21.03. – 28.05.2016. 304 km. 1’784 Höhenmeter. Südamerika gehört der Vergangenheit an, das Reisen auch. Vorübergehend zumindest. Vom Radsattel auf den Schreibstuhl. Ich habe mein Büro in Deutschland aufgeschlagen und die Arbeit an meinem Buch geht voran. Nun, und ganz ohne Reisen geht’s auch nicht, ist das Schreiben doch ein sehr intensives und tiefes Eintauchen in die Vergangenheit…
Route: Forch – Weiach – Leibstadt – Stein – Bad Säckingen – Schopfheim – Lörrach – Neuenburg am Rhein – Breisach am Rhein – Weisweil – Rust – Mahlberg
21.03 – 28.05.2016. Eine ganze Weile ist es her, dass ich Bariloche verlassen habe, und nicht nur Bariloche, sondern auch Südamerika. Meine Rückkehr war etwas plötzlich und eigentlich nicht so wie geplant. Aber das mit den Planänderungen ist schon lange keine Neuigkeit mehr. Die Schweiz hatte mich schneller als erwartet wieder, zumindest vorübergehend. Ich verbrachte eine schöne Zeit mit meiner Familie und bereitete langsam mein nächstes Projekt vor. Das Buch!
Die Schweiz löste auch einen doch grösseren Kulturschock aus, vor allem die Preise betreffend. Die ist man sich nach so langer Zeit in Südamerika nicht mehr gewohnt, ehrlich gesagt war ich jedesmal schockiert, wenn ich an der Supermarktkasse mit zahlen dran war.
Das Leben in der Schweiz ohne zumindest einem kleinen Lohn ist fast unmöglich. Von einer eigenen Wohnung spreche ich schon gar nicht. Aber ein Job verträgt sich nicht mit dem Schreiben eines Buches, was an sich schon ein 100% Job ist. Für den Moment zumindest. Wenn das kein Luxusdilemma ist.
Nachdem mich mein Bruder netterweise ein paar Wochen bei sich aufgenommen hatte, verlegte ich mein „Büro“ nach Deutschland, zu meinen Freunden in Mahlberg. Selbstverständlich trat ich diese Reise mit dem Rad an…
Was ich dabei nicht wirklich bedachte war, dass ich doch seit mehr als zwei Monaten nicht mehr für längere Zeit auf dem Sattel sass. Mein Vorhaben war ziemlich ambitioniert, in zwei Tagen wollte ich die Strecke bewältigen. Von Zürich hatte ich noch eine Fahrradkarte gefunden, die mir auch sehr weiterhalf, aber trotzdem verfuhr ich mich tatsächlich schon in der Schweiz dreimal. Es is toll, in der Schweiz radzufahren, man fährt die meiste Zeit auf Radwegen. Nun, in der Tat hat es so viele von denen, dass ich eben manchmal einfach die richtige Abzweigung verpasste. Ich musste so oft nach dem Weg fragen, dass ich mir schon richtig blöde vorkam. Aber um die Schuld nicht der Schweiz zu geben, dasselbe passierte mir in Deutschland, nachdem ich bei Bad Säckingen die Grenze überquert hatte, noch zweimal. Es muss an mir liegen. Ich bin wohl doch schon eher eine LatinSuiz, wie gewisse Leute zu sagen pflegen.
Am ersten Tag erreichte ich schlussendlich nach 135 Kilometern und 900 Höhenmetern total geschafft Lörrach, wo mich zum Glück schon Warmshower Philipp erwartete. Diese genial Netzwerk von Radfahrern funktioniert auch hier, ehrlich gesagt noch viel besser. Eine so gute Antwortenquote hatte ich noch nie.
Am zweiten Tag änderte ich spontan wieder einmal meine Route, fast den ganzen Tag konnte ich auf einem Radweg dem Rhein entlang fahren. Ein schöner Weg, null Fahrzeugverkehr, aber ich muss gestehen, nach einer Weile wurde mir das flache geradeaus Fahren etwas zu langweilig. Immerhin konnten mich die schönen Blumenwiesen und Dutzende von Knabenkräutern etwas ablenken. Hatte es am Vormittag immer wieder mal getröpfelt, fuhr ich den ganzen Nachmittag lang durch strömenden Regen. Dafür hatte ich nun den Weg für mich allein…
Nach weiteren 120 Kilometern erreichte ich zum Schluss Mahlberg, mein vorübergehendes Ziel. Ich war geschafft und meine Beine schmerzten noch zweit Tage später.
Hier habe ich nun mein mobiles „Büro“ aufgeschlagen, der Fahrradsattel wurde bereits wieder vom Bürostuhl abgelöst. Diesen jedoch habe ich nicht für mich alleine, ich teile ihn mit Lilly. Die ca. 80’000 Fotos habe ich alle einmal gesichtet, eine erste Auswahl ist getroffen. Einige davon poste ich nach und nach auf Facebook, damit alle ein bisschen mit mir in der Reisevergangenheit schwelgen können…
Nun widme ich mich intensiv dem Schreiben, was sehr viel Spass macht. Es ist aber auch sehr anstrengend, es ist ein sehr intensives Wiedererleben der ganzen Reise. Was die sich anhäufenden komischen Träume erklären könnte.
Dies nach langer Zeit ein kleines Lebenszeichen von meiner Seite her. Es läuft gut, ich komme voran. Wie lange ich hier bleibe oder wohin ich künftig getragen werde, dass weiss nur der Wind…
Ja, die Schweiz ist vermutlich für jeden Nichtschweizer ein finanzieller Schock 🙂 Da blutete sogar mir als relativ gut verdienender der Geldbeutel 🙂
Nicht nur für Nichtschweizer. Auch für Schweizer, die lange nicht mehr in der Heimat waren…