht hin, ich will durch den Nationalpark um den Vulkan herumfahren. Dies soll eine der schönsten Strecken hier unten in Chile sein. Auracarien, Lagunen, Vulkane. Ich freue mich richtig darauf. Ich bin schon gut gestiegen, da hält ein mir entgegenkommenden Conaf-Fahrzeug der Incendio-Einheit. Ob ich in den Park wolle? Ja. Nun, da könne ich wegen einem Brand nicht hin, die Durchfahrt sei gesperrt. Ich müsse wieder umkehren. Und so lässt man mich einfach auf der Strasse stehen. Clowns! In Cherquenco hat mir niemand was von dem Brand gesagt, auch kein einziges mir entgegenkommendes Fahrzeug. Super! Ich fahre trotzdem noch die drei steilen Kilometer bis zum Parkeingang hoch. Die Chica informiert mich. In der Nähe von Melipeuco brennt es. Seit gut einer Woche. Das hätten mir die Carabineros sagen können. Tja, das ist eben Künstlerpech. Und hier darf ich mein Zelt auf keinen Fall aufstellen. Aber beim „Nachbarn“ ca. 4 km weiter unten hätte es viel Platz. Und falls ich ein Feuer machen würde, müsse ich es einfach gut löschen. „Hähhh? Bitte?“. Feuer machen, wo doch alles am Brennen ist? Und so ein Satz von der Nationalparkwache. Da hätte ich etwas anderes erwartet:“Feuer machen strengstens verboten!“ Na ja. Andere Länder, leider andere Sitten. Ich fahre zum Haus von Don Nacho. Alles wieder runter, der ganze Aufstieg war für die Katz. Aber bei Don Nacho darf ich weit weg vom Haus mein Zelt aufstellen. Gleich bei einem kleinen, kalten Bach, wo ich kurz danach reinhüpfe. Was für ein erfrischendes Bad, zumal es immer noch richtig warm ist. Ich geniesse die letzten Sonnenstrahlen und mein Camp, sammle Brombeeren. Mmmm! Das ist schon fast ein perfekter Campplatz! Für den hat sich der Aufstieg fast gelohnt!

 

22.03.2015. Es bleibt morgens wirklich noch lange finster. Und Chile wird nicht auf Winterzeit wechseln. Das wird noch interessante Tage geben. Es ist kühl, nicht kalt, aber mit Sonne zum Frühstück muss man hier nicht mehr rechnen. Gegen 8.45 Uhr verlasse ich mein schönes Camp und fahre weiter alles wieder runter bis zum Abzweig nach El Salto, Cunco. Die Strasse soll miserabel sein, warnte man mich mehrmals. Mit viel Waschbrett. Ich steige bald wieder, mit einigen saftigen Abschnitten. Die Conaf-Incendio-Herrren überholen mich ohne den Fuss einen Millimeter vom Gas zu heben. Später kommen sie mir in der gleichen Manier wieder entgegen. Brand hin oder her, es sind respektlose Arschlöcher! Ich fahre lange hoch, loser, grober Schotter macht das Fortkommen langsam. Dann geht’s runter, nun sehe ich den Vulkan Llaima kurz. Auch da steigt Rauch hoch, unter dem Vulkan ein weiteres Feuer. Wirklich tragisch! Nun wird die Strasse wirklich mies, holprig, steinig und steil. Das Waschbrett stört mich am Wenigsten. Die Sicht ist braun-getrübt, überall Rauch. Nun rieche ihn auch. Das muss wirklich ein grosser Brand sein.

Morgenstimmung mit Flasche. Diese Cola-Light Flasche habe ich 2009 in Uruguay gekauft. Diesen Sturz überlebt sie nicht mehr…

Viel sehe ich nicht vom Volcan Llaima

Der Villarica stösst eine Aschewolke aus

Das Runterfahren fordert, bald tun mir die Arme weh. Und Hunger habe ich, aber hier gibt’s absolut keine Stelle um sich hinzusetzen. Dann ist es geschafft, ich bin unten und bald erreiche ich die Asphaltstrasse nach Cunco. Dort setze ich mich in ein Bushäuschen. Verdiente Pause. Bald fahre ich weiter, nun gegen den Wind. In Cunco frage ich bei den Carabineros nach dem Weg zu den Seen. Die Strasse sei mies und die Seen würde man nicht sehen. Na, dann fahre ich doch den einfachen Weg weiter in Richtung Villarica. In Los Laureles treffe ich auf sehr nette Bomberos, die mich bei sich übernachten lassen. Gleich gibt’s was zu essen. Toastbrot mit Würstchen. Dabei hören wir im Radio, dass der Vulkan Villarica wieder Asche spukt. So fahre ich nach dem Essen mit der ganzen Bombero-Truppe auf einen Hügel. Vulkan-Gucken! Irgendwie schon fast ironisch!

23.03.2015. In dieser Station schlafen die Bomberos alle ausserhalb, aber im hinteren Teil wohnen Gaby und Jose, die Aufpasser, sozusagen. Als ich um 9 Uhr rufe, dass ich gehe, meinen sie ganz erstaunt:“Schon? Wir wollten doch zusammen frühstücken.“ Das habe ich schon vor einer Weile gemacht, ich mache mich auf den Weg. Es folgen ein paar flache Kilometer, dann der Abzweig nach Villarica und die erste gute Steigung. Bald hört der Asphalt auf, ich fahre wieder auf grobem, losen Schotter und die Steigungen sind brutal. Ich schiebe. So führt die Strasse hügelig durch die Gegend. 12 km vor Villarica ist die Strasse wieder asphaltiert. Auch diese km sind hügelig, dann erreiche ich den Lago Villarica mit tollem Blick auf den gleichnamigen Vulkan, der heute nicht das kleinste Rauchwölckchen in den Himmel steigen lässt. Alles friedlich.

Sehr gefährliche Ausfahrt!

Gegen 14 Uhr erreiche ich Villarica, dort will ich bleiben. Ich fahre zu den Bomberos. Der Guardia muss den Capitan Nr. 1 anrufen. Der sagt ja, aber er müsse mit mir reden. Um 20.30 Uhr. So lange will ich nicht warten, ich will duschen, Kleider waschen, ich brauche Internet. Nochmals wird der Capitan angerufen. Alles kein Problem. Wunderbar! Essen muss ich auch noch etwas, zudem muss ich ein Loch in einer hinteren Tasche flicken. Dann habe ich endlich ein bisschen Zeit. Uhhhh, diverse Schoggi-Läden. Und man merkt, dass bald Ostern ist. Diese Läden erinnern mich sehr an Bariloche. Aber teuer! Ich gönne mir ein Glace. Auch seeeehr fein. Da kann Grido nicht mithalten…. Ich laufe zum See, geniesse den Ausblick. Schön hier! Dann geht’s zur Panaderia Rostock. An die erinnere ich mich noch vom 2010. Dort kaufe ich Brot. Brot!!!!! Uhhhhh! Dann setze ich mich in ein Café mit Internet. Es ist ein Paket mit einer neuen Kamera für mich auf dem Weg nach Chile. Ich will wissen, wo es ist. Unterwegs. Dann gehe ich zu den Bomberos. Ich lehre Capitan Nr. 2 kennen, aber die Ankunft von Nr. 1 verpasse ich. Der verschwindet gleich in einem Meeting. Bis 22.30 h warte ich, denn nur er darf entscheiden, wo ich schlafe. Dann muss ich bis 23 Uhr warten, bis der Chef der Nachtwache kommt. Ahhhh, ich schlafe fast ein. Ich will draussen mein Zelt aufstellen, aber nein, man will mir unbedingt ein Bett organisieren. Um Mitternacht steht dann endlich ein Bettsofa im Dormitorio. Viel zu kurz, aber egal. Ich will nur noch schlafen. Aber das bleibt nicht so einfach, denn die Herren lärmen noch lange rum, dann beginnt das Schnarchkonzert…

24.03.2015. Etwas müde mache ich mich auf den Weiterweg. Es ist warm und windig. Das ist der Puelche, ein warmer, aus Argentinien kommender Wind. Gut hügelig fahre ich weiter nach Lican Ray. Nach dem Dorf mache ich eine Pause. Ich esse gerade in süsses Teilchen, da fährt ein Radler vorbei. Andreas aus Deutschland. Er fährt sogar in die gleiche Richtung. Na, dann fahren wir doch zusammen weiter. Hügelig führt die Strasse weiter, hinter mir der Villarica, links der Lago Clafquen, am Strassenrand überall Brombeeren. Eine schöne Gegend, ein schöner Herbsttag.

Der Villarica ist wider aktiver

Am frühen Nachmittag erreichen wir Panguipulli. Am gleichnamigen Lago gibt’s eine ausgedehnte Mittagspause. Ich dachte daran, hier zu blieben, denn ich rechne mit meiner Ankunft in Osorno für den Donnerstag. Und wenn alles wie am Schnürchen läuft, fahre ich am Freitag nach Temuco, um mein Paket abzuholen… Andreas schliesst sich an, aber er will nicht bei den Bomberos übernachten. Der Zeltplatz ist weiter weg, aber zu zweit könnte man sich ja ein Hotelzimmer nehmen. Gut, das kann ich mir ja auch mal leisten. Das wäre die zweite Nacht, die ich in Chile bezahle… Das ist ok. Im Hostal Rucamew finden wir ein nettes Zimmer und eine sehr nette Dueña. Dach einer guten Dusche gibt’s ein leckeres Glace und später ein gutes Nachtessen in einem Restaurant. Auch das darf mal sein. Zweimal ertönen dabei die Sirenen. Dreimal heisst Bomberoalarm. Diesen Alarm hört man im Moment in vielen Dörfern und Städten. Die Brandgefahr ist durch die Hitze wirklich gross geworden. Dann freue ich mich auf das bequeme Bett und bald schnarcht es auch hier…

25.03.2015. Das Frühstück ist inklusive und sehr lecker! Und gemütlich. So dauert alles etwas länger und erst gegen 10 Uhr machen wir uns auf den Weiterweg. Langsam weg vom See in Richtung Ruta 5. Aber heute hilft der Wind und bläst und zügig durch die hügelige Gegend.

Ein edles Frühstück

Der Rio Calle Calle. Da würde ich gerne reinspringen.

In Los Lagos checke ich, wo mein Paket ist. Beim Zoll. Aber noch nicht so lange, ich muss noch etwas abwarten, bevor ich da anrufe. Wäre schön, heute beim Rio Calle Calle zu campen. Während ich im Internet bin, fragt Andreas nach einem Camping. In Antilhue soll es was geben. Das ist ein ziemlicher Weg, denn vor dem Dorf sah ich auch gute Orte am Fluss. Aber keine offiziellen Campings. Das kommt dann eben auf die Fragestellung an. Aber wir machen uns auf den gut hügeligen Weg nach Antilhue, auch wenn ich morgen alles wieder zurück muss. In Antilhue hat es natürlich keinen Camping, aber ich haue auf der Strasse eine Señora auf Fahrrad an. Klar, ihre Schwiegermutter würde gleich am Fluss wohnen. Da könnten wir das Zelt sicher aufstellen. Perfekt! Wir warten noch eine Weile auf die Señora, dann zeigt sie uns ein schönes Plätzchen am Fluss. Wunderbar!

Ein schönes Fleckchen

Abendessen mit toller Aussicht

Ein Bad im Fluss, ein gutes Essen auf zwei Kochern, ein gemütlicher Abend. Den haben auch die Jugendlichen, die nebenan noch bis um 1 Uhr nachts ihre Fiesta abhalten… Und gleich danach beginnen die Bronzekiebitze, oder Queltehue oder Tero, zu lärmen. Mitten in der Nacht!

26.03.2015. In Gesellschaft dauert auch das Frühstück länger. Ich bin früher abfahrbereit, mache mich gegen 10 Uhr auf den Weg. Ich will heute noch nach Osorno kommen. Ich gebe gut Gas, kurz vor 11 Uhr bin ich wieder in Los Lagos, dort biege ich auf die Ruta 5 ab. Ich sause dahin, lasse sogar die Shell-Tankstelle rechts liegen. Auch die 5 ist hügelig, aber auch heute bläst der Wind etwas von hinten. Ich komme gut vorwärts und es dauert eine gute Weile, bis mich Andreas einholt. Kurz vor Osorno gibt’s bei einer Copec-Tankstelle einen Kaffee, das Wi-fi funktioniert natürlich nicht. Nun fehlen noch wenige Kilometer bis nach Osorno. In die Stadt rein und durchqueren. Die Mama von Warmshower Alejandro wohnt auf der anderen Seite in Rahue Alto. Aber zuerst will ich nochmals kurz ins Internet. Was macht mein Paket? Gleich lese ich schlechte Nachrichten von meiner Mutter. Massive Probleme beim Zoll, das Paket ist schon wieder auf dem Rückweg in die Schweiz. Waaaaas? Ich verstehe nur noch Bahnhof. Ich verabschiede mich von Andreas und fahre hoch nach Rahue Alto. Dort werde ich von Lydia schon ungeduldig erwartet. Es ist ja auch schon fast 19 Uhr. Gleich gibt’s Once und eine nette Unterhaltung. Das beruhigt meine Nerven etwas. Und sonst kann ich heute sowieso nicht mehr wie tun. Ausser in ein bequemes Bett sinken. Wo die Gedanken natürlich weiter ihre Runden drehen…

27. – 31.03.2015. Es gibt viel zu klären. Was ist mit dem Paket passiert? Tja, wegen einem zu hohen Versicherungswert hat man Steuern von 1’700 USD erhoben. 1’700 USD!!! Das war natürlich viel zu viel und nach einem Telefonat mit meiner Mutter wurde die Rücksendung in die Schweiz veranlasst. Ich telefoniere den ganzen Freitag Morgen rum. Mit DHL Schweiz, DHL Chile und dem Zoll. Einfach hartnäckig bleiben! Und langsam trennt sich der Weizen vom Spreu und ich finde tatsächlich zwei fähige Personen, eine Dame beim Zoll und ein Herr bei DHL am Flughafen Santiago. Denn dort befindet sich meine Kamera noch immer. Theoretisch müsste ich nun an den Flughafen in Santiago, wo man mir ein Papier ausstellt, dass ich nur Tourist bin und einen persönlichen Gegenstand einführen darf, da ich das Land ja wieder verlasse. „Ratet“ nennt sich das Formular. Ich kann aber plausibel erklären, dass dies nicht geht. Nun darf ich eine vom Notar beglaubigte Kopie des Passes und des Einreisestempels nach Santiago schicken. So sollte ich das Paket steuerfrei aus dem Zoll bekommen. So die Theorie. Am Nachmittag renn ich vom Notariat zu chilexress, dann reicht es noch für einen Kaffee mit Andreas und schon ist der Tag rum. So ein Tag ist viel anstrengender als ein Tag auf dem Rad. Und mein Aufenthalt in Osorno wird wohl länger dauern, als geplant. Mir dröhnt der Kopf. Heute kommen die Rauchzeichen definitiv von mir!

Am Wochenende passiert nichts mit dem  Paket, so habe ich zwei Tage „Ruhe“. Aber die Tage vergehen schnell, ich unterhalte mich immer gut mit Lydia und natürlich gibt es noch etwas zu feiern. Meinen Geburtstag. Mensch, schon 39! Eigentlich wollte ich ihn dieses Jahr auf dem Rad verbringen, aber wie so oft ändern sich die Pläne. Aber ich bin auch so in netter Gesellschaft, es gibt ein leckeres Mittagessen in der Stadt und Lydia spendiert mir zur Feier des Tages eine feine Torte. Ganz herzlichen Dank! Auf ein nächstes Jahr voller Begegnungen!

 

Hmmmm! Mein Geburtstagskuchen!

Und dieses beginnt zur Abwechslung mit einem „Happy Day“. Hartnäckigkeit lohnt sich! Robinson, mein Kontakt bei DHL gibt sich wirklich Mühe, holt die Papiere selbst bei chilexpress ab, bringt sie zur Zollchefin und frei ist mein Paket. Dann wird auch noch meine Bitte erhört, das Paket nach Puerto Montt anstelle von Temuco zu schicken. Kein Problem! Wow! Ganz herzlichen Dank. So ist auch meine Route bestimmt. Ich schwankte zwischen Bariloche und Puerto Montt. Jetzt ist dies auch klar. In Puerto Montt soll die Kamera am 1. April eintreffen. Dies ist hoffentlich kein Scherz!