24.12.2015 – 04.01.2016. 360 km. 8’293 Höhenmeter. Der Caminho dos Diamantes, der Weg der Diamanten, führt mich von Diamantina nach Ouro Preto, die frühere Hauptstadt der Golggräberzeit. Der ehemals königliche Weg führt durch die grünen und steilen Berge von Minas Gerais, passiert viele kleine, koloniale Dörfer. Aber dieser Weg ist auch brutal hart, vor allem wenn man sich mit einem voll bepackten Fahrrad auf dieses Abenteuer begibt…
Route: Diamantina – Vau – Milho Verde – Serro – Conceição do Mato Dentro – Morro do Pilar – Itambé do Mato Dentro – Ipoema – Bom Jesus do Amparo – Cocais – Santa Barbara – Catas Altas – Mariana – Ouro Preto
24. – 31.12.2015. An Heiligabend mache ich mich auf, auf auf den königlichen Weg. Die Estrada Real erwartet mich. Ihre Geschichte entstand in der Mitte des 17. Jahrhunderts, als die portugiesische Krone beschloss, Pfade für den Transport von Gold und Diamanten von Minas Gerais an die Küste von Rio de Janeiro zu erstellen. Die Pfade wurden von der portugiesischen Krone kontrolliert und mit Steuern behoben und bekamen den Namen: Estrada Real.
Der Caminho dos Diamantes hatte die Absicht, den damaligen Hauptsitz in Ouro Preto mit den Diamantminen von Diamantina zu verbinden. Heute ist die gesamte Estrada Real eine der wichtigsten, touristischen Roten in ganz Brasilien. Oft führt sie über wenig befahrene Schotterstrassen durch die grünen Berge, von einem kleinen, kolonialen Dorf ins nächste. Eine Verbindung von der Schönheit der Natur mit der regionalen Kultur.
Über die riesigen Pflastersteine von Diamantina geht’s steil runter, vorbei an der Pousada do Grimpeiro, wo der erste Estrada Real Marker steht. Diesen Marken werde ich für die nächsten Tage folgen, ich werde versuchen sie zu finden, ich werde sie verlieren und verfehlen. Auch hier muss ich bei einer Kreuzung schon das erste Mal nach dem Weg fragen. Ein Typ auf einem Motorrad erklärt mir den Weg und meint, ich solle vorsichtig sein, es sei gefährlich weil an der Strasse gebaut würde. Ich frage, warum es gefährlich sei, wegen den Baustellen oder wegen der Leute… Er schaut mich an, nach einer Weile sagt er, wegen der Leute. Ich hatte das schon vorher gelesen, aber der Bericht stammte aus dem Jahr 2007 und in Diamantina hatte niemand etwas davon gesagt. Waren aber auch alles keine Biker. Nun, ich bin auf dem Weg und bald löst Schotter die Pflastersteine ab. Hügelig führt der Weg weiter, es folgt eine erste Steigung. Und ich schiebe bald. Brutal steil und meine Schuhe finden auf der kiesigen Strasse kaum Halt. Uhhhh! Ein Auto hält, der Typ fragt, wohin ich will. Nun, heute nach Milho Verde. Er schaut mich an, dann meint er:“Mit dem Rad? Du bist total verrückt! Uhhh…. du wirst viel leiden!“ Und er sollte Recht behalten, nicht nur für die Strecke nach Milho Verde… Mein Rad ist viel zu schwer, die Strasse ist total rutschig, beim Hochschieben finden meine Schuhe kaum halt und dann ist da noch die Hitze. Diese ist nicht mehr so trocken wie noch in Bahia, hier ist die Luftfeuchtigkeit um einiges höher. Das macht das Ganze nicht eifnacher. Ich fahre, ich schiebe ich reisse, ich leide. Die Steigungen sind brutal, bis zu 20%. Vor allem die letzen steilen Kilometer von Vau nach Milho Verde machen mir zu schaffen.
Aber wie immer, irgendwie schaffe ich es. In Milho Verde suche ich nach dem Rastaman, der soll Ciclistas helfen. Ich frage einen Herrn, der dahergelaufen kommt. Aber der hat keine Ahnung. Wir plaudern und dann lädt er mich in sein Haus ein. Seine Frau ist Kolumbianerin. Für 60 Reales könne ich bei ihnen übernachten. Wie bitte?! 60 Reales. Heute ist Weihnachten, da kann ich auch in eine Pousada. Seine Frau ist sowieso nicht erreichbar, aber per Zufall passt seine Stieftochter auf eine Pousada auf. 65 Reales. Gut, ich fahre hin, die Pousada ist aber nicht in Betrieb. Und der Besitzer verlangt dann tatsächlich 130 Reales, ich muss für zwei bezahlen wenn ich einem Zimmer für zwei schlafe… und das alles ohne Frühstück. Wahnsinn! Es herrschen hier schon Sitten wie auf der Carretera Austral in Chile. Wo die Touristen kommen, will man nur noch Kohle. Schade. Aber immerhin kennt die Stieftochter den Rastaman… Ha! Und sie laden mich zur Weihnachtsfeier ein. Ob ich da auch bezahlen muss…? Ich fahre schlussendlich dorthin, wo ich eigentlich hin wollte. Zur C.A.C. BikeBergue von Debora und Rodrigo. Die beiden sind etwas überrascht, dass an Heiligabend eine Ciclista eintrifft. Mama Noel. Aber mit ihnen und den zwei Jungs verbringe ich einen ganz gemütlichen und geselligen Heiligabend. Perfekter hätte dieser Tag nicht enden können! Muito obrigada!
Nach Milho Verde folgt gleich eine megasteile Abfahrt, auf Asphalt. Ich hoffe, dass die Bremsen funktionieren! Natürlich geht’s danach wieder steil hoch, und so weiter. Sogar auf Asphalt komme ich kaum noch hoch, so steil sind die Auffahrten. Die ersten 20 km bis Serro sind hart. Dort ist am Weihnachtstag alles geschlossen, aber ich finde doch noch 2 Empanadas und eine Cola. Es geht weiter auf der MG-010. Zuerst auf Asphalt, dann wechselt sie zu Schotter. Und mit einem Mal hat es ziemlich viel Verkehr, einige Fahrer rasen, als ob es kein Morgen gäbe. Und dies auf der engen, kurvigen und unübersichtlichen Schotterstrasse. Totale Arschlöcher! Natürlich reduziert auch kein einziger Fahrer nur ein bisschen die Geschwindigkeit. Nicht einer! Ich werde von oben bis unten eingestaubt. Aber ich komme gut voran, die Steigungen sind humaner geworden. Ich erspare mir die wohl brutalste Steigung der Estrada Real nach San Antonio do Norte und bleibe auf der MG-010. Ich passiere eine Mine, die Strasse wird zu Asphalt und gegen 17.30 ihr erreiche ich nach heutigen 80 km mit 1’500 Höhenmetern Conceição do Mato Dentro. Puhh… ich bin kaputt! Und sehe aus wie ein Zimtküchlein, gebacken und eingepudert. Auch hier werde ich gegen Bezahlung in ein Haus „eingeladen“. Nein danke! Dann lieber die Pousada das Minas von Irene. Einem wahren Weihnachtsengel. Gleich bekomme ich was zu Essen, nun die Reste vom Mittagessen, und meine Kleider landen in der Waschmaschine. Dies alles umsonst! Muito obrigada Irene!
Nach Conceição do Mato Dentro folgt eine lange Steigung auf Asphalt, die fordert trotz bewölktem Himmel schon literweise Schweiss. Ich spüre die Feuchtigkeit der Luft. Dann der Abzweig auf Schotter. Bald geht’s steil runter, immer wieder ziehe ich die Bremsen nach. Über einen Fluss und wieder steil hoch. Brutal steil. Ich schiebe und zwar unglaublich lange. Der Boden manchmal etwas griffiger, doch meist rutsche ich auf dem losen Kies umher. Wie haben die das nur früher geschafft. Mit Wagen oder nur mit Pferden? Nun prallt auch die Sonne runter. Ich schiebe und ziehe. Dann eine Abfahrt, wieder steil hoch und so weiter. Ich frage mich doch manchmal, was ich eigentlich hier mache… Leiden! So macht das Ganze nicht wirklich viel Spass. Die Gegend ist schön, ich fahre durch die Serra do Cipo, aber nach einer Weile sehen alle Berge und Hügel gleich aus. Grün. Ich kämpfe mich Hügel um Hügel hoch und runter und nach nur 28 km erreiche ich gegen 15 Uhr Morro do Pilar. Das reicht für heute! Ich gebe mich geschlagen.
Bei tief hängendem Nebel geh’t weiter, zuerst sanft hügelig durch die grüne Gegend, doch bald fahre und stosse ich wieder durch steile Hügel. Langsam drückt die Sonne durch, doch die Strasse bleibt nass. Um es noch etwas spannender zu machen, kommt heute roter Matsch dazu. Die Steigungen bleiben brutal und bald geht’s stufenweise den Berg hoch. Ich stosse und ziehe, bei den gleichermassen steilen Abfahrten hoffe ich, dass die Bremsen nicht versagen. Das Ganze zehrt langsam an meinen Kräften. Nun, ab und zu kann ich auch fahren, das ist beruhigend. Der Himmel verdunkelt sich immer mehr, es fallen ein paar Tropfen. Zum Schluss geht’s runter nach Itambé do Mato Dentro und bald beginnt es zu schütten. Glück gehabt!
Die Ausfahrt aus Itambé do Mato Dentro ist schon steil, dann geht’s auf Asphalt weiter steil hoch! Mensch, und ich dachte Strassen in Ecuador oder Panama waren steil! Brasilien schlägt glaube ich alles! Brutal! Echt! Und da ich wegen dem Verkehr nicht im Zick-Zack fahren kann, muss ich… schieben. Auf Asphalt! Puhhh! Dann geht’s gehabt steil hügelig weiter und nach 14 km passiere ich Senhora do Carmo. Es folgen 14 km auf Schotter nach Ipoema. Dort will ich eigentlich was essen, doch diese kleinen Dörfer sind zur Zeit alle wie ausgestorben. Also meine Bananen verspeisen und weiterfahren. Ich fahre weiter auf Asphalt, natürlich geht’s hoch. Bald fallen die ersten Tropfen, dann schüttet es. Ein heftiges Gewitter zieht über mich her. Aber das Klima hier ist zu heiss für die Regenbekleidung, obwohl der Regen doch abkühlt. Ich bin innerhalb Sekunden nass bis auf die Knochen. Über mir donnert und blitzt es. Das beunruhigt mich mehr, denn ein Mann erklärte mir, dass die brasilianischen Blitze gerne einschlagen. Und wie sich das anfühlt- und hört habe ich ja bereits in Diamantina erlebt. Ich pedale weiter durch durch den strömenden Regen und gegen 15 Uhr erreiche ich Bom Jesus do Amparo. In der Pousada Real ist sogar jemand. Raus aus den nassen Klamotten und unter die heisse Dusche. Für einmal tut die richtig gut! Dann werde ich noch ins Dorf gefahren, denn die 3 Bananen haben meinen Hunger nicht gestillt…
Auf Asphalt geht’s raus aus Bom Jesus do Amparo, bald biege ich auf eine kleine Aspahltstrasse ab. Immer schön den Estrada Real Pfeilern folgen. Dann folgt die Überquerung einer Autobahn, ich muss nach dem Weg fragen. Ein paar Schotterkilometer später wieder eine Autobahn. Wieder verflüchtigen sich die Pfeiler im Nichts, ich muss bei einer Tankstelle nach dem Weg fragen. Immerhin weiss man da Bescheid. Auf Schotter geht’s hügelig weiter, bald fahre ich durch eine riesige Eukalyptus-Plantage. Die Bäume werde immer grösser, es ist angenehm hier. Gemäss ER-Karte folgt nach 24 km das Dorf Cocais, dort verzweigt sich die Estrada Real in zwei Wege. Ich folge weiter den Pfeilern, hoch und runter. 26 km, 28 km… wo ist das Dorf? Nun schaue ich mir einen ER-Pfeiler etwas genauer an. Shiiiit! Caminho do Sabarabuçu! Ich bin auf dem falschen Weg! Doch seit wann? Ich habe nirgends eine Verzweigung gesehen… Den will ich nicht fahren, also wieder zurück. Aber wohin? Ich fluche vor mich hin. Heute passierten mich ein paar Autos, aber natürlich kommt jetzt absolut keins. Aber… es kommt ein Traktor der Waldarbeiter. Der Mann zeigt mir einen ganz genauen Plan des Waldes, nur hilft mir dies nicht besonders weiter. Er erzählt was von einer Asphaltstrasse, irgendwo. Hoch und runter fahre ich zurück. Und dann sehe ich einen Pfeiler… einen Pfeiler des Caminho dos Diamanten. Ganz unscheinbar steht er da, ansonsten kein Pfeiler des anderen Weges, kein Hinweis auf die Verzweigung. Nix! Nada! Den hatte ich total verpasst. Nun, ich erwartete ein Dorf… nicht so eine unscheinbare Abzweigung. Was für eine schlechte Signalisation! Ich folge wieder meinem Weg, bald brutal steil runter und natürlich wieder brutal steil hoch. So erreiche ich Cocais, wo ich in einem Supermercado gerne etwas zu essen kaufen würde. Seife, Waschmittel, Geschirrspülmittel… in allen Formen und Farben. Aber zu essen? Kekse und Chips. So gibt’s heute Chips und eine Cola? Genau die richtige Diät für diese Steigungen… Um es ein bisschen einfacher zu machen folge ich nun der Apshaltstrasse. Da gibt’s immerhin eindeutige Strassenschilder! Auch hier folgt eine lange Steigung und zuerst hat diese Strasse auch noch einen guten Seitenstreifen, doch nach Santa Barbara fällt dieser weg. Nicht sehr angenehm. In Catas Altas geht’s noch über die mörderischen Pflastersteine ins Dorf und dann… ausruhen. In der Pousada Solar dos Guaras, einem wahren Paradies…
Ich stehe früh auf, frühstücke. Dann bringe ich die ersten Taschen runter. Nun regnet es und gemäss Wettervorhersage soll es den ganzen Tag regnen. Für Morgen stehen die Vorhersagen besser. 60 harte km mit 1’500 Höhenmeter auf Schotter bei Regen? Das macht mich nicht besonders an… Ich trinke Kaffee mit den Chinas der Pousada, wir unterhalten uns eine gute Weile und dann ist es sowieso zu spät für die Weiterfahrt… ein ungeplanter Ruhetag in Catas Altas. Auch nicht schlecht…
Gleiches Prozedere wie gestern, frühstücken, Taschen runter tragen. Aber heute ist das Wetter wirklich besser. Auf der Estrada Real mache ich mich auf den Weiterweg. Nun, wenn ich sie finde… die Chicas in der Pousada haben keine Ahnung. Bei der Plaza frage ich nach dem Weg. Estrada Que? Keine Ahnung! Soviel zu der berühmten Estrada Real… aber ich finde die Pfeiler, wenn auch auf anderem Wege. So fahre ich auf Schotter nach Morro d’Agua Quente. Dort muss ich schon wieder fragen, man schickt mich auf die Asphaltstrasse. Dort sehe ich auch noch einen Pfelier, aber wo’s langgeht, keine Ahnung. Denn es folgen keine weiteren mehr. Ich habe etwas genug von der ewigen Suche und bleibe einfach auf der Aspahltstrasse. Die MG-129 hat immer noch keinen Seintenstreifen, aber ich komme etwas besser voran. Auch hier sind die Steigungen deftig, so geht’s rauf und runter durch die Gegend. Minengegend. Der ganze Bergkamm ist eine einzige Mine. Und genau hier mit sehr bitterem Beigeschmack. Ist doch bei Mariana im November ein Staudamm eines Rückhaltebeclens der Mine Samarco gebrochen, der giftige Schlamm begrub eine ganze Region unter sich. Der Rio Doce, der süsse Fluss, ist nichts mehr als ein mit Arsen, Zink, Quecksilber, Aluminium und Blei verseuchtes Gewässer, dass seit einiger Zeit schon den pazifischen Ozean erreicht hat. Eines der grössten Minenünglücke Brasiliens…. Auch ich erreiche Mariana, umfahre die Stadt. Bald folgt eine nimmer mehr aufhören wollende Steigung hoch nach Ouro Preto. Doch die ist sehr angenehm, ich komme gut voran. Ich überhole sogar zwei Jungs mit gepäcklosen Bikes… und sehe sie nie mehr wieder. Wahnsinn! Das war wohl das knochenharte Estrada Real Training… haha! Die Steigung zieht sich dahin, aber dann erreiche ich Ouro Preto. Ouro Preto! Die Stadt gefällt mir auf Anhieb besser als Diamantina. Aber auch hier erwartet mich noch mehr Auffahrt ins Centro. Und es wartet noch eine Herausforderung! Am 31.12. ein Zimmer zu finden. Das gestaltet sich als schwierig, wenn man nicht hunderte von Reales bezahlen will. Aber nach etwas Suchen werde ich zum Glück fündig. Im 250-jährigen Haus des Pouso do Chico Rey, der Landung des kleinen Königs… Dies doch ein guter Abschluss des königlichen Weges, und ein guter Abschluss eines Jahres… hiermit noch ein spätere frohes Neues Jahr!
01. – 04.01.2016. Und dieses kleine Königreich, der Pouso do Chico Rey, liegt nahe der Praça Tiradentes gleich neben der Igreja de Bossa Senhora do Carmo im Centro von Ouro Preto. Das Haus stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde 1953 von der Dänin Lilli Ebba, damalige Witwe des berühmten brasilianischen Malers Pedro Correia de Araújo, gekauft. Mit ihrer brasilianischen Freundin Nikita Moutinho wandelte sie das Haus in ein kleines, charmantes Hotel um. Sie dekorierten es mit wunderschönen Möblen und Kunstwerken um ein gehobenes Publikum zu empfangen.
Heute trägt jedes der Zimmer den Namen eines der berühmten Gäste, wie Jean-Paul Sartre und Simone Beauvoir, Vinicus do Moraes, Pablo Neruda oder Henry Kissinger. Ich weile in der Nummer 4, wo schon der berühmte Maler Alberto da Veiga Guignard nächtigte…
Das Haus hat auch heute noch viel Charm und ist reich dekoriert. Die Holzböden knarren bei jedem Schritt, gerade sind sie auch nicht. Das Wohnzimmer mit Blick auf die Kirche lädt zum Verweilen ein, das leckere Frühstück wird im gemütlichen Saal serviert. Diverse Bücher und Spiele lassen die Zeit vergehen, wenn man diese nicht draussen in den Gassen von Ouro Preto verbringen will.
Ouro Preto ist wegen ihrer barocken Altstadt einzigartig – seit 1980 ist die Altstadt UNESCO-Welttkulturerbe – und eines der wichtigsten Touristenmagnete Brasiliens. Dies bekomme ich sehr bald zu spüren. Auf den Strassen will man mir alles möglich andrehen, überall tönt ein „Hello, how are you?“ Die Preise sind auch sehr touristisch und gerade jetzt über die Neujahrsfeiertage wohl noch saftiger. Zudem wimmelt es in den schönen Gassen nur so von Autos. Ein „Dias sem cCarro“ würde Ouro Preto sicherlich gut tun… zumal sich die Stadt absolut gut zu Fuss erkunden lässt.
Der Name, schwarzes Gold, bekam die Stadt wegen ihrer riesigen Goldvorkommen, die durch Eisenoxid-Verunreinigunge leicht schwarz gefärbt waren. Erste Goldvorkommen wurden 1698 entdeckt, die Goldproduktion erreichte ihren Höhepunkt zwischen 1730 und 1760. Die portugiesische Krone nahm zwischen 1735 und 1751 34’275 Kilo Gold aus der Steuer ein, was einer jährlichen Produktion von elf Tonnen Gold entsprach. Dieser Reichtum findet sich auch in der Architektur jener Epoche wieder, in der die berühmten Barockkirchen im Stil des Barroco Mineiro errichtet wurden.
Die Goldförderung ging gegen Ende des 19. Jahrhunderts deutlich zurück. Gegenwärtig fördern in dem Gebiet noch drei Goldminen, Explorationsarbeiten sind im Gange. Waschgold wird noch an vielen Stellen in der Umgebung Ouro Pretos gewonnen. Nach wie vor lassen sich in den Bergen von Minas Gerais aber auch Diamanten finden; sie sind heute eine wichtige Einnahmequelle für Ouro Preto.
Ouro Preto ist mein Ende der Estrada Real. Die Estrada Real war für mich oft eine Estrada Brutal und wohl etwas vom Härtesten, was ich bis anhin gefahren bin, und das ist doch Einiges… Nach den doch sehr anstrengenden Tagen auf dem Caminho dos Diamantes werde ich den königlichen Weg hier verlassen. Es war ein sehr schöner Abschnitt, ich wusste auch, dass er hart sein würde. Vor allem, wenn dies aus dem Munde von Personen kommt, die ihn leicht bepackt mir nur zwei hinteren Taschen fuhren… Eines Tages werde auch ich lernen… eines Tages… Ansonsten sind die ruhigen Schotterstrassen eine Wohltat nach alle den langen Tagen auf brasilianischen Strassen, die kleinen, kolonialen Dörfer sind wunderschöne und verbinden das Fahren durch die grüne Natur mit der lokalen Geschichte und deren Bräuchen.
Aber nach all den Jahren auf den Strassen und Wegen durch Südamerika kann ich sagen, für die gleiche Anstrengung gibt es viel beeindruckendere und landschaftlich schönere Wege zu entdecken… In Brasilien war die Estrada Real sicher eine der schönsten, wenn nicht sie schönste Strecke, was aber wieder einmal meine Theorie betätigt, dass Brasilien einfach kein Radler-Paradies ist…
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