24.06. – 16.07.2015. 340 km. 215 Höhenmeter. Die Ausreise aus Ushuaia gestaltet sich etwas schwieriger als erwartet und zum Schluss lande ich viel schneller als erwartet in Buenos Aires. Dort sattle ich wieder aufs Rad um. Denn es geht weiter… mit weiteren Startschwierigkeiten in Richtung Rosario. Auf dieser Fahrt lerne ich wieder ganz viele hilfsbereite und nette Menschen kennen. Dies geht in Rosario weiter, wie auch das Schlemmen. Argentinien ist definitiv nicht für die Diät gemacht…
Route: Ushuaia – Buenos Aires – Pilar – San Antonio de Areco – Portobelo – Baradero – San Nicolas de los Arroyos – Villa Constitucion – Rosario
Eine ganze Weile ist es her, die Ankunft in Ushuaia. Manch einer wird sich gefragt haben, was nun passiert. Die wohl nicht sehr erstaunliche Antwort: es geht weiter…
24.06.2015. … In der gewohnten, morgendlichen Dunkelheit mache ich mich gegen 9 Uhr auf den Weg. Durch die nassen Strassen fahre ich zum Stadtausgang von Ushuaia. Bei der Polizeikontrolle werden meine Daten erfasst. Dann werde ich zu den Türmen geschickt, dort darf ich Autostop machen, bei der Polizei nicht. Wer hätte das gedacht? Dies meine Strategie, um Ushuaia zu verlassen. Ich hoffe, dass mich ein Truck oder ein Pick-up mitnimmt. Von anderen Ciclistas weiss ich, dass dies gut funktioniert. Zumindest im Sommer. Ich stelle mich an den Strassenrand. Bald hält ein erster Truck. Ich renne zum Fahrerhaus. „Du bist hübsch, ich würde dich gerne mitnehmen! Aber das da nicht: Dafür habe ich keinen Platz!“ Mit „das da“ ist natürlich mein Rad gemeint und ohne dieses gehe ich natürlich nirgends hin. Zudem brauche ich keinen Geiferer, der mich hunderte von Kilometern zutrötet. Das Ganze wiederholt sich ein zweites Mal, die restlichen Truckfahrer geben mir Zeichen, dass sie nur eine Runde machen. Sie fahren zum Cerro Castor und wieder zurück. Die meisten, die ich heute sehe, tun dies. Ich rette mich etwas vor dem kalten Wind, aber mir wird trotzdem kalt. Zweimal halten Pick-up-Fahrer, doch einer fährt 20 km, der andere nach Lago Escondido. Da steige ich erst gar nicht ein. In der ganzen Zeit, die ich am Stadtausgang verbringe, erscheinen 3 Mochileros. Keiner von denen wartet mehr als 5 Minuten auf eine Mitfahrgelegenheit. Was für ein Frust! Ich stelle mich weiter langsam zitternd an den Strassenrand, überlege mir aber schon eine andere Strategie. Winter scheint nicht der Zeitpunkt fürs Truckstoppen zu sein. Immerhin fährt noch Thiago, der Brasilianer vorbei. Er wechselt mir noch alle chilenischen Pesos in argentinische. Immerhin etwas. Ich zittere noch ein bisschen weiter, dann frage ich bei der Polizei nach den Bussen nach Rio Gallegos. Von dort sollte es einfacher sein, nach Norden zu kommen. Ich fahre in die Stadt zurück, zu einer Bus-Agentur. Terminal gibt’s hier keins. Bus nach Rio Gallegos 600 Pesos, fährt um 5 Uhr morgens ab. Rad muss in eine Schachtel verpackt werden. Ich frage nach Bussen nach Buenos Aires. 3’200 Pesos. Fliegen sei billiger. Huch!! Ich überlege kurz, dann entschiede ich mich spontan für das Fliegen. Aber wenn fliegen, dann kaufe ich das Ticket lieber bei Aerolineas Argentinas. Ich fahre zum Büro, kaufe mein Ticket für 2’500 Pesos. Das Gepäck wird dann noch extra kosten, nach Übergewicht. In meinem Überschwung kaufe ich das Ticket für…. morgen. Ich fahre wieder zum Hostal, wo ich etwas überrascht wieder empfangen werde. Nun muss ich eine Schachtel auftreiben. Nicht so einfach. Aber in einem Laden schenkt mir ein Señor zwei kleine Bikeschachteln. Um 17 Uhr beginne ich mit der Demontage des Rades. Ich arbeite sehr konzentriert, bald ist alles verpackfertig. Nun muss ich aus den zwei Schachteln eine Verpackung basteln. Aber die netten Herren im Hostal helfen mir dabei, als es ums Einwickeln mit grosser Plastikfolie geht. Die Taschen lade ich alle in eine übrige Schachtel. Auch diese wird mit Plastik eingewickelt. Und dann ist alles reisebereit, und ich fix und fertig. Was für ein Tag!
25.06.2015. Kurz vor 8 Uhr holt mich ein Taxi ab. Grosses Taxi, teures Taxi. Gegen 8 Uhr bin ich am Flughafen, einchecken… und schlucken. Ich wusste, dass mein Gepäck schwer ist, aber so schwer? Die Señora schenkt mir noch 10 kg, dann muss ich zum nächsten Schalter und 47 kg bezahlen. Der schwule Mitarbeiter würde mir die Kosten gerne ersparen, aber er dürfe nicht. Ich könne mit der Chefin reden. Na ja, das spare ich mir. Immerhin gibt’s hier keine Gewichtslimiten für Gepäckstücke. Die Schachtel mit den Taschen wiegt nämlich 27 kg. Mit etwas Verspätung startet mein Flug nach Buenos Aires. Adios Ushuaia! Welches zum Schluss nochmals alles gibt. Was für ein Bergpanorama! Die Sonne geht gerade auf, ich sehe runter auf unzählige, verschneite Gipfel. Wunderschön! Vielen Dank! Dann deckt langsam Nebel die darunter liegende Landschaft zu, das ändert sich nicht mehr bis zur Landung in Buenos Aires. Dort wird meine Radschachtel als erste aufs Gepäckband gespuckt. Meine restlichen Sachen folgen bald. Draussen setze ich mein Rad wieder zusammen, sortiere mein Gepäck. Ich bin gerade fertig, als Fernando auftaucht. Mein Warmshower in Buenos Aires, der mich netterweise vom Aeroparque abholt. Ganz herzlichen Dank! Mit Guia fährt es sich besser durch die Grossstadt. Die ungewohnt grosse Stadt. Nach der langen Einsamkeit der winterlichen Pampa des Südens ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick. Natürlich hat sich auch die Temperatur etwas geändert. Es ist wärmer hier. 10 km fahren wir meist auf Ciclovias durch Buenos Aires, bis wir Fernandos Haus in Villa Crespo erreichen. Dort treffe ich auf seine Frau Ines. Zwei wirkliche sehr nette Gastgeber. Nun muss nur noch meine Seele ankommen, die befindet sich noch auf dem Weg…
26.06. – 04.07.2015. Am Sonntag nach meiner Ankunft findet gleich ein grosser Event für Cicloviajeros statt. Da schaue ich natürlich vorbei, zumal Fernando auch noch mitorganisiert. Ich trefe auf einen Radler, den ich damals beim Abstieg vom Paso Agua Negra getroffen hatte. Was für Zufälle. Ebenfalls erkennen mich Leute an meinem veloboton-Ohrringen, die sie auf Facebook gesehen hatten. Auch nicht schlecht. Ich unterhalte mich den diversen Anbietern von Taschen, Anhängern etc., höre mir einen Vortrag von Reisenden an. Ein interessanter Event und ich hoffe für Fernando und Diego, dass noch weitere folgen werden.
Ebenfalls muss ich mein Rad wieder waschen. Die kurze Fahrt zum Ausgang von Ushuaia hatte es wieder eingesalzt, in Ushuaia hatte ich aber keine Zeit mehr es zu waschen. Dies aber eine sehr gute Sache, denn dabei stelle ich fest, dass die Pedalachse locker ist. Fernando arbeitet manchmal bei Babe Bikes, dahin bringe ich nun mein Rad. Mechaniker Martin wird die Kugellager der Pedalachse auswechseln, zudem bitte ich um einem Komplettservice. Wohl auch Intuition, denn Martin entdeckt, dass die hintere Felge einen riesigen Riss hat. Zum Glück ist diese doppelwandig, sonst wäre ich wohl in der winterlichen Pampa liegen geblieben. Dies gibt mir einiges zu denken. Wäre dies doch alles in Punta Arenas passiert. Dort hatte es gutes Material, einen guten Bikeshop. Der Bikeshop hier ist sicher auch gut, aber Argentinien ist sicher nicht das beste Land, um gutes Material zu anständigen Preisen zu bekommen. Zudem muss dass Hinterrad mit Rohloff neu eingespeicht werden. Auch ein heikler Punkt. Na ja, Martin will mir eine gute Felge organisieren. Dazu kommen noch Kugellager für die Vorderradachse. Alles in allen beginnt das Rad wohl genau jetzt mit den Verschleisserscheinungen. Martin meint in etwa, es sei ein Rahmen mit ziemlich viel Schrott drumherum… oder so. Die ganzen Reparaturen verschieben meine geplante Abreise auf jeden Fall etwas nach hinten.
Und die Ortliebtaschen müssen zum Schuhmacher. Da ist ein Saum gerissen. Mit diesen Modellen hatte ich nicht viel Glück. Die Schrauben bei den Einhängehaken fielen ständig raus, da hausen nun normale Metallschrauben, die mit Sekundenkleber festgeklebt wurden. Zudem dringt in eine Tasche Wasser ein, keine Ahnung wo, denn der Duschtest war zweimal negativ.
Ansonsten kümmere ich mich um die velobotones. Buenos Aires ist ein guter Ort, um mich wieder mit Material einzudecken. Knöpfe, Perlen, Draht. Auch dies alles eher teuer hier. Aber ich finde schöne Knöpfe bei einem älteren Señor im Barrio. Das Einkaufen macht Spass, im Barrio Once finde ich den Rest. Dann steige ich in die Produktion ein. Die ist etwas gefordert, denn ich habe eine Grossbestellung erhalten. So laufen zumindest die Geschäfte und ich bin gut beschäftigt.
Tja, zudem müssen die Reisepläne geschmiedet werden. Ein grosses Ziel habe ich noch vor mir, die Cataratas de Iguazu. Und wenn ich schon ein Rad habe, dann fahre ich doch mit dem dahin. Zudem habe ich in Ushuaia ganz viele Brasilianer kennengelernt, jeder hat mir von einem noch tolleren Ort erzählt. Und Brasilien kenn ich noch nicht. Mal sehen, wohin mein Lenker mich noch steuern wird…
05.07.2015. Für die Ausfahrt aus Buenos Aires gibt es fast nur eine gescheite Lösung. Ein direkter Zug nach Cabred, Lujan. Fährräder können direkt in den Zug geschoben werden. Mit all den Radreparaturen und ein paar sonstigen Verzögerungen verlegt sich mein Abreisedatum auf den Sonntag. Ich kann den Zug in Villa del Parque besteigen, muss nicht extra zum Bahnhof Retiro fahren. Ich frühstücke gemütlich, packe mein Rad. Fernando will mich zur Zugstation begleiten. Wieder sehr nett! Vielen Dank! 6 km geht’s durch das sonntagmorgendliche Buenos Aires, es hat fast keinen Verkehr. Sehr angenehm. Die 6 km sind schnell erradelt, ich bn viel zu früh da. Alles läuft gut, die Sonne scheint, das Warten hier ist viel angenehmer als in Ushuaia. Ich frage sicherheitshalber auch noch nach, ob der Zug auf dem Gleis abfahren wird. Alles perfekt! Es fahre einige Züge vorbei, meiner geht um 10.20 Uhr. Fer wartet mir mir. Dann kommt wieder ein Zug, etwas zu früh. Der muss es sein. Oder doch nicht? Hier gibt es keine Ansagen oder Anzeigetafeln. Ich rufe, ob der Zug nach Cabred fahre? Keine Ahnung, ist die mehrfache Antwort. Super! Und schon schliessen sich die Türen, dann rollt der Zug wieder an. Tja, so eine Scheisse! Es war mein Zug! Wieso bin ich nicht einfach eingestiegen. Jetzt stehe ich ziemlich bedeppert da, der nächste fährt erst in 1,5 Stunden. Und ich wollte heue noch 50 km nach San Antonio fahren. Fer meint ganz ruhig, wir fahren nach Hause, ich bringe dich mit dem Auto hin. Dann bist du noch vor dem Zug da. Kurz überlegen… ok, wenn das geht. Also alles wieder zurück, zum Glück ist heute Sonntag. Nochmals 6 km durch die Stadt und wir sind wieder beim Haus. Nun geht die Haustüre nicht mehr auf. Was für ein verflixter Tag! Und er hatte irgendwie so gut begonnen. Aber die Autoschlüssel sind zum Glück in der Garage deponiert. Also dahin, Rad entladen. Das Auto lässt sich sehen, mit abmontiertem Hinterrad passt alles rein. Dann los. Fer hat keine Kohle, die hat er im Haus gelassen. Und der Tank ist fast leer. Natürlich übernehme ich die Kosten. Keine Frage. Aber Fer meint schon, Benzin sei teuer hier, aber als er bei der Tankstelle dann nach 200 Pesos für Benzin und Mautgebühren fragt, schlucke ich. Hätte ich das gewusst, hätte ich wohl auf den Zug gewartet. Aus der Stadt raus, dann auf die Autobahn 7 nach Lujan. Nun geht’s zügig voran. Plötzlich meint Fer, er hätte die Ausfahrt verpasst. Also irgendwie wieder zurück, die Ausfahrt nehmen. Wir fahren dahin und dahin, dann kommt plötzlich ein „Mierda“. Ein Halt auf dem Seitenstreifen und die Konsultation des GPS ergeben, dass Fer falsch abgebogen ist. Wir fahren im Zeugs rum in Richtung Autobahn Ruta 8, vorbei an diversen zusätzlichen Peajestellen, die mich immer mehr kosten. Was für ein Scheiss!! Es ist längst nach 12 Uhr, das war die Ankunftszeit des Zuges. Von wegen vor dem Zug da sein… Bald fahren wir auf der 8 dahin, ich schaue mir die Karte an. Dann fahre ich halt auf der 8 in Richtung San Antonio weiter. Das war nicht mein Plan, aber heute ging der Plan sowieso in die Hose. Fer lädt mich kurz nach Pilar ab, dort belade ich mein Rad und auf geht’s. Das tut gut. Die letzen Tag habe ich sicher ein paar Kilos zugelegt. Facturas, gutes Essen, Wein, etc. Da tut etwas Bewegung ziemlich gut. Was bis anhin ein zweispurige Autobahn mit Seitenstreifen war, ist nun eine zweispurige Strasse ohne Seitenstreifen und am Strassenrand wächst uneben Gras. Ich versuche dort zu fahren, vergebens. Also auf die Strasse. Sehr konzentriert fahre ich dahin, immer den Rückspiegel und den Gegenverkehr im Auge. Bei Lastern muss ich ins Gras ausweichen. Sonst geht’s mehr oder weniger. Bis auf einen Raser, der mich fast umbringt. Kommt kein Gegenverkehr, kann ich kurz etwas aufatmen, da überholen die Fahrer. Aber plötzlich spüre ich etwas komisches hinter mir, viel zu nahe. Ohne zu überlegen springe ich ins Gras. Das Auto schlingert, gerät auf die andere Strassenseite. Was für ein Arschloch. Hat sicher mit dem Handy gespielt. Auspeitschen sollte man solche Leute! Ich fahre konzentriert weiter, der kalte Seitenwind macht das Fortkommen nicht einfacher. Gegen 16 Uhr erreiche ich San Antonio der Areco. Was für eine Erleichterung. Ich fahre ins Dorf rein, suche die Bomberos. Die gewähren mir zum Glück gleich Asyl. Ich bekomme ein Bett und darf unter eine heisse Dusche. Was für ein beschissener Tag!
06.07.2015. Gegen 9 Uhr verabschiede ich mich von den Bomberos. Mit neuen Routentipps. Die kleinen Dreckstrassen, die ich nehmen wollte, seien durch den Regen in ziemlich miesem Zustand. Ich solle über die Ruta 38 auf die Autopista 9. Die ist vierspurig und hat Seitenstreifen. Nun blieben mir aber noch 24 km auf der Ruta 8. Die ist heute nicht besser als gestern, ein paar Mal springe ich ins Gras. Immer wieder hat es Schotterausfahrten, aber keine einzige ist signalisiert. Bei der vermuteten halte ich. Und habe Glück, ein Pick-up biegt genau jetzt dort ab. Es ist die Ruta 38. Ich frage nochmals nach den kleinen Landstrassen, auch die Señores raten mir, auf die Ruta 9 zu fahren. Ich folge dem Drecksträsschen in Richtung Osten. Wie herrlich, fast kein Verkehr mehr! Die Wolken haben sich verzogen, nun scheint die Sonne. Ein perfekter Tag! Ich fahre im Hemd und seit langer Zeit krame ich wieder meine Fetzenhandschuhe hervor. Die brauchte ich das letzte Mal… in Coyhaique.
Ebenfalls macht das Wetter Durst, auch was Ungewohntes. Ich fahre über das Strässchen, immer wieder Abzweigungen und Kreuzungen. So lande ich gegen Mittag ungeplant in Portobelo. Hier muss ich Wasser auftanken, aus Gewohnheit trage ich nicht mehr so viel mit mir. Doch das Dorf ist ausgestorben. Bei einer Kornfirma hat es ein Büro und einen Parkplatz. Ich laufe zum Büro, geschlossen. Ich gucke rum, da erscheint ein Señor. Er gibt mir Wasser und lädt mich ein, die Mittagspause drinnen zu verbringen. So komme ich mit Julio ins Gespräch. Er wohnt in Baradero, einer Schweizer Kolonie. Da muss ich natürlich vorbeischauen. Wieder eine Planänderung. Nun folgen 22 km üble Asphaltpiste, ich kreuze die Ruta 9, nun fehlen noch 6 km bis ins Dorf. In Baradero erwartet mich Julios Tochter Marce mit dem Fahrrad und es gibt eine kleine Stadttour. Bei der Sociedad Suiza hat es viele Schweizre Fähnchen, aber die einzige Schweizerin ist nur Mittwochs da. Na ja. Zum Übernachten lädt mich Marce in das Haus der Familie ein. Dort lerne ich Mama Fatima und Bruder Martin kennen. Später gesellt sich auch Julio dazu. Extra für mich werden Empanadas gemacht, ich lerne, wie man den „Repulge“ macht. Und bin ein Naturtalent! Ha ha! Ich verbringe einen schönen Abend bei dieser herzlichen Familie. Vielen Dank! Baradero hinterlässt keine Schweizer Erinnerung, sondern Argentinische!
07.07.2015. Baradero verlasse ich bei Sonnenschein. Es ist noch kühl, doch die Sonne wärmt schnell. Ich fahre wieder zurück zur Ruta 9 und biege auf diese ein. Vierspurige Autobahn, Seitenstreifen, Fahrräder verboten. Wen interessiert’s? Hier fahre ich wenigstens einigermassen sicher, doch gemütlich ist die Autobahn nicht. Mit leichtem Rückenwind komme ich gut voran. Bei einer Tankstelle mach ich eine kurze Mittagspause. Bald erreiche ich die Ausfahrt nach San Nicolas. Auch diese Stadt liegt einige Kilometer weiter östlich. Ich fahre zu dem Bomberos, doch diese gehören zur Polizei. Da gibt’s nichts zu holen, sie schicken mich nach Villa Constitucion, dort gibt’s Bomberos Voluntarios. Es ist erst 14.30 Uhr, ich habe noch Zeit. So fahre ich auf der ziemlich miesen Ruta 21 nach Villa Constitucion und zu dem Bomberos. Bei Bizcochos und Kaffee warte ich auf den Chef, der bald auftaucht. Nun, es ist der zweite Chef, aber Gerardo gibt sein ok. Ein sehr herzlicher Mann, wie auch die ganze Truppe der Bomberos Voluntarios hier. Es gibt viele Fragen zu beantworten, später werde ich sogar ins Restaurant zum Essen eingeladen. Das ist Bombero-Premiere! Ich verbringe einen sehr netten und unterhaltsamen Abend mit der Truppe. Erst nach 1 Uhr sinke ich todmüde auf die Matratze. Während die Bomberos zu einem falschen Alarm ausrücken…
08.07.2015. Die Einfahrt nach Rosario ist etwas kompliziert, an allen Einfahrtsstrassen hat es Villas, wie die Slums hier heissen. Ich hatte mich nach der besten Einfahrt erkundigt, dir Ruta 9 war das Resultat. Die Bomberos raten mir von dem Einfahren ab, Warmshower Franco meint, zu der Uhrzeit sei es kein Problem… Zudem will er mich beim Casino abholen. Um 11.30 Uhr will ich da sein, dies meine kalkulierte Zeit. Doch heute hat der Wind die Seite gewechselt, mit Gegenwind komme ich nicht mehr so zügig voran. Bei der Peaje muss ich kurz was essen, dann weiter. Bald sehe ich im Rückspiegel zwei Motorräder mit Blaulicht. Jetzt holt mich die Polizei raus. Einer kommt näher, Polizei ist das nicht. Der Typ nimmt seinen buff nicht runter, ich sehe sein Gesicht nicht. Er meint nur, sie würden mich nun begleiten, damit ich sicherer auf dem Seitenstreifen fahren könne… Hmmm, gut! Die zwei folgen mir mit Abstand, ich beobachte sie im Rückspiegel, mache mir Gedanken. Hier kann jeder Blaulicht kaufen, vielleicht wollen mich die beiden überfallen… Ach… Ich pedale weiter, bald folgt rechts die Villa. Nun bin ich froh, die beiden hinter mir zu haben. Dann folgt eine Kreuzung, ich winke den einen zu mir heran. Zum Casino gehe es links, meint er. Hm, der weiss, dass ich zum Casino muss. Dort warten bereits drei Ciclistas. Holaaaaa! Franco, Gisela und Alberto! Der letztere hatte den Begleittrupp organisiert, Sicherheitsleute der Municipalidad. Diese haben keine Waffen, versuchen mit Worten diverse schwierige Situation zu schlichten. Oder ab und zu eine Ciclista zu begleiten. Vielen Dank allen! Mit den drei Ciclistas fahre ich nun in die Stadt, wo es in der Wohnung von Franco bald eine superleckere Gemüsetarta gibt! Vielen Dank für alles!
09. – 16.07.2015. Nach einem Ruhetag geht’s auf einen Radausflug nach Zavalla. Hier in Rosario gibt es eine auf Facebook organisierte Gruppe von Radfahrern, die sich zu Ausflügen zusammenschliessen. Der heutige beinhaltet das Kennenlernen einer sehr berühmten Radlerin aus der Schweiz. Ha ha! Nur fährt diese mit dem Auto hin, das Rad möchte ich im Moment ruhen lassen. Und Franco liefert das Essen, so fahre ich mit ihm mit. In Zavalla treffen bald die Radler ein. Es folgen nette Unterhaltung, ein ganz leckerer Choripan-Asado und viel Mate. Gracias Chicos!
Das Essen hat wie schon in Buenos Aires einen hohen Stellenwert, Gisela kocht zudem wie ein Engel. Am Sonntag fahren wir zu Giselas Eltern nach Colon, wo es einen Wahnsinnsasado mit allem drum und dran gibt. Von dem Apero bis zum Dessert mit Lemon Pie und einem Glace in der Heladeria „Suiza“. Argentinien ist wohl das einzige Land, wo ich zunehme. Auch nicht das erste Mal, schon bei meinen früheren zwei Argentinien-Besuchen ist genau das Gleiche passiert… Na ja, schaden kann’s ja nicht.
Ansonsten heisst es hier wieder arbeiten, sprich ganz viele velobotones herstellen. Zudem besuche ich Cristina und Horacio, Freunde aus dem 2012-Besuch in Rosario. Und wer sich gut erinnert, weiss, dann ich in Perrito Moreno meine kaputten Reifen nach Rosario geschickt hatte. Dies der eigentliche Grund den Weg über Rosario zum nehmen. Dort waren die Reifen bereits in Cristinas Coiffeursalon auf mich und finden endlich den Weg nach Deutschland… Zudem werden meine Haare wieder in Form geschnitten und Cristina schenkt mir eine Keratinkur. Dafür müssen die Haare geglättet werden. Zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, aber dann finde ich die geraden Haare richtig gut! Na ja, lange wird das nicht halten… Aber auf jeden Fall ganz herzlichen Dank dafür!
Wie auch allen Leuten, die ich auf dem Weg nach und in Rosario kennen lernen durfte. Es war ein Vergnügen! Muchas Gracias!
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