23.06. – 05.07.2019. 671 km. 17’227 Höhenmeter. Schweiz und einige Kilometer im Lichtenstein. Man muss nicht immer in die Ferne schweifen, um Schönheit und Freiheit zu erleben. Auch in der Heimat gibt es epische Routen, Landschaften und Aussichten! Und mit Sicherheit auch ein paar gute und steile Anstiege!

Route: Chur – Disentis – Oberalppass – Andermatt – Furkapass – Gletsch – Grimselpass – Innertkirchen – Grosse Scheidegg – Grindelwald – Kleine Scheidegg – Lauterbrunnen – Stechelberg – Interlaken – Grünenbergpass – Sörenberg – Glaubielenpass – Giswil – Brünig – Hasliberg – Meiringen – Innertkirchen – Sustenpass – Altdorf – Flüelen – Klausenpass – Glarus – Ziegelbrücke – Ricken – Wattwil – Hemberg – Schwägalp – Wildhaus – Buchs – Chur

Hier die ungefähre Route auf der Karte. Google map war aber absolut nicht fähig, den Wanderweg von Wengen nach Lauterbrunnen irgendwie zu erfassen. Aber fahrbar ist der steile Weg, zumindest von Wengen her kommend…

 

«Und, was machst du in den Ferien?»
«Ich fahre mit dem Fahrrad etwas durch die Schweiz.»
«Ach so, du bleibst in der Schweiz.»

Genau das tue ich, denn meist wird die eigene Heimat doch etwas unterschätzt. Immer muss es in die Ferne gehen – Jetlag, Magenprobleme und grosse CO2-Fussabdrücke werden dabei herzlich willkommen geheissen. Wenn die Schweizer wüssten, was sich vor der eigenen Haustüre alles verbirgt…

Meine zweite Alpen Tour beginnt wie schon im letzten Jahr vor meiner Haustüre in Chur. Das sind im Moment noch meine «Bedingungen», ich starte vor der Haustür und kehre auch fahrend dahin zurück. Etwas streng, ich weiss…

Im vergangenen Jahr bin ich etwa dreimal auf dem Rad gesessen, jetzt keuche ich in der gerade eintreffenden Hitzewelle die ersten Hügel hoch. Die Schweiz hat ein sehr gutes Netz an Radwegen, doch um die Hauptstrassen zu meiden fährt man oft ziemlich im Zeug rum, irgendwo steil hoch, um dann irgendwo wieder steil runter zu bremsen. Immerhin hat es keinen Verkehr auf diesen Wegen. So sammeln sich die ersten Höhenmeter ziemlich bald und ich frage mich an dieser Stelle ganz kurz, ob meine neue Alpen Tour nicht etwas zu ambitioniert ist, für so wenig «Training». Aber erstaunlicherweise strampeln diese Beine ganz gut und bald ist mit dem Oberalppass die erste Passhöhe erreicht.

Blick in die Ruinaulta auf dem Weg nach Versam

Genau meine Geschwindigkeit, egal ob horizontal oder vertikal…

Die erste Passhöhe der Tour ist erreicht

In Andermatt beginnt der nächste Anstieg auf den Furkapass. Während ich die Strasse hochkurble dampft unten im Talboden die Furka-Dampfbahn den Hang hoch. Die Passhöhe habe ich lange vor mir im Blickfeld, doch die Strasse zieht sich dahin. Nach dem obligaten Passfoto geht es wieder runter, dabei sehe ich die Abfahrt des Furka und auch schon die Auffahrt des Grimselpasses. Bald stehe ich vor dem ehrwürdigen Hotel Belvedere, dass sich da etwas vor sich hinrottend mit seiner Rundung in die Kurve schmiegt. Wie in so vielen Passhotels ist auch hier der Betrieb eingestellt. Die Bus-Touristen werden trotzdem in Massen abgeladen und besuchen die angegliederte Gletschergrotte. Diese wird jedes Jahr aufs Neue in den Rhonegletscher geschlagen, obwohl auch dieser schon viel bessere Zeiten gesehen hat, ist er doch in den letzten Jahren sehr stark zurückgegangen. Ich erreiche Gletsch und fühle mich wie in einem Backofen. So heiss ist es. Ich gönne mir eine erste kalte Cola und ein paar Minuten Pause.

Soldanellas auf dem Weg zum Furkapass

Die Passhöhe ist in Sichtweite, aber die Anfahrt dauert

Auf dem Furkapass, höchster Pass dieser kleinen Alpen Tour

Im Blickfeld die Abfahrt des Furka und die Auffahrt zum Grimsel

Das altehrwürdige Hotel Belvedere

Ich fahre diese Tour mit einer komplett neuen Strategie, nachdem ich im letzten Jahr nach jedem Mittagessen mit unerträglich starken Bauchschmerzen zu kämpfen hatte. Diese zeigten sich übrigens auch schon während meiner Panamericana -Tour, aber in sehr geringer Häufigkeit. Ich verzichte diesmal komplett auf das Mittagessen, esse einfach in sehr regelmässigen Abständen eine Frucht, Energieriegel oder gesalzene Erdnüsse. Und diese Snacks befinden sich in der neuen Rahmentasche, die mir eine findige Person geschenkt hat. Wohlwissend, dass ich gerne viel Zeugs mit mir rumschleppe… Und um es vornweg zunehmen, die Umstellung ist glücklicherweise erfolgreich, kein einziges Mal habe ich Bauchschmerzen!

Ja, und Coca Cola darf es dieser Tage auch sein. Dann mache ich mich an die 400 Höhenmeter bis zum Grimselpass. Mit viel Verkehr, jetzt vor allem Lastwagen fährt es sich nicht mehr so angenehm. Umso angenehmer ist die Aussicht auf der Passhöhe. Nach dem schneereichen Winter und einem sehr kalten Mai liegt in den höheren Lagen immer noch viel Schnee, der Totensee ist noch fast komplett zugefroren. Nur ein paar blaue Stellen geben den Blick auf das eiskalte Wasser frei. Ach, mir gefällt es hier oben wahnsinnig gut und ich stelle mich schon ein paar ganz wunderbare Nightscapes vor. Verschwitzt und stinkend trete ich ich das schöne Hotel auf der Passhöhe und Frage nach dem Zimmerpreis. CHF 145.– pro  Nacht. Für die Location eigentlich ganz ok, aber ich mache mich etwas wehmütig trotzdem an die Abfahrt. Diese führt am Grimselsee vorbei, bald ist der gewaltige Staudamm sichtbar. Eine eindrückliche Landschaft und die verschiedenen Grün- und Blautöne der Seen sind wunderschön anzusehen.

Abfahrt vom Furka und Auffahrt zum Grimsel

Mit ein paar Kollegen auf dem Grimselpass

Die Kapelle und die Nonnen vom Grimselpass

Der Totensee auf dem Grimselpass ist noch gut zugefroren

Der Grimselsee und im Hintergrund der Räterichsbodensee

Der Grimselsee mit dem Staudamm

In Innertkirchen auf dem netten Camping Grund lasse ich den Tag ausklingen, dort treffe ich auch wieder auf eine Radlerin, die mich am Morgen überholt hatte. So verbringe ich einen kurzweiligen Abend in Gesellschaft von Katja, sie gerade auf dem Heimweg von einer sechswöchigen Europatour und zuvor war sie ein Jahr in Asien unterwegs. Für Gesprächsstoff ist also gesorgt. 

Von Innertkirchen mache ich mich an den Aufstieg auf die Grosse Scheidegg. Das ist in etwa so wie vollbepackt von Chur auf den Calanda hochzufahren… Das Steigen geht ganz gut, aber die Hitze ist einfach erschlagend. Erschlagend ist auch die Aussicht, die sich mir bald auftut. Vergletscherte Berge, einfach wunderschön! Nach der Schwarzwaldalp ist die Strasse für den Verkehr gesperrt. Aber Obacht, das Postauto darf fahren! Ich schiebe bald ein wenig, die Strasse wird mit 18% Neigung ziemlich steil. Dem Wetterhorn entlang arbeite ich mich den Berg hoch, die Kulisse ist beeindruckend. Bei einem Schneefeld tauche ich fast wortwörtlich in das verbliebene Weiss ein. Wenigstens ein wenig Abkühlung. Noch mehr davon gibt es auf der Passhöhe, natürlich mit einer Cola. Denn wirklich kühl ist es auch auf 2000 m auch nicht mehr. Die nun folgende Abfahrt ist genauso spektakulär, bald mit Sicht auf den Eiger. Dieser ist auch in Grindelwald sehr präsent, von überall blickt man auf den gewaltigen Berg. 

Well- und Wetterhorn bei Rosenlaui

Aufstieg mit Blick auf das Wetterhorn

Blick auf Grindelwald mit dem dominanten Eiger, in der Schlucht ist das Gross Fiescherhorn sichtbar.

Ich habe in Grindelwald noch eine ganz andere Mission zu erfüllen. Wie immer fahre ich mit einem langärmligen Baumwollhemd, genauso wie ich es seit Jahren tue. Ist bei der starken Sonneneinstrahlung einfach das Beste. Wie immer kaufe ich diese Hemden günstig in einem lokalen Laden, hier in der Schweiz geschah dies bei H&M. Tja, und das erste Mal in all den Jahren werde ich durch das Hemd hindurch total verbrannt. Wer hätte das gedacht. Auf jeden Fall muss hier dringend ein neues Hemd her. Zur Sicherheit wähle ich einen sehr dicken Stoff, günstig ist das Teil natürlich auch nicht. Aber immerhin erfüllt es wieder anstandslos seinen Zweck. Und ein Souvenir von Grindelwald darf ja auch mal sein.

Die Sternenhimmel sind jede Nacht wunderbar, in Grindelwald schäle ich mich mitten in der Nacht sogar aus dem Zelt. Die Milchstrasse ist wunderbar über dem Eiger sichtbar, aber die Lichter des Dorfes stören doch zu stark. Die Nightscapes muss ich wohl doch auf ein ander Mal verschieben. Vielleicht bin auch einfach zu müde, wer weiss…

Von Grindelwald folgt der Anstieg auf die kleine Scheidegg. Auch hier eindrückliches Alpenpanorama vom Feinsten. Der Aufsteigt erfolgt entlang der berühmten Eiger Nordwand. Die letzten Kilometer sind wieder sehr steil, auf diesem Schotterabschnitt stossen sogar die Biker. Bei mir dauert das Ganze dann einfach ein bisschen länger. Auf der kleinen Scheidegg, die man auch mit der Zahnradbahn erreichen kann, wuselt es nur so von Touristen. Ich setze mich in den Schatten und bestaune das Szenario eine Weile, mein Rad ist bald von einer Gruppe total vermummter Japanern umringt. Von hier aus geht es mit der Zahnradbahn weiter auf das Jungfraujoch – Top of Europe. Das überlasse ich den Touristen, ich mache mich an die Abfahrt, mit der besten Aussicht der ganzen Tour. Das Dreigestrin Eiger, Mönch und Jungfrau präsentiert sich in voller Pracht vor mir. Was für ein wunderschöner und gewaltiger Anblick. Es ist wirklich auch in der Schweiz atemberaubend schön. Immer wieder halte ich und nehme den Anblick in mir auf. Hier oben findet im Winter das berühmte Lauberhornrennen statt, ich verliere eher langsam an Höhe und befinde mich bald in Wengen. Von hier führt ein sehr steiler und kurviger Pfad runder nach Lauterbrunnen. Dort geniesse ich bald den Blick auf den berühmten Staubbachfall.

Wie kann man bei einem solchen Panorama nicht total happy sein?

Ein Panorama der Kleinen Scheidegg, einfach wunderbar

Beeindruckende Abfahrt am Fusse des Dreigestirns Eiger, Mönch und Jungfrau

Einfahrt nach Lauterbrunnen mit dem berühmten Staubbachfall

Um diesen Ort etwas weiter zu erkunden, möchte ich hier einen Ruhetag einlegen. Da aber auf den Campingplätzen fast nie Schatten vorhanden ist – bei der Hitze einfach ein Muss – fahr ich zur Touristeninformation und frage nach einem Zimmer. Nun, Lauterbrunnen ist total ausgebucht! Das hätte ich jetzt gerade nicht erwartet, doch die Dame ist sehr hilfreich, telefoniert lange rum und schliesslich ist ein Zimmer für mich aufgetrieben… in Stechelberg. Ich bin müde und kämpfe mich wirklich die 5 Kilometer zu der Häuseransammlung hoch. Viel hat es in Stechelberg nicht, ein paar Häuser, ein Camping und ein Hotel. Und in eben dem Hotel kann ich im «Personalhaus» in einem einfachen Zimmer sehr günstig übernachten. Das Bad teile ich mit dem polnischen Burschen, der dort arbeitet. Die Gegend da hintern ist sehr schön und an Wasserfällen mangelt es auch da nicht. Eine perfekte Kulisse für einen Tag Nichtstun!

Auch in Stechelberg fallen die Wasser

Eine wunderbare Wandergegend, wenn man nicht gerade ruhen will

Über Lauterbrunnen, Interlaken geht es weiter nach Habkern. Dort nehme ich den Grünenbergpass in Angriff. Dieser wurde mir von den einen wegen seiner Schönheit empfohlen, Katja hatte mich gewarnt, dass die Abfahrt mit grossen Steinblöcken durchsetzt ist. Die Auffahrt ist sehr steil, bald schiebe ich, da ich schiebend etwa genauso schnell wie fahrend bin. Mit dem grossen Vorteil, dass ich laufend die lästigen und stechenden Bremsen besser erschlagen kann. Ich treffe auf ein Mountainbiker-Paar: «Hast du per Zufall eine Pumpe.». Klar hab ich eine Pumpe. So kann ich den beiden aushelfen und bald schiebe ich weiter. Die Passhöhe ist irgendwo unspektakulär im Grünen, dann beginnt die Abfahrt. Die ist wie vorhergesagt ideal für ein Fully-Mountainbike, aber mit vollbeladenem Tourenbike ist es eher eine Qual. Lange stosse ich rumpelnd mein Rad runter, dann fahre ich über nette Nebenstrassen durch die Gegend. Irgendwann hab ich keine Ahnung mehr, wo ich genau bin. Ein junger Bauer hilft und ich fahre zum Kemmeriboden. Ich bin müde und gönne mir eine Cola. Zudem treffe ich an diesem Tag zum Dritten mal auf den selben Moutainbiker. Als er hört, dass ich noch nach Sörenberg will, meint er: «Das willst du dir wirklich noch antun?». Nun, ja, will ich eigentlich. Ich fahre los, höre wie ein paar Leute sagen, da geht es jetzt dann aber den Berg hoch… und so ist es. Immer steiler wird es, bald schiebe ich über groben Schotter. Bei einer Alp sehe ich eine Frau und frage, ob es hier nicht ein Plätzchen für mein Zelt gäbe. «Hmmmm, schwierig, es ist halt wegen den Kühen.» Tja, die Schweizer sind eben nicht Latinos, die sind da unkomplizierter. Denen wären die Kühe egal, wie mir auch. Ich schiebe weiter hoch, dann kann ich wieder fahren und irgendwann geht es runter. Sörenberg, ich habe es geschafft!

Rumplige Abfahrt vom Grünenbergpass

Von Sörenberg geht es weiter hoch auf den Glaubenbielenpass. Dort folgt eine lange Abfahrt nach Giswil. Irgendwann muss ich die Bremsen nachziehen, ein ganz kurzer Dreh am Rädchen. Autsch! Voll den Finger verbrannt! Dass die Bremsen sehr heiss werden ist mir bekannt, aber das sogar das Plastikrädchen glühend heiss wird merke ich mir ab heute auch. Von Giswil geht es um den schönen Lungerer See nach Lungern. Auf der alten Brünigstrasse mit ihren 14% arbeite ich mich auf den Brünig hoch und über den Hasliberg lande ich bald wieder in Meringen und schliesslich in Innertkirchen.

Das kleine Rädchen hat mir gerade den Finger verbrannt

Aufstieg zum Brünig mit Blick auf den Lungerer See

Wichtiger Moment des Tages, Abendessen kochen!

Ein kleiner Camp-Besucher

Dieser Loop über den Grünenbergpass war ganz abenteuerlich, landschaftlich schön aber nicht spektakulär. Aus meiner Sicht kann ich ihn nur sehr bedingt empfehlen. Dafür umso mehr was jetzt folgt. Der Sustenpass. Als ich am Morgen losfahre ist es schwarz im Tal hinten, bald grollen Donner neben mir. Hm, das finde ich nicht so angenehm, viel angenehmer hingegen ist die Temperatur. Das erste Mal ist es nich schon am Morgen drückend heiss. Wahnsinn, wie viel leichter es sch so hochfährt! In Gadmen ist die Strasse nass und es riecht nach Regen. In einem kleinen Café trinke ich einen Kaffee – jaja, es ist etwas kühler heute – und schwatze mit dem Besitzer. Der Pass war am Wochenende das erste Mal offen in diesem Jahr und der Verkehr sei die Hölle gewesen. Heute ist Montag, da habe ich schon mehr Glück. Obwohl auch jetzt fahren Motorradfahrer und Sportwagenbesitzer wie Vollidioten den Pass hoch. Respekt für Radfahrer haben wenige… und die 1,5 Meter Überholdistanz, von der haben vor allem Schweizer wohl noch nie etwas gehört. Denn erstaunlicherweise überholen Fahrer mit ausländischen Kennzeichen mit viel grösserem Abstand. Hat die Schweiz da noch Nachholbedarf? Denn eine Information in irgendeiner Art habe ich noch nie gesehen. Einfach überhaupt nirgends!

Die Wolken bewegen sich keinen Millimeter, auf dem Susten bleibt es grau. Ein paar Rennradfahrer kehren um. Doch dann paff, es kommt Bewegung in die Sache und schnell öffnet sich der Himmel. Wohl extra für mich… haha! In Gadmen hat es übrigens auch einen ganz nett aussehenden Zeltplatz mit viel Bäumen, sprich Schatten. Kurve um Kurve arbeite ich mich hoch, von Berner Seite aus sind Pässe wie der Susten oder der Grimsel ziemlich happig. Beim Susten steigt man 1600 m in die Höhe. Doch er ist sehr angenehm zu fahren, nie wirklich steil. Und die Landschaft gefällt mir sehr gut, so macht das Hochfahren noch viel mehr Spass. Zumal die Fotostopps auch immer eine kleine Pause anbieten. Immer wieder fahre ich durch kurze Tunnels, und die Aussicht auf den Steingletscher ist genial. Der Susten öffnete erst am 26. Juni und auf der Passhöhe liegt auch noch sehr viel Schnee. Die andere Seite ist landschaftlich komplett anders, grün. In Wassen treffe ich wieder im Tal ein und später fahre ich schön der Reuss entlang nach Altdorf und Flüelen.

Wasserfall und Tunnel auf dem Weg zum Sustenpass

Toller Ausblick auf den Steingletscher

Ein bisschen Schnee hat es noch auf der Susten-Passhöhe

Zufall, aber doch sehr aussagekräftig. Manchmal würde man sie einfach gerne wegkicken!

Abendstimmung in Flüelen

Die Wettervorhersagen waren für den Dienstag immer sehr schlecht, darum ruhe ich nochmals einen Tag in Flüelen. Doch das Sommerwetter ist nicht so gut vorhersehbar, der Dienstag ist ganz schön, dafür gewittert es am Mittwochmorgen heftig. Ich warte eine Weile ab, mache mich dann aber auf den Weiterweg. Ich muss, denn ich habe ja limitierte Zeit. Das ist immer noch sehr gewöhnungsbedürftig, denn normalerweise würde ich hier ohne zu überlegen einfach einen Tag anhängen… Der Regen hat aufgehört, doch die Luft ist so satt und schwül, dass ich nur vom rumstehen nass bin. Der Anstieg auf den Klausen ist bei dieser feuchten Hitze eher unangenehm. Es klebt alles, bald tropft es von überall her. Langsam geht es in das Schächental hinein und nach Unterschächen wird im Tal unten der Stäubifall sichtbar. Sehr gross ist er nicht, aber auch aus der Distanz ist die gewaltige Kraft des Falles spürbar. Dies Strasse wird sehr eng und rechts fällt sie steil ins Tal ab. Obwohl es ein Geländer hat fahre ich lieber etwas weiter links… In Richtung Passhöhe erblicke ich das Sardonagebirge und das Martinsloch. Beim Hotel Passhöhe ist die Passhöhe noch nicht erreicht, es geht noch etwas weiter hoch. Die Abfahrt vom Klausen ist um einiges spektakulärer, kleine Alphäuschen nisten in den Kurven und bei der Klus fällt das Wasser in zwei Fällen über den steilen Fels, darüber thronen die Clariden. Bald ist der Urnerboden erreicht, die grösste Alp der Schweiz, wo im Sommer tausende von Kühen frei herumlaufen. Mir steht nur eine im Weg und die ist sehr kooperativ und geht auf die Seite. Nach dem Urnerboden geht es in den Kanton Glarus, bald mit Blick in das Linthtal. Der Linth folge ich später nach Glarus und weiter bis nach Ziegelbrücke.

Der Stäubibachfall auf dem Weg zum Klausen

Auf dem Klausenpass, dem letzten richtigen Alpenpass dieser Tour

Blick zurück zum Urnerboden, der grössten Alp der Schweiz

Einfach schön!

Früher Morgen in der Nähe von Glarus

Feuerlilien irgendwo an der Linth auf dem Weg nach Ziegelbrücke

Ein letzter Schlenker liegt auf dieser Tour noch drin, will ich die Ferientage doch voll auskosten. Über den zu verkehrsreichen Ricken gelange ich nach Wattwil, von dort führt die Strasse steil nach Hemberg und Urnäsch. Ich erhasche einen kurzen Blick auf die Spitze des Säntis. Am nächsten Tag, als ich mich auf den Weg auf die Schwägalp mache – der wirklich letzte Pass, wenn auch nur ein Voralpenpass – verbirgt sich der Berg im Nebel. Über das schöne Toggenburg erreiche ich Wildhaus und nach einer guten Abfahrt bin ich wieder im Hitzekessel Rheintal angelangt, in Buchs.

Die sanften Hügel des Toggenburgs

Auf der Schwägalp

Die Schwägalp ist eine Ziegenalp

Da oben versteckt sich die Spitze des Säntis

Gemütliches Radeln auf dem Weg nach Wildhaus

Auf der Zielgeraden, yeah!

Buchs war mein Tagesziel, doch es ist noch früh. Erschöpft bin ich eigentlich und als ich das Schild sehe, Chur 47 km, werde ich noch etwas erschöpfter. Auf dem Rheindamm langweile ich mich schon nach 10 Minuten, so monoton ist das Fahren da oben. Immerhin bläst der Wind aus Norden, sprich ich habe leichten Rückenwind. Im Rheintal stehen die Chancen da jeweils 50/50. Ich mache einen kleinen Schwenker durch das Fürstentum Lichtenstein, ein neues Land für mein Rad, und verpasse trotzdem den angestrebten Campingplatz. Naja, jetzt liegt Chur doch schon fast in Reichweite, obwohl es hart werden wird. Aber den Rückenwind sollte man sich nicht verspielen, wohl der Hauptgrund für mein Weiterfahren. Und Zeit habe ich auch genug. Als Goodie will ich mir an der Tankstelle in Landquart ein Gatorade kaufen, ein weiteres Wundermittel in diesen heissen Tagen. Natürlich hat es genau an dieser Tankstelle kein Gatorade, auch sonst nichts Ähnliches. Ich kaufe mir eine Apfelsaftschorle und gehe in den letzten Kampf. Landquart – Chur. Die Strecke zieht sich wie immer dahin, ich kämpfe. Aber nach 110 Kilometern, 1500 Höhenmetern und knapp 9 Stunden im Sattel ist die Haustüre wieder erreicht. Ich bin kaputt, aber glücklich und um viele Eindrücke reicher. Am liebsten würde ich einfach weiter fahren, aber sicher nicht mehr heute…

Wer weiss, vielleicht ist der eine oder andere jetzt doch dazu inspiriert, seine Ferien vor der eigenen Haustüre zu verbringen… denn zu entdecken gibt es unendlich viel, auch ganz in der Nähe! Ich zumindest bin wieder einmal total begeistert!