03.–06. September 2023. 4 Tage, 62 km, 3190 m Aufstieg, 2900 m Abstieg. Der erste Schmugglerpfad führt mich vom Unterengadin nach Italien und weiter ins Val Müstair. Highlight ist klar der spektakuläre Felsenweg durch die Uina-Schlucht. Dazu gesellen sich wunderbare alpine Landschaften, Pässe, Seen, Gletscher, Flora und Fauna.
Route: Sent, Sur-En (Unterengadin)–Val Uina–Uina Dadaint–Uina Schlucht–Schlinig-Pass–Sesvennahütte–Fuorcla Sesvenna–Alp Sesvenna–S-charl–God da Tamangur–Alp Astras–Plan Mattun–Funtana da S-charl– Valbella–Süsom Givè (Ofenpasshöhe)–Davo Plattas–Jufplaun–Alp Mora–Val Mora–Valchava (Val Müstair)
Val Mora. Das zum Val Müstair gehörende Hängetal steht schon lange auf meiner Bucket-List. Eigentlich wollte ich das Tal in eine kleine Velotour einschliessen, aber irgendwie finde ich nichts passendes, zumal ich schön langer nicht mehr auf dem Bike sass und diese Gegend doch etwas Kondition erfordert. Mit einer Wanderung sieht etwas anders aus.
Beim Studium der Wanderkarte stosse ich schnell auf den Nationalpark-Panoramaweg, dem ich zumindest für eine Weile folgen kann. Diese 7 Tage dauernde Tour startet in Sur En im Unterengadin. Und ich stosse auf den Schmugglerpfad durch die Uina-Schlucht. Mein Heimatkanton Graubünden grenzt an drei Länder: Italien, Österreich und das Fürstentum Liechtenstein. Grenznah gibt es viele Schmugglerpfade und einige habe ich schon länger im Wander-Auge. Ich überlege mir lange, mit dem Zelt zu laufen, entschiede mich dann aber doch für eine Hütten- und Hoteltour. Auch das Wetter macht mir den Start wieder einmal etwas schwer. Heftige Regenfälle haben einige Murgänge ausgelöst, Wanderweg im Unterengadin bleiben gesperrt. So auch die Uina-Schlucht. Das gibt mir etwas mehr Zeit fürs Hüttenstudium, und als die Schlucht wieder freigegeben wird, habe ich meine drei Übernachtungen gebucht. Das nimmt auch immer etwas Zeit in Anspruch, zumal viele Hotels eher klein sind und nicht immer verfügbare Plätze haben. Diesmal hat aber zum Schluss alles geklappt. Und die Wettervorhersage sieht sehr vielversprechend aus. Sonniges Spätsommerwetter!
Etappe 1: Sent, Sur En – Sesvennahütte
13 km, 1259 m Aufstieg, 115 m Abstieg, ca. 4,5–5 h
So startet meine erste Schmugglertour bei leicht bedecktem Himmel in Sur En im Unterengadin. Der Waldweg führt bald in guter Steigung nach oben. Mal im engen Val Uina, dann wieder hoch über der Schlucht. So gewinne ich an Höhe und erreiche die Alp Uina Dadaint, wo man in den Sommermonaten im Berggasthaus einkehren kann. Nach der Alp öffnet sich der Blick auf die steilen Felswände der Uina-Schlucht. Ein schmaler Wanderweg führt nun durch den Wald und zu den Felswänden hoch.

Im Val Uina

Wandern macht glücklich

Buzzy times

Abwarten

Die Alp Uina Dadaint

Erster Blick hinauf zum Felsenweg
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wurde ein etwa 600 Meter langer Weg in die Kalkfelswand gesprengt, um die Schlucht passierbar zu machen. Der spektakuläre Felsenweg «Il Quar» führt teilweise unter der herausragenden Felswand hindurch, bietet einmalige Blicke in die Tiefe und ist fast durchgehend mit Seilen und Geländern gesichert. Auch zwei kurze, unbeleuchtete Tunnels werden hoch über der Schlucht passiert. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier gefragt. Auf diesem Zugang zum italienischen Südtirol wurden noch in den 1970er Jahren Kaffee und Zigaretten geschmuggelt.
Eineinhalb Jahrhunderte hindurch, seit Beginn des 19. Jahrhunderts an bis weit in das 20. Jahrhundert hinein, stellte das Schmuggeln eine wichtige Erwerbsquelle für die Bevölkerung dar. Geschmuggelt wurde eine breite Palette von Waren, insbesondere Lebens- und Genussmittel, die es erlaubten, gute Geschäfte zu machen und das Leben in den früher sehr kargen Bergtälern angenehmer zu gestalten.
Obwohl Bilder dieses Erlebnis nicht so ganz wiedergeben können, hier ein paar Eindrücke des Felsenwegs:
Nach der Schlucht wird die Landschaft wieder offen und grün, ich gelange auf die Weideflächen der Alp Sursass, wo viele Kühe grasen. Auf einer Höhe von ca. 2300 Metern erreiche ich das Schliniger-Hochmoor sowie den Schlinigpass und überquere die Landesgrenze nach Italien. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Sesvennahütte. Sesvenna, das ist ein rätoromanisches Wort, es bedeutet „Wo die Sonne an den Fels klopft“.

Ende der Uina-Schlucht

Das Schliniger-Hochmoor
Doch zuerst erblicke ich die alte Pforzheimer Hütte, die gleich neben zwei kleinen Bergseen steht. Erbaut im Jahre 1900 im Auftrag der Sektion des DAV (Deutscher Alpen Verein), erlebte die Schutzhütte eine wechselvolle Geschichte. Eröffnet wurde die Hütte am 16. Juli 1901, damit war der Meilenstein für die touristische Erschliessung der Schlinigtals gelegt. Weil die Hütte damals von der Schweiz her nur schwer zu erreichen war, suchte die Sektion Pforzheim bald nach Möglichkeiten, eine Verbindung zu erstellen. Bald kam die Idee eines Felsenweges auf, welche die Sektion bis ins Detail planen, bauen und im Jahre 1910 fertigstellen liess. Der Felsenweg durch die Uina-Schlucht ist bis heute eine faszinierende und technische Meisterleistung.

Erster Blick auf die alte Pforzheimer Hütte

Die Pforzheimer Hütte spiegelt sich im kleinen Bergsee
1918 – nach dem ersten Weltkrieg – kommt Südtirol zu Italien und damit geht auch die Pforzheimer Hütte in Staatsbesitz über. Von dem Zeitpunkt an wurde die Hütte bis zu ihrem Brand in den 60iger Jahren hauptsächlich als Stützpunkt für die italienische Finanzwache genutzt, um dem regen Schmuggler- und Wilderer-Aufkommen Einhalt zu gebieten. Das nach dem Brand unbewohnbar gewordene Bauwerk wurde von nun an dem Verfall preisgegeben. In den Jahren 1979–1981 wurde als Ersatz vom Südtiroler Alpenverein das heutige Schutzhaus «Sesvenna» erbaut, da eine Rückgabe der Pforzheimer Hütte von Seiten der Staates nicht für möglich gehalten wurde.
Es sollte anders kommen: im Jahre 1988 wurde die alte Hütte, zusammen mit vielen anderen Staatsimmobilien, dem Land Südtirol übertragen. Nun galt es, eine aus Sicherheitsgründen behördlich genehmigte Abrissverfügung zu verhindern, handelt es sich doch bei der Hütte unter anderem um eine hochalpines Bauwerk, welches sich – als eines der wenigen im Alpenraum – noch in seinem ursprünglichen Zustand befindet und zusammen mit der Uina-Schlucht eine sehr interessanten, geschichtlichen Hintergrund hat. Ein Förderverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, das mittlerweile unter Denkmalschutz gestellte Gebäude zu restaurieren und einem kulturellen Zweck zuzuführen, doch da scheint bis zum heutigen Zeitpunkt nicht viel passiert zu sein. Schade, denn das Steingebäude ist wunderbar gelegen, mit direktem Blick auf die Ortler-Alpen.

Betreten verboten! Die Hütte ist weiter dem Zerfall überlassen.

Wunderbarer Blick in die Ortler-Gruppe
Auf der Sesvennahütte treffe ich auf eine andere Solo-Wanderin, Caroline. Sie wandert die sieben Etappen des Nationalpark-Panoramawegs. Wir essen zusammen zu Abend. Als ich mein Bett in der Sesvennahütte gebuchte hatte, waren noch nicht so viele Betten belegt. Doch die Hütte scheint nun auch an diesem Sonntag ziemlich gut gebucht zu sein. Ich lande mit zwei Bikern in einem Zimmer. Von der italienischen Seite her ist die Sesvennahütte viel einfacher zu erreichen, auch mit dem Bike oder E-Bike. Mit dem Nachtessen trumpft die Hütte nicht. Es gibt eine sehr wässrige Suppe, danach ein bisschen Salat mit undefinierbaren, gebratenen Knödelresten und zum Dessert ein Joghurt. Einen richtigen Wanderer-Hunger würde man damit nicht stillen, aber es ist erst Tag 1. Da hält sich dieser noch in Grenzen. Früh gehe ich schlafen, bald treffen meine beiden Zimmerkollegen ziemlich lautstark ein. Ich befürchte schon ein riesiges Schnarchkonzert, doch es hält sich in Grenzen. Dafür bleibt es nicht beim reinen Schnarchkonzert, es wird ungeniert und regelmässig mit Fürzen und Rülpsern bereichert.
Etappe 2: Sesvennahütte – S-charl
11 km, 640 m Aufstieg, 1100 m Abstieg, ca. 4 h
Das Frühstück in der Sesvennahütte ist im Gegensatz zum Nachtessen sehr gut. Ich werfe nochmals einen Blick auf die Pforzheimer Hütte, das Gebäude und seine Lage faszinieren mich. Dann beginne ich über Alpweiden und durch Geröllblöcke hindurch den Aufstieg. Über eine steile, rutschige Rinne erreiche ich eine Ebene. Die Landschaft wird immer karger, aber auch jetzt im Spätsommer sticht immer mal wieder eine farbige Blume heraus. Ich erreichen den Furkelsee und verweile dort eine Weile, weil es so schön ist. Ein letzter steiler Anstieg bringt mich auf die Fuorcla Sesvenna auf 2818 m. Hier überquere ich wieder die Grenze von Italien in die Schweiz.

Die Pforzheimer Hütte am Morgen

Vor der steilen und rutschigen Rinne

Nach der Rinne, weitere Wanderer folgen

Auf der Hochebene mit Blick auf den Föllakopf

Beim Furkelsee, im Hintergrund der Föllakopf

Ein später Frühlings-Enzian

Auf der Fuorcla Sesvenna mit Blick auf den Lago Sesvenna und den Furkelsee
Zur linken Seite liegen der mächtige Piz Sesvenna, der Muntpitschen und der Fernerspitz. Über einen steilen Abstieg geht es hinunter zu den Gletschervorfeldern des stark zurückgegangenen Sesvenna-Gletschers. Zahlreiche kleine Bäche schlängeln sich durch die Ebene und füllen den grün-weissen Lai da Sesvenna. Auch dort verweile ich lange. Danach folgt eine steinige, rutschige und sehr steile Rinne. Überall liegt frische Gams-Losung. Zu Gesicht bekomme ich die Tiere nicht. Aber wenn sie mir beim Abstieg zusehen würden, würden sie sich wohl kaputtlachen. Runterlaufen ist nicht wirklich mein Ding, vor allem wenn der Weg steil ist. Da meldet sich schnell mein dreifach operiertes Knie.

Blick auf den Vadret da Sesvenna

Kahle Landschaft und kleine Seelein

Der Gletschersee Lai da Sesvenna

Ein Platz zum Verweilen

In der Rinne

Blick zurück zur Rinne, zu sehen im linken Bildteil
Nach der Rinne wird der Boden wieder grüner und der Weg flacher. Ich folge der rauschenden Aua Sesvenna. Es folgt eine Querung durch einen Legföhrenwald. Je weite nach unten ich komme, desto grösser werden die Bäume. Ich überquere die Hänge der Alp Sesvenna, wo gerade ein geschossener Rehbock auf einen Fiat Panda geladen wird. Über eine Alpstrasse gelange ich ins Bergdorf S-charl. Im 19. Jahrhundert wurden hier Blei- und Silberminen betrieben, heute lebt das Dorf vom Tourismus.

Die Aua Sesvenna und der Legföhrenwald

Die Föhren werden grösser

Es herbstelt langsam

Ankunft in S-charl
Es ist erst 14 Uhr, aber mein Zimmer im schönen Hotel Crusch Alba ist schon bezugsbereit. Nun, ich bekomme sogar ein Zimmer-Upgrade in ein Zimmer im Haupthaus. Schuhe ausziehen, Füsse hochlagern und dann duschen. Die Temperaturen sind auch in den Bergen relativ hoch und bei den Aufstiegen kommt man gut ins Schwitzen. Da kommt eine Dusche schon gelegen. Dann gibt es eine grosse Apfelsaftschorle und einen Kaffee. Abends teile ich mir wieder einen Tisch mit Caroline und wir lassen den Tag Revue passieren.

Das schöne Hotel Crusch Alba

In den Gassen von S-charl
Etappe 3: S-charl – Süsom Givè (Ofenpasshöhe)
15 km, 750 m Aufstieg, 430 m Abstieg, ca. 5,5–6 h
Der Weg folgt eine Weile dem wilden Bergbach Clemgia durch das Val S-charl. Mit dem Velo könnte man der Schotterstrasse einfach folgen, dies ist Teil der Mountainbike-Route 1. Ich biege ab und über einen schmalen Weg steige ich hoch zum Naturwaldreservat God da Tamangur. Im höchstgelegenen geschlossenen Arvenwald Europas sind einige Bäume bis zu 800 Jahre alt. In den hohen Lagen und im rauen Klima wachsen sie nur sehr langsam. Heute kann sich der Wald frei von menschlichen Eingriffen natürlich entwickeln.

Weg entlang der Clemgia

Farbige Berberitzen

Jäger sind heutzutage mit dem Velo unterwegs

Wilde, rote Johannisbeeren

Morgendliche Tautropfen

Intensive Farbtupfer

Aufstieg zum God da Tamangur

Arve im God da Tamangur

Zwischen den Arven wachsen Heidelbeeren

Die Bäume sind bis zu 800 Jahre alt
Auf der Alp Astras beraten sich die Jäger und ich treffe auf einen Berner-Mountainbiker. Wir unterhalten uns eine Weile über die Trails, dann verlasse ich den Nationalpark-Panoramaweg und biege rechts ab. Ein kurzer Anstieg bringt mich auf die Hochebene Plan Mattun. Bald werde ich von den Murmeltieren ausgepfiffen, doch die Kleinen scheinen mich noch nicht als Gefahr zu sehen und ich kann ihnen lange beim Spielen zusehen.

Die erste gelbe Lärche

Violette Feld-Enziane

Junge Murmeltiere
Der Weg steigt weiter an und ich führt kurz an einigen Skimasten vorbei. Der Ortler rückt wieder ins Blickfeld und im schönen Valbella mache ich eine lange Mittagspause mit Blick auf den weissen Berg. Der Wanderweg umrundet den Munt da la Bescha und bald beginnt der Abstieg. Immer wieder werde ich von Bikern überholt. Nun, überholen kann man dem nicht sagen, denn dazu ist der Weg zu schmal. Biker erwarten, dass Wanderer aus dem Weg gehen, das meist ohne jeglichen Hinweis, sprich rufen, anständig fragen oder einer Klingel. Das hier fleissig gebikt wird merkt man auch dem Weg an, der ist gut ausgewaschen und im Abstieg rutschig und mühsam. Dafür ist der Ausblick in das wilde Tal und den Piz Nair wunderbar. Man könnte noch einen kleinen Aussichtsberg besteigen. Ich laufe einfach zur Abrisskante und werfe einen Blick ins Tal und nach Buffalora. Dabei sehe ich ganz viele Edelweisse. Wie schön!

Wandern mit dem Ortler im Rücken

Wilde Landschaft mit Blick zum Piz Nair

Fluffige Wegelagerer

Hier ist Rücksichtnahme gefragt

Edelweisse
Bald säumen Föhren und Lärchen den schmalen Bergpfad und immer wieder eröffnet sich der Blick auf den Ortler. Schlussendlich lande bei Süsom Givè, was soviel wie hohe Schluter bedeutet. Dort steht auf der Ofenpasshöhe das gleichnamige Gasthaus Süsom Givè, mein heutiges Etappenziel. Hier erwartet mich eine einfach absolut geniale Regendusche, ein sehr feines und günstiges Nachtessen und der Ausblick ins Val Müstair und in Richtung Nationalpark. Und obwohl das Gasthaus direkt an der Ofenpass-Strasse liegt, ist die Nacht absolut ruhig und stockfinster.

Blick nach Buffalora

Wieder kommt der Ortler ins Blickfeld

Fransen-Enziane

Abendstimmung in Richtung Nationalpark

Abenstimmung mit dem Ortler

Das Gasthaus Süsom Givè
Die Wettervorhersage ist immer noch «warm und sonnig», daher plane ich etwas weiter. Soll ich doch nicht ins Val Mora und dafür weiter auf dem Nationalpark-Panoramaweg? Ich prüfe die Unterkunftslage, doch das sieht ungünstig aus. Dafür buche ich mir meine nächste Unterkunft in einem anderen Schmuggelpfad-Gebiet.
Etappe 4: Süsom Givè (Ofenpasshöhe) – Valchava (Val Müstair)
22,5 km, 531 m Aufstieg, 1259 m Abstieg, ca. 6 h
Ich bin schon früh auf und geniesse die tolle Morgenstimmung. Danach gibt es ein sehr leckeres Früshstück, das beste der ganzen Tour mir vielen lokalen Produkten und das erste Mal mit firschen Früchten. Die kommen auf Wanderungen oft etwas zu kurz.

Der Herbst ist nah

Tolle Morgenstimmung in Richtung Val Müstair

Die Suzuki von Süsom Givè und der Ortler
Der Wander-Tag beginnt mit dem Aufstieg zum passähnlichen Davo Plattas. Durch ein unwegsames Flussbett im Val Murtaröl führt der Weg weiter auf die wunderschöne Hochebene Jufplaun. Nach der Überquerung der Hochebene öffnet sich zum ersten Mal der Blick auf das Val Mora. Das ist also das Tal, das ich unbedingt sehen wollte.

Aufstieg zum Davo Plattas

Blick von dieser Talseite auf Buffalora

Auf der Hochebene Jufplaun

Auch hier wachsen die Edelweisse gleich am Wegrand
Der Abstieg erweist sich erneut als mühsam. Der Weg ist bereits sehr abgenutzt und extrem rutschig, da er stark von Bikern befahren wird. Einmal rutsche ich aus und falle hin, mit etwas Glück breche ich mir nicht das Handgelenk. Irgendwann wird man aud einigen Wanderwegen nicht mehr laufen können, das sie nicht mehr begehbar sind.

Erster Blick ins Val Mora
Endlich im Tal angekommen, könnte ich rechts wieder in Richtung Italien abbiegen. Hier wurde wahrscheinlich nicht geschmuggelt, denn das Livigno wurde 1805 von Napoleon aufgrund seiner besonderen Lage, zur zollfreien Zone erklärt.
Ich passiere die Alp Mora, hier gibt es Erfrischungen, doch ich laufe weiter, denn der heutige Weg ist noch weit. Bald wandere ich auf einer Schotterstrasse durch das Val Mora. Es ist tatsächlich ein schönes Tal. Aber wie vermutet, hätte ich es besser mit dem Fahrrad besuchen sollen. Fahrräder sind auch an diesem normalen Mittwochmorgen da, und zwar in Massen. Ganze Schwadronen rasen auf mich zu, ohne die Bremsen ihrer gemieteten E-Bikes auch nur ein einziges Mal zu berühren und lassen mich jedes Mal in einer Staubwolke zurück. So viel zum Thema Fair-Trail. Nun, der einzige, der bremst, ist der Berner Biker, den ich schon am Vortag getroffen hatte. Die Welt ist klein und erneut unterhalten wir uns eine Weile, bis er der Mountainbike-Route 1 weiter ins Livigno folgt.

Im Val Mora

Ein Staub-Bike-Schwadron ist im Anfahren

Wasserfall beim Abstieg
Zu Fuss zieht sich der Weg durchs Val Mora lange dahin. Ich stelle mir das Tal in mystischer Nebelstimmung vor und ohne Biker vor. Dann folgt der Abstieg. Zuerst auf der Schotterstrasse. Diese ist steil und der Aufstieg mit einem bepackten Bike wäre sicher ziemlich fordernd. Später folge ich einem schmalen Pfad durch den Wald in den Talboden und dann öffnet sich der Blick auf Valchava. Ich bin froh, dass der Ort bald erreicht ist. Meine Füsse tun weh, darum nehme ich den kürzesten Weg, denn eigentlich wollte ich nach Sta. Maria. So kann man Wandern absolut als Leidenschaft bezeichnen, die Leiden schafft. Zumindest an meinen Füssen. In Valchava habe ich noch viel Zeit, bis das nächste Postauto kommt. Ich setzte mich mit dem Rücken zur Sonne auf einen Parkplatz und lasse mein nasses Shirt trocken. Dabei lasse ich die vier vergangenen Tage Revue passieren. Schön war es, sehr schön sogar.

Valchava ist nicht mehr fern

In den Strassen von Valchava

Das reiche bemalte Hotel Central und meine beiden Leidenschaften
Aber ich muss sagen, dass das Val Mora definitiv mit dem Fahrrad erlebt werden sollte und dass ich besser eine weitere Etappe des Nationalpark-Panoramawegs gelaufen wäre. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Der Schmugglerpfad durch die Uina-Schlucht hingegen war einsame spitze und wirklich absolut spektakulär. Dazu gehört auch die Geschichte der alten Pforzheimer Hütte. Na dann, auf mehr Schmugglerpfade…
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