11. – 24.11.2014. Ein peruanisches Highlight fehlt mir noch, Machu Picchu. Das hole ich an dieser Stelle nach. Das Fahrrad bleibt in Juliaca, ich reise per Bus nach Cusco. Von dort geht’s ins Valle Sagrado und zu den Inka-Stätten Pisac und Ollantaytambo sowie zum berühmten Machu Picchu. Der Besuch, obwohl viel zu touristisch, lohnt sich auf jeden Fall. Und Cusco eignet sich gut, um danach noch ein paar faule Tage anzuhängen.

Wir schreiben schon fast das Jahr 2015 und ich finde endlich Zeit, die Einträge vom November aufzubereiten… Tja, so geht das manchmal.

11.11.2014. Mit leichtem Gepäck mache ich mich also auf den Weg nach Cusco. Fahrrad und das meiste Gepäck sind sicher bei Geovanni verstaut, ich mache mich mit einer Tasche auf den Weg zum Terminal. Das geht am einfachsten per Mototaxi und bald schon sitze ich im bequemen Bus. Die Fahrt dauert „nur“ 6 Stunden, aber ich bin es nicht gewohnt, so lange an einem Ort stillzusitzen. Zudem ist die Luft schlecht und bald habe ich höllische Kopfschmerzen. Bei Regenfall erreiche ich schliesslich Mitte Nachmittag Cusco und mache mich gleich auf den Weg zum Hostal Estrellitea, der inoffiziellen Casa de Ciclistas von Cusco. Und es tummeln sich einige Radler in dem Haus rum. Das ist schön und sorgt für manch gute Unterhaltung.

12.11.2014. Der Grund meiner Reise nach Cusco ist die immer noch ausstehende Besichtigung von Machu Picchu. Irgendwie bin ich grundlos etwas gestresst, will das Ganze so schnell wie möglich hinter mich bringen. Im Hostal treffe ich einen Brasilianer, der am Folgetag per Bus loszieht. Aber der Herr redet mir zuviel. Ich wandere etwas durch die Strassen von Cusco. Eine wirklich schöne Stadt, wenn auch etwas zu touristisch. Natürlich will ich auch noch auf den berühmten Berg Huayna Picchu steigen, so trete ich ich eine Reiseagentur rein. Die verkaufen die sauteuren Gesamtpakete mit Zug und allen Eintritten. Und interessanterweise hat es für den 13. noch 11 freie Plätze für den Huayna. 5 Minuten später noch 5. Ich entscheide mich schnell, nehme das Paket und die Señorita bucht. Ufff, was für ein Glück. Am Nachmittag soll ich nochmals vorbeischauen und die Tickets abholen. Jetzt kann ich es ein bisschen lockerer nehmen. Später gehe ich wieder in die Reiseagentur. Ich müsse noch ein wenig warten, eine andere Chica sei gerade am bezahlen. Diese kommt bald zurück. Mit schlechten Nachrichten. Sie hat zu spät bezahlt. Früher hatte man anscheinend als Agentur 6 Stunden Zeit zum bezahlen einer Reservation, jetzt nur noch 4 Stunden. Und die waren vorüber. Jetzt steht sie da mit einem Eintritt für Machu Piucchu, aber nicht für den Huayna Picchu. Und den Berg wollte ich ja eigentlich. Aber die Bahntickets sind auch schon gekauft. Ich bin etwas stinkig, wir diskutieren noch eine Weile rum, vielleicht gibt’s noch Tickets für den Berg Machu Picchu. Aber dann müssten sie mein Ticket verkaufen und ein neues kaufen. Am liebsten würde ich einfach alles sausen lassen, ich hatte das teure Paket ja nur wegen den Huayna Picchu bezahlt. So hätte ich auch die güstige Variante mit Bus und laufen in Angriff nehmen können. Na ja. Mein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Obwohl auch ein etwas frustrierendes…

13.11.2014. Um 8.45 Uhr soll der ganze Spass losgehen, ich warte bei der Catedral. Da taucht auch bald eine Señora auf und ich meine, meinen Namen zu hören. Mit zwei anderen Touristen folge ich ihr, dann ein ziemliches Chaos und schlussendlich sitze ich in einem Bus. Inmitten von Brasilianern. Ob dies wohl die richtige Gruppe ist? Egal. Bald unterhalte ich mit meinem Nachbarn, klar, Brasilianer. Zu dem ganzen Paket gehört auch der Besuch der Inka-Stätten von Pisac und Ollantaytambo. So fährt der Bus langsam ins Grün des Valle Sagrado. Bald erreichen wir Pisac. Diese Inka-Ruinen zählen zu de best erhaltenden und bedeutendsten archäologischen Fundstätten Perus. Die Anlage umfasst neben dem Fort einen religiösen Bereich mit dem Sonnentempel. Eine lange Treppe führt hinauf bis zum höchsten Plateau. Dort fanden Archäologen den Intihuatana, jenen Felsblock, wo nach Glauben der Inka  die Sonne angebunden war. Daneben besteht Pisac aus der eigentlichen Stadt, dem Wohnbezirk. In den porösen Felsen gegenüber kann man grosse Löcher feststellen. Die Mausoleen der Toten. Tausende sollen in den Felswänden begraben sein. Die künstliche angelegten Terrassen nahe der Ruinen zeugen von der landwirtschaftlichen Nutzung der Berghänge.

Blick über die Terrassen von Pisac

Terrassen und Wohngebäude

Terrassen

Wohngebäude

Eine typische Inkamauer

Danach geht’s per Bus weiter nach Urubamba. Dort gibt’s utlratouristisch ein Mittagsbuffet. Nur leider steht mein Name nicht auf der Liste, somit habe ich keinen Voucher. Zum Glück steht alles auf meiner Quittung. Nach langem Warten darf ich auch noch essen gehen. Und zu meinem Erstaunen gibt es da wirklich sehr lecker Dinge. Aber der Busfahrer ist ziemlich im Stress, so wirklich geniessen kann ich das Essen nicht. Aber für zweimal Dessert reicht es… Bald düsen wir weiter nach Ollantaytambo. Das Dorf ist das einzig verbliebene Beispiel für die Stadtplanung der Inkas. Die engen Gassen befinden sich noch in ihrem ursprünglichen Zustand und bilden 15 rechteckige Flächen, sogenannte Chancas, die von Mauern umgeben sind. Innerhalb dieser Mauern befinden sich die Gebäude und darin wird auch noch weitgehend gelebt.

In den engen, geraden Gassen von Ollantaytambo. Die rote „Fahne“ zeigt an, das es hier rote Chica (Maisbier) zu trinken gibt

Auf der bergzugewandten Seite von Ollantaytambo befindet sich ein imposanter Inka-Komplex. Auf Grund seiner ausserordentlich starken Mauern wird er Fortaleza gennant. Ein irreführender Name, denn die Stätte hatte hauptsächlich einer religiöse Funktion. Über die steilen Treppen entlang der Terrassen geht es hoch zum religiösen Zentrum, dem Sonnentempel mit der Wand der sechs Monolithen. Danach wandern wir weiteren Terrassen entlang wieder runter in den Wohnkomplex mit den verschiednen Bädern, u.a. dem Bad der Prinzessin.

 

Nach der Besichtigung des Komplexes bleibt noch eine Menge Zeit bis zur Zugabfahrt um 9 Uhr. Zum Glück habe ich Gesellschaft von zwei brasilsichenischen Jungs, so vergeht die Zeit mit Kaffeetrinken und Herumspazieren. Und um 9 Uhr ist es dann soweit, ich sitze im wohl teuersten Zug der Welt (na ja) in Richtung Aguas Calientes. Die Sitze sind sehr bequem und es gibt viel Beinfreiheit. Und nach dem anstrengenden Tag fallen mir bald die Augen zu. Nun, es gibt draussen sowieso nichts mehr zu sehen. Zwei Stunden später fährt der Zug im schwül-feuchten Aguas Calientes oder Machu Picchu Pueblo ein. Gemäss Agentur soll ich hier abgeholt werden, doch da ist niemand. Bald sind alle Touristen weg und ich mache mich auf die Suche nach meinem Hotel. Das nennt man Scheiss-Organisation. Die Einheimischen haben nicht gerade grosse Ahnung von ihrem Dorf und ich werde noch etwas in der Gegend rumgeschickt. Ahhh! Dann bin ich endlich im Hotel, die Chica ganz besorgt. Man würde mich suchen. Von dem habe ich nichts gemerkt. Nun sollte ich noch den Guia treffen, doch der ist nicht da und nicht erreichbar. Puhh! Es ist schon nach Mitternacht, als man mir mitteilt, dass ich mich um 8 Uhr mit der Gruppe „Rot“ beim Eingang von Machu Picchu treffen soll. Ich glaube es langsam fast nicht mehr. Nun, das Bett ist bequem, die Nacht kurz.

14.11.2014. Um 5 Uhr klingelt schon wieder mein Wecker. Ich gehe frühstücken, draussen prasselt der Regen nieder. Der erste Bus fährt um 6 Uhr in Richtung Machu Picchu, und der ist inklusive. So stelle ich mich bald in die lange Schlage. Doch es wird zügig abtransportiert und bald bin ich oben. Und um 6.30 Uhr erhasche ich den ersten Blick auf das so umschwärmte Machu Picchu. Sonnenaufgang gibt’s heute keinen, es nieselt leicht. Aber ich muss sagen, dieser erste Blick ist schon beeindruckend. Dann wander ich etwas umher um mich um 8 Uhr mit meiner Gruppe zu treffen. Der Guia weiss natürlich nichts von mir, das verwundert mich hingegen nicht mehr. Es dauert noch einer ganz Weile bis die Reisegruppe zusammengestückelt ist, dann geht’s los. Immerhin ist der Guia nicht schlecht, nimmt sich Zeit und erklärt gut und viel.

Die Stadt wurde auf einem Granitfelsrücken in ca. 2’400 m Höhe zwischen dem „Alten Berg“ (Machu Picchu) und dem “Neuen Berg“ (Huayna Picchu) ca. 600 Meter über dem Flusstal des Rio Urubamba errichtet und nach dem „Alten Berg“ benannt. Der ursprüngliche Name sowie Sinn und Zweck der Anlage sind bis heute unbekannt. Es kursieren aber viele verschiedene Theorien. Und jeder Guia erzählt eine etwas andere. Die Erbauung erfolgte einer Theorie zufolge um ca. 1450 unter dem Inka-Herrschern Pachacútec Yupanqui. Als die spanischen Eroberer unter der Führung von Pizzaro ca. 100 Jahre später Machu Picchu immer näher rückten, wurde die Stadt aufgegeben. Doch es passierte etwas unerwartetes. Machu Picchu wurde von Pizzaro übersehen, weil er nichts von dessen Existenz wusste. Erst im Jahre 1911 entdeckte der amerikanische Forscher Hiram Bingham die zu dem Zeitpunkt im Urwald versteckte Stadt auf der Suche nach Vilcabamba. Bingham war allerdings nicht wirklich der erste europäische Entdecker der Anlage. Unter anderem kam ihm der Deutsche Augusto Berns im Jahr 1867 zuvor, aber auch früheren Karten fanden sich schon Hinweise.

Die Stadt umfasste 216 steinerne Bauten, die auf Terrassen gelegen und mit einem System von Treppen verbunden waren. Der landwirtschaftliche Sektor von Machu Picchu besteht aus Anbauterrassen, die wie Treppenstufen am Hang des Berges angelegt sind. Dort wurden Mais, Kartoffeln und andere Gemüsesorten zur Versorgung der Stadt angebaut. Allerdings reichten die Flächen Schätzungen zufolge aus, um 10.000 Menschen zu ernähren, also zehnmal mehr als die Einwohnerzahl des Ortes. Im unteren Bereich dieses Sektors befinden sich Bauten, die als Kornspeicher oder Wohnhäuser für die Bauern dienten, so genannte Colas. Die meisten Terrassen sind mit ihren in die Mauern eingebauten kleinen Wasserablauföffnungen und etwa 3000 Stufen ebenso bis heute erhalten, wie die Kanalverbindung von der außerhalb der Stadtanlage befindlichen Wasserquelle zu den Brunnenbecken, die Aussenmauern der Tempel und die zum Teil mehrgeschossigen Wohnbauten.

Im städtischen Sektor von Machu Picchu sind Anlagen für jede Kategorie der Inka-Gesellschaft zu finden. Der Inka lebte in einem Königspalast innerhalb des für den religiösen Kult bestimmten Bereichs, in dem sich auch mehrere Tempel befinden, darunter der Sonnentempel, der Haupttempel und der Tempel der Drei Fenster.
Intihuatana, der Sonnenstein, ist das Hauptelement der Zitadelle. Es besteht aus einem Block mit einer glatten, ebenen Fläche und einer Art Observationsstand, von dem aus die Priester die Sterne und den Lauf der Sonne beobachten konnten, um den Kalender für die landwirtschaftlichen Arbeiten festzulegen. Unterhalb von dieser „Warte“ liegt der zentrale Platz, auf dem Feste und Zeremonien stattfanden.

 

Nach 6 Stunden in den Ruinenalagen und einem Spaziergang zur Puente del Inka bin ich langsam müde. Ich setze mich noch eine Weile hin, lasse das Ganz auf mich einwirken und bestaune die schellen Bewegungen der Nebelwolken.

Draussen will ich mich in den Bus setzen, doch genau das Ticket ist nicht im Paket enthalten? Und kaufen tu ich es bestimmt nicht. So mache ich mich über die Treppen auf den Rückweg nach Aguas Calientes. Ich renne fast den Berg runter und komme bei der hohen Luftfeuchtigkeit bald ins Schwitzen. In Aguas Calientes möchte ich etwas essen, doch die Preise sind nicht sehr einladend. Für einen Hamburger reicht es. Dann spaziere ich noch etwas durch den Ort. Nichts schönes. Irgendwo hatte ich gelesen: Eine schreckliche, kommerzgesteuerte, chaotische Ansammlung von Bauruinen und Geschmacklosigkeiten! Das trifft es nicht schlecht zu. Um 15.30 Uhr setzt ich mich dann wieder in den Nobelzug. Diesmal sogar mit Ausblick und Tageslicht. Doch mir fallen schon bald wieder die Augen zu. In Ollantaytambo steht dann tatsächlich ein Señor mit Schild un meinem Namen drauf am Bahnhof. Ich bin fast geschockt. So geht’s per Minibus wieder zurück nach Cusco und das Abenteuer Machu Picchu findet sein Ende.

Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, die Inkaruine anzusehen. Sie hat ganz bestimmt eine ganz besondere Magie. Aber würde ich den Ausflug nochmals machen, dann ganz ohne Stress und günstig per Bus und zu Fuss.

15. – 20.11.2014. Wieder in Cusco, ist der Stress plötzlich weg und mit der Abreise habe ich es nicht mehr so eilig. Mag an dem guten Essen oder der angenehmen Gesellschaft im Hostal Estrellita liegen. Fürs gute Essen oder den guten Kaffee möchte ich an dieser stelle nur zwei Orte erwähnen. Im „Green Point“ an der Calle Carmen Bajo #235, einem veganen Restaurant gibt es für 10 Soles ein absolut geniales Mittagsmenu mit frischem Salat von der Salatbar, Suppe, Hauptgang, Dessert und Getränk. Die Speisen sind immer frisch und sehr vielfältig, das Personal extrem freundlich. Absolut empfehlenswert! Und im gemütlichen „Café Laggart“ an der Calle Tandapata #101 fühle ich mich auch sehr wohl, es duftet meist nach frisch gebackenem Brot oder Süssigkeiten und der Kaffee ist sehr fein. Zudem fühlt man sich dort als Radfahrer gut aufgehoben, Tisch sind aus Rahmen und Rädern zusammengebaut. Der Besitzer ist selbst ein begeisterter Radfahrer. So lässt es sich gut verweilen. Als ich mich dann auf zum Terminal mache, um mein Ticket nach Juliaca zu kaufen, bekomme ich sogar nochmals zwei Tage Cusco verdonnert. Die Strasse ist wegen einem Streik für 48 Stunden geschlossen. Nun, es gibt schlimmere Orte, um noch zwei Tage zu verbringen…

Cuscos berühmteste Gasse

Souvenirs und alte Inkamauern

Die Plaza de Armas bei Nacht

Im Laggart Cafe

21. – 24.11.2014. Schon in Cusco hatte das Kratzen im Hals angefangen, im Bus nach Juliaca kommt der Rest der Erkältung dazu. So komme ich etwas verschnupft wieder bei Geovanni an. Eigentlich wollte ich so bald als möglich weiterfahren, aber ich nehme gerne noch ein paar Extratage Auszeit, um die Erkältung auszukurieren. Vielen Dank Geovanni! Am 24.11. fahre ich mit Geovannis Kollegin Niza per Bus nach Puno. Da es auf der Ostseite des Lago Titicaca keinen peruanischen Grenzposten gibt, muss ich hier aufstempeln. Das geht schnell und reibungslos. Nun bleiben mir inklusive heute noch 5 Tage um an die Grenze zu kommen. Das sollte reichen…

Mit Geovanni und Niza beim vorweihnachtlichen Panettone-Essen

Und hiermit wünsche ich allen eine fröhliche Weihnacht!