16. – 26.08.2015. 868 km. 6’830 Höhenmeter. Der nächste Abschnitt der Reise führt mich gleich in zwei neue Länder. Paraguay und Brasilien. Brasilien hält zudem noch eine ganz andere Herausforderung bereit: portugiesisch! Landschaftlich ist diese Strecke kein Highlight, fast nur Landwirtschaft, Kühe, Weizen, Mais, Soya, Zuckerrohr. Verkehrstechnisch bringt sie mich oft zur Weissglut, die brasilianischen Truckfahrer sind wirklich von der übelsten Sorte. Aber in beiden Ländern darf ich einmal mehr die unendliche Gastfreundschaft der Menschen erfahren. Da bleibt mir oft nur ein „muchas gracias!“ oder eben ein „muito obrigado!“

Route: Foz do Iguaçu – Ciudad del Este – San Alberto – Nueva Esperanza – Katueté – Salto del Guaira – Guaira – Eldorado – Itaquirai – Navirai – Juti – Caarapo – Dourados – Itapora – Maracaju – Guia Lopes da Laguna – Bonito

16.08.2015. Nach mehr als einer Woche in der Casa de Ciclistas in Foz do Iguaçu geht’s weiter. Nun, Planänderung inklusive. Ricardo von der ACCI hatte mit von dem Ort Bonito vorgeschwärmt. In den Zeiten von google wurde das gleich eingetippt. Ja, sieht wunderschön aus. Da gehe ich hin. Und zwar über Paraguay. So kommt sogar noch ein drittes, neues Land dazu. Am heutigen Sonntag verlassen alle Radler die Casa de Ciclistas. Mit den drei Jungs fahre ich bis zur Avenida Costa e Silva. Dort trennen sich die Wege. Die Herren fahren nach rechts, die Dame nach links. Bald fahre ich den Berg runter in Richtung Ponte do Amizade. Die Ausreise aus Brasilien ist wie gehabt einfach, dann fahre ich über die Brücke mit Blick auf die Hochhäuser von Ciudad del Este. Dann bin ich in Paraguay. Auch hier ist die Einreise ganz einfach und schnell. Bald stürze ich mich ins Gewühl vom Shopping Paradies Ciudad del Este. Eine Shopping Mall reiht sich an die nächste, dazwischen heruntergekommene Stände und Staubstrassen. Es fühlt sich definitiv nach einem anderen Land an.

Shopping Malls und Chaos in Ciudad del Este

Immerhin versteht man mich hier wieder, und ich verstehe. Man spricht spanisch. Bald biege ich nach Hernandarias ab auf die Supercarretera. Paraguay ist ebenfalls hügelig, doch die Hügel sind etwas flacher. Ich fahre durch Farmland, vorbei an Mais-, Korn-, Zuckerrohr und Soyafeldern, dazwischen immer mal wieder Kuhweiden. Nichts aufregendes. Zudem habe ich Seitenwind. Aber hier in Paraguay fahre ich auf einem sehr guten und breiten Seitenstreifen. Das ist schön! Gegen Mittag beginnt die Hitze zu drücken, zudem bremst mich der Seitenwind merklich ab. Ich habe ganze 40’000 Guaranis, etwa 7$, in meiner Tasche. Da kann ich mir eine kalte Cola leisten. Die gibt etwas neue Energie und nachmittags lässt der Wind etwas nach. Gegen Abend erreiche ich die Einfahrt von San Alberto. Das Dorf liegt abseits, ich möchte gerne bei den Häusern hier übernachten. Ich suche lange nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Zum Schluss lande ich beim Areal von Itaipu Binacional. Nach vielen Telefonaten und längerem Warten gibt man mir die Erlaubnis zum Zelten. Im Areal trete ich dann auf Magda und mein Zeltplatz wird zu einem Zimmer mit Bett und eigenem Bad. Dazu lädt mich Magda und ein Arbeitskollege zu einem sehr leckern Abendessen ein. Vielen Dank!

Mit Magda bei Itaipu Binacional in San Alberto

17.08.2015. Nach einem Frühstück mit Magda und einer längeren Fotosession mache ich mich auf den Weiterweg. Heute kämpfe ich gleich gegen einen sehr starken Nordwind. Sprich Gegenwind. Später höre ich, dass dieser starke Nordwind Regen bringt. Ich fahre weiter an den diversen Feldern vorbei, heute mit extrem viel Truckverkehr. Dieser und der Wind wirbeln den roten Erdstaub tüchtig herum. Ich sehe bald aus wie eine Strassenamazone. Oder so. Ich kämpfe lange gegen den Wind an, auf flachen Abschnitten teilweise nur noch mit 7 – 8 km/h. Anstrengend.

Na, in welche Richtung fahre ich wohl?

Gegen 14 Uhr erreiche ich Nueva Esperanza. Bei einem Restaurant kaufe ich mir ein Sprite und setze mich draussen hin. Bald höre ich ein:“Essa komma!“. „Wie bitte?“ „Essa komma!“ Dies die Einladung zum Mittagessen vom deutsch-brasilianischen Besitzer Dario. Ich verstehe aber weder sein Deutsch, noch sein Portugiesisch oder Spanisch. Er spricht wohl einfach alle drei Sprachen zusammen. Auf jeden Cal:“Viele Dank!“. Mit vollem Bauch schwinge ich mich wieder auf den Sattel. Der Wind hat zum Glück etwas nachgelassen und ich komme besser voran. Zweimal halten Motorradfahren vor mir auf dem Seitenstreifen, beide Fahrer schenken mir je 10’000 Guaranis! Für eine Cola! Ich bin sprachlos! Vielen Dank! Im letzen Tageslicht erreiche ich Katueté. Ich fahre zu den Bomberos. Da herrscht gerade Hektik, alle brechen zu einem Einsatz auf. Der Chef schliesst mir das Haus auf, meint, ich könne duschen und mich vom Kühlschrank bedienen. Am Morgen solle ich einfach schliessen und den Schlüssel hinhängen, denn in dieser Station übernachte kein Guardia! So, einfach so! So viel Vertrauen in einen fremden Menschen! Unglaublich!

Auch in Paraguay sind die Bomberos Voluntarios ein Klasse für sich

18.08.2015. In der Nacht wache ich mit Halsschmerzen auf. Der Husten am Vorabend war wohl nicht nur staubbedingt, da ist eine Erkältung im Anmarsch. Hustend und mit Halsschmerzen mache ich mich auf den Weiterweg. Der Himmel ist grau, der vorhergesagte Regen könnte wirklich eintreffen. Aber bei Regen bläst der Wind aus dem Süden. He he, ich fliege dahin. Im ersten Dorf probiere ich einen Tereré. Die für Paraguay typische kalte Version des Mates. Am Strassenrand hat es alle paar Meter einen Stand mit den frischen Kräutern und Wurzeln, die dazu gemischt werden. Samaira bereitet mir das Getränk zu. Ob es wohl auch gegen die Erkältung hilft?

Samara bereitet meinen ersten Tereré zu

Bald setzt der Regen ein und gegen Mittag erreiche ich in einer Sturzflut Salto del Guaria. Hier finde ich dank Magda und den hiesigen Mitarbeitern wieder Unterschlupf bei Itaipu Binacional. Ich werde gleich zum Mittagessen gebeten. Es gibt Bori Bori, eine paraguayische Spezialität. Danach freue ich mich auf eine lange Siesta. Die tut richtig gut!

19.08.2015. In dieser Nacht legt mich die Erkältung schlagartig ziemlich flach. Doch ich habe Glück, denn hier darf ich einen Tag ruhen. Es gibt wohl keinen besseren Ort dafür… Vom Sanitätsposten gibt’s Antigrippe-Pillen und Hustensaft und auch sonst kümmert man sich gut um mich. Vielen Dank! Die Santitätsposten hier sind übrigens spezialisiert auf Schlangenbisse…
Von Paraguay wie auch von Brasilien wusste ich nicht viel, ich hörte nur einige Dinge von anderen Ciclistas. Von den wahnsinnig tollen Menschen in Paraguay und den fürchterlichen Truckfahrern in Brasilien. Die Menschen in Paraguay sind wirklich eine Klasse für sich, das kann ich auf jeden Fall schon sagen! Und um doch noch etwas Geld zu verbrauchen, kaufe ich noch ein paar Dinge ein. Sonst würde ich Paraguay wohl mit volleren Taschen verlassen als bei Einreise!

Muchas gracias Itaipu Binacional!

20.08.2015. Mit etwas mehr Energie bin ich bereit für Brasilien. Nun, bereit oder auch nicht. Das erste Mal fahre ich nun wirklich in ein Land, dessen Sprache ich nicht beherrsche. Portugiesisch! Raus aus Salto del Guaria, nach ein paar hügeligen Kilometern der paraguayische Grenzposten. Doch hier gibt’s keinen Ausreisestempel. Den müsste ich in Salto del Guaria holen. Tja, so ein Pech! Ich diskutiere etwas rum, schlussendlich schliesst Ruben Piementa einfach sein Büro und fährt mich in die Stadt, Stempel in den Pass, und wieder zurück. Was für ein Service! Vielen Dank! In Brasilen folgt das gleiche Problem. Doch der junge Chico hier kann sein Büro nicht einfach so schliessen. Ich muss 13 km nach Guaira fahren, dann wieder alles zurück. Das Pech holt mich doch noch ein. Hätte ich (und alle Leute, die ich gefragt hatte) das gewusst, wäre ich mit der Balsa, dem Boot, über die Grenze gefahren. Das wäre wohl einfacher gewesen. Ich fahre nun alles runter zum Rio Parana nach Guaria. Dort zur Policia Federal. Stempel in den Pass und alles wieder hoch. Gegen 11.30 Uhr bin ich wieder an meinem brasilianischen Ausgangspunkt. Jetzt kann’s losgehen! Der schöne paraguayische Seitenstreifen ist Vergangenheit, hier fahre ich nun auf ca. 50 cm Seitenstreifen durch die hügelige Gegend. Das ist nicht sehr viel. Aber auf diesen paar Zentimetern hält bald ein Wagen. Der Typ schenkt mir 20 Reales und fährt weiter. Ehhh… obrigado! Brasilien beginnt gut! Später halten immer wieder mal Leute, meist sagen sie mir, dass sie selbst Rad fahren und ob ich feicibook hätte. feicibook, klar. Ich könnte mich schlapp lachen. Und hier fährt man auch nicht bicicleta, sondern beiki. Die Brasilianer haben die englischen Worte zumindest für mich sehr lustig aufgefasst… Ich passiere Mundo Novo und gegen 16 Uhr erreiche ich Eldorado. Hier will ich bleiben. Ich fahre zur Parroquia, ich versuche mein Anliegen zu erklären, doch die Sekretärin wimmelt mich ab und schickt mich zu einer Schule. Auch dort kein Glück, man schickt mich zur nächsten. Doch dort treffe ich auf den sehr netten Direktor und mein Schalfplatz ist gesichert. Nur muss ich noch etwas warten, denn es ist erst 15 Uhr. Ähhhh, so früh! Ja, denn Mato Grosso do Sul hat nicht Brasilia-Zeit, sondern ist wie Paraguay eine Stunde zurück. Ich will noch etwas ins Dorf, doch da komme ich nie hin. Bald stehen Saft und Essen vor mir, dann entdecken mich die Kinder. Uhhh, so viele Fragen! Wohl die beste Art, eine Sprache zu lernen?! Aber auch sehr anstrengend. Zur Belohnung darf ich dann noch unter die heisse Dusche und die Köchin kocht extra für mich Nachtessen! Muito obrigado!

Neugierige Fragen in Eldorado

21.08.2015. Zum Frühstück gibt es eine starken, süssen Kaffee. Der weckt sofort auf. Es ist noch früh, 6 Uhr. Nun, ich passe mich der neuen Uhrzeit an. Uhrzeiten sind ja eigentlich relativ, ich lebe mehr mit dem Tageslicht. Kurz nach 7 Uhr bin ich wieder auf der Strasse. Miniseitenstreifen, Gegenwind, ein Hügel nach dem anderen, hier sind sie wieder steiler und höher, und viel Verkehr. Trucks. Wohl etwa 95% der Fahrzeuge sind Trucks. Und diese Chauffeure fahren wirklich wie die Irren. Überholen wie die Irren. Null Respekt! Die doppelte, durchgezogene Sicherheitslinie dient hier nur der Strassenverzierung. Obwohl es anscheinend hohe Strafen gibt, wenn die Fahrer erwischt werden. Am meierten hasse ich die Trucker, die von der Gegenseite her überholen. Ein Fahrrad ist da nicht vorhanden und der Luftzug haut mich oft fast von der Strasse. Ich fuchtle und fluche, aber da passt man wohl auch besser auf. So macht das hier nicht wirklich viel Spass. Auch diese Aussage bestätigt sich. Aber ich habe auch gerade eine schlechte Zeit erwischt. Es ist gerade Erntezeit von Mais, Weizen, Soya und Zuckerrohr, was den Truckverkehr extrem steigen lässt. Zudem ist August der Monat mit den stärksten Winden. Meist aus Nord-Nordost pustend. Na ja, da muss ich durch. In Itaquirai esse ich ein süsses Teilchen und trinke ein Cola. Dazu kaufe ich mir zwei Empanadas fürs Mittagessen. Die Sandwiches haben langsam ausgedient, bei der Hitze bleibt kein Belag mehr frisch. Hier gibt es zwischen den einzelnen Städten absolut nichts, oft nicht mal einen Baum. So esse ich die zwei Empanadas später im einzigen Schatten einer Strassentafel. Nach 78 km erreiche ich den Abzweig nach Navirai. Die Stadt liegt 7 km weg von der Strasse, aber hier gibt es sonst nichts. Also abbiegen. Nach kurzer Zeit habe ich…. einen Platten. Oh nein! Ich suche mir ein Schattenplätzchen und los geht’s. Nun zeigt die hintere, neue Felge ihr wahres Gesicht. Ich bekomme den Mantel kaum runter. Doch noch viel schwieriger wird das erneute Montieren. Es scheint fast, als ob der Mantel minim zu klein ist. Da geht nix. Ich schreie und fluche, nix! Das kann doch nicht sein! Ich würge weiter, schreie weiter, so ein Mist. Nach einer Ewigkeit schaffe ich es dann irgendwie! So eine Scheissfelge. Zudem zerstört sie glaube ich den Mantel. Vielleicht sollte ich mir in Brasilien was Besseres suchen… Erschöpfft kämpfe ich mich die letzten Kilometer nach Navirai. Ich fahre zu den Bomberos. Der Comandante erklärt mir dann, dass ich nicht hier übernachten könnte, weil ich die einzige Frau sei. Ah so! Aber immerhin ruft er bei der Policia Militär an, wo man mir nach längerem Warten ein Zimmer anbieten kann. Zudem soll ich ein Interview geben. Da gerät dann wohl aus sprachtechnischen Gründen einiges durcheinander…

http://www.midiamax.com.br/midiamais/sueca-roda-mundo-bike-chega-brasil-conhecer-bonito-pular-carnaval-rio-271420

Schlafen bei der Policia Militar

22.08.2015. Nach Navirai macht die Strasse einen Knick, ich fahre nach Westen. Das sollte windtechnisch etwas besser sein. So ist es! Mit Rücken-Seiten-Wind komme ich deutlich besser voran. Sonst nichts Neues. Hügel, Trucks, Landwirtschaft und Hunderte Termitenhügel. Heute möchte ich etwas Richtiges zu Mittag essen. Es ist erst 11 Uhr, aber beim Auto Poso Novo Generação in Juti gibt es für 15 Reales ein Buffet. Das leiste ich mir. Leider kann ich am Mittag nicht so richtig zuschlagen, denn mit zu vollem Magen fahre ich schlecht. Aber zwei Teller schaffe ich, dazu noch ein kleines Dessert. Dann noch ein starker Kaffee. Dabei beobachte ich, wie ein Frau vergebens eines dieser Räder mit Motor anzuwerfen versucht. Ich rufe:“ Melhor uma bicicleta!“. So lerne ich Asteria kennen. Wie sich herausstellt, ist sie die Besitzerin des Auto Postos. Bald sitzt ihre ganze Familie an meinem Tisch. An Weiterfahren ist nicht mehr zu denken, denn Asteria lädt ich in ihr Haus ein und zuvor will sie mir noch einen Wasserfall zeigen. So verbringe ich einen sehr netten Nachmittag und Abend mit dieser herzlich Familie. Ich verständige mich auch schon ganz gut, irgendwie geht es… Asteria y Familie, muuuuuito obrigado pof tudo!

Mit Asteria und ihrem Mann ihn Juti. Muito obrigado por tudo!

23.08.2015. Asteria will mich überreden, auch noch heute Sonntag bei ihnen zu bleiben. Immer verlockend, diese Angebote. Aber aus strategischen Gründen fahre ich weiter nach Dourados. Am Montag soll es regnen und da möchte ich nicht mit den ganzen Trucks um die Wette fahren. Nach Dourados soll der Verkehr etwas abnehmen. So mache ich mich auf den Weiterweg. Dabei dachte ich nicht mehr daran, dass vor Regen ein brutal starker Nordwind weht. So auch heute. Ich krieche voran. Immerhin kann ich heute zweimal auf ein neues Stück Autobahn ausweichen. Einmal will mich ein Arbeiter rausfischen doch ich mache ihm klar, dass das nicht geht. Danach winke ich einfach allen freundlich zu. So geht das viel besser. Alle Trucks auf der alten Strasse, ich ganz alleine auf der neuen!

Ha ha, diese Strasse habe ich für mich alleine!

Im Kampf gegen den Wind erreiche ich Caarapo, 20 km weiter folgt das Minidorf Novo America. Mittagszeit. Und es hat sogar ein Restaurant! Wieder Buffet für 15 Reales. Gestern hatte ich mir die 15 Reales gespart, denn das Essen ging natürlich aufs Haus. Ich esse gemütlich, es ist ziemlich heiss. Schon verrückt, ich, die die Hitze nicht besonders mag, fahre ausgerechnet nach Mato Grosso do Sul, nach Amazonien. In Brasilen gäbe es viele kühlere Staaten. Na ja. Während dem Essen lerne ich ein Paar aus Mato Grosso kennen. Die beiden laden mich nach Cuiaba ein, um den Pantanal Norte kennen zu lernen. Mal sehen, dort ist es noch heisser… Ich ruhe noch eine Weile, dann nehme ich die letzten 30 km in Angriff. Mein Miniseitenstreifen wird immer schlechter. Leider. Ich mag ja ganz besonders die Truckkarawanen. Im Rückspiegel sehe ich einen Truck, doch dahinter verstecken sich oft noch drei oder vier. Der erste verursacht einen Luftzug und danach heisst es nur noch Lenker festhalten! Kurz nach 17 Uhr erreiche ich Dourados. Ich fahre wieder zu den Bomberos. Noch ein Versuch. Und hier klappt es, obwohl ich auch hier die einzige Frau bin. Aber ich darf im „Alojamiento feminino“ übernachten. Zudem gibt’s Abendessen und gute Unterhaltung. In Brasilien gehört die Feuerwehr zum Militär und ist dementsprechend gut organisiert. Zweimal ertönt der Alarm, zweimal andere Tonfolgen. Jedes Mal rennen andere Leute los, während die restlichen gemütlich weiter mit mir plaudern. Ich bin beeindruckt!

Mit zwei Bombeiros in Dourados

Hübsche Wandverzierung

24.08.2015. Ich fragte am Vorabend, wo ich Brot kaufen könnte. Für das Frühstück. Der Bombero meinte, ich müsste nichts kaufen, es hätte am Morgen Kaffee und Brot. Gut! Kaffee hat es, das Brot hat es nicht bis zu den Bomberos geschafft. Ich esse eine ziemlich zerdrückte Banane und mache mich auf den Weg, raus aus Dourados. Ich komme genau 2,5 km weit, als eine junge Frau aus einer Hauseinfahrt auf die Strasse zurennt. Und mich zu Kaffee und Frühstück einlädt. So was nennt man Glück! So lande ich im Haus von Gabriela und Marcia. Später kommt auch Vater Rene nach Hause. Er hatte mich bei den Bomberos losfahren sehen und seine Tochter Gabriela informiert, mich abzufangen. Wie sich herausstellt ist Rene seit kurzem bei Warmshowers. Ich hatte mir sein Profil in Juti auch angesehen, doch einen Tag fand ich eine etwas zu kurze Anmeldezeit. Aber Renes Haus wäre ein perfekter Ort, um ein paar Tage auszuruhen. Für seine Gäste hat er ein kleines, luxuriöses Häuschen. Natürlich lädt mich die Familie auch ein, zu bleiben. Doch mein eigentliches Ziel Bonito ist nicht mehr fern, ich möchte dort ausruhen. Rene entscheidet spontan, mich zu begleiten. Er baucht aber noch etwas Zeit, so fahre ich schon mal los. Nach Itapora, dann weiter in Richtung Westen. Heute komme ich gut voran, die Strasse wird flacher und es hat doch wirklich minim weniger Verkehr. Ich dachte eigentlich, Rene wollte mich nur heute begleiten, doch als mich die Camioneta mit einem bepackten Rad überholt, wir mir schnell klar, dass dies ein Missverständnis war. Na ja. Bald fahren wir zu zweit weiter. Es folgt der Abzweig nach Jardim und nach weiteren 7 km erreichen wir Maracaju. 14.30 Uhr, 90 km. Das war ganz zügig. Aber nun muss ich was essen. In einem kleinen Imbiss gibt’s Pão de Queijo. Danach will mich Rene alleine einen Schlafplatz suchen lasen, er könne ins Hotel. Ich meine, wir können es auch zu zweit bei den Bomberos versuchen. Das ist hier kein Problem, herzlich werden wir ins Cuartel gebeten. Gleich gibt’s Kaffee und später fahren wir einkaufen. Im Feuerwehrauto! Ha! Und zu Ehren der hohen Gäste „Cate Blanchett“ und „Robert de Niro“ wird heute auch extra ein Bankett-Nachtessen. Vielen Dank!

Das Bankett-Dinner bei den Bombeiros in Maracaju

25.08.2015. Diesmal habe ich Brot gekauft, heute gibt’s bei den Bombers frisches Brot. So geht das! Und natürlich einen starken Kaffee. Ab Dourados hatte ich eigentlich weniger Truckverkehr erwartet, doch das Gebrumme und der Kampf geht weiter. Darunter musste auch eine Cascavel, nichts weiter als eine Klapperschlange, leiden, die frisch überfahren auf dem „Seitenstreifen“ liegt. Hier geht man besser nicht in die Büsche… Zudem sind die Hügel flacher und wir fahren mit Rückenwind. Nach 74 km gibt’s beim Auto Posto Mata Sede ein Buffet-Mittagessen, danach eine kleine Verdauungssiesta. Während der Mittagspause hat der Wind beschlossen, seine Blasrichtung um 180 Grad zu drehen. So folgen die restlichen heissen Tageskilometer bei Gegenwind, die Hügel werden wieder höher und steiler. Immerhin hat es nun doch ab und zu ein paar Bäume und ein süsser Blütenduft steigt mir in die Nase. Mhhhhh….! Gegen 16 Uhr und nach knappen 120 km erreichen wir Guia Lopes da Laguna, wo uns bereits Renes Freunde Kelly und Antonio mit den beiden Kindern Fernanda und João erwarten. Heute darf’s ein Bierchen sein, später gibt’s einen leckern Asado und ich erkämpfe noch ein paar Töggeli-Goals mit Fernanda und João. Eine supernette Familie! Vielen Dank für alles. Vor allem Fernanda, die mir ihr Bett zur Verfügung stellt!

Mit João, Kelly, Fernanda, Rene und Antonio ind Guia Lopes da Laguna

26.08.2015. Heute gibt’s ein interessantes Frühstück. Tapioka-Pancakes. Für mich mit Butter und Kokosnuss. Erinnert etwas an einen Kaugummi, ist aber sehr lecker! Und gibt sicher viel Energie! Dann heisst es auch schon wieder Abschied nehmen. Teil des Nomanden-Lebens. Auch heute ist es schon heiss, der Wind weht von vorne. Die Hügel werden wieder etwas flacher, die Strasse schlechter. Aber nun hat es wirklich weniger Verkehr, obwohl die Trucks auch hier nicht fehlen dürfen. Schnell komme ich ins Schwitzen. Da kommt eine Coco Verde als Erfrischung gerade recht. Das Ziel Bonito rückt näher. Wurde auch Zeit! Landschaftlich ist diese Strecke kein Highlight und der brasilianische Truckverkehr ist wirklich sehr anstrengend. Zumindest hier, wo der Seitenstreifen kaum existiert. Um 14 Uhr ist es soweit. Ein Ankunftsfoto auf der Plaza. Natürlich mit Fischen, dem Wahrzeichen Bonitos. Dann heisst mich ein kühles Blondes willkommen! Und natürlich gibt’s zum wohlverdienten Mittagessen… Fisch! Vielen Dank Rene!

Ankunft in Bonito!

Natürlich wird das mit Fisch gefeiert

Der erste Eindruck von Bonito ist: Bonito!

Dank Rene kann ich bei seinen Freunden Daniel und Pamela wohnen. Wie sich dann herausstellt, ist Pamela die Warmshower von Bonito, die mir nie auf meine Anfrage geantwortet hatte… und nun warte ich in ihrem Haus auf sie, bis sie mit einem neuen Rad aus Sao Paulo zurückkommt. Das der zweite Warmshower-Zufall in Brasilen. Später fahren wir noch kurz ins Balneario Municipal und ich bekomme einen ersten Einblick in die berühmten Wasser von Bonito. Glasklares Wasser, wo sich Dutzende von Fischen rumfummeln, in den Bäumen riesige Aras. Wow! Es gefällt mir hier! Ich glaube, Bonito ist wirklich Bonito!