29.05.2016 – … 487 km. 3’746 Höhenmeter. Eine Weile ist es her, das Leben weg von der Strasse bringt nicht mehr so viele Abenteuer mit sich. Die Arbeit geht voran und langsam aber sicher kehre ich in ein normales Leben zurück. Mit einigen Rad-, Wander- und Sammeleinlagen.

Route: Mahlberg – Rust – Weisweil – Breisach am Rhein – Neuenburg am Rhein – Staufen im Breisgau – Todmoos – Wehr – Bad Säckingen – Wallbach – Leibstadt – Weiach – Forch – Davos (Zug)

29.05. – 22.07.2016. Etwas Gutes hat ein mobiles Büro, man ist flexibel. Ich kombiniere das Arbeiten mit dem Besuch meiner Freunde in Deutschland. Nach fast einem Monat in Mahlberg mache ich mich auf den Weg in den Schwarzwald. Zwei Tage dauert die Reise, dabei bekomme ich auch hier wieder die tolle Gastfreundschaft eines Warmshower Mitgliedes zu spüren. In Staufen darf ich bei Bernd wohnen, in einem Zimmer mit bestem Ausblick auf die Burg von Staufen.

Kilometerzähler des Rheins

Und natürlich darf etwas Süsses zum Dessert nicht fehlen

Das Radfahren in Deutschland ist einfach, die Radwege und die Beschilderung sind toll. Die Radwege spuken einem einfach nie da aus, wo man es erwartet. Ich habe mir eine tolle Skizze von Staufen gemacht, damit ich die Adresse von Bernd finde. Doch fahre ich natürlich nicht auf der Hauptstrasse in das Dorf ein, sondern auf einem Nebenweg. Wieder einmal muss ich nach dem Weg fragen. Eine Frau mit Fahrrad ist mir gleich behilflich, fährt mich sogar zur nächsten Kreuzung, dann lädt sie mich auch noch zu sich nach Hause ein. Ich könne die Nacht bei ihr verbringen. Ich erkläre ihr kurz das wirklich geniale System von Warmshowers – sie selbst hat auch schon kurze Radreisen unternommen – und dass ich erwarte werde. Aber auch in Europa gibt es durchaus sehr spontane und gastfreundliche Leute.

Slow Motion

Nach vielen flachen Kilometern fahre ich seit langem wieder einmal eine Bergetappe. Die Steigungen in den Schwarzwald sind lange und haben es teilweise gut in sich. So viel gestiegen bin schon lange nicht mehr an einem Tag. Daher wundert es nicht, dass ich ziemlich kaputt in Todmoos ankomme. Dort erwartet mich ein freudiges Wiedersehen mit meiner Freundin Katharina und ihrer Tochter Marie. Und natürlich Django, dem eher phlegmatischen Dobermann-Windhund-Mischling. In Katharinas Atelier kann ich mir mein neues Büro einrichten. Zum Arbeiten komme ich aber nicht mehr allzu oft. Katharina ist hochschwanger, meine Anwesenheit kommt zum perfekten Zeitpunkt. Ich werde zum Hundewalker, überrede ihn ab und zu zum Joggen. Kommt Marie nach Hause, helfe ich ihr bei den Hausaufgaben. Ich koche und natürlich darf der freundschaftliche Austausch nicht fehlen. Irgendwann in dieser Zeit findet die Fussball-EM statt, welche wir farbenfroh unterstützen.

 

Dann komme ich noch auf die Idee, Armbänder zu knüpfen. Natürlich Colorfishes. Die Bucharbeit geht weiter voran, aber sehr, sehr langsam. Übrigens, die Armbänder und meine velobotones sind beim Koffermarkt vom 10. Dezember in Uster anzutreffen. Merkt euch dieses Datum, falls ihr in der Nähe seid und vorbeischauen wollt!

 

Ich bin sehr beschäftigt mit vielem, ausser vielleicht mir mir selbst. Oder zu wenig. Die Rückkehr nach einer so lange Reise ist nicht einfach, ich habe viele Zweifel, was ich nun machen soll oder will, geschweige denn wohin ich soll. Ich träumte immer von einer weiteren Reise nach Asien, in ein paar Jahren. Daran halte ich fest. Dabei lasse ich etwas viel Wichtigeres aus den Augen. Das du, das ich und das wir.

23.07. – … Nach 6 Wochen in Todmoos wird es Zeit, weiterzuziehen. An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an Katharina und Marie! Ihr seid grossartig! Django natürlich auch! Ich verlasse den schönen Schwarzwald und bald befinde ich mich wieder ein der heissen Rheinebene. Ich finde ein nettes Heim für eine Nacht bei einer sehr netten Warmshower Familie in Wallbach. Inklusive sich treiben lassen im Rhein. Dem Reihen folge ich wieder ein Weile, bis ich wieder langsam in Richtung Zürich abbiege. Eine letzte steile Steigung bringt mich wieder zu meinem Bruder nach Forch.

Sonnenblumen lachen mich an

Dort wechsle ich nur kurz das Gepäck und mit dem Zug geht es weiter nach Davos. Wenn ich einen Ort Heimat nenne, dann wohl am ehesten diesen. Hier bin ich geboren, hier bin ich aufgewachsen. Und endlich gebe ich mir die Zeit, anzukommen. Das hätte ich vielleicht schon viel früher tun sollen. Aber jetzt bekomme ich die nötige Ruhe, um zu denken, über mich und die Zukunft nachzudenken. Keine einfache Sache, zumal wieder einmal alles anders gekommen ist, als ich gedacht habe. Ich verbringe viel Zeit in den Bergen. Dort fühle ich mich wohl. Ich bin weit gereist und muss doch zugeben „zu Hause“ ist es auch schön!

Die schöne Heimat

 

Es gibt nicht nur Berge, sondern auch Pilze und Beeren. Und viele Kindheitserinnerungen. Es war wirklich schön, hier aufzuwachsen. Vieles lasse ich wieder aufleben, wie das Pilze sammeln. Immer wieder gibt es leckere Abendessen mit frischen Eierschwämmen, bei meinen fast täglichen Spaziergängen stärke ich mich mit Heidelbeeren, Walderdbeeren oder Himbeeren. Gibt es etwas Besseres als diese gleich vom Strauch zu essen?

Siesta mit Alpenblick

Auf der Suche…

Aber die meiste Zeit ist natürlich Arbeiten angesagt. Die erste Fassung des Buches ist mittlerweile geschrieben, ich lasse die Worte nun etwas setzen, bevor es an die Überarbeitung geht. Ein Bildband ist in Arbeit und ich bin auf Jobsuche… das normale Leben hat mich fast wieder und ist schlussendlich auch nicht so schlecht. Mal sehen, wohin es mich führen wird…